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Büchele Herwig: Jesus und die Öffentlichkeit
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Jesus und die Öffentlichkeit

Autor:Büchele Herwig
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:Die "Öffentlichkeit" stellt eine Macht eigener Art dar. Der Aufsatz verweist auf das dramatische Wechselverhältnis zwischen der Vielgestaltigkeit dieser Macht und der Lehre, dem Leben und dem Geschick Jesu.
Publiziert in:Theologische Quartalschrift 165 (1985) 14-28.
Datum:2002-05-03

Inhalt

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Vorbemerkung: Der Tübinger Exeget Martin Hengel hat vor Jahren schon den Wunsch geäußert, mit so manchen seiner exegetischen Arbeiten das bislang »nur sehr sporadische Gespräch zwischen der neutestamentlichen Theologie und der christlichen Sozialethik zu intensivieren«. Mit diesem Beitrag möchte ich von seiten der christlichen Sozialethik in dieses Gespräch eintreten. Die Exegeten scheinen mir bisher dem gerade auch für eine christliche Sozialethik so bedeutsamen Phänomen der »Öffentlichkeit« im Neuen Testament nicht Beachtung genug geschenkt zu haben. Das Ziel dieser Arbeit gilt dem Versuch, die Thematik der Öffentlichkeit im Neuen Testament in einigen bedeutsamen Aspekten freizulegen. Was mein methodisches Vorgehen betrifft, so bediene ich mich nicht der historisch-kritischen Analyse, sondern gehe vom vorliegenden Text der Evangelien und somit von einem gesamtbiblischen Fragehorizont aus. Die Frage, ob die einzelnen zitierten Texte auf den »historischen Jesus« zurückgehen, wird also bewusst ausgeklammert. Dies scheint mir von der exegetischen Tradition der »Väter« und der mittelalterlichen Theologen her durchaus legitim und aus einer sozialethischen Perspektive äußerst interessant zu sein. Ob die hier vorgelegten Thesen auch einer historisch-kritischen Rückfrage nach Jesus standhalten, dies zu prüfen, wäre sicher die Aufgabe der Fachexegese. Es würde mich freuen, wenn dieser Aufsatz für den einen oder anderen Exegeten eine Anregung bedeutete, die hier dargelegte Position zu beurteilen, zu erweitern und allenfalls auch zu vertiefen. (1)

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Hinführung: Offenbarung als öffentliches Geschehen

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Jesu Leben (»Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege«, Joh 18, 37) ist von Grund auf Kund-gabe, Offen-legung, Ent-deckung des absoluten Umsonst der göttlichen Liebe, Offenbarung ihrer Freiwilligkeit und Herrlichkeit, ihrer ungreifbar-unbegreiflichen, grenzenlos-grenzenbrechenden Freiheit zur Welt. Im Sich-Veröffentlichen tut Gott den unverfügbar ersten Schritt, und sein »Medium« (der fleischgewordene Logos) ist die Botschaft: »Wer mich sieht, der sieht den Vater« (Joh 14, 9).

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Christlicher Glaube bekennt das Offenbarwerden der verborgenen Wahrheit Gottes, die Gott selbst ist, in Jesus Christus für die Welt, die gesamte Menschheit. Inkarnation ist in diesem Sinne die personale Veröffentlichung des innertrinitarischen Geheimnisses des absoluten Lebens, der unendlichen Freiheit und unermesslichen Freude Gottes selbst.

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Jesu Dasein wird erst zum Zeichen der Scheidung und Entscheidung, als Jesus aus dem Privatbereich seiner Familie heraustritt und »öffentlich« seinen Anspruch verkündet. »Jesus war etwa 30 Jahre alt, als er zum ersten Mal öffentlich auftrat.« (Lk 3, 23).

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Unter »Öffentlichkeit« verstehen wir die uns Menschen »gemeinsame Welt«; jenen Raum, in dem alles für jeden sichtbar und hörbar ist; jenen Raum, der einerseits einzelnen und Gruppen (leichter oder schwerer) zugänglich ist, andererseits alle betrifft und für alle (ob bewusst oder nicht) von grundlegender Bedeutung ist.

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Die trinitarische, öffentliche Selbsterschließung Gottes wendet sich als erlösende Botschaft nicht bloß an einige esoterische Kreise, sondern über Israel an alle Menschen. Sie spricht nicht nur die verborgene Innerlichkeit des Menschen an, sondern meint die Heiligung aller Daseinsbereiche - die gesellschaftlichen nicht ausgenommen. Diese zweifach-eine Konsequenz ist in dem universellen Anspruch der Botschaft Jesu begründet.

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I. Zum exegetischen Befund

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1. Jesus und die Macht der Öffentlichkeit seiner Zeit

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Jesu öffentliches Wirken - die für alle hörbare, freie Predigt und die für alle sehbaren Zeichen - bewirkt, dass das Volk zusammenströmt. Das Wort Jesu ist Ereignis und Tat. In der Verkündigung des Reiches Gottes erhebt er einen unvergleichlichen, analogielosen Anspruch in einer einzigartigen, unableitbaren Vollmacht. »Jesus wagt es, Gottes Willen so geltend zu machen, als stünde er selbst an Gottes Stelle.«2 Die Zuhörer spüren die Macht seiner Rede; sie löst Staunen und Bestürzung aus (Mk 1, 22; Mt 7, 28 f); seine Botschaft in ihrer schöpferischen Mächtigkeit ist so intensiv und provokativ, dass sich ihr die Menschen nicht entziehen können. »Scharen von Menschen aus Galiläa, der Dekapolis, aus Jerusalem und Judäa und aus dem Gebiet jenseits des Jordans folgten ihm« (Mt 4, 25). (2)

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Jesus, der durch sein Lehren und Handeln bewußt Öffentlichkeit schafft, trifft in seinem Wirken auf die faktisch herrschende Öffentlichkeit seiner Zeit. Diese Öffentlichkeit spiegelt den »objektiven Geist« seiner Epoche wider, d. h. die Macht der geistig-geistlichen Strömungen und die äußere Macht derer, die den gemeinsamöffentlichen Raum beherrschen: Öffentlichkeit als Kampfplatz für die Durchsetzung verschleierter oder offenkundig egoistischer Interessen einzelner oder Gruppen, die in ihr ihre Macht-Ansprüche artikulieren.

