Die Konstruktion von Kriminellen
Andreas Kranebitter im Gespräch mit Dirk Rupnow über sein neues Buch.
Mittwoch, 9. Oktober 2024, 19 Uhr, liber wiederin
Der NS-Staat deportierte Personen mit unterschiedlichen Begründungen in Konzentrationslager. Die Kriminalpolizei wurde ermächtigt, Personen in „Vorbeugungshaft“ zu nehmen und in KZ einzuweisen. Polizei und SS etikettierten sie wegen ihrer Vorstrafen als „Berufsverbrecher“. Nach 1945 galten sie nicht als Opfer. Über sie wurde nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen, aber nicht geforscht.
Wer waren aber die „kriminellen“ Häftlinge der Konzentrationslager? Auf welcher rechtlichen Basis wurden sie deportiert? Wegen welcher Delikte hatten sie Vorstrafen erhalten? Wie wandte die Kriminalpolizei das Label „Berufsverbrecher“ an? Welche Rolle spielten sie im Gefüge der „Häftlingsgesellschaft“? Das Buch widmet sich nicht nur der NS-Zeit, sondern auch der Geschichte der Kriminalpolitik in Österreich und dem Weiterleben der Stigmatisierungen in den (Familien-)Biografien dieser Opfergruppe nach 1945.
Mit verschiedensten geschichts- und sozialwissenschaftlichen Methoden und Konzepten geht Andreas Kranebitter den Biografien von 885 österreichischen „Berufsverbrechern“ des KZ Mauthausen nach. Die Geschichte der Konzentrationslager wird so aus einer bisher kaum beachteten Perspektive betrachtet.
Andreas Kranebitter ist Soziologe und Politikwissenschaftler, war an den Universitäten Wien und Graz sowie an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen tätig und ist seit 2023 wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW).
Dirk Rupnow, Jahrgang 1972, studierte Geschichte und Germanistik in Berlin und Wien. Seit 2009 forscht und lehrt er am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, dzt. ist er auch Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät. Gastprofessuren u.a. 2017 an der Stanford University und 2022 an der Hebrew University Jerusalem. 2009 Fraenkel Prize for Contemporary History. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt Mitherausgeber von „Ver/störende Orte. Zum Umgang mit NS-kontaminierten Gebäuden“ (Mandelbaum)
Eine Kooperationsveranstaltung von liber wiederin, Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck und WuV. Wir sind Kulturpass-Partner.
Veranstaltungsempfehlung
Forschen für das Militär
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22. Oktober 2024, 19 Uhr, haus der Begegnung
Nachhaltigkeitsziele dieser Veranstaltung:
Ziel 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern.
Ziel 10: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern