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Neue Praxis des Bauens entwickeln – Universität Innsbruck
Ausstellungraum

Die Ergebnisse des Studierendenprojekts sind derzeit in der Gemeinde Söll zu sehen.

Neue Pra­xis des Bau­ens ent­wi­ckeln

Im Rahmen eines Tiroler Pilotprojekts für die Kreislaufprinzipien in Architektur und Bauwesen wird in der Gemeinde Söll ein Forschungsgebäude errichtet. Initiiert wurde das Projekt vom ./studio 3 des Instituts für experimentelle Architektur an der Universität Innsbruck. Im Sommersemester hat eine Gruppe von Studierenden acht Projekte dazu erarbeitet.

Das Projekt ZENZI möchte die Verantwortung der Architektur im Kontext des Klimawandels sichtbar machen und vorantreiben. „Die Studierenden suchen nach Themen, mit denen sie sich identifizieren können“, sagt Universitätsassistent und Projektleiter Architekt Christian Dummer vom ./studio 3 am Institut für experimentelle Architektur. „Sie wollen, dass ihre Arbeit als Architekt:innen einen sozialen, gesellschaftlichen und vielleicht sogar globalen Mehrwert erzeugen kann.“

Im Sommersemester hat eine Gruppe Studierender acht Projekte erarbeitet, die als architektonische Studien die Grundlage für den weiteren Prozess darstellen. Im Mittelpunkt der inzwischen abgeschlossenen Forschungsarbeiten standen die „R-Strategien“ als Leitlinien der Kreislaufwirtschaft, die Hilfestellungen für Architekturentscheidungen anbieten. Die Prinzipien Reuse, Repair, Recycle, Refurbishment etc. lassen sich auch auf das Bauen anwenden, um die Umweltauswirkungen von Gebäuden erheblich zu reduzieren. Zirkuläre Wertschöpfung und zeitgenössische Gestaltungsansprüche müssen dabei gemeinsam gedacht werden.

Wesentlich war auch die Zusammenarbeit mit lokalen Handwerker:innen und Betrieben in und um Söll. Die Studierenden entwickelten in deren Werkstätten 1:1-Detailmodelle und erforschten dabei etwa traditionelle Holzkonstruktionen ohne Schraubverbindungen, innovative Wandaufbauten mit Lehm oder Reet und Dichtungsmethoden ohne Kunststoffe. „Die Studierenden schätzten am Projekt den umfassenden Einblick in die nachhaltige Baubranche, der sie befähigt bzw. motiviert, das Thema zirkuläres Bauen in allen ihren künftigen Projekten mitzudenken“, erzählt Christian Dummer.

Regionale Kreisläufe

Lokales Handwerk und regionale Materialkreisläufe sind Strategien der Nachhaltigkeit, die früher selbstverständlich waren und heute neu entdeckt – und teils auch wieder erlernt – werden müssen. ZENZI und die Gemeinde Söll können hierbei auf die Arbeit des Vereins Netzwerk Handwerk zurückgreifen, einer Initiative, die seit mehreren Jahren in der Region Vermittlungs- und Bildungsarbeit zur Bedeutung und innovativen Weiterentwicklung lokalen Handwerks betreibt.

Ausstellungsobjekt
Ausstellungsobjekt

ZENZI nimmt außerdem aktuelle Entwicklungen im Feld der Wiederverwertung von Bauteilen auf. Materialien aus dem Rückbau bzw. Abbruch von Gebäuden sollen dabei im Sinne eines „industrial reuse“ beim Bau neuer Gebäude eingesetzt werden. Im konkreten Fall wurde die leerstehende Halle einer ehemaligen Zementfabrik in der nahen Gemeinde Kirchbichl digital vermessen und die Bauteile katalogisiert und bewertet. Im Entwurf des ZENZI-Forschungsbaus werden diese Ressourcen mit eingeplant.

Leuchtturm zum Thema Nachhaltigkeit

Das ZENZI-Gebäude soll ein wichtiger Teil des neuen Ortszentrums in Söll sein, dessen Entwicklung mit Unterstützung der Dorferneuerung/Land Tirol derzeit im Gange ist. Aufbauend auf den universitären Projektstudien erfolgt die Planung und Umsetzung des Bauwerks durch das Innsbrucker Architekturbüro Elementar. Bürgermeister Wolfgang Knabl hat eine klare Vorstellung: „Ich erhoffe mir für die Gemeinde ein Verständnis dafür, was Nachhaltigkeit tatsächlich bedeuten kann. Das Projekt soll für die Menschen ein Leuchtturm zum Thema Nachhaltigkeit sein, der mitten in Söll steht. Es soll sichtbar machen, dass die Gemeinde das Thema ernst nimmt.“ Und er macht deutlich: „Wir sind offen für neue Ideen und bieten unsere Möglichkeiten an, als Gemeinde zum Forschungsstandort zu werden.“ Architekt und Projektleiter Christian Dummer ergänzt: „Es ist uns ganz wichtig, dass die Region, in der das Projekt entstehen wird, die Strategien des zirkulären Bauens künftig auch tatsächlich anwenden kann.“ Das Nutzungskonzept für den ZENZI-Bau wird in partizipativen Prozessen zusammen mit der Bevölkerung entwickelt, die Thematik der Nachhaltigkeit soll sich jedenfalls widerspiegeln.

Das Projekt ZENZI wird von der LEADER-Initiative Region Kitzbüheler Alpen gefördert und als Kooperation zwischen dem ./studio 3, Institut für experimentelle Architektur der Universität Innsbruck und der Gemeinde Söll durchgeführt. Die Gemeinde Söll im Tiroler Unterinntal ist Teil der KLAR-Region (Klimawandel- Anpassungsmodellregion) Wilder Kaiser. Im Rahmen dieses Förderprogramms des Klima- und Energiefonds und des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie werden Klimaschutzaktivitäten unterstützt und eine wissenschaftsbasierte, frühzeitige und zukunftsorientierte Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels ermöglicht.

Die Ausstellung der Studierendenprojekte in Söll (Dorf 138, Öffnungszeiten 8 bis 17 Uhr) ist noch bis 31. Oktober 2024 zu sehen.  

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