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Die Macht der herrschenden, repressiven Öffentlichkeit in ihrer Vielgestaltigkeit, die sich der Botschaft Jesu entgegenstellt, zeigen zentrale Texte der Heiligen Schrift in aller Deutlichkeit auf. So heißt es Joh 12, 42 f: »Dennoch kamen sogar von den führenden Männern viele zum Glauben an ihn, aber wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht offen, um nicht aus der Synagoge ausgestoßen zu werden. Denn sie liebten das Ansehen (die Ehre) bei den Menschen mehr als das Ansehen (die Ehre) bei Gott.«

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Josef aus Arimathäa, »Mitglied des Hohen Rates« (Lk 23, 50 f), »war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich« (Joh 19, 38).

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»Und in der Volksmenge wurde viel über ihn hin und her geredet. Die einen sagten: Er ist ein guter Mensch. Andere sagten: Nein, er führt das Volk in die Irre. Aber niemand redete öffentlich über ihn, denn man fürchtete sich vor den Juden« (Joh 7,12 f).

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Die Eltern des geheilten Blind-Geborenen verleugnen Jesus aus Angst vor den »Juden«: »Wie es kommt, dass er jetzt sehen kann, das wissen wir nicht. Und wer seine Augen geöffnet hat, das wissen wir auch nicht. Fragt ihn doch selbst, er ist alt genug und kann für sich selbst sprechen. Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als den Messias bekenne, aus der Synagoge auszustoßen. Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt ihn doch selbst« (Joh 9, 21 ff).

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Die Jünger Jesu werden mit der gleichen Macht konfrontiert, der sie in der Stunde der Entscheidung erliegen. Sie verstummen vor ihr, ja sie werden durch sie buchstäblich absorbiert. In Lk 22, 33 bekennt Petrus noch: »Herr, ich bin bereit, mit dir sogar ins Gefängnis und in den Tod zu gehen« Später - ausgesetzt der Macht der öffentlichen Meinung - will er seinen Meister nicht mehr gekannt haben: »Ich kenne diesen Menschen nicht.«

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Herodes schützt anfänglich Johannes den Täufer vor seiner Frau Herodias, die Johannes töten lassen will (Mk 6,19 f), weil er die Wahrheit sagte. Auf einem Festmahl jedoch - eingeschüchtert durch die Zahl und das Prestige seiner Gäste - liefert Herodes Johannes den Täufer gegen seinen eigenen Willen an das Schwert. »Da wurde der König sehr traurig, aber weil er vor den Gästen einen Schwur geleistet hatte, wollte er ihren [Salomes] Wunsch nicht ablehnen« (Mk 6, 26).

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Die gleiche Struktur läßt sich in der Leidensgeschichte aufzeigen: Pilatus gibt der Erpressung der Masse nach. Er entledigt sich seiner Verantwortung, indem er sie öffentlich auf die Masse abschiebt und sich dadurch in dieser verliert. Er ist im Grunde ihr Gefangener; die Spielregeln seines Handelns sind von ihr vorgegeben. »Pilatus ließ Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blute dieses Menschen. Das ist eure Sache!« (Mt 27, 24).

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Jesus selbst flieht mehrfach vor der öffentlichen Gewalt (Mt 2, 13 f; Joh 7, 1 ff; 8, 59; 10, 39; 11, 54), um sich ihr erst dann zu stellen, wenn die »Stunde« gekommen ist. Jesus erfährt auch die andere Seite der Macht der Öffentlichkeit: ihre Schutzfunktion denen gegenüber, die »Schein«-Wirklichkeiten in aller Öffentlichkeit kritisieren. »Die Hohen Priester, die Schriftgelehrten und die übrigen Führer des Volkes aber suchten ihn umzubringen. Sie wussten jedoch nicht, wie sie es machen sollten, denn das ganze Volk hing an ihm und hörte ihn gern« (Lk 19, 47 f); »denn sie fürchteten sich vor dem Volk« (Lk 22,2; 20,19; 20,6). Die große Beliebtheit Jesu beim Volk wird zur Bedrohung für die Repräsentanten des Volkes: denn die »öffentlichen« Repräsentanten des Volkes leben von der öffentlichen Anerkennung dieses Volkes. Die Gefahr des Ausbleibens der Anerkennung ist so auch der Grund des Schutzes für Jesus. Die Angst der »Repräsentanten«, aus dem Versteck heraus ans Licht der Öffentlichkeit treten zu müssen, wird umgekehrt zum Schutz für Jesus.

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2. Jesus schafft Öffentlichkeit

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Durch seine Botschaft (= seine Existenz) stellt Jesus die herrschende Öffentlichkeit nicht bloß vom Standpunkt erhabener Kritik in Frage, sondern fordert sie durch sein öffentliches Dasein für sie, sie also durch das Ja der Liebe erlösend, heraus. Sein Nein zur »Schein«-Öffentlichkeit lebt aus dem grundlosen, liebenden Ja zum Menschen, den er dadurch an ihm selbst zusammen mit seiner Öffentlichkeit richtet. Darin erweist sich die öffentliche Relevanz seiner Botschaft, dass er die Menschen nicht als Momente oder Funktionen ihrer Öffentlichkeit anspricht, sondern in ihrer personalen Einmaligkeit und Unvertauschbarkeit, in der Tiefe ihres Ja oder Nein zu seinem (= Gottes) Ja zur Welt. Aber gerade dadurch wird auch im Wirken Jesu die strukturelle Gewalt seiner Zeit aufgedeckt.

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Vom Hohen Priester über seine Jünger und seine Lehre befragt, antwortete er: »Ich habe offen vor aller Welt gesprochen. Ich habe immer in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen. Nichts habe ich im Geheimen gesprochen« (Joh 18, 20). Jesus ist das lebendige Wort des Vaters, die Manifestation absoluter Freiheit und deren freiwillige personale Selbstmitteilung, die sich als Dienst an Mensch und Welt verschenkt, die Veröffentlichung des absoluten Geheimnisses. Gott versteckt sich nicht; er ist in Jesus Christus für alle da, ausgeteilt und weggegeben, bis in den Tod hinein seiner selbst entäußert. »Da sagten einige Leute aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie töten wollen? Und doch redet er in aller Öffentlichkeit« (Joh 7, 25 f).

