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Mobbing – Universität Innsbruck

Mobbing

Definition: „Unter Mobbing wird eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verstanden, bei der die angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder einigen Personen systematisch, oft und während längerer Zeit mit dem Ziel und /oder dem Effekt des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis direkt oder indirekt angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet.“
(Leymann (Hg) Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann. Rowohlt, 1993)

 

Der Begriff Mobbing wird vom englischen Verb „to mob“ abgeleitet und ist gleichzusetzen mit

  • bedrängen,
  • angreifen,
  • attackieren,
  • anpöbeln,
  • über jemanden herfallen

Im englischen Sprachraum hat sich dafür der Begriff „bullying“ im amerikanischen Raum „employee abuse“ eingebürgert.
Bezogen auf Personengruppen, von denen Mobbing ausgeht, wird auch von „bossing“ und „staffing“ gesprochen.

Leider wird der Begriff Mobbing heute oftmals "inflationär" verwendet - nicht jeder Konflikt ist bereits ein Fall von Mobbing!

Informationen zu Mobbing:

Mobbing ist ein prozeßhaftes Geschehen. Beschäftigte oder Vorgesetzte handeln feindselig gegen eine einzelne Person/ eine Minderheit:

  • Die Feindseligkeit wird in einer Grauzone zwischen erlaubten und verbotenen Handlungen ausgetragen.
  • Die Feindseligkeit wird oft intrigant vorgetragen, d.h. sie wird verdeckt initiiert, hinter „Scherzen“ versteckt oder völlig anonym durchgeführt.
  • Oft werden Angriffe so geplant, dass die Böswilligkeit nur schwer zu beweisen ist, oder sie werden mit „objektiven Daten“ unterfüttert, welche die Feindseligkeit legitimieren sollen.
  • Bevorzugt werden Arglosigkeit und Schwachstellen des Opfers ausgenutzt.
  • Alle Möglichkeiten zu einer gleichberechtigten Auseinandersetzung werden ausgeschlossen.
  • Es wird vorbeugend versucht, die Möglichkeiten der Gegenwehr zu vereiteln oder systematisch zu untergraben.
  • Die Feindseligkeit wird über längere Zeit ausgeübt
  • Ziel ist die Ausgrenzung des Opfers

Achtung: Ohne systematisches Handeln liegt kein Mobbing vor!

Konflikt

im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung um eine Sache

 Ziel ist die Durchsetzung von Interessen

Mobbing

im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit der betroffenen Person

Ziel ist die Ausgrenzung einer Person

  1. Phase: Ein Konflikt wird nicht konstruktiv gelöst.
  2. Phase: Es wird systematisch Psychoterror ausgeübt.
  3. Phase: Die Personalleitung reagiert.
  4. Phase: Hilfe von außen versagt.
  5. Phase: Der Gemobbte wird aus der betrieblichen Gemeinschaft ausgeschlossen.
    *Leymann (Hg) Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann. Rowohlt, 1993

Leymann1 hat fünf Kategorien von Mobbinghandlungen entwickelt:

Angriffe

  1. gegen die Möglichkeit, sich mitzuteilen
  2. auf die sozialen Beziehungen
  3. auf das soziale Ansehen
  4. auf die Berufs- und Lebenssituation
  5. auf die Gesundheit

Für die praktische Arbeit ist auch die Einteilung von Esser/Wolmerath/Niedl2 in zwei Gruppen von Mobbinghandlungen sehr brauchbar:

  1. Angriffe gegen die Person(z.B. Selbstwertgefühl, Entfaltung, Sicherheit)
  2. Angriffe gegen das soziale Gefüge (z. B. Anerkennung, Ansehen, Teilhaben)

1Leymann, Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann, 1993, 21ff
2Esser/Wolmerath/Niedl, Mobbing. Der Ratgeber für Betroffene, 1999

Es gibt zahlreiche Versuche, typische Mobbingbetroffene herauszufiltern – sinnvolle Ergebnisse sind dabei selten herausgekommen. Es gibt keine einheitlichen Persönlichkeitsstrukturen bei gemobbten Personen, es trifft Menschen unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht, Bildungsgrad und beruflicher Situation.

Fazit: Betroffen kann jede/r sein!

