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Baubetrieb und Bauwirtschaft – Universität Innsbruck

Baubetrieb und Bauwirtschaft

Das Fachgebiet

Aufgrund ihrer Funktion als Nahtstelle zwischen theoretischen bzw. planerischen Fachdisziplinen und dem entstehenden Bauwerk nimmt die kombinierte Fachdisziplin Baubetrieb und Bauwirtschaft im Bauwesen eine Schlüsselrolle ein und ist quer über alle Teilgebiete des Bauwesens (Hochbau, Infrastrukturbau, Tiefbau, usw.) von großer Relevanz.

Hinter dem Begriff Baubetrieb steckt dabei im Allgemeinen die Planung der Bauabwicklung sowie die bauverfahrenstechnische, koordinative und logistische Abwicklung des Bauvorhabens. Bauwirtschaft beinhaltet die baubetriebswirtschaftliche und baurechtliche Abwicklung des Bauprojekts. Aufgrund der Interdisziplinarität und Komplexität der Bauprojektabwicklung lässt sich jedoch keine scharfe Grenze zwischen den beiden Fachbegriffen ziehen, weshalb (in Österreich) auf Hochschulebene Lehre und Forschung meist auf die kombinierte Fachdisziplin „Baubetrieb und Bauwirtschaft“ ausgerichtet sind.

Die Systemgrenzen der Fachdisziplin Baubetrieb und Bauwirtschaft erstrecken sich über sämtliche Phasen der Abwicklung eines Bauvorhabens, d.h. prinzipiell von der Ausschreibungsphase bis hin zur Fertigstellungs- bzw. Gewährleistungsphase, wobei auch hier wieder keine scharfen Grenzen gesetzt werden können, weil einzelne Unterdisziplinen (wie z.B. die bauherrenseitige Kostenplanung) in den Übergangsbereichen zur Entwicklungs-, Planungs- bzw. Betriebsphase angesiedelt sind.

Phasen der Bauprojektabwicklung (nach Berner und Schach)

Die Fachdisziplin lässt sich auf erster Ebene in die Teildisziplinen

  • Bauverfahrenstechnik
  • Baubetriebsplanung
  • Baubetriebswirtschaft und
  • Baumanagement

und weiterführend in spezifische Unterdisziplinen unterteilen, wobei auch hier eine eindeutige und klare Zuordnung zu einer der Teildisziplinen aufgrund der Komplexität und Interdisziplinarität der gesamthaften Bauabwicklung nicht immer möglich ist.

Gliederung Teil- und Unterdisziplinen „Baubetrieb und Bauwirtschaft“

Die einzelnen Unterdisziplinen sind für die beiden Hauptakteure eines Bauprojekts, Auftraggeber bzw. Auftragnehmer, von unterschiedlicher Bedeutung. Aus historischer Sicht kommt die Fachdisziplin Baubetrieb und Bauwirtschaft von der Auftragnehmerseite, wobei über die Jahrzehnte immer mehr Auftragnehmer-relevante Unterdisziplinen in das Fachgebiet eingegliedert wurden. Eine klare Trennung in reine Auftragnehmer- und Auftraggeber-Disziplinen ist aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeit der beiden Akteure und der Interdisziplinarität der Bauabwicklung jedoch nicht exakt möglich und sinnvoll. Dennoch sind die Unterdisziplinen der Bauverfahrenstechnik und Baubetriebsplanung eindeutig näher zum Interessensfeld der agierenden Bauunternehmungen zuzuordnen, weil diese in direktem Zusammenhang mit ihren Aufgaben und ausführenden Tätigkeiten stehen. Die baubetriebswirtschaftlichen bzw. die Baumanagement-Disziplinen sind sowohl für den Auftragnehmer als auch für den Bauherren von entsprechendem Interesse, wobei einzelne Fachgebiete mehr Relevanz für den Auftraggeber (z.B. Kostenplanung) und andere mehr Bedeutung für die ausführende Bauunternehmung (z.B. Kalkulation) aufweisen.