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Dieses öffentliche Bezeugen der Wahrheit und der Liebe Gottes in seinen Taten und Worten zieht Jesus die tödliche Feindschaft aller Gruppierungen seiner Zeit zu. »Jetzt aber wollt ihr mich töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, und diese Wahrheit habe ich von Gott gehört« (Joh 8, 40).

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Jesus zieht nicht in weltabgewandter Innerlichkeit durch die Lande, er gründet auch keine von der Welt abgeschiedene Heilsgemeinde, um in strenger Gesetzesbeobachtung die »kleine Herde« der Gerechten zu sammeln, sondern er mischt sich unter die Menschen, um ihnen am Ort ihres alltäglichen Lebens öffentlich (am Ufer, auf den Märkten und Straßen, auf dem Berg, in den Häusern und im Tempel) das nahe Heil zu künden.

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Jesus steht nicht als Diplomat in der Mitte der Menschen, sondern er bezieht bewusst Position. »Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich,. es würde schon brennen!« (Lk 12, 49). »Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden ;ruf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert« (Mt 10, 34).

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Überall, wo Jesus hinkommt, stiftet er ein »Durcheinander«: das durch die Liebe gestiftete Durcheinander. In Gottes Liebesfeuer kann unmöglich alles beim alten bleiben: Alles hat sich zu läutern, zu reinigen, zu verwandeln: das Erz hat sich von den Schlacken zu scheiden. Deshalb ist auch die Voraussetzung für den Frieden, den die Liebe bringt, eine abgrundtiefe Auseinandersetzung. Das Wort Gottes ist wie ein zweischneidiges Schwert, das bis ins Mark dringt und scheidet, auseinanderlegt, öffnet. Es zerschneidet alle falschen Anpassungen, Scheinfriedensformen, verlogenes Einvernehmen, passives Kopfnicken, kritiklose, die Wahrheit und die gerechtigkeit opfernde Zustimmung zu bestimmten Verhaltensweisen und Verhältnissen. Jesus fordert den Mut zum Konflikt, der allererst wahrhaftige Öffentlichkeit ermöglicht, in der einer den anderen als ihn selbst vor die Augen bekommt, »wahr«nimmt. Die Liebe »zerstört« alles, was tot an uns ist, weil sie bejaht, weil sie aufbricht, weil sie fördert, weil sie Mehrerschaft der Freiheit ist.

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Jesu Dienst für die Sache der Gottesherrschaft bringt ihn in einen Konflikt auf Leben und Tod. »So wandte er sich gegen die reichen Großgrundbesitzer der feudalen Oberschicht, wenn er etwa die Bindung an den ‚ungerechten Mammon' als Götzendienst charakterisierte: ‚Niemand kann zwei Herren dienen..., ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon' (Mt 6, 24). Der Reiche hat darum seinen Anteil an der Gottesherrschaft verwirkt, nur Gottes Wunder kann ihn retten (Mk 10, 25; Lk 16, 19 ff). Die Tora Moses und ihre Hüter und Verwalter, die pharisäischen Schriftgelehrten, entsprechen nicht dem wahren Willen des Vaters; dieser zeigt sich vielmehr im radikal verstandenen, uneingeschränkten Liebesgebot: ihm sind alle Einzelgesetze der Tora über den Sabbat, den Tempeldienst etc. unterzuordnen, ja sie werden, wie einzelne Jesusworte über die Ehescheidung, den Eid oder die Unreinheit zeigen, z. T. direkt aufgehoben. Damit greift Jesus das Machtzentrum der jüdischen Theokratie, die Tora, direkt an, und es ist verständlich, dass die die Mehrheit des jüdischen Volkes geistig beherrschenden pharisäischen Schriftgelehrten in Jesu Wirken eine tödliche Bedrohung sahen... Ein weiterer Angriff Jesu richtet sich gegen die Macht der priesterlich-sadduzäischen Hierarchie im Tempel. Ganz gewiss war die sogenannte ‚Tempelreinigung' kein gewaltsamer Aufstandsversuch, etwa mit dem Ziel der Besetzung des Heiligtums, sondern nur eine provokative Gleichnishandlung... Vermutlich wollte Jesus mit dieser Demonstration das Wechsel- und Handelsmonopol der hochpriesterlichen Familien im Tempel anprangern. Es liegt nahe, dass diese Protesthandlung den Todesbeschluss der Volksführer beschleunigt hat.« (3)

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Den zelotischen Revolutionären »erschien Jesus kaum weniger gefährlich als für das Establishment, da

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1. er einen großen Einfluß auf die einfache galiläische Landbevölkerung, d. h. ihre Rekrutierungsbasis, ausübte und

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2. seine Forderung der Feindesliebe und des Gewaltverzichts ihrem Ideal des revolutionären Eifers extrem entgegengesetzt war.

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Sie mußten seine Botschaft so als direkte Bedrohung empfinden. Er erschien zugleich als ‚Konkurrent' und ‚Verräter'. Dies bedeutet, dass sowohl die extreme Rechte wie die Linke seinerzeit Jesus als unerträgliche Provokation ablehnten und sein Tod gewiss von beiden Flügeln begrüßt wurde.« (4)

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Den von Rom abhängigen Volksführern mußte Jesus als politisch gefährlich erscheinen. »Sein Einfluß auf das galiläische Landvolk war groß, und man vermutete mit Recht hinter seinem Auftreten einen messianischen Anspruch. Ein Messiasanwärter erschien aber eo ipso als Bedrohung der Macht der Römer und ihrer jüdischen Helfershelfer; es war für letztere daher nicht schwer, mit Hilfe dieser Denunziation Pilatus zur Verurteilung des Angeklagten zu zwingen. Er stirbt unter der Anklage, ‚König der Juden' sein zu wollen, den Tod eines politischen Verbrechers und Aufrührers am Kreuz.« (5)

