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Scharer Matthias: Begegnung an den Grenzen als Herausforderung der Theologie
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Begegnung an den Grenzen als Herausforderung der Theologie
(Ansprache des Studiendekans zur Sponsion/Promotion am 12. Juli 2002)

Autor:Scharer Matthias
Veröffentlichung:
Kategoriefak
Abstrakt:
Publiziert in:# Originalbeitrag für den Leseraum
Datum:2002-08-12

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Die KandidatInnen zur heutigen Sponsion/Promotion repräsentieren das typische Bild an unserer Fakultät: Studierende aus dem deutschen Sprachraum begegnen Studierenden aus dem ehemaligen Osten bzw. Süden Europas, aus Lateinamerika, Afrika und Asien. Der neue Folder unserer Fakultät zeigt das typische internationale und interkulturelle Bild der Theologie in Innsbruck. Wir sind dankbar, dass uns durch die selbstverständliche Verbindung zu internationalen Ordensgemeinschaften, zu internationalen Stipendien- und Studieneinrichtungen und vor allem durch das Collegium Canisianum die Internationalität und Interkulturalität der Innsbrucker Theologie sozusagen zufällt. Wir brauchen für die Internationalität unserer Fakultät mit einem Anteil von ....% Studierenden aus aller Herren Länder keine großen Werbeanstrengungen machen, wie das an anderen Fakultäten der Fall ist. Doch gerade weil die Internationalität der Theologie in Innsbruck so selbstverständlich zu sein scheint, ist sie eine große Herausforderung für die Fakultät. Es kann ja nicht nur darum gehen, dass wir unsere europäische oder speziell die ‚Innsbrucker Theologie' den Studierenden vermitteln, so sehr das zu unserem Auftrag gehört. Die Herausforderung für uns besteht in der kulturellen und auch theologischen Andersheit und Fremdheit, mit der es an einer international ausgerichteten Fakultät menschlich und wissenschaftlich umzugehen gilt.

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Theologie in Innsbruck ist ‚Begegnung an der Grenze'; das zeigt sich auch in den Dissertationen und Diplomarbeiten der KadidatInnen zur heutigen Promotion und Sponsion.

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So stellt sich Frau Mag. Monika Prettenthaler aus Graz in ihrer Dissertation (begleitet von M. Scharer) zum Ökumene Lernen im Religionsunterricht einem doppelten Anspruch: Dem ‚Anspruch von oben', der aus den kirchlichen Dokumenten zur Ökumene kommt und dem Anspruch‚von unten', den das Leben der SchülerInnen und LehrerInnen in der Schule bestimmt. Sie findet einen Weg ‚an der Grenze', der weder in eine flache Harmonisierung der Gegensätze noch in die blinder Ausblendung des Anspruches mündet, in einem differenzhermeneutischen Schlüssel, der konstruktive Möglichkeiten des Ökumene Lernens im Religionsunterricht aufschließt.

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Begegnung als Jesusnachfolge ist vom Anfang der Kirche an auch vom Versagen geprägt. Christopher Chukwuemeka Asuzos englischsprachige Diplomarbeit im Neuen Testament (betreut von M. Hasitschka) untersucht Perikopen aus dem Markusevangelium, die vom Unverständnis der Jünger handeln; der Kandidat zieht eine Parallele zur schwierigen kirchlichen Situation der Gegenwart, speziell in seinem Heimatland Ost-Nigeria.

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Um eine neutestamentliche Begegnung an der Grenze anderer Art geht es in der - ebenfalls bei M. Hasitschka geschriebenen - Diplomarbeit von Herbert Schachner: Nämlich um die Beziehung Jesu zum Herodianischen Tempel in dessen Tempelaktion in Joh 2,13-22.

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Eine spezielle Grenze markiert der theologische Begriff ‚Sünde'. In Auseinandersetzung mit der Theologie Karl Rahners und Raymund Schwagers situiert Nikolaus Wandinger den Bergiff der ‚Sünde' innerhalb der theologischen Systematik; Sünde wird zum heuristischen Grundbegriff einer theologischen Anthropologie, die sich dem Zusammenhang zwischenmenschlicher Beziehungen und der Gott-Mensch-Beziehung ebenso stellt, wie der Freiheits- und Natur-/Gnadeproblematik.

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Um die Begegnung und die Grenzen zwischen Kulturen und Religionen geht es in einigen Dissertationen und Diplomarbeiten:

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Die Dissertation von Leku Owiko Robert aus Uganda (bei H. Rotter) widmet sich in einer kritischen Analyse im Licht der kirchlichen Ehelehre der Frage nach „Rechten, Gleichheit und Würde der Ehegatten im Kontext der afrikanischen kulturellen Ehe am Beispiel der Madi Ugandas".

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Ebenfalls eine Doktorarbeit, nämlich die von Markus Solo Kewuta aus Ostflores (bei K.H. Neufeld), vergleicht die Gottesvorstellungen der indigenen Bevölkerung in Ostflores mit der biblischen Gotteserfahrung, speziell mit der Inkarnation Gottes in Jesus von Nazareth.