Baubetriebs- und Bauwirtschaftsforschung am iBT

Der Fachbereich Baubetrieb und Bauwirtschaft am iBT beschäftigt sich im Zuge seiner Forschungstätigkeiten mit einem breitgefächerten baubetrieblichen und bauwirtschaftlichen Themenspektrum mit dem Ziel einer möglichst gesamthaften Abdeckung des Fachgebiets. Der inhaltliche Umfang reicht dabei u.a. von (Auswahl)

  • der Optimierung von Bauverfahren durch den Einsatz bzw. der Anwendung von neuen Technologien,
  • Wirtschaftlichkeitsanalysen und Musterkalkulationen von Bauverfahren und -methoden,
  • (der Weiterentwicklung von) Arbeitsstudien bzw. der Aufwandswert- und Leistungswertermittlung,
  • der wirtschaftlich und zeitlich optimierten Baustelleneinrichtung und -logistik,
  • der Optimierung von Bauprozessen und Bauabläufen unter Aspekten der (ökologischen) Nachhaltigkeit,
  • der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bei der Vergabe von Bauprojekten im Sinne des Bestbieterprinzips,
  • der Handhabung von Bauablaufstörungen und Produktivitätsverlusten im Zuge des Claim- und Anti-Claim-Managements,
  • der Anwendung und dem Umsetzungspotential von neuen und alternativen Bauvertrags- und Abwicklungsmodellen (Allianzverträge, Mehrparteienverträge, FIDIC, …),
  • der Lebenszyklus-orientierten Nachhaltigkeitsbewertung von Baumaterialien (EPD), Baumethoden, verschiedenen Gebäudetypen, Ingenieurbauwerken und Infrastrukturbauten bzw. -netzwerken,
  • Besonderheiten des grenzüberschreitendem Baumanagements,
  • bis hin zum Risikomanagement und Projektkostencontrolling bei Großbauprojekten.

 

Die Auflistung der Forschungstätigkeiten lässt einen entsprechenden Fokus auf das Thema der Nachhaltigkeit in Baubetrieb und Bauwirtschaft erkennen. Hinsichtlich des Beitrags des Bauwesens zu einer Nachhaltigen Entwicklung kann der Fachdisziplin Baubetrieb und Bauwirtschaft aufgrund ihrer breitgefächerten Relevanz eine Schlüsselrolle zugeordnet werden. Deshalb fokussieren sich die Forschungstätigkeiten des Fachbereichs Baubetrieb und Bauwirtschaft seit einigen Jahren und auch zukünftig auf die Bewertung von baubetrieblichen und bauwirtschaftlichen Optimierungspotentialen im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung.

Ein weiteres Forschungsthema, der sich in den letzten Jahren als immer relevanter bzw. zukunftsorientiert herauskristallisiert hat, ist die Thematik der kooperativen Bauverträge und Projektabwicklung. Im Bauwesen ist in den letzten Jahren eine Tendenz weg vom streitbehafteten Bauen hin zu einem gemeinschaftlichen, allianz-orientieren Agierens zu erkennen, weshalb hier zukünftig ein noch verstärkter Fokus auf diese Forschungsthematik gelegt werden wird bzw. muss.

Das Fachgebiet Baubetrieb und Bauwirtschaft ist eine anwendungsbezogene wissenschaftliche Disziplin mit einer sehr starken Bindung zur Praxis, weshalb seriöse Forschung auf diesem Gebiet nur mit einem entsprechenden Realitätstest, d.h. in enger Kooperation mit der Baupraxis, möglich ist. Sämtliche Forschungsaktivitäten werden folglich in Kooperation mit verschiedensten Akteuren aus der Baupraxis (Baufirmen, Auftraggeber, Ingenieurbüros, Baustoff- und Bauhilfsstoffhersteller) durchgeführt.

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