Michael Span
Liebesgeschichte und Herzenssache
(27.05.2019)
Wenn man in das Büro von Michael Span im neunten Stock in der Josef-Hirn-Straße eintritt, bekräftigen sich viele Vermutungen, die man über den Arbeitsplatz eines Historikers hat. Den relativ kompakten Raum, den Span sich mit einem Kollegen teilt, füllt ein alter Holztisch, dahinter sind in einem Regal unzählige Bücher gestapelt. Ein Bildschirm sowie ein Laptop stehen auf dem Tisch. Ein leerer Kaffeebecher und ein großer Stapel Notizblätter zeugen von der Arbeit, die hier stattfindet. „Viel Besuch bekommt man hier nicht. Aber das hat auch seinen Vorteil, wenn man 2000 Inventare durchzugehen hat. Wenn hier jede halbe Stunde jemand vorbeikommen würde, dann käme man ja auch zu nichts“, erzählt Span. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck und forscht derzeit über die LeserInnen- und Buchgeschichte Tirols im 18. Jahrhundert.
Zehn Jahre als Journalist
Mit Mitte 30 hat Span schon eine bewegte Laufbahn hinter sich. Eigentlich wollte der gebürtige Stubaier Lehrer in einer Hauptschule werden, in den Fächern Mathematik und Geschichte. Doch er merkte schnell, dass das nicht seine Berufung war. So ging es dann nach dem Zivildienst an die Universität Innsbruck. Mit dem Wunsch im Hinterkopf, Journalist zu werden, suchte sich Span sein Studium aus: „Die Studienwahl ist passiert, um mit dem Abschluss in Richtung Journalismus zu gehen. Und da habe ich mir gedacht, Geschichte und Politikwissenschaft, da könnte man mitkriegen, was man braucht, um den Beruf auszuüben.“ Dem Journalismus ging der Fulpmer dann auch rund zehn Jahre lang nach. Daneben verdiente er sich noch Geld mit der Arbeit am Flughafen, wo er half, Flugzeuge ein- und auszuladen, und als Mitarbeiter in zwei Stubaier Jugendzentren, wovon er eines eine Zeit lang leitete. Während alledem studierte Span weiter, schloss seine beiden Studien mit dem Magister ab und entschied sich dann für ein Doktoratsstudium in Geschichte. Danach folgte ein Projektantrag und der Gang in die Forschung. Und auch hier bleibt es bewegt: „Momentan kann ich meiner Leidenschaft nachgehen. Vorerst. Denn wie es nach den in der Regel befristeten Arbeitsverhältnissen als Wissenschaftler jeweils weitergeht, weiß man nie so genau.“
Kannte die zwölfbändige Tierenzyklopädie auswendig
Geschichte war aber nicht Spans erste Liebe. Als Kind faszinierten ihn Biologie und die Tierwelt wesentlich mehr: „Wir hatten zu hause eine zwölfbändige Tierenzyklopädie, die konnte ich auswendig“, schmunzelt Span. In der Oberstufe verging ihm aber „gehörig die Lust daran“, und immer mehr trat das Thema Geschichte in den Vordergrund. Die „Liebe“, wie Span es nennt, zur Tiroler Geschichte des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, kristallisierte sich erst im Laufe des Studiums heraus. Doch ehe er sich versah, wurde die Thematik schnell zu einer echten Herzensangelegenheit: „Dieser Übergang in der Geschichte, wo so viel umgewälzt wird und geschieht, der fasziniert mich ungemein“, erzählt Span. „Besonders das Bild des Tirolers dieser Zeit ist stark aufgeladen. An solchen Erinnerungskulturen und Klischees zu rütteln und da genauer hinzusehen, das sind Sachen, die mich extrem interessieren.“
Hang zu Rechercheexzessen
Schon früh fand Span in seinem Leben den Sport. Der passionierte Mountainbiker hatte immer ein Faible dafür, die Berge mit dem Fahrrad zu erkunden. Für ihn ist es ein perfekter Ausgleich zur eher geistig fordernden Arbeit eines Historikers: „Diese Zeit, in der man den Berg runterfährt, da ist man so bei der Sache, dass da einfach mal nichts anderes im Kopf Platz hat. Das ist sehr befreiend.“ Die viele Zeit, die man alleine mit seinen Unterlagen verbringt, stört Span weniger: „Ich bin einer, der zum Rechercheexzess neigt. Ich vergrabe mich einfach gerne in der Arbeit und das kann ich hier so richtig ausleben.“ Man werde zwar auch ein bisschen kauzig, aber dann müsse man eben ab und zu einen Kaffee holen gehen, dann gleiche sich das soziale Defizit schon wieder aus, lacht Span.
(Autor: Philipp Buchacher)
Steckbrief
Name
Mag. Mag. Dr. Michael Span
Funktion
Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie
An der Uni seit
2011
Wohnort
Innsbruck
Herkunft
Fulpmes