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»Nicht weniger anstößig war es, dass er den ‚Volksfeind', den Samaritaner, als Vorbild gegenüber dem jüdischen Geburtsadel, dem Priester und Leviten, darstellen konnte.« (6)

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»Die tiefste Provokation lag darin, dass er diese seine Botschaft von der bedingungslosen Liebe und Vergebungsbereitschaft um der Nähe Gottes willen mit einem messianischen Anspruch vortrug. An der Entscheidung gegenüber seiner Botschaft hing Leben oder Tod, die Aufnahme in die Gottesherrschaft oder der Ausschluss von ihr.« (7)

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Zusammenfassend läßt sich sagen: Die Verantwortung für den gewaltsamen Tod Jesu tragen vor allem die Führer des jüdischen Volkes (die Gruppen der Hohen Priester, Ältesten, Schriftgelehrten, die Institution des Hohen Rats, die Gruppe der Pharisäer), aber auch Pilatus sowie das Volk, selbst die Jünger (einer von ihnen verrät Jesus, ein anderer verleugnet ihn, bei der Gefangennahme fliehen alle) - im Grunde alle. Die universelle Allianz gegen Jesus enthüllt sehr klar ein Wort aus der Apostelgeschichte. »Wahrhaft, verbündet haben sich in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels« (Apg 4,27). Jesus öffnet Gottes Liebe in sich selbst und durch sie den Menschen. Ich bin der Messias: das trifft alle ins Herz und nicht primär seine Sozialkritik, die freilich seiner Botschaft implizit entfließt. »Wir steinigen dich nicht wegen eines guten Werkes, sondern wegen Gotteslästerung; denn du bist nur ein Mensch und machst dich zu Gott« (Joh 10, 33).

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Diese universelle Allianz gegen Jesus macht offenbar, dass die Gewalttat gegen Jesus im letzten Gott selbst anzielt. Der Mensch, der sich vom Sein als Liebe nicht betreffen läßt, nicht »umsonst« leben will, projiziert sein Nein zur Liebe in Gott selbst hinein. Dieser Gott wird zum Rivalen des Menschen, zu einem Gott, der an der Herrlichkeit des Lebens wie an einem Raub festhält, der das Sein als Fülle des Lebens zu etwas Entzogenem macht. Dieser Gott als der »absolute Vater«, der dem Menschen sein Sein vorenthält, muß daher auch getötet werden (vgl. das Gleichnis von den bösen Winzern Mt 21, 33 ff). Dies vollzieht sich im unsinnigen Versuch, das nicht empfangene Sein gewaltsam an sich zu reißen, d. h. durch aggressive Weltbewältigung - durch Gewalt und Lüge - das Leben der Mitmenschen und das Leben der Natur für sich selbst zu verzwecken. Da ich einen »anderen« als Ursprung meines Lebens erfahre, muß die entfremdete »Freiheit«, um autonom zu werden, diesen fremden Ursprung überwinden. Der Mensch selbst macht sich zum absoluten Anfang: Er versucht, sich selbst an die Stelle Gottes zu setzen.

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3. Jesu unterscheidendes Umgehen mit Öffentlichkeit

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Jesu öffentliche Wirksamkeit, d. h. sein Verhalten in der Öffentlichkeit und gegenüber der Öffentlichkeit, auf die er trifft, steht ganz im Dienst an der Offenbarung des Umsonst der Liebe. Dieser Dienst fordert gerade, der Versuchung zu widerstehen, die real vorgefundene Öffentlichkeit selbst manipulativ als Mittel zum Zweck einzusetzen: entweder durch die falsche Flucht in die Öffentlichkeit oder durch ein Verweigern, das zu veröffentlichen, was zu veröffentlichen ist. Deshalb vollzieht sich das öffentliche Wirken Jesu teils im Verborgenen, teils im Unverborgenen.

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Immer wieder verbietet Jesus denen, die ihn als Gottes leibhaftig veröffentlichte Liebe erfahren, davon zu sprechen, daß er der Messias ist; nicht zuletzt deswegen, weil er die Menschen in anderen Dimensionen anspricht und nicht will, dass die Sendung in falscher Weise politisch verbraucht wird.

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Um die Sphäre der Öffentlichkeit nicht zur Selbstdurchsetzung zu missbrauchen, wehrt er von Anfang an alles ab, was dem Entstehen eines falschen Messianismus bzw. falscher Erwartungen Vorschub leisten könnte. So weist er die Versuchung Satans zurück, sich mit politischen Mitteln der Macht als Herrschaft Verfügungsgewalt über Menschen anzueignen (Lk 4, 1-13); er verbietet den Dämonen und Geheilten, :ihre Erkenntnis seines Messias-Seins öffentlich zu verkünden (Lk 4, 41; Mt 9, 30); er zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück, wenn die Gefahr übermächtig wird, ihn zum König zu proklamieren (Joh 6, 15). Und dies in dem Wissen, dass jeder innerweltliche Messianismus zu einer Theokratie führt, in der nicht Gott herrscht, sondern ein fabrizierter Gott letztlich zu einem Mittel des Menschen wird, der auf diese Weise eine perverse Inkarnation vollzieht. Ein solcher innerweltlicher Messianismus ist der immer vergebliche Versuch, das Unendliche mit den Mitteln des Endlichen zu erzeugen. Dieser Versuch einzelner oder Gruppen, Produzenten des Absoluten (= Götzendienst) zu sein, zieht notwendig die Vergewaltigung anderer nach sich, ist nur durch kollektive Zusammenzwingung oder kollektive Entladung zu erreichen.

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Um die Sphäre der Öffentlichkeit nicht für egoistische Interessen zu missbrauchen, schärft Jesus den Zuhörern ein: »Hütet euch, eure gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen«; »wenn du Almosen gibst ... ; « »wenn ihr betet ... « (Mt 6, 1-6); »wenn ihr fastet . . . « (Mt 6, 16-18) und warnt: »Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen« (Mt 23, 5). Die Öffentlichkeit wird zu einem Zufluchtsort, der gebraucht wird, um das eigene Leben durch die Anerkennung der vielen bedeutsam werden zu lassen.

