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Siebenrock Roman: Tomad Señor, nehmt, Herr
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Tomad Señor, nehmt, Herr
(Predigt über die „Betrachtung zur Erlangung der Liebe“ in der Predigtreihe zum Gedenkjahr 2006)

Autor:Siebenrock Roman
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:Innsbruck, 22. 1. 2006; Roman A. Siebenrock
Datum:2006-01-31

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

1
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„Tomad, Señor, y recibid toda mi libertad, mi memoria, mi entendimiento y toda mi voluntad, todo mi haber y mi posseer; vos me lo distes, a vos, Señor, lo torno; todo es vuestro, disponed a toda vuestra voluntad; dadme vuestro amor y gracia, que ésta me basta.”

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„Nehmt, Herr, und empfängt meine ganze Freiheit, mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen Willen, all mein Haben und mein Besitzen. Ihr habt es mir gegeben; euch, Herr, gebe ich es zurück. Alles ist euer, verfügt nach eurem ganzen Willen. Gebt eure Liebe und Gnade, denn diese genügt mir.“

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Im Zentrum der Betrachtung zur Erlangung der Liebe aus der vierten Woche der Exerzitien (1) steht dieses grandiose, nüchterne und alle Großherzigkeit und Hingabe gegenüber dem je größeren Gott ausdrückende Gebet des Heiligen Ignatius, das wie kaum ein anderer Text seine Mystik, seine Theologie, seine Lebensorientierung und sein Vermächtnis ausdrückt. Dieses Gebet soll die Grundhaltung bilden, mit der nicht nur ein Ordensangehöriger der Gesellschaft Jesu, sondern jeder Christ in der Gefährtenschaft Jesu, also wohl auch ich, Gott zu Beginn und am Ende eines jeden Tages begegnen und in dieser Weise eingeübt unser Leben beschließen sollen. Daher drückt das Gebet als Lebenshaltung die Mitte unseres gemeinsamen christlichen Glaubens aus. Für mich aber stellt das Hingabegebet im Herz der ganzen Betrachtung über die Erlangung der Liebe eine wunderbare Zusammenfassung des christlichen Glaubens dar.

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Diese Zusammenfassung kann uns davor bewahren, den Gefährdungen unseres Glaubens zu verfallen. Mir scheint, dass heute vor allem zwei Gefährdungen besonders drängend werden: die Moralisierung und der Machtmissbrauchs im Namen Jesu Christi. In beiden Fällen steht immer auch die Gottesbotschaft des Evangeliums in Gefahr. Gewiss ist diese Betrachtung und auch nicht die Gesellschaft Jesu, aber ebenso wenig auch wir von vornherein davor gefeit, in die genannte Sackgassen zu geraten. Doch kann uns die Betrachtung zur Erlangung der Liebe immer wieder aufschrecken und uns dazu ermutigen, im Feuer des Evangeliums der Gnade uns läutern zu lassen und neu zu beginnen das wahre Antlitz Gottes zu suchen. Daher möchte ich mit Ihnen heute unser Leben in der Nachfolge Christi an diesem Kompass neu zu orientieren versuchen.

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Ich sagte, dass unser christliche Glaube zwei grundlegenden Missverständnissen ausgesetzt ist und bleibt: der Moralisierung und des Machtmissbrauchs. Unter Moralisierung verstehe ich die Auffassung, dass Glauben primär eine Anstrengung sei, eine Überforderung – zumal im Anbetracht des Anspruchs der Bergpredigt und des christlichen Spitzenethos, wie es ja von Ignatius und vielen seiner Gefährten überzeugend gelebt worden ist. Ich höre in uns leise sagen: Ach ich bin doch nur ein schwacher Typ, wie könnte ich mich mit solchen Riesen, wie sie uns auch von den Wänden und Altären dieser Kirche hier anschauen, vergleichen. Deshalb sei, so höre ich manchmal mit frommem Sinn sagen, unsere wahre christliche Gesinnung jene, mit einem unaufhörlich schlechten Gewissen Sünder zu sein. Immer kämen wir zu kurz, stets fehle uns noch etwas am perfekten Gutmenschen. Christentum, ach, sei einfach eine restlose Überforderung.

