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Studieren leicht(er) gemacht – mit KI? – Universität Innsbruck
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Studieren leicht(er) gemacht – mit KI?

Drei studentische Mitarbeiter:innen des Instituts im Studienjahr 2023/24, Florian Maizner, Julia Müller und Anna Waigand, über die Arbeit am Institut für Zeitgeschichte und das Thema der Künstlichen Intelligenz

Text: Chiara Plank und Raphaela Wiehl

Abwechslungsreich, vielseitig, überraschend und durchaus spannend – so beschreiben Florian Maizner, Julia Müller und Anna Waigand ihre Tätigkeiten, die neben dem Studium stattfinden. Mit ihrer Arbeit unterstützen sie das Institut im Bereich der Wissenschaft und Webseitenbetreuung.

Da sich der Blogbeitrag zu den ehemaligen studentischen Mitarbeitern Martin Ager und Andreas Fink stärker auf die konkreten Arbeitsinhalte konzentriert, wollten wir ein anderes Thema mit unseren Gesprächspartner:innen besprechen, das im wissenschaftlichen Kontext allgemein, so auch an den Universitäten zunehmend an Bedeutung gewinnt: den Umgang mit Künstlicher Intelligenz, konkret ChatGPT bei der Erstellung und Aufbereitung wissenschaftlicher Inhalte. An der Schnittstelle von Studium und wissenschaftlicher Arbeit stehend, erschienen uns die Einschätzung und Erfahrungen der studentischen Mitarbeiter:innen in Bezug auf KI interessant und relevant. Uns ist bewusst, dass wir uns damit vom Thema „Institutsjubiläum“ entfernen, möchten mit diesem Beitrag aber dennoch den Versuch einer Bestandsaufnahme der Sichtweise der jüngsten Mitarbeiter:innen-Generation am Institut zu einem sehr aktuellen und nicht weniger brisanten Thema wagen.

Über die Arbeit am Institut für Zeitgeschichte   

Aber wer genau sind jetzt unsere Interviewpartner:innen und wie kamen sie ans Institut? Maizner, Müller und Waigand nennen verschiedene Beweggründe, die sie zu ihrer Mitarbeit gebracht haben. Das Institut biete in erster Linie eine vielseitige Tätigkeit im Bereich der Forschung, in die sie auf unterschiedliche Weise eingebunden sind. Florian Maizner ist Mitarbeiter bei Historia Scribere, der Online- Zeitschrift der Institute für Alte Geschichte und Altorientalistik, Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie sowie Zeitgeschichte, Julia Müller ist Projektmitarbeiterin und Anna Waigand studentische Mitarbeiterin im administrativen Bereich am Institut selbst. Neben der großen Abwechslung sind besonders die Einblicke in den Wissenschaftsbetrieb allgemein und/oder einen Forschungsprozess im Speziellen, beginnend mit der Planung bis hin zur Veröffentlichung von Texten und Beiträgen, eine wertvolle Bereicherung, erzählen die drei. Ein weiterer Aspekt, der deutlich hervorgehoben wurde, ist die gute Vereinbarkeit der Tätigkeit als studentische:r Mitarbeiter:in mit dem Studium.

„Umgangsformen“

Besonders in den vergangenen Jahren ist der „Hype“ um die Künstliche Intelligenz (in unserem Gespräch ist vor allem von Chat-GPT die Rede) sehr angestiegen und sie hat besonders bei Schüler:innen und Student:innen große Popularität erlangt. Während manche es sich leicht machen und die vermeintlich eigenen Texte von Chat-GPT schreiben lassen, kann der Umgang mit solcherart erstellten Texten für Lehrende eine Herausforderung sein. Gleich allen anderen Hilfsmitteln, die bei der Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten korrekt ausgewiesen werden müssen, sollte die Zuhilfenahme von Programmen wie ChatGPT ebenfalls offengelegt werden. Im Interview mit den studentischen Mitarbeiter:innen kamen aber nicht nur im Hinblick auf die Problematik von Verstößen gegen die gute wissenschaftliche Praxis deutliche Zweifel auf, ob die Arbeit mit KI im Rahmen des Studiums oder auch bei der Arbeit am Institut einen Nutzen aufweise. Vor allem die – jedenfalls derzeit – geringe Qualität der Texte, die von Chat-GPT und anderen Tools generiert werde, spreche dagegen. Die studentischen Mitarbeiter:innen sind sich einig, dass sich das Niveau solcher Texte nicht annähernd mit den Vorgaben und Anforderungen von Historia Scribere vereinbaren lasse.

Außerdem könne ein weiterer Umstand nicht ignoriert werden: Von KI geschriebene Texte müssten auf ihre Richtigkeit überprüft werden, da die darin getroffenen Aussagen und Behauptungen auf Algorithmen beruhen, die Wahrscheinlichkeiten berechnen – was zu Fehlern oder besser „Fehlschlüssen“ führen kann. Schließlich kam im Gespräch auch das kreative Schreiben zur Sprache – das Ordnen von Gedanken und ihre Ausformulierung im Schreibprozess, die Auseinandersetzung mit dem Niedergeschriebenen und vor allem: Schreiben als Weg zum Verstehen. Dieser Zusammenhang bleibt bei der Verwendung KI-gestützter Tools weitgehend auf der Strecke, lautet die deutliche Warnung der drei. Und mit großer Sicherheit würde man durch die Nutzung von generierten Texten Gefahr laufen, sich wegen Plagiaten, die infolge mangelnder Berücksichtigung von Quellenangaben entstanden sind, erklären zu müssen. Aus all diesen Gründen raten Florian, Julia und Anna gänzlich von der Nutzung der KI bei schriftlichen Arbeiten im Studium ab. 

Falls der Reiz dann aber doch zu groß sein sollte, so wäre es wichtig, sich vorab einfach mal intensiv damit auseinandersetzen, wie KI eigentlich arbeitet. Das kritische Denken und das Hinterfragen bleibe bei der konkreten Nutzung aber generell das A und O. Das erfordere jedoch Zeit – wertvolle Zeit, die mit Lernen oder Arbeiten verbracht werden hätte können. Denn während Korrekturen vorgenommen werden und/oder die Resultate der KI „von Null auf“ überprüft werden müssten, wäre man dann in Summe wohl doch schneller, wenn man die eigene Intelligenz arbeiten ließe.

Spannenderweise kamen wir im Interview noch kurz auf Transkribus zu sprechen, ein Programm, das automatisch alte Schriften erkennen kann und ebenfalls auf KI beruht. Jenes wird als großartige Hilfe beim Transkribieren von historischen Quellen Dokumenten empfohlen. Das möchten wir erwähnen, um explizit darauf hinzuweisen, dass KI im Geschichtestudium über ChatGPT hinausreicht.

Fazit: KI – Fluch oder Segen?  

Das Thema der „künstlichen“ Texterstellung wird also von den studentischen Mitarbeiter:innen derzeit noch sehr kritisch und für ihre Arbeit als wenig hilfreich und relevant erachtet. Es bleibt spannend, ob sich das einmal ändern wird. Für uns jedenfalls waren die Gedanken und Erfahrungen von Floran Maizner, Julia Müller und Anna Waigand spannend. Einig sind wir uns darin, dass es, auch wenn uns KI im Sinne von Chat-GPT im Studium keine allzu große Hilfe bietet, trotzdem hin und wieder Spaß macht, diese zu „füttern“, deren Grenzen auszutesten und gegebenenfalls bei Schreibblockaden Ideen einzuholen.   

 

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