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Andererseits muß alles offenbar werden, nichts darf ausgewählt werden, sondern es muß Zeugnis gegeben werden vom Ganzen (= Martyrium). »Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können« (Mt 10, 26-28). »Ihr seid das Licht der Welt. Die Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter, dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen« (Mt 5, 14 ff).

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4. Urchristentum und Öffentlichkeit

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Die Sichtung des exegetischen Befundes zeigt, dass das Motiv der Öffentlichkeit des Wirkens und Redens Jesu alle Evangelien durchzieht, dass Jesus auch in der Jüngerbelehrung keine Geheimlehre vorträgt und dass im Prozeß Jesu (vgl. Joh 18, 20) dieses Motiv ausdrücklich hervorgehoben wird.

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Die Tatsache, dass das frühe Christentum noch gegen Ende des ersten Jahrhunderts um die Öffentlichkeit des Wirkens Jesu gewusst und dies auch in der Auseinandersetzung mit den jüdischen und römischen staatlichen Verfolgungen unterstrichen hat (vgl. z. B. Apg 26, 26), stellt gleichsam die Gegenprobe für diese unsere Interpretation dar.

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Dasselbe gilt für die apostolische Verkündigung, in der sich die Urkirche auf das öffentliche Bekenntnis verpflichtet weiß. »lm Gegensatz dazu stehen andere antike Religionen bzw. jüdisch-religiöse Gruppen, die Essener, Apokalyptiker, bestimmte Bereiche der pharisäischen Lehre (Schöpfung, Thronwagenspekulation), die Mysterien, die Pythagoreer und dann auch die christlichen Gnostiker, die gerade die Geheimhaltung als ein besonderes Merkmal und zugleich Ausweis der empfangenen höheren Offenbarungen ansahen, die dem gewöhnlichen Sterblichen verschlossen bleiben. Dies ist um so auffallender, als die früheste christliche Literatur nur als Untergrundliteratur existieren konnte und die Christen ja in Rechtsunsicherheit lebten und punktuell Verfolgungen ausgesetzt waren. Auch die Apologeten weisen ständig auf diese Öffentlichkeit hin und betonen auch die für Außenstehende eindrücklichen ethischen Gebote der Christen. Auf der anderen Seite war es gerade diese Öffentlichkeit, die die Gegner beunruhigte und zu absurden Anklagen führte.« (8)

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II. Sozialethische Perspektiven

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1. Die Gestalt einer neuen »Gemeinde«

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Die Texte, die wir auswählten und die die Macht der Öffentlichkeit auf die gesamte Lebenswelt des Menschen erweisen, enthüllen u. a. die Radikalität der Entscheidung, die die Konfrontation mit dem Reich Gottes, das in kein gesellschaftliches System einpassbar ist, mit einschließt. Der öffentliche Raum, in dem sich das gläubige Leben der Juden vollzieht, wird durch das prophetische Auftreten Jesu von Grund auf durch die Botschaft vom Reich der Wahrheit, der gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens in seiner Selbstsicherheit relativiert. Da die Repräsentanten der Öffentlichkeit fürchten, dass das konkrete Zeugnis des Glaubens - sein Hervortreten aus der Verborgenheit in die Unverborgenheit - die institutionalisierten Verhaltensweisen und dadurch ihre Macht über die Menschen gefährdet, drohen sie direkt oder indirekt mit dem Tod. Wer gegen das Gesetz ist, muß sterben.

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Andererseits will niemand aus der »Synagoge« verjagt werden, den Lebensraum nicht verlieren, in den er eingeborgen ist. Dort ist der Mensch in vielfältiger Weise aufgehoben, angenommen, in eingespielte und bewährte Beziehungen eingelassen. Der mögliche Ausschluss aus der »Synagoge« ist für ihn eine Art von Existenzbedrohung, und je mehr ihn das kollektiv-religiöse Leben existentiell beansprucht - es handelt sich hier ja um eine Glaubensgemeinschaft, in der es per definitionem um Leben und Tod geht -, um so abhängiger ist er, fühlt er sich und ist in einem gewissen Sinn gebunden an die Anerkennung von Menschen, d. h. an die Ehre, die er von ihnen her empfängt.

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In Jesus taucht aber die Gestalt einer »Gemeinde« auf, in der Gott, der jeden Menschen um seiner selbst willen liebt, den Menschen in diese Liebe je neu frei-gibt und auch in eine gewandelte Form positiver Einsamkeit stellt, aus der heraus neue Kommunikationsformen gelebt werden können, in denen sich eine gewandelte Öffentlichkeit darstellt, um Offenheit des Menschen für den Menschen zu schaffen - in einem offenen Raum, den Gott durch seine Selbstentäußerung eröffnet (9).

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Wer sich auf dieses Anerkanntsein durch Gott in Hoffnung, Glaube und Liebe einlässt, der ist in einem gewissen Sinne immer auch Außenseiter- ein Berufener und Gesandter, der sich trennt und weggeht, aber nicht gegen die anderen, sondern für die anderen -, und dies meint einen Dienst, möglicherweise bis zum Tod. Er stirbt für jene, die ihn verjagen, und ist so der ihn ausschließenden Gemeinde innerlicher als die in ihr zum Zwecke der Selbstsicherung Zusammengeschlossenen. »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden« (Mt 21, 42). Dies gilt zunächst für Jesus selbst und im übertragenen Sinne für die ihm Nachfolgenden. Der Berufene durchbricht die schlechte Dialektik von innen und außen, privatem Einzel-Ich (bzw. »Wir« gegen die anderen) und Öffentlichkeit. Er wird zum aufgebrochenen Dasein für die anderen und so Lebensquell, Ort der Identität der erlösten Gemeinde.

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Die Angst des einzelnen vor dem Durchbruch zur Freiheit ins gott-menschliche Wir und seinem Dienst wird von der Gemeinde nicht selten verbraucht und vernutzt; Angst dient dann ihren Repräsentanten und ihren Mitgliedern als Mittel zur äußeren und inneren Anzüchtung eines schlechten Gewissens: »Wenn du gehst, wenn du dich von uns trennst, bist du im Unrecht, musst du sterben. Du kannst ohne das gültige ‚Gewissen' der dich anerkennenden Öffentlichkeit nicht existieren.«

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Die Distanz dagegen, die der Mensch verantwortet, wenn er sie kraft der Anerkennung von Gott her, aus dem Gerechtfertigtsein im Glauben vollzieht, geschieht aus einer positiven Differenz, einer freien, schöpferischen Urdistanz zum anderen, d. h. in einem befreienden Abschied, der ihm gerade diejenigen, von denen er sich trennt, näherbringt.