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Und das eben gesprochene Gebet, scheint dies auch nicht wirklich zu verhindern; im Gegenteil: es scheint dies vielmehr zu verstärken. Wird denn nicht gesagt, dass wir alles hingeben sollten: nicht nur die klassischen Fähigkeiten von uns Menschen: Gedächtnis, Verstand und Willen, sondern auch jene Eigenschaft, an der unsere gesamte Kultur so ängstlich hängt und die sie bis zur Pervertierung verteidigt: die Freiheit? Und wird dadurch, eben durch diese restlose Hingabe, nicht unmittelbar der zweiten Gefahr, des Machtmissbrauchs, Tür und Tor geöffnet? Liefern wir uns, wenn wir unsere Freiheit Preis geben, nicht einer anonymen Macht, dem Herrn, ja irgendwelchen Herren aus, die sich doch immer wieder an die Stelle Gottes schieben und drängen? Wer ist denn nicht schon im Namen Gottes oder der Vorsehung aufgetreten und hat die Hingabebereitschaft und den Idealismus von unzähligen Menschen missbraucht? Geschehen nicht die übelsten Taten mit einem scheinbar guten Gewissen und in voller Überzeugung? Was wurde denn nicht schon alles im Namen Gottes verlangt, verübt und vereitelt?

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Gewiss besteht die Gefahr, wenn wir das Gebet so verfremdet verstehen wollen. Die größte Gefahr des christlichen Glaubens besteht immer in der verstümmelten Form seiner Vermittlung. Wenn wir das Evangelium verkürzen und es seiner maßgeblichen Mitte berauben, wird es zum großen Unglück. Aus der Erfahrung der Kirchengeschichte, und vielleicht auch leider unserer eigenen Biographie, müssen wir bestätigen, dass auch für den christlichen Glauben die weise Erkenntnis gilt: corruptio optimi pessima (die Korruption des Besten ist das größte Übel). Das bedeutet aber doch letztlich nicht, dass wir das Beste verkommen lassen, sondern doch wohl nur, dass wird das Gold und den Schatz der Tradition neu entdecken und in seinem wirklichen Feuer aneignen sollen. Dazu ist aber zumeist nicht viel nötig: Wir müssen uns in unserem Falle nur dem Weg der ganzen Meditation anvertrauen. Wir müssen, wie auch im Blick auf das Evangelium, den ganzen Weg Jesu, den ganzen Weg der Betrachtung gehen. Blicken wir auf die ganze Betrachtung, gehen wir Ihren Weg mit allen unseren Sinnen und Fähigkeiten nach.

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Ignatius beginnt seine Betrachtung mit zwei Vorbemerkungen über das richtige Verständnis der Liebe. Liebe besagt einerseits weniger Schwüre und Worte, sondern ein Tun, ein Handeln. Ignatius sagt „Werke“. Liebe ist zuerst ein Verb, also ein Tun-Wort. Dann besteht Liebe in einer wechselseitigen Hingabe, ja Ganzhingabe. Liebe besteht in einer Mitteilung: Ignatius sagt ganz modern: Liebe besteht in ihrer vollendeten Gestalt in einer wechselseitigen Selbstkommunikation, in der Dynamik des sich wechselseitig Schenkens.

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Auf was sollen wir uns aber in dieser doppelt-einen Beziehung vorrangig konzentrieren, was sollen wir am Morgen und am Abend zu erst wahrnehmen und betrachtend in Erinnerung rufen? Worauf soll unsere primäre Achtsamkeit als Glaubende gerichtet sein? Sie soll, so sagt die nächste Vorbemerkung, darauf gerichtet sein, in die wechselseitige Kommunikation des Schöpfers mit seinem Geschöpf einzutreten; aber – und das ist wesentlich und unumkehrbar - mit einer Priorität: Ich soll zuerst betrachten, was Gott für mich getan hat und tut. Gottes Handeln an mir zuerst! Gottes Gnade immer zuerst! Und was hat Gott getan und wünscht es unablässig bis heute zu tun? Er möchte sich mir selber schenken in allen Dimensionen seiner Schöpfung: in der Materie, im Lebendigen und im meinen eigenen Bewusstsein. Ignatius spitzt nicht zu, sondern macht ernst mit der Botschaft des Evangeliums, wenn er sagt: „so sehr er kann.“ Wie sehr aber kann Gott? Die Antwort kann nur lauten: Radikal, ganz und ohne Vorbehalt, mehr als Du es Dir wirklich vorstellen kannst: Deus semper major; Gott vermag mehr! Das aber bedeutet doch schließlich Weihnachten, das ist das Geheimnis des Lebens Jesu: Dass Gott sich ganz mir schenken will, dass er mit jedem Menschen, wie Papst Paul VI. sagte, einen Dialog des Heils führt; und zwar von Anfang an. (2) Erst aus dieser Wahrnehmung, die wirklich meine Erfahrung sein kann und werden soll, kann ich mich dann auf meine Antwort besinnen. Das gelebte Gebet der Ganzhingabe ist nur möglich gegenüber einer Liebe, die sich ganz verschenkt hat und die ich auch als solche erfahren habe. Ohne die Priorität der konkreten Erfahrung vorhergehender Gnade wird der christliche Glaube pervertiert und zu einem willfährigen Instrument der Macht. Botschaft und Erfahrung des Ignatius ist anders: Liebe entmächtigt sich immer und nur erfahrene Liebe trägt die vorbebehaltlose Antwort der Hingabe. Die arme Liebe Gottes ruft uns an: ebenso äußerlich schwach und übersehbar wie durchdringend und nachhaltig auf den zweiten Blick; - und deshalb auf Dauer. (3)