  1. Der Lösung des Mobbingproblems Priorität einräumen
  2. Mut fassen
  3. Suche nach Gesprächs-/Bündnispartner:innen
  4. Vorsicht vor „guten Ratschlägen“, die sie so nicht umsetzen können
  5. Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch
  6. Nehmen Sie sich Zeit

Einige grundsätzliche Verhaltensvorschläge:

  • Rechtzeitig Grenzen setzen
    In Ihrem Verhalten sollten sich Ihre Grenzen widerspiegeln.
  • Muster unterbrechen
    „Wenn Sie sich so verhalten, wie Sie sich immer schon verhalten haben, bekommen Sie das, was Sie immer schon bekommen ha­ben.“
  • Aus der Rechtfertigungssituation aussteigen
    Eine Taktik von Mobber:innen besteht darin, Sie in eine Rechtfer­tigungsposition zu bringen - gehen Sie nicht darauf ein.
  • Sich von den Mobber:innen „unabhängig“ machen
    So lange Sie die Mobber:innen (und andere) davon überzeugen wollen, dass Sie eigentlich doch ein guter Mensch sind, der solche Angriffe gar nicht verdient, bleiben Sie von Ihnen abhängig. Auch wenn Sie in Ihrem Verhalten primär auf eine Bestrafung der Mobber:innen abzielen, machen Sie Ihre Befindlichkeit von diesen Personen ab­hängig.
  • Sich Gutes tun
    Pflegen Sie Körper und Seele, widmen Sie sich Ihren Hobbies, kurz tun Sie Dinge, die Ihnen gut tun.
GegenwehrBeispiele für das Vorgehen
1. Grenzen setzenauf Anschreien symbolisch reagieren, z.B. Ohren zuhalten; Zurückschreien; nach einer Schrei-Attacke sich das Schreien verbit­ten und um sachliche Äußerungen bitten;
2. Entmutigenauf verbale Angriffe keine sichtbare Wirkung mehr zeigen; verbale Angriffe schlagfertig zurückweisen; verbale Angriffe auslachen; die Angreifbarkeit bei den eigenen Schwachstellen mindern;
3. Versachlichenden Willen zum Kompromiss zeigen; auf Chancen eines fairen Interessenausgleichs hin­weisen und auf Probleme orientieren, die beide Seiten gemeinsam haben;
4. VerunsichernDemonstration der wachsenden sozialen Unterstüt­zung; bisher im Untergrund vorgetragene Angriffe (durch Kunstgriffe) öffentlich sichtbar machen;
5. Isolierendurch Öffentlichkeitsarbeit im Betrieb dafür sor­gen, dass die stillschweigende Duldung von Mobbing zurückgeht; dafür sorgen, dass sich die mobbende Person selbst blamiert;
6. Einschüchternstraf-, zivil- oder arbeitsrechtliche Schritte konkret benennen und ihre Durchführung glaubhaft ankün­digen.

Einige grundsätzliche Verhaltensvorschläge:

  • Rechtzeitig Grenzen setzen
    In Ihrem Verhalten sollten sich Ihre Grenzen widerspiegeln.
  • Muster unterbrechen
    „Wenn Sie sich so verhalten, wie Sie sich immer schon verhalten haben, bekommen Sie das, was Sie immer schon bekommen ha­ben.“
  • Aus der Rechtfertigungssituation aussteigen
    Eine Taktik von Mobber:innen besteht darin, Sie in eine Rechtfer­tigungsposition zu bringen - gehen Sie nicht darauf ein.
  • Sich von den Mobber:innen „unabhängig“ machen
    So lange Sie die Mobber:innen (und andere) davon überzeugen wollen, dass Sie eigentlich doch ein guter Mensch sind, der solche Angriffe gar nicht verdient, bleiben Sie von Ihnen abhängig. Auch wenn Sie in Ihrem Verhalten primär auf eine Bestrafung der Mobber:innen abzielen, machen Sie Ihre Befindlichkeit von diesen Personen ab­hängig.
  • Sich Gutes tun
    Pflegen Sie Körper und Seele, widmen Sie sich Ihren Hobbies, kurz tun Sie Dinge, die Ihnen gut tun.

