Andreas Steinmayr
Mehr als ein Zuhause
(15.04.2025)
Andreas Steinmayr ist herumgekommen. Geboren in Oberösterreich hat er erst in Wien studiert, ein Auslandssemester in Bangkok verbracht und später im schweizerischen St. Gallen promoviert. Danach ging es für zwei Jahre nach Chicago und 2020 hat es ihn nach Innsbruck verschlagen – zumindest beruflich. Sein privater Lebensmittelpunkt ist in München, wo er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt. „Tirol ist wirklich, wirklich schön“, meint der stellvertretende Leiter des Instituts für Finanzwissenschaften an der Universität Innsbruck, „und es wäre auch toll hier zu leben. Aber die Kinder sind inzwischen in einem Alter, in dem das Weiterziehen nicht mehr ganz so einfach fällt und wir sind in München erst mal sesshaft geworden.“
Pendler-Alltag
Deswegen pendelt Steinmayr unter der Arbeitswoche. Meistens geht es am Dienstag um sechs Uhr früh mit dem Auto nach Kufstein. Die Autofahrt vertreibt er sich mit Podcasts. „Da ist eigentlich alles dabei – von ‚Erklär-Podcasts‘, mit denen ich meinen Horizont über verschiedenste Themen erweitere, über Geopolitik bis hin zu – natürlich – Ökonomie“, erzählt der Volkswirt. „Podcasts sind für mich mittlerweile eine wunderbare Ergänzung zu ‚klassischen Medien’ geworden, mit denen ich Neues entdecken oder mir tiefere Einblicke in eine Materie verschaffen kann.“ In Kufstein angekommen, steigt er auf den Zug um: umweltfreundlicher, ökonomischer und effizienter legt er den Rest des Wegs zurück, während seine Arbeit mit E-mails und mehr ihren Anfang nimmt.
Zweigeteilt
Unter der Woche bleibt Steinmayr in Innsbruck, was nicht nur Nach-, sondern auch Vorteile hat: „Meine Arbeit ist sehr vereinnahmend – wie bei den meisten Akademikern“, meint er. „Das ist dann nicht einfach ein Job, sondern eine Mischung aus einer Lebensaufgabe und einem Hobby, für das ich das Glück habe, bezahlt zu werden.“
So gehört er gänzlich der Familie, wenn er zu Hause ist, und in Innsbruck gehört ein Großteil seiner Zeit der Arbeit. Abgeschaltet wird dann beim Sport: Bergläufe auf die Hungerburg stehen ebenso am Plan wie Skilauf, Skitouren und mehr. „Die ganze Tirol-typische Palette“, lacht der Mühlviertler. „Das ist wohl ein Teil des Integrationsprozesses.“ Wie lange er von der Hungerburg auf die Seegrube braucht will er aber nicht verraten: „Da waren schon einmal ganz passable Zeiten dabei. Aktuell sind die aber nicht so gut, dass ich mich damit rühmen müsste.“
Kulinarische Karriere
Der ursprüngliche Plan war die akademische Laufbahn eigentlich nicht. Mit 15 wollte Steinmayr eine Lehre als Koch beginnen. Doch da legten die Eltern ein Veto ein. Er solle erst die Matura machen. „Und das hat wohl auch nicht geschadet“, blickt der Ökonom zurück.“ Den Kochlöffel schwingt er heute aber immer noch gerne. Am liebsten ist ihm dabei die thailändische Küche – ein Andenken an sein Auslandssemester. „Das war eine großartige Erfahrung“, schwärmt er. „Obwohl die Hitze eigentlich so gar nicht meines ist.“ Sein „Markengericht“ ist Pad Siu, erklärt er: Ein gebratenes Nudelgericht, bei dem er sich gerne ein wenig austobt. „Da kommt beim Kochen auch ein wenig der Wissenschaftler in mir durch“, sagt der Hobby-Koch. „Ich habe einmal eine Woche, als meine Frau und meine Kinder nicht daheim waren, genutzt, um jeden Tag Pad Siu zu kochen – jedes Mal mit einer ein wenig anderen Kombination an Gewürzen und Soßen, um zu sehen, wie sich der Geschmack optimieren lässt.“
Auf der Bühne
Was das Reisen angeht, ist nicht nur Steinmayr viel herumgekommen. Auch seine Frau und ihre beiden Kinder haben ihn oft begleitet. Damit ist die Familie mehr als reiseerprobt. Von den USA über Kroatien bis nach Jordanien waren sie schon unterwegs. Diesen Sommer geht es nach Südwestengland – auf einem sogenannten Narrow Boat, einem schmalen, speziell für die dortigen Kanäle gebauten Hausboot. „Darauf freue ich mich schon“, meint er. „Das englische Wetter ist genau meins. Ich hoffe auf angenehme, kühle Witterung.“
Auf die Frage, wo er seine Heimat sieht, zögert der vielgereiste Ökonom. „Zum einen bin und bleibe ich natürlich Mühlviertler“, meint er. „Dort sind meine Wurzeln und das ist auch meine Identifikation. Zugleich bin ich aber Europäer. Und ich bin überzeugt, dass man an mehreren Orten zu Hause sein kann. Egal ob in Chicago, München oder Innsbruck.“
(Autor: Daniel Feichtner)