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Dieser Ruf des Königs fordert meine Antwort ein. Wie könnte, wie sollte ich aber antworten? Was kann ich Gott geben? Was könnte ich ihm schenken, was nicht das Seine wäre: ich das Geschöpf – er der ewige und allmächtige Schöpfer, der unendliche Gott! Gibt es überhaupt etwas, was ich ihm anbieten könnte, was nicht schon immer sein wäre? Blicken wir uns einmal mit den Augen des Glaubens um in dieser Welt: alles hat er geschaffen und ist sein. Schauen wir in unser eigenes Leben, hören wir auf das Pochen unseres Herzens: er hat alles geformt, wie der Psalmist mit Recht sagt. Nehmen wir Gott wirklich ernst, wie es die Alten wagten: Dann stürzt uns nämlich diese einfach Frage in höchste Verlegenheit: Gibt es ernsthaft etwas von uns, worauf Gott selber wartet; was er von uns, wenn wir so sagen dürfen, erhofft? Gibt es etwas, was wir Gott schenken könnten, was er nicht schon von sich aus sein eigen nennen kann? Gibt es etwas, was Gott mit den entwaffnenden offenen Armen Jesu in der Krippe und am Kreuz von uns erbittet?

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Ja es gibt etwas, auf das, wie Papst Benedikt sagt, selbst Gott wartet. Deswegen wirbt er um uns. Darin hat er selbst die angemessene Beziehung seines Geschöpfs zu ihm, dem Schöpfer gesehen und gestiftet: „das freie Ja der Liebe ist das Einzige, worauf Gott warten muß“. (4) Keine Macht der Welt, selbst nicht die Allmacht Gottes, kann dieses freie Ja ersetzen. Gott will, dass wir aufrecht vor ihm, seine vorausgehende Liebe mit unserer freien Hingabe beantworten. Nur so wird das grandiose Gebet der Hingabe nicht zerstört und die Beziehung freier Liebe unter der Hand pervertiert.

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Und gerade darin steht diese unerschöpfliche Betrachtung des Ignatius in der bestimmenden Achse der Heilsgeschichte und will sie in unser eigenes Leben hinein sprechen. Gott wirbt hier und heute, auch in diesem Augenblick dein und mein Ja. Er wirbt wie ein Liebender um unser Ja, damit sein Heilswillen auch unter uns heute real werden darf, damit Gottes Geschichte mit den Menschen weitergeht; - hier und heute, in dieser Stunde, jetzt! Denn wir dürfen in diesem Ja das Ja Abrahams erkennen und die Antwort Samuels: „Rede Herr, Dein Diener hört“ (1 Sam 3, 10). Wir vernehmen darin die Antwort Mariens an den Engel, der, wie es die großen Maler dargestellt haben, vor Maria förmlich kniet und um ihr Ja wirbt. Selbst für ihn muss es wie eine Erlösung geklungen haben, da er hörte: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Wort!“ (Lk 1, 38) Mit unserem Ja treten wir ein in das Ringen Jesu um den Willen Gottes und verwirklichen die Bitte des Vater Unser: „Dein Wille geschehe“. Nur wer frei Ja sagt, sagt im Glauben Ja. Nur wer geliebt wird, kann frei antworten und glauben. Der christliche Glaube bezeugt die mystische und geschichtliche Kommunikation Gottes mit uns Menschen, ja mit jedem einzelnen von uns. Gott wirbt um uns; jeden Tag, gerade in dieser Stunde, - jetzt.

