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Gender Mainstreaming – Universität Innsbruck

Gender Mainstreaming

„Ohne Frauen geht es nicht. Das hat sogar Gott einsehen müssen.“
(Elenora Duse (1858-1924), italienische Schauspielerin)

Informationen zu Gender Mainstreaming:

Gender Mainstreaming meint ...

die systematische Einbeziehung der jeweiligen Lebensbedingungen und Bedürfnisse von Frauen und Männern in alle Bereiche der (universitären) Politik.
Sämtliche allgemeinen Entscheidungen, Konzepte und Maßnahmen sollen sich an dem Ziel Gleichstellung orientieren und sind bei der Planung, Durchführung, Begleitung und Bewertung daraufhin zu prüfen, welche Auswirkungen sie auf Frauen und Männer und das Geschlechterverhältnis haben. Als relationaler Ansatz ergänzt sie idealerweise konventionelle Gleichstellungspolitik.

Gender Mainstreaming ...

  • integriert eine geschlechtssensible Perspektive und geschlechtsspezifische Betrachtung statt des männlichen "Normfalles"
  • ist ein relationaler Ansatz und untersucht das Verhältnis von Männern und Frauen („Geschlechterfrage“ anstelle von „Frauenfrage“)
  • integriert die Geschlechterperspektive als Querschnittsmaterie in alle Bereiche
  • prüft die geschlechtsspezifischen Auswirkungen aller Vorhaben/ Maßnahmen im voraus

Gender Mainstreaming ist

  • eine Strategie 
  • ein Prozess 
  • aber noch kein Inhalt

Gender Mainstreaming ist nicht das Ziel, sondern ein Weg, das Ziel der Chancengleichheit zu erreichen.

  • erstes Auftauchen des Begriffs in den 60er Jahren in der Literatur 
  • 3. Weltfrauenkonferenz in Nairobi (1985): Diskussion des Begriffs in der Kommission der Vereinten Nationen über die Rechte der Frau 
  • 4. Weltfrauenkonferenz in Bejing (1995): Durchbruch des Gender Mainstreaming-Konzeptes (Einbeziehung in alle politischen Ebenen „Frauenverträglichkeitsprüfung“aller Maßnahmen wird gefordert) 
  • Mitteilung der Europäischen Kommission zur Einbindung der Chancengleichheit in sämtliche politischen Konzepte und Maßnahmen der EU (1996) 
  • Chancengleichheit wird in den europäischen Leitlinien zur Beschäftigungspolitik als eine der vier Säulen genannt (1998) 
  • Definition des Europarates zum Gender Mainstreaming wird von der Europäischen Kommission übernommen (1998) 
  • Vertrag von Amsterdam (1998) – Gender Mainstreaming rechtlich verankert als horizontales Ziel für alle Gemeinschaftsaufgaben 
  • Eingang des Gender Mainstreaming in den Nationalen Aktionsplan für Beschäftigung (NAP) (1999) 
  • Österreichische Bundesregierung anerkennt Gender Mainstreaming als durchgängiges Konzept der Bundespolitik (2000) 
  • Einsetzung von Gender Mainstreaming Beauftragten in den österreichischen Bundesministerien (2000) 
  • idF auch regionale Einrichtungen
  • 3. und 4. Aktionsprogramm der EU
  • Leitlinien der EU-Kommission
  • EG – Vertrag (seit dem Vertrag von Amsterdam*)
    • Art 2: Die Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen ist eine der Aufgaben der EG
    • Art 3: Bei all ihren Tätigkeiten wirkt die Gemeinschaft darauf hin, Ungleichheiten zu beseitigen und die Gleichstellung von Männern und Frauen zu fördern
  • beschäftigungspolitische Leitlinien der EU
  • (Leitlinie19 bzw 18)
  • Strukturfondsverordnungen
  • (zB EFRE, EFS, EAGFL) Gender Mainstreaming als horizontaler Grundsatz
  • Nationale Aktionspläne (NAP)

* Exkurs: Vertrag von Amsterdam:

  • Primärrecht der EU
  • erklärt Gleichstellung zu einer zentralen Aufgabe der Gemeinschaft
  • definiert Gleichstellung zur Querschnittsmaterie (dh zum horizontalen Ziel)