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Darin wird der große Unterschied zu einem »bloßen« Aussteigen aus der Gesellschaft deutlich, das meist in Form eines fruchtlosen Protestes geschieht und konsequent eine Anti-Gesellschaft bildet, die sich durch bloße Negation des Bestehenden profiliert, aber selbst weder auf positive Qualitäten des Daseins sich einlässt, noch solche zu fördern vermag. Denn sie lebt nicht aus der Berechtigung des Befreit- und Geliebtseins von Gott her (auch nicht implizit, was freilich schwer zu beurteilen ist). So fehlt ihr auch in der Immanenz das kreative Transzendieren (übersteigen, überbieten, auch verlassen) der von Sünde geprägten Strukturen des öffentlichen Lebens. Wäre sie dazu fähig, so würde sie gerade kraft ihrer Trennung zu einem neuen gewandelten Dienst durchbrechen und gerechtfertigt für die anderen da sein.

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2. Die Öffentlichkeit als relativ eigenständige Dimension

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Die Texte der Schrift, anhand derer wir die Macht der Öffentlichkeit vorher kurz zu deuten versuchten, verweisen in Abhebung zur privaten Dimension nicht nur auf die relative Eigenständigkeit und Eigengesetzlichkeit der öffentlichen Sphäre, sondern auch darauf, wie sehr persönliches Denken und Handeln durch die kollektive Macht der Öffentlichkeit vermittelt ist. Die intensive Begegnung der Jünger mit Jesus hindert sie nicht daran, ihn in der Stunde der Entscheidung zu verlassen. Es zeigt sich gerade an diesem Punkt, mit welcher Macht der »Raum der Öffentlichkeit« auf den »Raum des Intersubjektiv-Persönlichen« einwirkt.

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Innere Überzeugung und öffentliches Tun des Menschen sind zwei Dimensionen, die unterschieden werden müssen. Das öffentliche Handeln kann anderen Gesetzen folgen als die Neigung des Herzens (10). Die Macht des Guten wie des Bösen darf deshalb nicht nur auf der Ebene personaler Freiheit angesiedelt werden, sondern sie betrifft auch die Öffentlichkeit als eigenständige Dimension, die aufgrund kollektiv-gemeinsamen Denkens und Handelns Gestalt gewinnt. Die Menschen können durch sich selbst, aber auch durch die gesellschaftlich-öffentliche Dimension gehindert werden, Zeugnis von der Wahrheit abzulegen.

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Wahrheit darf nicht im Raum stiller Innerlichkeit verschlossen bleiben. Die Wahrheit wird erst dort verbindlich, wo Christen als einzelne und erst recht als christliche Gemeinde sie in aller Öffentlichkeit bezeugen - und dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens, weil das Nein zum öffentlichen Zeugnis ein Vereinnahmen des Geschenks des Glaubens für sich und damit ein Festhalten-Wollen an der eigenen Herrlichkeit bedeutet, in der man sich sonnt. Der Christ hat somit in aller Diskretion und Ehrfurcht vor der Freiheit des Mitmenschen die ihn befreiende und tragende Erfahrung des Sich-finden-Lassens durch Gott zu bezeugen, um im Weitersagen der frohen Botschaft seinen nicht-gläubigen Mitmenschen einzuladen, an seiner Freude teilzuhaben. Zweitens werden im Bezeugen der Macht Gottes, die sich in Jesus Christus als selbstloser und gewaltfreier Dienst am Heil- und Ganzsein des Menschen offenbart, die negative Macht der Öffentlichkeit und die sie tragenden Macht-Gruppierungen in Frage gestellt. Dies geschieht als Dienst an der Befreiung aus der kollektiven Verblendung und somit als Dienst an einer gemeinsamen öffentlichen Welt, in der nicht einer auf Kosten des anderen lebt, in der nicht jeder sein Leben gegen den Nächsten zu gewinnen sucht, sondern in der Bedingungen herrschen, unter denen gemeinsame Freiheit als ein gemeinsames Mehr-Werden sich entfalten kann. »Lebt als Kinder des Lichts! Das Licht bringt lauter Güte, gerechtigkeit und Wahrheit hervor. Prüft, was dem Herrn gefällt, und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, sondern deckt sie auf! Denn man muß sich schämen, von dem, was sie heimlich tun, auch nur zu reden. Alles, was aufgedeckt ist, wird vom Licht erleuchtet. Alles Erleuchtete aber ist Licht« (Eph 5, 8-14).

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3. Öffentlichkeit als »kollektive Macht«

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Die Macht, die sich gegen Jesus richtet, offenbart sich als kollektiver Natur: »Sein als Gewalt und Lüge« (Röm 3, 9-18) als pervertierte universell-konkrete Wahrheit. Dieses »Sein« inkarniert sich als zwingende Allgemeinheit (=als universell-abstrakte Wahrheit), die sich in den negativen Eigengesetzlichkeiten der institutionell-strukturellen Dimension der Gesellschaft (Beispiel: Rüstungswettlauf; der Steuerungsmechanismus des herrschenden Wirtschaftssystems) und so als kollektive (= den Menschen bindende und nötigende) Macht manifestiert.