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Wie ernst es Ignatius um die Vorgabe der Gnade Gottes ist, an der wirklich alles hängt, verdeutlichen die anschließenden Abschnitte der Betrachtung. Ich soll betrachten wie Gott in den Geschöpfen und in mir wohnt. Dieses Wohnen vergleicht Ignatius, und das ist erstaunlich und befremdlich, nicht mit einer lockeren Anwesenheit. Nein: Ich soll vielmehr erwägen, wie Gott sich in allen geschaffenen Dingen auf dem Angesicht der Erde für mich müht und arbeitet, „das heißt, sich in der Weise eines Arbeitenden verhält.“ Wie Gott sich müht und arbeitet; und wieder scheint Ignatius fromm zu übertreiben, wenn er in dieser Betrachtung wie einen „cantus firmus“ wiederholt: para mí, für mich. Gott arbeitet und bemüht sich für mich, für mich; wirklich für mich, für jeden einzelnen von uns.

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Mir scheint, dass wohl erst P. Teilhard de Chardin SJ (1881-1955) sich dem immensen Gewicht dieser wirklich universal sich weitenden Betrachtung in aller Konsequenz ausgesetzt hat. In mir selbst sind die Elemente, die zu Beginn des Universums geworden sind und formen sich in steigender Komplexität zu immer höheren Realitäten: zur Anthropogenese, ja zur Christogenese. Gott will in mir neu geboren werden. Wir vereinigen uns daher in dieser Messe mit dem gesamten Lobgesang des Alls, das auf seine je eigentümlich Weise von Gott bewegt und erhalten wird: die allem unserem Tun vorausgehende kosmische Liturgie. In der Scheibe Brot, die in dieser Stunde der Priester erhebt, sammelt sich und bricht sich das ganze All, weil es nicht nur mit allem in Beziehung steht (auch mit seinem wahren Ursprung), sondern weil es selber zur Nahrung für viele wird. In der Hingabe aneinander existieren die Dinge, das Lebendige und wir Menschen. Alles steht mit allem in Beziehung und bildet die eine große Kommunikation der Schöpfung mit Gott, die eine universale kosmische Liturgie, mit der wir uns in jeder Eucharistiefeier vereinigen. Was die Welt deshalb trägt und verbindet ist die Hingabe: die Hingabe Gottes und die antwortende Hingabe unseres Lebens. Liebe und durch die Hingabe gestiftete und getragene Beziehung bildet das Herz der Welt.

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Dies aber stellt alle unsere Fähigkeiten auf ein neues Fundament. Weil ich dieses Gebet als Schule glaubender Aufmerksamkeit ansehe, lehrt es uns, zuerst nicht auf uns zu schauen, sondern auf Gottes Wohltaten an mir. Ich werde ermutigt, mein Leben als Leben mit Gott, als kleine Heilsgeschichte zu lesen. Ich darf lernen, zuerst Du zu sagen, zuerst zu empfangen, zuerst zu danken, zuerst die Gnade selbst zu erfahren, mit der Gott so große Arbeit und Mühe auf sich nimmt, - für mich, para mì. Gott zuerst: aber dann? Diese Hingabe verwirklicht sich nicht im abstrakten Raum oder in bloßer Innerlichkeit, sondern - wie Ignatius es für seine Gefährten festhält - im Dienst an den Armen und Kranken; im Dienst am Nächsten, immer in der Existenzform der Demut. Niemand kann Gott lieben und am Nächsten vorbeigehen, niemand folgt Jesus nach ohne unter das Gesetz seiner Demut und Entäußerung gestellt zu werden: Nur wer so auch selbstvergessen zu leben gelernt hat, bleibt in Gott; in jenem Gott, dessen Großherzigkeit unseren Egoismus entwaffnet und in seiner Hingabe erlöst. Deshalb ist Glauben nicht Moral, sondern Verwandlung, Erlösung und darin neue Schöpfung.

