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Keine Erholung für den Permafrost – Universität Innsbruck
Berglandschaft

Das Schweizer Permafrostmessnetz PERMOS dokumentiert seit dem Jahr 2000 die Veränderungen des Permafrosts in den Schweizer Alpen.

Keine Erho­lung für den Per­mafrost

Nach zwei Jahren mit wenig Schnee und sehr heißen Sommern bleibt der Permafrost in den Alpen warm und der Eisgehalt des Bodens nahm vielerorts weiter ab. Die Blockgletscher bewegten sich zudem schnell talwärts. Dies geht aus den neuesten Messungen des Schweizer Permafrost-Messnetzes hervor, an denen der Innsbrucker Informatiker Jan Beutel mitgewirkt hat.

Die hydrologischen Jahre 2022 und 2023 waren außergewöhnlich warm mit Lufttemperaturen 1,5 bis 1,9 Grad Celsius über dem langjährigen Durchschnitt der Periode 1991–2010. Das hydrologische Jahr 2023, das von Oktober 2022 bis September 2023 dauerte, war sogar das wärmste seit Beginn der Messungen im Jahr 1864. Die Winter 2022 und 2023 waren gekennzeichnet durch einen relativ späten Wintereinbruch in den hohen Lagen sowie unterdurchschnittliche Schneehöhen, insbeson­dere im Hochwinter. Jan Beutel vom Institut für Informatik ist Mitglied im PERMOS Scientific Committee und im Steering Committee: „Das Schweizer Permafrostmessnetz (PERMOS) dokumentiert Zustand und Veränderungen im Permafrost in den Schweizer Alpen im Rahmen der Klimabeobachtung.“ Der ausgebildete Bergführer betreut von Innsbruck aus die Kinematik-Messungen der neuen Klimavariable RGIV (Rock glacier velocity). „Wir unterhalten in der Schweiz an rund 30 Standorten GPS-Messtationen, die die Bodenbewegungen auf Blockgletschern messen. Das GPS ist fix installiert und die Antenne bewegt sich mit dem Fels mit, auf dem sie befestigt ist. Die Daten kommen zu uns nach Innsbruck, wo sie in unserem Datencenter verarbeitet werden.“

Schneearme Winter dämpften die Auswirkungen der heißen Sommer

Die Witterungsbedingungen in den vergangenen beiden Jahren beeinflußten den Permafrost in den Schweizer Alpen unterschiedlich: Als Folge des Hitzesommers 2022 wurden an vielen Stationen des Meßnetztes PERMOS rekordhohe Oberflächentemperaturen erreicht, die die bisherigen Höchstwerte aus den Jahren 2003, 2015 und 2019 übertrafen. Die schneearmen Winter führten dagegen zu einer deutlichen Abkühlung an der Bodenoberfläche, da die isolierende Schneedecke fehlte.

Die Oberflächentemperaturen erreichen die größeren Tiefen erst einige Monate verzögert und gedämpft. So wurde 2023 an den meisten Standorten in 10 und 20 Metern Tiefe eine leichte Erwärmung gegenüber dem Vorjahr gemessen. An einigen Standorten überwog auch die winterliche Auskühlung und führte zu leicht tieferen Permafrosttemperaturen. Deshalb haben die Eisgehalte im Untergrund je nach Standort im Vergleich zum Vorjahr etwas zu- oder abgenommen. Die Blockgletscher bewegten sich 2023 in der Ost- und Zentral­schweiz etwas langsamer und in der Westschweiz etwas rascher talwärts.

Die Temperaturmessungen zeigten weiter, dass die Auftauschicht in den Schweizer Permafrost-Gebieten im Sommer 2023 die Rekordwerte des vergangenen Jahres wieder erreichten oder nahe bei diesen lagen. Am Schilthorn in den Berner Alpen ist die Auftauschicht mit über 13 Metern im Jahr 2023 etwa dreimal so mächtig wie vor 20 Jahren. An vielen Standorten vergrößerte sich die Auftautiefe in diesem Zeitraum um einige Dezimeter, zum Beispiel am Blockgletscher Schafberg oberhalb Pontresina, oder etwa 2 Meter, zum Beispiel am Stockhorn oberhalb von Zermatt auf 5,2 Meter.

Der Trend dürfte sich auch 2024 fortsetzen

Neuste Daten zeigen bereits erste Auswirkungen des Winters 2024. Eine frühe Schneedecke in den hohen Lagen im Herbst 2023 nach einem sehr warmen Sommer speicherte die Wärme im Boden. Dies führte zu sehr hohen winterlichen Temperaturen in den obersten Metern des Bodens, die in den kommenden Monaten weiter in die Tiefe geleitet werden.

Generell zeigen alle beobachteten Größen nach dem hydrologischen Jahr 2023 weiterhin warme Bedingungen in allen Permafrost-Regionen. Auch wenn zwischen den Jahren mehr oder weniger große Schwankungen oder kurzfristig kühlere Perioden beobachtet werden, führen die wärmeren klimatischen Bedingungen der letzten Jahrzehnte langfristig zu einer immer deutlicheren Erwärmung und Degradation des Permafrosts sowie zu einer zunehmenden Blockgletschergeschwindigkeit.

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