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Findl-Ludescher Anni: Und führen wohin Du nicht willst
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Und führen wohin Du nicht willst
(Predigt in der Jesuitenkirche Innsbruck, am 7. Mai 2024)

Autor:Findl-Ludescher Anni
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2024-05-07

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Apg 10, 25-26.34-35.44-48

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“Und führen wohin Du nicht willst“.

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Dieser Buchtitel ist mir in den Sinn gekommen beim Nachdenken über die Geschichte, die sich zwischen dem Hauptmann Kornelius und Petrus abspielt. „Und führen wohin Du nicht willst“.

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Petrus hatte absolut nicht im Sinn, den Heiden die Botschaft von Jesus zu bringen. Er war voll und ganz damit beschäftigt, Juden zu missionieren, zu bekehren, zu taufen. Heiden hatte er nicht im Blick. Wie sollten die denn Jesus verstehen, wo sie doch seine ganze Geschichte und Tradition nicht kannten, nicht teilten? Petrus hatte die Heiden nicht einfach nur nicht im Blick, nicht auf dem Schirm, er war dagegen. Er war absolut dagegen, dass Heiden getauft wurden.

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Und heute in der Lesung hören wir, dass Petrus die Einladung eines heidnischen Hauptmanns annimmt, dass er in sein Haus geht, dort von Jesus und der neuen Lehre erzählt und dass er diesen Hauptmann und die ganze große Hausgemeinschaft letztlich tauft.

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„Und führen wohin Du nicht willst“.

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Genau das ist dem Petrus passiert. Kurz bevor die Gesandten des Kornelius kamen, hatte er eine Vision: Gott legt ihm eine Schale vor voll mit Tieren, die ein Jude nicht essen darf. Auf keinen Fall, strengstes Gebot, diese Tiere machen unrein. Gott befiehlt ihm, all das zu essen. Diese Aufforderung ist so unglaublich, Petrus kann nicht glauben, dass sie von Gott kommt, aber Gott ist beharrlich. Dreimal fordert er ihn auf zu essen. Und als dann die Boten kommen und ihn einladen zu Kornelius, da erkennt er die Bedeutung dieser Vision, dass er jetzt anders tun, anders denken und handeln muss, als er bisher geglaubt hat, anders als er es bisher für richtig gehalten hat. „Und führen wohin du nicht willst“.

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Er lässt sich führen, er springt nicht nur über seinen Schatten, er springt dabei über ganze Mauern und Zäune, die für ihn selbstverständlich und richtig waren. Was dann geschieht, haben wir gehört: Die beiden Protagonisten nähern sich einander – aufgeregt, aber mit Ehrfurcht. Gott führt sie zusammen. Das wissen beide. Beide sind nicht allein. Kornelius hat sein ganzes Haus versammelt und Petrus hat eine Gruppe von neu bekehrten Jüdinnen und Juden mitgenommen. Allein schon dass diese Juden in ein heidnisches Haus gehen, ist ein No-Go. Und dann kommt Heiliger Geist auf sie herab und Petrus ordnet die Taufe für alle an. Unglaublich. „Und führen wohin Du nicht willst“. Das haben sich vermutlich auch viele von denen gedacht, die mit Petrus mitgekommen sind. In der Bibel steht: Sie waren fassungslos. „Sie konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde.“

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Wie sehr wünsche ich mir das heute, dass Anführer von Gruppen, die verfeindet sind, die einen anderen Glauben haben, Interesse aneinander zeigen, dass sie sich Gottes Führung anvertrauen, und unerwartete, unglaubliche Schritte aufeinander zu machen.

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Ich wünsche, hoffe sehr und bitte Gott darum.

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Und gleichzeitig denke ich auch mich, auch uns hier in der Kirche in diese Geschichte hinein. Stellen Sie sich vor: Sie sind Petrus oder eine / einer von den neu bekehrten Christen, die mit ihm gekommen sind: Welche Grenzen, welche Mauern sind es bei Ihnen, die Sie bezwingen müssen? Welche Zäune gibt es bei Ihnen zu Menschen, zu Gruppen, die ein No-Go sind?

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Ich tu mir sehr schwer mit Menschen, die in Freikirchen beheimatet sind und dann auch noch politisch weit rechts stehen. Die sind alle getauft, aber innerlich spreche ich ihnen oft den Glauben ab.

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Was ist es bei Ihnen? Welche Mauern und Grenzen sind die Ihren? Was liegt in der Schale, die Gott Ihnen reicht und sagt: Iss!!

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„Und führen wohin Du nicht willst“. Helmut Gollwitzer, der Autor dieses Buches, beschreibt seine Erfahrungen im 2. Weltkrieg und in der russischen Gefangenschaft. Dass er nach Russland in Gefangenschaft kommt, das wollte er unbedingt verhindern, das war die schlimmste aller Vorstellungen und doch ist es so gekommen. Gollwitzer erlebt Schlimmes, aber nicht nur. 1951, als die Welt in Deutschland nur aus Gut und Böse zu bestehen scheint, aus Schwarz und Weiß, erzählt er in diesem Buch auch von menschlichen, kulturell interessierten und gebildeten Kommunisten. Und er spricht damals schon von der deutschen Schuld. Trotz allem und in allem, was er erlebt, deutet er diese Erfahrung als Führung Gottes und lebt nach dem Evangelium. 

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Lasse ich mich führen – von Gott führen - wohin ich nicht will? Und Sie? Sicher, das ist kein Alltagsprogramm, steht nicht auf dem wöchentlichen oder gar täglichen Kalender. Aber es gibt Momente, Zeiten im Leben, da ist genau das dran: Gebe Gott, dass wir diese Momente nicht übersehen, überhören, über spüren. Mit unserem Gott überspringen wir Mauern. Amen.

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