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Die Ursache dieser kollektiven Macht liegt in der negativen Eigendynamik der Mittel und diese wiederum in den Rivalitätsbeziehungen innerhalb eines Macht-Systems begründet. Jeder Macht-Kontrahent kann in einem solchen System nur bestehen, wenn er mächtiger ist als sein(e) Rivale(n). Jeder Rivale ist daher gezwungen, Macht-Mittel anzuhäufen, und zwar im Wissen, dass es jeder andere auch tut, um in diesen Macht-Konkurrenz-Beziehungen nicht unterzugehen, sondern nach Möglichkeit diesen Rivalitätskampf überlegen zu bestreiten. Jeder wird so zur weiteren Anhäufung der Mittel gezwungen. Diese Eigengesetzlichkeit der Mittel führt dann zumeist zu einem Resultat, das kein einzelner für sich selbst angestrebt hatte (11)

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Viele Mittel, die wir bislang gefunden haben, um unsere Probleme zu lösen, haben nur andere, zum Teil größere Probleme geschaffen. Die herrschende Politik, einen atomaren Weltkrieg zu vermeiden, führt zur Eigengesetzlichkeit des Rüstungswettlaufs mit all seinen entsetzlichen Folgekosten; die Fortschritte der Medizin verursachen entscheidend die Bevölkerungsexplosion mit. Eine Steigerung des quantitativen Wissens drängt eine gesamtmenschliche Bildung zurück. Unser Wirtschaftssystem brachte eine enorme Hebung des Massenwohlstandes und des Lebensstandards, von der Menschen seit Jahrtausenden nur träumen konnten, andererseits droht die industrielle Produktion die Lebenswelt zu zerstören, was wir an Lebensstandard gewinnen, scheinen wir an Lebensqualität zu verlieren. Der Marxismus-Leninismus, angetreten, die Klassen abzuschaffen, hat dort, wo er an die Macht gelangte, noch größere Klassenunterschiede geschaffen, und dies um den Preis der Niederknüppelung ursprünglicher Freiheitsrechte. Alle diese Übel scheinen durch die Verbesserung unserer Mittel erzeugt worden zu sein. Unsere Reaktion auf die Misere besteht darin, noch »bessere« Mittel herzustellen. Aber welche Übel werden die neuen Mittel im ökonomischen und sozialen Kontext erzeugen? (12)

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Zu sehen ist also die komplizierte Dialektik zwischen menschlichem Handeln und sozio-ökonomischen Gesetzlichkeiten. Die gesellschaftliche Wirklichkeit (Kriegsgefahr, Wirtschafts- und Umweltkrise) kann nicht in monokausaler Vereinfachung mit dem Blick auf die individuellen Ursachen, d. h. nicht durch die Sünde im privaten Leben des einzelnen Menschen allein, erklärt werden. Vielmehr sind die komplexen gesellschaftlichen Strukturen zu berücksichtigen, die menschliches destruktives Vermögen erst bis zur Krise, ja bis zur Apokalypse steigern - wie eben die gesellschaftliche Organisation menschlicher Rivalität und Aggression in Systemen organisierter Friedlosigkeit. Diese Systeme zwingen die Menschen dazu, oft gegen ihren Willen und gegen ihre Natur zu handeln.

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An diese Mechanismen schließen sich zudem die gesellschaftlich herrschenden Wahrheitsansprüche an. Denn solche Mechanismen produzieren eine (scheinbare) Unausweichlichkeit und damit »Wahrheit«, die den Menschen in Versuchung führt, sie als selbstverständlich und unverrückbar zu akzeptieren und dem faktisch Bestehenden (in seiner Allgemeinheit und Macht) auch eine sittliche Legitimation zuzuschreiben. Diese kollektive Macht erweist sich als mächtiger als die bewussten individuellen Bestrebungen. Ja, diese Macht als Gewalt und Lüge liegt so tief im Menschen verborgen, dass sich der einzelne von sich aus oft dessen gar nicht bewusst wird. Die Subjektivität des einzelnen Menschen ist weithin schein-ursprünglich, sie erschöpft sich oft in der Reproduktion der vorgegebenen kollektiven (auch Bewusstseins-) Strukturen, das Individuelle wird zum Reflex des Allgemein-Abstrakten.

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Die allseitige Macht als Gewalt und Lüge wird erst dort voll aufgedeckt, wo der Gott der reinen Liebe sich ganz enthüllt. Jesus deckt durch sein öffentliches Wirken die verborgene Neigung zu Gewalt und Lüge in allen Menschen auf. Der Mechanismus hört zwar nicht auf zu spielen, aber er kehrt sich um. Jesus verzichtet nicht nur auf die Mittel blinder Macht, unterdrückender Gewalt und der List der Lüge zur Durchsetzung seiner Ziele, sondern setzt in der Ablehnung von Gewalt und Lüge sein Leben selbst aufs Spiel und läßt sich zerschlagen. Der Gewaltmechanismus spielt in seiner reinsten Form gegen ihn. Jesus wird als »der Mensch« zum »Un-Menschen«, ja zum »Satan« (»er ist von Beelzebub besessen«, Mk 3, 22) erklärt. Dadurch, dass Jesus seinen Feinden kehlen gewaltsamen Widerstand leistet, wird der Mechanismus von Gewalt und Lüge durchbrochen; Gewalt und Lüge werden in ihrem innersten Kern durch die Selbstpreisgabe des Lebens Jesu überwunden: Das »alle gegen einen« wandelt sich zum »einer für alle«(13)

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Das Kreuz, das außerhalb der Mauern der Stadt, außerhalb des »Tempels«, in aller Öffentlichkeit, für alle sichtbar aufgerichtet wird, wird zur Wirklichkeit der universellen Wahrheit: die Macht in der Ohnmacht, die aus Liebe den Tod nicht scheut.

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4. Verfehltes Umgehen mit Öffentlichkeit

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a) Der Missbrauch von Öffentlichkeit

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Wir sind immer wieder versucht, uns in der Öffentlichkeit zu »produzieren«; wir wollen zeigen, dass wir »da« sind - oft aus Angst, nicht anerkannt, vergessen und abgeschrieben zu werden. In solcher Entäußerung verfällt unser Leben aber (lern entfremdenden Gesetz der Geltung, des öffentlichen Anerkanntseins und des Mitrennens.

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Jesus verweist unverhohlen auf den entscheidenden Punkt, den das Zeugnis der Wahrheit gerade auch im gemeinsam-öffentlichen Raum impliziert. »Wie könnt ihr z um Glauben kommen, wenn ihr eure Ehre voneinander empfangt, nicht aber die Ehre sucht, die von dem einen Gott kommt?« (Joh 5, 44). Um Ansehen und Ehre ringen heißt, um die Durchsetzung eigener Macht-Ansprüche zu rivalisieren, um sich einen »Namen« zu machen und so als verbindliche Instanz von den vielen anerkannt zu werden. Das Ansehen bei den Menschen lieben ist eine Weise schlechter Selbstliebe, die Herren und Knechte und so die repressive öffentliche Macht erzeugt.

