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Die feierliche Publikation ... – Universität Innsbruck

Die feierliche Publikation ...

Wie gründet man eine Universität, ab wann besteht eine Universität, ab wann hat sie „geordnete Verhältnisse“? Frühneuzeitliche Universitäten hatten immer Gründungsphasen. „Die“ Universität gab es nicht, aber allen gemeinsam war das Promotionsrecht.

UAI, Tagebuch Theologische Fakultät, Bd. I. Eintrag v. 16. November 1677


UAI, Tagebuch Theologische Fakultät, Bd. I. Eintrag v. 16. November 1677


UAI, Tagebuch der Theologischen Fakultät, Bd. I. Eintrag v.  21. Jänner 1686


Übersetzung:

Die feierliche Publikation der Bestätigung unserer Universität wurde in unserer Kirche begangen mit Erlaubnis des verehrten Herrn Rektors, der durch den Vizerektor darum gebeten wurde. Zuvor kamen die Professoren in der Universitätsstube zusammen, dann wurden alle mit den Universitätsinsignien bekleidet (außer der verehrte Herr Sala, für den man noch keinen Talar beschafft hatte), unter feierlichen Trompeten- und Trommelklängen und in Begleitung aller adeligen und restlichen Studenten in großer Zahl zog man unter den Blicken und dem Applaus der ganzen Stadt in die Kirche, die auf das Feierlichste geschmückt war. Dort wurde zunächst in feierlichem Ritus das Offizium vom sehr verehrten Herrn Prior von Wilten gesungen, dann hat seine Magnifizenz, der verehrte Herr Vizerektor, der auf einem Podest vor den Stufen zum Chor der Kirche unter der Kuppel saß, nach der Predigt beide Urkunden vorgelesen; danach wurde der Ambrosianische Hymnus angestimmt. Außer den ansässigen Adeligen und Räten waren bei dieser feierlichen Zeremonie dabei der durchlauchtigste Fürst Razivillius mit seiner Gattin, des Königs von Polen Schwester, die damals gerade zufällig durch Innsbruck reisten. Dann zog man weiter zum Kolleg, wo auf Kosten der Universitätskasse alle Professoren zum Essen eingeladen wurden, nachdem vorher der verehrte Herr Rektor zugestimmt hatte, der von seiner Magnifizenz, dem Vizerektor darum gebeten wurde.

UAI, Tagebuch Theologische Fakultät, Bd. I. Eintrag v. 16. November 1677. Üb. v. Florian Schaffenrath.

Die Universitätsstatuten wurden in der Dreifaltigkeitskirche feierlich verkündet. Das Meiste wurde nach dem Muster durchgeführt, welches am 16. November 1677 bei der Verlautbarung der Päpstlichen und der Kaiserlichen Bulle beachtet wurde, außer dass wir nicht in der Universitätsstube zusammenkamen, sondern dass die Professoren ihre Universitätstracht im Kolleg anzogen. Um halb 9 Uhr ging man aus dem Kolleg zur Kirche, begleitet von Rufen der Menge und Pauken. Die Professoren setzten sich auf beide Seiten unter das Gewölbe auf die Universitätssessel. Seine Magnifizenz der Vizerektor, der auf einem Gerüst saß, das über den Stufen aufgestellt wurde, verkündete nach der vorangegangenen Predigt die Statuten und Privilegien. Es folgte der Ambrosianische Lobgesang. Danach kehrte man zum Kolleg zurück und im Rekreationssaal fand ein Gastmahl auf Kosten der Universität statt, wobei die kaiserliche Kammer zuvor die Zustimmung gegeben hatte.

UAI, Tagebuch der Theologischen Fakultät, Bd. I. Eintrag v.  21. Jänner 1686. Üb. v. Lav Subaric.

Die Gründungsphase der Universität erstreckte sich über 17 Jahre, wie auch aus diesen beiden Quellen hervorgeht. 1669 wurde die Finanzierung durch den Haller Salzaufschlag von Leopold I. genehmigt, und der Unterricht im philosophischen Propädeutikum, den alle Studenten, die in die höheren Studien der Theologie, Rechtswissenschaft oder Medizin eintreten wollten, absolviert haben mussten, begann. Dieser wurde ausnahmslos von Jesuiten bestritten und schloss unmittelbar an die letzten beiden Jahre der Jesuitengymnasien, der Humaniora, an. 1671 gab es die ersten Absolventen. Sukzessive folgten die anderen Studien. Im September 1672 waren die vier Professoren auf der Juridischen Fakultät installiert. Die Theologie konnte ebenfalls gleich beginnen und wurde bis 1675 auf fünf Professoren vervollständigt. Der erste Professor der Medizin, Gaudenz von Sala, er war 1673 der einzige Bewerber, musste vor seinem Dienstantritt noch ein Studienjahr in Padua absolvieren und erhielt ein Jahr später, versehen mit den Zeugnissen aus Padua, seine Bestellung, 1676 kam ein zweiter Professor an diese Fakultät.

Es fehlten noch die kaiserliche Stiftungsurkunde und, nicht weniger wichtig, kaiserliche Privilegien und Statuten. Die päpstliche Bestätigung war für eine Universität nicht mehr unbedingt nötig, es gab inzwischen ja genügend protestantische anerkannte Universitäten, wohl aber für eine katholische erwünscht, da z.B. die Theologen keine Promotion vor Einlangen der päpstlichen Bestätigung durchführen wollten. Beide Urkunden trafen 1677 ein. Statuten und Privilegien ließen auf sich warten, obwohl ein Entwurf der Universität 1676 vorgelegt, zur Korrektur zurück geschickt und 1679 wieder eingereicht worden war. Im Oktober 1681 erfolgte die kaiserliche Genehmigung, allerdings gab es Unklarheiten, wer der Hofkanzlei die geforderten 300 Taler Taxe zahlen sollte... Erst im April 1684 trafen die Dokumente ein, doch wurden sie nicht sogleich publiziert, es dauerte, bis die nötigen Abschriften erstellt waren, außerdem akzeptierten die Professoren nicht alles, was in den Statuten und Privilegien angeführt war und pochten auf Änderungen. Auch das Brixener Domkapitel protestierte, da sie in die Konzeption nicht miteinbezogen waren, die Rolle des Bischofs als Kanzler der Universität nicht festgeschrieben war. Der Oberste Vertreter des Kaisers im Land drang unerbittlich auf die Publikation, die schließlich im Jänner 1686 erfolgte.

Die bei beiden Anlässen sehr ähnliche feierliche Zeremonie wird sehr anschaulich geschildert, auch die Begeisterung der städtischen Öffentlichkeit. Hochadelige Gäste finden extra Erwähnung. Der Bruder der Fürstin Radziwill war Johann Sobieski III., der 1683 maßgeblich am Entsatz Wiens im Zuge der Türkenbelagerung beteiligt war.

Der besondere universitäre Feierlichkeiten krönende Ambrosianische Hymnus ist heute als Te Deum laudamus/Großer Gott, wir loben dich bekannt. Der Abt von Wilten spielte, nicht immer zur Freude der Theologieprofessoren, bei festlichen Hochämtern für die Universität eine wichtige Rolle, so z.B. auch 1826 bei der Wiedereröffnung.

(Margret Friedrich)

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