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Immer stehen wir vor diesem unbedingten Anspruch der Proexistenz des Herrn; - nicht der Moral, nicht des göttlichen Befehls, sondern vor dem Anspruch der armen Liebe Gottes, der Selbsthingabe Gottes in Jesus Christus. Immer stehen wir vor dem unbedingten Anspruch der Liebe, vor einer Liebe, die ihr Leben hingibt für ihre Freunde, die ihnen die Füße wächst, damit wir endlich hautnah erfahren, dass wir nicht mehr Knechte, sondern Freunde genannt werden (Joh 15, 15). Immer stehen wir im Anruf der Gnade, die Angst um uns selbst loszulassen und uns dem vertrauenswürdigen Grund unseres Daseins wirklich anzuvertrauen.

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Wie aber mag das uns gelingen, dieser heilende und rettende Vollzug unserer Existenz? Gewiss, einmal werden wir, jeder und jede einzelne von uns, uns selbst genommen werden; im Tod. Wie aber antworte ich heute? Wie werde ich morgen mit meinem Leben antworten?

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Erwacht auch in uns die ignatianische Großherzigkeit einer Freiheit, die mit ihrer ganzen Existenz betet: „Tomad, Señor, y recibid toda mi libertad, mi memoria, mi entendimiento y toda mi voluntad, todo mi haber y mi posseer; vos me lo distes, a vos, Señor, lo torno; todo es vuestro, disponed a toda vuestra voluntad; dadme vuestro amor y gracia, que ésta me basta.”

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Dass wir und unsere Gemeinde ein Raum seien und immer mehr werden, in der diese Kultur der Hingabe wachsen und reifen und das Ja freier Liebe sich ereignen darf, dazu schenke der Herr uns selbst seine Gnade: denn allein seine Liebe und seine Gnade genügen: „Dios solo basta“ (5) , Gott allein, der Gott Jesu Christi der Gnade und der Liebe allein genügt.

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 Amen

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 Anhang: Textdokumentation

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 Contemplatio de Amore (Exerzitien, IV. Woche)

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 230Betrachtung, um Liebe zu erlangen

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 Bemerkung: Zuerst ist es angebracht, auf zwei Dinge zu achten:

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 –Das erste ist: die Liebe muß mehr in die Werke als in die Worte gelegt werden.

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231– Das zweite: Die Liebe besteht in Mitteilung von beiden Seiten; nämlich darin, daß der Liebende dem Geliebten gibt und mitteilt, was er hat, oder von dem, was er hat oder kann, und genauso umgekehrt der Geliebte dem Liebenden. Wenn also der eine Wissen, des dem geben, der es nicht hat; wenn Ehren; wenn Reichtümer; und genauso gegenseitig.

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 Gewohntes Gebet

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232Erste Hinführung ist: Zusammenstellung, die hier ist: Sehen, wie ich vor Gott unserem Herrn stehe, vor den Engeln, vor den Heiligen, die für mich eintreten.

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233Die Zweite: um das bitten, was ich will. Hier wird dies sein: Um innere Erkenntnis von soviel empfangenem Guten bitten, damit ich, indem ich es gänzlich anerkenne, in allem seine göttliche Majestät lieben und ihr dienen kann.

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234Der erste Punkt ist: Die empfangenen Wohltaten von Schöpfung, Erlösung und besonderen Gaben ins Gedächtnis bringen, indem ich mit vielem Verlangen wäge, wieviel Gott unser Herr für mich getan hat und wieviel er mir von dem gegeben hat, was er hat, und wie weiterhin derselbe Herr sich mir nach seiner göttlichen Anordnung zu geben wünscht, sosehr er kann. Und hierauf mich auf mich selbst zurückbesinnen, indem ich mit viel Recht und gerechtigkeit erwäge, was ich von meiner Seite seiner göttlichen Majestät anbieten und geben muß, nämlich alle meine Dinge und mich selbst mit ihnen, wie einer, der mit vielem Verlangen anbietet:

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„Nehmt, Herr, und empfängt meine ganze Freiheit, mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen Willen, all mein Haben und mein Besitzen. Ihr habt es mir gegeben; euch, Herr, gebe ich es zurück. Alles ist euer, verfügt nach eurem ganzen Willen. Gebt eure Liebe und Gnade, denn diese genügt mir.“

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 235Der zweite: Schauen, wie Gott in den Geschöpfen wohnt,

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 – in den Elementen, indem er Sein Dasein gibt;

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 – in den Pflanzen, indem er belebt;

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 – in den Tieren, indem er Wahrnehen macht;

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 – in den Menschen, indem er Verstehen gibt;

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 und so in mir,

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 – indem er mir Sein gibt;

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 – indem er beseelt;

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 – indem er wahrnehmen macht und

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 – indem er mich verstehen macht;

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– ebenso indem einen Tempel aus mir macht, da ich nach dem Gleichnis und Bild seiner göttlichen Majestät geschaffen bin.

