Auf der „Hohen Birga“ einem Hügel nördlich von Birgitz befand sich vor 2.000 Jahren eine ausgedehnte Siedlung. Diese war 1937 entdeckt worden. Insbesondere in den 1940er und 1950er Jahren fanden dort umfangreiche archäologische Ausgrabungen statt, danach geriet der Platz aber in Vergessenheit. Erst vor einigen Jahren wurden die Arbeiten durch das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck unter der Leitung von assoz. Prof. Mag. Dr. Florian Müller wiederaufgenommen. Der vor Ort tätige Verein Archäotop Hohe Birga hat sich zudem das Ziel gesetzt, die Ergebnisse dieser Arbeiten auch allen Interessierten zu vermitteln. In Birgitz wurde ein eigenes Rätermuseum eingerichtet, auf dem Hügel freigelegte Gebäude teilweise rekonstruiert und so entstand dort ein archäologisches Freigelände.
Insbesondere die Zeit der COVID-19-bedingten Einschränkungen hat der Verein nun genutzt und gemeinsam mit der Universität Innsbruck einen eigenen Audioguide für die Ausgrabungsstätte in deutscher und englischer Sprache erstellt. Der Guide kann online kostenlos auf das eigene Smartphone heruntergeladen werden und ermöglicht so allen interessierten Besucherinnen und Besuchern auch unter den derzeit gegebenen Einschränkungen einen selbständigen Rundgang über das frei zugängliche Gelände.
Bei der kürzlich stattgefundenen Präsentation zeigten sich auch der Birgitzer Bürgermeister Markus Haid, Kulturreferent Georg Haid, Gemeinderätin Dr. Andrea Sejkora, ARGE-Alp-Generalsekretär Dr. Fritz Staudigl und dessen Gattin Dr. Michaela Staudigl, die Präsidentin der Archäologischen Gesellschaft Innsbruck, sowie weitere interessierte Gäste begeistert.
Enge Zusammenarbeit von Verein und Universität
Der inhaltlichen Erstellung des Audioguides gingen umfangreiche Vorarbeiten voraus. „Mittels Fragebögen wollten wir von Besucherinnen und Besucher des Museums und des Ausgrabungsgeländes erfahren, was sie konkret über das Leben in der Eisenzeit wissen wollen“, führen Dr. Annegret Waldner, die Leiterin des Rätermuseums, und Dipl.-Kult. Rita Hebenstreit, Obmann-Stellvertreterin des Vereins Archöotop Hohe Birga, aus. In einem kleinen Workshop wurden dann Themenblöcke erstellt und mit 13 Stationen im Gelände ein Rundgang über die „Hohe Birga“ konzipiert. Florian Müller lieferte die historischen Fakten und stellte im Anschluss die fachwissenschaftlichen Informationen zusammen. Mit Annegret Waldner, die als promovierte Ethnologin nicht nur eine Reihe von Fachpublikationen, sondern kürzlich auch ihren ersten Roman veröffentlicht hat, war auch die geeignete Person gefunden, daraus spannende Texte in Dialogform zu verfassen. „Besucherinnen und Besucher können nun Maria und Nina auf ihrem Rundgang über die Hohe Birga begleiten und gemeinsam erfahren, wie die Menschen damals gelebt haben, also wie ihre Häuser aussahen, welche Tiere gehalten und welche Pflanzen angebaut wurden, welches Handwerk es gab und mit wem sie Handel trieben“, erläutert Waldner. Durch engagierte Vereinsmitglieder war im Vorfeld auch die Wegführung im Gelände adaptiert und zahlreiche neue Hinweis- und Informationstafeln aufgestellt worden. Der Audioguide ist zudem so konzipiert, dass er auch laufend adaptiert und so aktuelle Forschungsergebnisse eingefügt werden können. Dies ist notwendig: „Denn schon im Juli werden die archäologischen Ausgrabungen der Universität Innsbruck an zwei Häusern aus der Eisenzeit weitergeführt“, berichtet Grabungsleiter Florian Müller schon in Erwartung neuer spannender Erkenntnisse.
Zahlreiche Unterstützer und Förderer
Trotz des Engagements der Mitglieder des Vereins Archäotop Hohe Birga und der Universität Innsbruck war auch finanzielle Hilfe notwendig. Die Arbeiten konnten dank der finanziellen Unterstützung durch die Kulturabteilung des Landes Tirol, des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und sport (BMKÖS), des Tourismusverbandes Innsbruck und seine Regionen und der Gemeinde Birgitz umgesetzt werden. „Durch die im Umkreis der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck einzigartige Kombination von archäologischem Freigelände mit konservierten und teilweise rekonstruierten Gebäuden und einem eigenen kleinen Museum konnte ein attraktiver, kultureller Anziehungspunkt sowohl für Einheimische als auch Besucherinnen und Besucher aus nah und fern in Birgitz geschaffen werden“, freut sich auch der Birgitzer Bürgermeister Ing. Markus Haid über die Sehenswürdigkeit in seiner geschichtsträchtigen Gemeinde.
(Florian M. Müller)