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Fischer Georg: Laudatio für Prof. P. Dr. Dr.h.c. Luis Gutheinz SJ
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Laudatio für Prof. P. Dr. Dr.h.c. Luis Gutheinz SJ
(anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorates der Universität Innsbruck am 27.6. 2014)

Autor:Fischer Georg
Veröffentlichung:
Kategoriefak
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2014-06-30

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Wem verdankt Innsbruck seinen Namen, seinen Aufstieg, und in weiterer Folge auch seine Universität?

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Es ist die Brücke, die Graf Berchtold V. von Andechs ca. 1170 von seinem Besitz auf der Nordseite des Inns (das heutige Hötting) zum südlichen Ufer hin errichten ließ. Schon wenige Jahrzehnte später lief nahezu der gesamte Verkehr über den Brenner nach Süden durch „Innsbruck“ durch und verschaffte der Stadt (-recht noch vor 1205) Ansehen und Reichtum.

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Ein anderer Brückenbauer steht heute vor uns, in seiner doppelten Identität: Da ist auf der einen Seite Luis Gutheinz, stolz auf seine Tiroler Herkunft, noch dazu aus dem Tannheimer Tal – und da ist auf der anderen Seite, 9385 km östlich und sechs Stunden Zeitdifferenz entfernt in Taipei, Gu Han Song Shenfu. In seiner Person verbindet er, wie eine ‚Brücke‘, die allerdings viel weiter gespannt ist als jene über den Inn, zwei Welten. In(n?)kulturation zwischen verschiedenen Erdteilen, Sprachen, Religionen, Mentalitäten prägt das Lebenswerk des heute zu Ehrenden, seit er 1961, mit 28 Jahren, Österreich in Richtung China und Taiwan verlassen hat.

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Worin besteht die Brücke, die er gebaut hat?

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a) Beginnen wir mit ihren Pfeilern! Wer je ein Wörterbuch herausgebracht hat, und sei es in der eigenen Sprache, weiß, welche Mühe und Aufwand damit verbunden sind. – Bei Luis Gutheinz sind es gleich fünf lexikographische Standardwerke, im Umfang von mehreren 1000 Seiten, auf Chinesisch, die ein jahrtausendealtes jüdisch-christliches Erbe und dessen Werte in den ostasiatischen Sprach- und Kulturraum vermitteln.

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b) Nachdem mit den Pfeilern die Fundamente für den Bau errichtet worden sind, kann man an die Verbindungen dazwischen denken, die Tragseile und Fahrflächen. – Beim heute zu Ehrenden sehe ich die ‚Tragseile‘ in seiner tiefen Güte und Hingabebereitschaft, die ihn über alle Unterschiede, und auch über das oft abstoßende, entstellte Äußere hinweg, z.B. bei Leprakranken, zu deren Freund und Helfer und so durch ein halbes Jahrhundert hindurch für Tausende Stütze und Trost werden ließ. Dazu passt der Name der Universität, an der er unterrichtet hat und es noch immer macht: „Fu Jen“, d.h. soviel wie „Pflege, Entfaltung der Menschlichkeit“.

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Die ‚Fahrflächen‘ bestehen im lebendigen Austausch zwischen beiden Welten. Luis Gutheinz hat die Erfahrungen und das theologische Denken Europas in Vorlesungen, Vorträgen, Schriften einem breiten Publikum in Asien zugänglich gemacht, doch nicht als ‚Einbahnstraße‘: Er hat ebenso, und häufig, über die andere Welt des chinesischen Denkens und der dortigen Religionen in Europa berichtet und darin Verständnis geweckt für deren Eigenart. Dabei war ihm ein Anliegen, den positiven Beitrag dieser ‚fremden‘ Kultur hervorzuheben und als Impuls auch für uns hier im Westen fruchtbar zu machen. Zudem hat er immer auf die Verbindung von Wissenschaft und Praxis geachtet (s. auch seinen Vortrag heute nachmittag!) – Weder ist Forschung für ihn ein ‚elfenbeinerner Turm‘, noch aktives Handeln isoliert von Reflexion.

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c) Für das Bauen von Brücken bedarf es des Geistes und der Planung. Wer Lexika konzipiert, zeigt Weitsicht: Er schafft bleibende Arbeitsbücher auf Jahrzehnte hinaus. So weit über den eigenen Horizont hinauszublicken und sich auf Fremdes, Unbekanntes und Ungewisses einzulassen, erfordert großen Mut, dessen Wurzel bei unserem Geehrten letztlich ein tiefes Gottvertrauen ist. Von dieser Zuversicht war der gewaltige Einsatz über so lange Zeit hinweg getragen, dessen Früchte unzähligen Menschen zugute kommen, auch noch weit in die Zukunft hinein.

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Sehr geehrte festlich Versammelte! In unserer Mitte ist Prof. P. Dr. Dr.h.c. Luis Gutheinz SJ, alias Gu Han Song Shenfu, geistiger Brückenbauer, um das Ehrendoktorat seiner Heimat-Universität Innsbruck in Empfang zu nehmen. In seinem Wirken ist er den Spuren von zwei Mitbrüdern, den Jesuiten Matteo Ricci SJ (1552-1610) und Adam Schall von Bell SJ (1592-1666), gefolgt, die vor ca. 400 Jahren mit ihrer wissenschaftlichen Exzellenz ebenfalls enormen Einfluss auf den Raum Chinas ausgeübt haben.

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Auch wenn Prof. Gutheinz SJ der Letzte noch Lebende von ursprünglich 42 österreichischen Jesuiten in der Mission in China und Taiwan ist, kann man bei ihm trotz seiner über 80 Jahre nur über seine Lebendigkeit und seinen Frohmut staunen: „Aufbruch“, „Wandel“, „im Werden“ sind Stichworte seiner deutschen Bücher, und wer ihm begegnet, erfährt eine menschlich kommunikative, immer demütige Person, deren fröhliche, ansteckende Freude auf jeden ausstrahlt.

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Ich will schließen mit einem Zitat aus Dan 12,3:

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„Die Einsichtigen werden glänzen wie der Glanz der Himmelsfeste,
und die, die die Vielen gerecht gemacht haben,
werden glänzen wie die Sterne immer und ewig.“

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