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Darüber wiederum auf die Weise, die im ersten Punkt genannt wurde, oder auf eine andere, die ich als besser verspürte, mich auf mich selbst zurückbesinnen. Auf die gleiche Weise soll man über jeden Punkt machen, der folgt.

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236Der dritte: Erwägen, wie Gott sich in allen geschaffenen Dingen auf dem Angesicht der Erde für mich müht und arbeitet, das heißt, sich in der Weise eines Arbeitenden verhält. So etwa in den Himmeln, Elementen, Pflanzen, Früchten, Herden, usw., indem er Sein gibt, erhält, belebt und wahrnehmen macht usw. Danach mich auf mich selbst zurückbesinnen.

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237Der vierte: Schauen, wie alle Güter und Gaben von oben herabsteigen, etwa meine bemessene Macht von der höchsten und unendlichen von oben, und genauso gerechtigkeit, Güte, Freundlichkeit, Barmherzigkeit usw., so wie von der Sonne die Strahlen herabsteigen, vom Quell die Wasser usw. Danach enden, indem ich mich auf mich selbst zurückbesinne, wie gesagt worden ist.

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 Enden mit einem Gespräch und einem Vaterunser

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 (zitiert nach: Deutsche Werkausgabe I, 204.206).

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Anmerkungen:

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1. Eb 230-237 (im Anhang der Predigt abgedruckt). Die Werke von Ignatius werden nach der neuen deutschen Werkausgabe zitiert: Ignatius von Loyola. Deutsche Werkausgabe. Hrsg. Peter Knauer. Würzburg: Echter 1993f. Band I: Briefe und Unterweisungen. 1993; Band II: Gründungstexte der Gesellschaft Jesu. 1998 (Hauptwerke: Geistliche Übungen; Bericht des Pilgers [Autobiographie]; Konstitutionen [Satzungen] der Gesellschaft Jesu; alle unten angeführte Texte von Ignatius werden nach dieser Ausgabe zitiert). Als spanische Ausgabe sei verwiesen auf: San Ignacio de Loyola, Obras Completas. Hg. I. Iparraguirre S.J. Madrid 1952.

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Zu Ignatius sei verwiesen auf: Dalmases de, C., Ignatius von Loyola. Versuch einer Gesamtbiographie des Gründers der Jesuiten. München-Zürich-Wien 1989. Beeindruckt bin ich von der Biographie: Tellechea, I., Ignatius von Loyola. „Allein und zu Fuß“. Eine Biographie. Zürich-Düsseldorf 1991.

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Mein Verständnis der Betrachtung hat sich entwickelt an den Interpretationen von: Kunz, E., „Bewegt von Gottes Liebe“. Theologische Aspekte der ignatianischen Exerzitien und Merkmale jesuitischer Vorgehensweise. In: Ignatianisch. Eigenart und Methode der Gesellschaft Jesu. Hrsg. M. Sievernich - G. Switek. Freiburg i.Br. 1990, 75-95; Rahner, H., Ignatius von Loyola als Mensch und Theologe. Freiburg-Basel-Wien 1964; Rahner, K., Rede des Ignatius von Loyola an einen Jesuiten von heute. In: Ders., Schriften zur Theologie. Bd. XV. Wissenschaft und christlicher Glaube. Zürich-Einsiedeln-Köln 1983, 373-408; Jalics, F., Kontemplative Exerzitien. Eine Einführung in die kontemplative Lebenshaltung und in das Jesusgebet. Würzburg 61999,

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2. Paul VI., Enzyklika „Ecclesiam suam“ vom 6. 8. 1964, Nr. 70 (v.a. Teil III).

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3. Mir scheint, dass die Unterscheidung der Geister auf dieser Struktur aufbaut und mit dem „magis“ dem höheren apostolischen Einsatz verbindet.

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4. Ratzinger, J., Einführung ins Christentum. Vorlesungen über das Apostolische Glaubensbekenntnis. München 1968, 235.

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5. Mit diesem Hinweis auf Theresa von Avila möchte ich verdeutlichen, dass die spanische Mystik in ihrem abgründigen und deshalb so frischen Grundwasser, tief zusammen gehören.

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