 Aufwertung des Ziels der Chancengleichheit

  • politischer Wille
  • bestimmtes Maß an sozialer Gleichheit zwischen Frauen und Männern
  • politische Repräsentation von Frauen
  • gleichstellungsorientiertes Policity-Netzwerk
  • Bestehen einer spezifischen Gleichstellungspolitik
    • Frauenförderung
    • Gleichstellungsgesetze
  • umfassende Information über die gesellschaftliche Lage von Frauen und Männern
  • aufgeschlüsselte Statistiken
  • Wissen, wie Gender Mainstreaming gemacht wird
  • finanzielle Mittel
  • „Humanressourcen“

Gender Mainstreaming richtet den Blick auf Chancengleichheit

als Handlungsgrundsatz

  • gerichtet auf die Gestaltung von Maßnahmen

prozessorientiert

als Zielorientierung

  • gerichtet auf die Wirkung von Maßnahmen

ergebnisorientiert

Förderung der Chancengleichheit

pragmatisch

  • zielt auf die Kompensation von Benachteiligungen
  • setzt primär auf individueller Ebene an
  • Gefahr: Reproduktion benachteiligender Strukturen

strategisch

  • zielt auf den Abbau struktureller Ungleichheiten
  • setzt auf gesellschaftlicher Ebene an
  • ergänzt pragmatische Fördermaßnahmen
  1. Definieren der gleichstellungspolitischen Ziele
  2. Analysieren von Problemen und Betroffenen
  3. Entwickeln von Optionen
  4. Analyse der Optionen und Entwickeln des Lösungsvorschlages
  5. Umsetzung
  6. Erfolgskontrolle und Evaluierung

Gender Mainstreaming:

  • relationaler Ansatz (gerichtet auf Verhältnis Männer - Frauen)
  • querschnittsmäßiger Ansatz (in alle Maßnahmen/Projekte einzubeziehen)
  • zielt auf Rahmenbedingungen/Strukturen, die Ungleichheit hervorbringen
  • wirkt auf lange Sicht und weniger direkt

Strategien für alle Politikbereiche

Frauenförderung:

  • richtet sich gezielt an Frauen
  • spezifischer Ansatz (unterstützt Frauen, bietet Projekte für Frauen an)
  • zielt direkt auf bestehende Ungleichgewichte
  • erarbeitet auch kurzfristig wirksame Maßnahmen

Strategien für einzelne Politikbereiche

Doppelstrategie zur Gleichstellung erforderlich

Leider musste schon oft die Erfahrung gemacht werden, dass gerade Entscheidungsträger zwar den Begriff GM gern verwenden, aber nicht wissen, was er wirklich bedeutet (und wie extrem mühsam aber auch qualitätssteigernd ernsthaft betriebenes GM ist). Daher rührt wohl auch das – zum Teil nicht unberechtigte – Misstrauen weiter Teile der Frauenbewegung gegen das vielbeschworene GM. Problematisch ist auch, dass etliche Maßnahmen unter dem Oberbegriff GM an traditionellen Rollenbildern festhalten und so vorhandene Strukturen perpetuieren.
Richtig angewandt kann GM aber durchaus ein sinnvoller Ergänzungsansatz zu anderen formen der Gleichstellungspolitik sein. Auch können so gleichstellungsfördernde Ansätze abgestimmt in die anderen universitären Abläufe einbezogen werden. Sie sind damit nichts Systemfremdes besonderes mehr, kein Störfall und auch kein überflüssiger Luxusartikel für üppige Zeiten.
Allerdings ergibt sich ein Problem dann, wenn GM in ein Leitbild eingebettet propagiert und evtl praktiziert wird, das auf ökonomisches Funktionieren vor politischer Gestaltung setzt („New Public Management“) und gerechtigkeits- und Solidaritätserwägungen in den Bereich des Privaten verdrängt (vgl dazu die Analyse von Holzleitner, Gender Mainstreaming an den Universitäten. Fortschritt, Rückschritt oder Stillstand? in Appelt (Hg) Karriereschere. Geschlechterverhältnisse im österreichischen Wissenschaftsbetrieb, 2004, 27ff).

Arbeitsgruppe GM im BMWFW

Gender Monitoring auf uni:data
(Klicken Sie auf öffentlichen Zugang und gehen Sie dann auf Auswertungen. Dort finden Sie die gewünschten Informationen.)

Leitfaden für Führungskräfte zur Umsetzung von GM (bm:bwk)

Wie kommt Gender in die Forschung? (bm:bwk)

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