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Julia Deutschmann – Universität Innsbruck
Julia Deutschmann

Julia Deut­sch­mann

...hat ihre Flugangst überwunden, um Privat-Pilotin zu werden.

Was hat Sie damals an die Universität Innsbruck gezogen? Wie bei so vielen war es auch bei mir der "nicht kalibrierte Kompass" bezüglich Berufswunsch, Ziele und Ähnlichem.

Denke ich an Innsbruck, denke ich sofort an… die Uni-Kreuzung, mit ihrem regen Treiben, den Ampel-Männchen, die Ski fahren und natürlich den mit nichts zu vergleichendem Blick auf die Nordkette.

Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit? Die erste Vorlesung in Hörsaal 2, die erste wirklich späte Abendvorlesung im Hörsaal im Joseph-Möller-haus, der schwer zu finden war, das erste Mal "Philosophisches Cafe" am Abend und der Schmerz, als die Pandemie kam und all das plötzlich auf unbestimmte Zeit Geschichte werden sollte.

Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben? Ich erinnere mich an dem Moment, an dem Tag an dem ich mein Bachelorzeugnis abholte. Es war der Moment an dem ich wusste, es ist das Ende. Nun war der Moment da, nach dem man sich in stressigen Zeiten des Studiums immer sehnte. Ich war furchtbar verunsichert und auch etwas traurig, muss ich zugeben, zugleich froh es geschafft zu haben. Es war mitten in der Pandemie und irgendwie hatte ich das Gefühl, das ist kein würdiger Abschied. Dann sah ich wie gerade als ich das Hauptgebäude betreten wollte der kleine Flieger, mit dem ich in der Flugschule meine Ausbildung absolvierte (er flog so tief, man konnte das Rufzeichen auf der Unterseite der Tragfläche lesen) über mich weg flog, Richtung Eingang-Hauptgebäude. Es mag absurd klingen, aber es war wie eine Art: " Na los, geh schon! Auch wenn etwas vorbei ist, etwas anderes wartet."

Aus meinem Studium habe ich noch… die Kette mit der Münze, die vorne die Pallas Athena (die Göttin der Weisheit), und auf der Rückseite den Steinkauz, den sichelförmigen Mond, den Lorbeerzweig und die griechischen Anfangsbuchstaben für "Athena" zeigt. Alles Symbole der Weisheit, sie ist ein Unikat. Ich habe sie machen lassen, als ich zu studieren begann, weil ich wusste die Philosophie wird mich nie mehr loslassen... und ich behielt recht. Noch heute trage ich die Kette so gut wie jeden Tag. Ein bisschen Aberglaube steckt auch dahinter, sie soll mich während dem oftmals gefährlich schönen Grenzgang des philosophischen Denkens beschützen.

Waren Sie im Ausland? War das für Sie aus heutiger Sicht wichtig? Ja, in London, wo ich ein "Summer Study Abroad Programm" an der University of Arts besuchte. Die wichtigste Erfahrung meines Lebens. Noch heute hat diese Stadt an der Themse etwas, das mir das Gefühl von "Zuhause" vermittelt.

Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt? Da ich nun mal ein sensibler Chaot durch und durch bin, führte mich die Philosophie zu vielen Interessen. Und weil Freiheit und die Idee, die hinter diesem kleinen Wort steht für mich alles bedeutet, konnte ich während der Pandemie doch nicht Zuhause sitzen und nichts tun. Also begann ich (trotz  Flugangst) die Ausbildung zur Privat-Pilotin und habe diese erfolgreich abgeschlossen. Wann immer ich in der kleinen Cessna über Innsbruck Fliege denke ich voller Melancholie aber auch Freude an die Uni. Erst jetzt im Nachhinein wird mir bewusst, wie sehr sich meine Persönlichkeit und meine Charakter während der Studienzeit ausgeprägt hat.  

Was möchten Sie gerne noch erreichen – beruflich oder privat? Einen Ort (lokal und sozial) zu finden an dem ich wachsen kann aber dem ich nicht entwachse.

Was würden Sie heute anders machen? Ich würde öfter in die Bibliothek gehen und lesen. Und auch mit weniger "Angst" leben, in Innsbruck "hängen zu bleiben", auch wenn es mich nach wie vor sehr in die Ferne zieht und das sicher noch ein Punkt ist, den ich verfolge. Alles fließt...

Studierenden rate ich… Setzt bewusste Schritte. Wann immer ihr eine Prüfung ablegt, seid euch bewusst, es ist der Teil von etwas großem. Wann immer ihr einen Vortrag besucht, genießt bewusst das Privileg dabei sein zu dürfen, wann immer ihr den Duft des Regens und das Glitzern der Tropfen auf den Treppen der Uni seht, haltet kurz inne. Genießt es einfach.

Was verbindet Sie heute noch mit der Universität? Die Erinnerungen, die Sprachphilosophie, das philosophische Institut (das jedes Jahr eine Weihnachtskarte von mir erhält), einige wenige Professoren mit denen ich noch selten aber dennoch in Kontakt stehe und das Wissen, um die ambivalente Beziehung zwischen mir und dieser einzigartigen Stadt in den Alpen.

 

 

 

Stand: März 2022

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