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Um die Begegnung von Kulturen und Religionen geht es auch in der Diplomarbeit von Charles Dibin Domeirnee aus Ghana (bei J. Niewiadomski): Gegen einen romatisierenden Inkulturationsimpetus konfrontiert der Kandidat mit der ‚Negativfolie' des Glaubens der ‚Dagaaba-Kultur', in der die Auferstehung als Rache der Verstorbenen geglaubt wird; er stellt ihr die christliche Vorstellung von der Hoffnung auf Versöhnung gegenüber.

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Buchstäblich als ‚Grenzgang' beschreibt derselbe Betreuer (J. Niewiadomski) die Diplomarbeit von Maria Pranger „Christina Wolfs Roman ‚Medea.Stimmen' aus der Sicht dramatischer Theologie: „An die Grenzen stoßend findet die Kandidatin zu jenen ‚österlichen Augen', die auch in der Situation des Opfers Hoffnung geben".

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Begegnung an Grenzen in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung markieren zwei moraltheologische Diplomarbeiten, die bei H. Rotter geschrieben wurden:

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In Charles Okerekes englischsprachiger Arbeit geht es um die Darstellung der medizinisch-technischen Möglichkeiten des Klonens im humanen Bereich und der Diskussion um die ethische Bewertung vor dem Hintergrund eines christlichen Menschenbildes.

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Josef Wedenigs Diplomarbeit reflektiert die Problematik von Umwelt und Menschenrechten im Zusammenhang mit Erfahrungen aus jahrelangen Einsätzen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit in Lateinamerika und Asien.

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Aus katholischer Perspektive eröffnet die Feier der Eucharistie die dichtetste Form von Begegnung. Sie ist Begegnung an der Grenze zwischen Menschen und zwischen Gott und den Menschen und sie wandelt Grenzen.

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Stefan Huber thematisiert in seiner Diplomarbeit „'Body Politics' im Leib Christi. Die politische Dimension der Kirche als Eucharistie feiernde Gemeinschaft" (bei J. Niewiadomski) die gemeinschaftsstiftende Kraft des Sakramentes; und dies auf der Basis herotoxer Texte: Von F. Dostojweki, über einen mennonitischen Theologen bis hin zu den Fragen der Zusammenhänge zwischen Eucharistie und Folter reicht die Palette.

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Um die Eucharistie - in diesem Fall in Kroatien - geht es auch in der Dissertation von Jadranka Mrcela (bei M. Scharer) aus Split. Jadranka pita: "Nije li euharistijska tajna zivotno relevantna?" i svojim radon postize temelje jedne euharistijske katekeze u hrvatskom crkvenom kontekstu.Odlucujuca su pitanja tamosnje crkvene prakse objasnjena ovim radom.(Jadranka fragt: „Ist das eucharistische Geheimnis lebensrelevant?" und schafft mit ihrer Arbeit Grundlagen einer Eucharistiekatechese im kirchlichen Kontext Kroatiens. Im Zusammenhang der Arbeit werden entscheidende Fragen der dortigen Kirchenpraxis geklärt).

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Mit Kirchenpraxis hat es die Diplomarbeit von Angelika Plattner mit dem Thema „Warum ‚Jungsein' in der Kirche so schwer ist" (bei F. Weber) zu tun. An Hand einer Dokumentation stellt sie die Frage, ob die Jugend aus der Kirche ausziehe.

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Last but not least wurde am Institut für Christliche Philosophie (bei S. Battisti) von Dr. Arnold Othmar Wieland ein Diplomarbeit mit dem Titel geschrieben: „K.R. Popper in Auseinandersetzung mit G.F.W. Hegels Geschichtsphilosophie", die zu einer neuen Einschätzung der Hegelkritik beiträgt.

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Begegnung an den Grenzen als Herausforderung der Theologie: Diese Herausforderung wurde - wie die Themen der wissenschaftlichen Arbeiten unserer KandidatInnen zeigen - vielfach aufgegriffen und bearbeitet. Begegnung an den Grenzen wird auch Ihren Auftrag als TheologInnen in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Wirklichkeiten bestimmten. Ob die Theologie und Philosophie, die Sie an unserer Fakultät studiert haben, in ihrem beruflichen und privaten Alltag lebendig wird, läßt sich an Ihrer Konfrontationsbereitschaft messen, Grenzgängerin und Grenzgänger in den unterschiedlichen kulturellen und religiösen Welten unserer pluralen Gesellschaft zu sein. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in jener kreativen und gleichzeitig konfliktiven Spannung zu leben wagen, die sich weder allen anbiedert, um überall beliebt zu sein, noch sich überheblich von allem zurückzieht, um die weiße Weste zu bewahren. Dass jener ganz Andere und Fremde, der uns ganz nahe ist, Sie im prophetischen Risiko Theologe/Theologin zu sein begleitet, darauf vertraue ich.

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