Erste Hilfe bei Mobbing-Problemen

An wen können sich Angehörige der Universität Innsbruck wenden?

Erste Anlaufstellen, die gegebenenfalls auch weitervermitteln oder mit Ihrem Einverständnis  ein Vorgehen im Sinne der BV über den Umgang mit Konflikten in Gang setzen:

Betriebsvereinbarung:

Mobbingberatung in Tirol:

ÖGB Tirol
Mobbing- und Burnout-Beratung: kostenlose und anonyme Erstberatung (nach Terminvereinbarung)
ÖGB Tirol, Südtiroler Platz 14-16, 6020 Innsbruck
Nähere Informationen und Anmeldung unter:
+43 512 59777

Arbeiterkammer Tirol

Referat für Gesundheit und Pflege
E-mailgup@ak-tirol.com
Telefon: +43 800 22 55 22 1645 (Kostenlose Hotline)

Weitere Beratungsangebote

Nur eine Organisation, in der laut gedacht, offen geredet und ehrlich gestritten wird, bietet die Voraussetzung dafür, dass Mobbing entgegengetreten wird!

Verhindern oder zumindest Abstellen von Mobbing sollte auf zwei Ebenen passieren:*

  1. Im Einzelfall
    Das richtige und rasche Einschreiten im Einzelfall wirkt präventiv gegen Mobbing!
  2. Auf genereller Ebene
    Dabei stehen Organisationen verschiedene Möglichkeiten offen
  • Allgemeine Aufklärung zB durch
    • Informationen in internen Medien
    • Informationen bei Betriebsversammlungen
    • Informationsveranstaltungen
  • Individuelle Schulungen
    • der Führungskräfte
    • der Mitarbeiter:innen
    • der Interessenvertretungen (Betriebsräte)
  • Förderung und Bewahrung eines konstruktiven Betriebsklimas durch
    • partnerschaftliche Kommunikationskultur
    • regelmäßige Mitarbeiter:innengespräche
    • Abklären der Gründe für das Ausscheiden von Mitarbeiter:innen
    • Erforschen der Ursachen für hohe Personalfluktuation in Bereichen/Abteilungen/Instituten
  • Organisatorische Maßnahmen wie
    • Formulieren und Kommunizieren der organisationsinternen Wertvorstellungen
    • klare Zielvorgaben
    • Schaffen durchschaubarer Hierarchien und Verantwortlichkeiten
    • eindeutige Zuständigkeiten der Mitarbeiter:innen
    • Schaffen von Anlaufstellen bei Mobbing
    • Abschluss einer entsprechenden Betriebsvereinbarung

 * vgl dazu auch Smutny/Hopf, Ausgemobbt, Manz 2003

  • Brinkmann, Mobbing, Bullying, Bassing. Treibjagd am Arbeitsplatz, Sauer-Verlag, 1995
  • Esser/Wolmerath/Niedl, Mobbing. Der Ratgeber für Betroffene, ÖGB Verlag, 1999
  • Haben/Harmes-Böttcher, Das Hamsterrad2, Orlanda, 2001
  • Huber, Psychoterror am Arbeitsplatz – Mobbing, Niederhausen, 1993/1994.
  • Kolodej, Mobbing, WUV-Verlag, 1999
  • Kratz, Mobbing. Erkennen – Ansprechen – Vorbeugen2, Ueberreuter, 2000
  • Leymann, (Hg) Der neue Mobbing-Bericht, Reinbek, 1995
  • Leymann, Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann, Rowohlt, 1993
  • Meschkutat/Stackelbeck/Langenhoff, Der Mobbing-Report2. Repräsentativstudie für die Bundesrepublik Deutschland, Wirtschaftsverlag NW, 2002
  • Mitgutsch, Strafrechtliche Aspekte des Mobbing am Arbeitsplatz, in Deixler-Hübner (Hg), Die rechtliche Stellung der Frau, Orac, 1998.
  • Neuberger, Mobbing, Übel mitspielen in Organisationen, Mering, 1995
  • Niedl, Mobbing, Bullying am Arbeitsplatz, Mering 1995

Es gibt eine Unzahl von Publikationen zum Thema Mobbing. Es wurde daher eine Auswahl einiger informativer Standardwerke getroffen.

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