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Das Wort Jesu zu Petrus (Mt 16, 23) macht deutlich, wie sehr auch die institutionelle Kirche der Versuchung ausgesetzt ist, das Zeugnis der Wahrheit zu verraten, um in Konfliktvermeidung und Angst vor den Mächtigen es mit ihnen nicht zu verderben. »Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.«

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Was die Menschen wollen, ist: Ansehen, Ehre und somit Macht mehren, mit in den ersten Reihen sitzen, Anerkennung finden von den Mächtigen; daraus resultieren Angst vor der Verfolgung, Angst vor dem Verzicht, der mit der Notwendigkeit der eigenen Umkehr verbunden ist, Ideologisierung: mit den Mächtigen für die Kirche; schließlich dürfen die Reichen nicht übersehen werden; die Reichen sind auch Kinder Gottes; aber es fehlt oft der Mut, gerade auch sie als Brüder Jesu und Kinder Gottes anzusprechen und ihnen die Botschaft Jesu - sie sind ja seine »Brüder« - hörbar zu machen.

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b) Die Angst vor dem öffentlichen Handeln

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Gemeinhin scheuen wir uns, uns öffentlich zu engagieren. Die Gründe dafür sind vielfältiger Art. Wir haben Angst, »öffentlich« zu handeln, weil das, was wir sagen und tun, von jedem gesehen und gehört und so auch beurteilt und bekämpft werden kann; wir haben Angst, in die risikoreiche Sphäre der Politik zu geraten, weil sie uns unversehens zwingt, uns als einzelne zu exponieren; wir haben Angst vor den mächtigen Gruppierungen, die oft mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zurückschlagen, um ihren Besitzstand zu verteidigen; wir haben Angst davor, als politische Abweichler (Linke, Marxisten, klerikale Faschisten, Kommunisten, Agenten des Imperialismus) abgestempelt zu werden; wir haben Angst, der üblen Nachrede anderer preisgegeben zu sein.

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Derjenige, der sich politisch engagiert, riskiert, Fehler zu machen; seine eigene Unzulänglichkeit und Sündhaftigkeit fließen in sein Engagement ein; er verliert Freunde, er macht sich Feinde, sein Ansehen. und seine Menschenwürde werden diffamiert; er verliert oft seinen Beruf, muß auf viele Annehmlichkeiten verzichten, ja, er wird ins Gefängnis geworfen, gefoltert, mit dem Tod bedroht oder getötet.

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Aber es bleibt wahr: Nicht eigene Resignation oder ein undurchschaubares Schicksal haben Jesus ans Kreuz gebracht, sondern sein freies Auftreten gegen die Mächte der Gewalt und der Lüge in Religion und Staat. Zu seiner Nachfolge gehört deshalb - neben der Demut vor Gott - der Freimut angesichts der Mächte dieser Welt.

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Das Wort Jesu drängt in die Öffentlichkeit. Nur so erreicht seine Mission ihr Ziel. Keinen Geheimbund will er gründen. Seine Wahrheit geht alle an. Allerdings: Die Verkündigung seiner Wahrheit bleibt ein gefährliches Unternehmen. Jesus nennt diejenigen »selig, die um der gerechtigkeit willen verfolgt werden« (Mt 5, 10). Er sagt ihnen voraus, dass man sie »den Gerichten ausliefern« und »vor Statthalter und Könige führen« wird (Mt 10, 17 f). Jesu Wirken in der Öffentlichkeit hat die Todestaufe zur Konsequenz. »Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen« (Joh 15, 20). Was sich an Jesus vollzieht, gehört zum Wagnis und Risiko jedes Menschen, der ihm nachfolgt, d. h. seine Wahrheit lebt und so auch »öffentlich« verkündet. Deshalb gilt: »Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen« (Mt 10, 32).

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Nach der Kreuzigung verharren die Jünger aus Furcht vor den Juden noch bei geschlossenen Türen (Joh 20, 19). Wie Jesus in ihre Mitte tritt, öffnen sie die Tore und »mit dem Heiligen Geist erfüllt« (Apg 2, 4) ziehen sie hinaus »in alle Welt«, um in freiwilliger Übernahme der Sendung öffentlich Zeugnis zu geben von der Wahrheit Jesu Christi.

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Anmerkungen:

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 1. Zum Versuch einer philosophischen und ethischen Erhellung der Dimension der Öffentlichkeit darf ich auf mein Buch »Politik wider die Lüge. Zur Ethik der Öffentlichkeit« (Wien 1982) hinweisen.

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2. E. Fuchs, Gesammelte Aufsätze II. Tübingen 1965, 156 (zit. nach M. Hengel, Nachfolge und Charisma. Berlin 1968).

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3. M. Hengel, Christus und die Macht, Stuttgart 1974,17 f.

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4. M. Hengel, Gewalt und Gewaltlosigkeit. Zur »politischen Theologie« in neutestamentlicher Zeit (CwH 118). Stuttgart 1971, 43.

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5. Hengel (s. Anm. 3) 17.

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6. M. Hengel, (s. Anm. 4)43.

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7. M. Hengel, (s. Anm. 4)43f.

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8. Hengel in einem Brief (8. 3. 1984) an den Verfasser.

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9. Siehe dazu auch G. Lohfink, Wie hat Jesus Gemeinde gewollt? Freiburg 19844.

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10. R. Schwager, Der Sieg Christi über den Teufel. Zur Geschichte der Erlösungslehre: ZKTh 103 (1981) 172.

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11. Siehe dazu C.F. v. Weizsäcker, Wege in der Gefahr. München 1976, 140ff.

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12. Vgl. dazu C. F. v. Weizsäcker, Der bedrohte Friede. München 1981, 385.

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13. Vgl. dazu R. Schwager, Brauchen wir einen Sündenbock? Gewalt und Erlösung in den biblischen Schriften. München 1978.

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