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InTheSo 2002 – Universität Innsbruck

Innsbrucker Theologische Sommertage

InTheSo 2002

Der Mensch – Ebenbild Gottes
Aspekte eines christlichen Menschenbildes

Montag, 2., und Dienstag, 3. September 2002

Cover tt 12 Der Mensch – Ebenbild Gottes

Eine Vielzahl gesellschaftlicher Herausforderungen der Gegenwart stellt uns vor Fragen wie die folgenden: Wann ist ein Mensch ein Mensch? Was macht den Menschen zum Menschen? Wodurch zeichnet sich jenes Wesen aus, das Subjekt von Menschenrechten ist? Wie verstehe ich mein eigenes Menschsein? etc. Der biblische Glaube kann einiges zur Klärung solcher Fragen beitragen. Das christliche Menschenbild steht daher im Zentrum der diesjährigen Theologischen Sommertage. Wir wollen versuchen, seinen Besonderheiten auf die Spur zu kommen und seiner Wirksamkeit für das individuelle, wie das gemeinschaftliche Leben in Kirche und Gesellschaft nachzuspüren.

Allgemeine Informationen: Leitidee der Innsbrucker Theologischen Sommertage

Zur Buchpublikation

Programm

Montag, 2. 9. 2002

10.30 – 12.30
a.o. Univ.-Prof. Dr. Robert Oberforcher: Die Würde des Menschen als Geschöpf Gottes. Zum Motiv der Ebenbildlichkeit im gesamtbiblischen Horizont.

14.30 – 16.00
Univ.-Prof. Dr. Bernhard Kriegbaum:  Das Menschenbild des frühen Christentums – Sozialrevolution oder Sozialevolution?

16.30 – 18.00
Ass.-Prof. Mag. DDr. Winfried Löffler: Was gegen den philosophischen „Naturalismus“ in der Deutung des Menschen spricht 

20.00 – 21.30
Univ.-Ass. MMag. Nikolaus Wandinger:  Gnade, Person und Beziehung – Der Mensch als Dialogpartner Gottes.

Dienstag, 3. 9. 2002

9.00 – 12.00
Ass.-Prof. Dr. Willibald Sandler / Vertr.-Ass. Dr. Wilhelm Guggenberger: Befreiung der Leidenschaft oder Befreiung von der Leidenschaft. Dogmatische und sozialtheologische Aspekte

14.30 – 16.00
Ass.-Prof. Dr. Konrad Breitsching:  Der Mensch aus dem Blickwinkel der kirchlichen Rechtsordnung

16.30 – 18.00
Univ.-Ass. Mag. Christoph Drexler:  Konflikte im schulischen und pfarrlichen Alltag als theologische Herausforderung: Was kann die Theologie zu einem guten Umgang mit Konflikten beitragen?

Veranstaltungsort

Die Veranstaltung findet im Seminarraum IV der Theologischen Fakultät, Karl-Rahner-Platz 1, Erdgeschoss statt.

Freier Eintritt!

Gefördert durch die Universität Innsbruck und den Forschungsförderungsfond der Hypo Tirol Bank.

 

Kurzbeschreibungen

„Das Christentum hat keinen Versuch unternommen, die Sklaverei abzuschaffen.“ – Diesen Vorwurf hört man immer wieder. Tatsächlich hat aber das Christentum eine grundlegende Umwertung des antiken Menschenbildes vorgenommen. Anhand seiner Haltung zur Frau, zu den Kindern und den Sklaven soll beispielhaft verdeutlicht werden, wie christliche Wertvorstellungen das Menschenbild und die Gesellschaftsordnung der Antike verändert haben. Vieles davon wäre in unserer heutigen Situation erneut zu bedenken.

In verschiedenen Schattierungen dominiert der „Naturalismus“ derzeit die philosophische Diskussion um die Deutung des Menschen. Teils – vor allem in den Vereinigten Staaten – werden auch erbitterte batten mit christlichen Gegnern des Naturalismus ausgetragen, etwa zur Frage von Schöpfung und/oder Evolution. Als christlich motivierte „Auswege“ werden mitunter dubiose Syntheseversuche von Theologie und Naturwissenschaften angeboten. Mir geht es in meinem Vortrag darum, einige Möglichkeiten „philosophischer Parallelargumentation“ für ein Menschenbild aufzuzeigen, das einerseits mit christlichen Grundüberzeugungen vereinbar ist, andererseits aber noch nicht theologisch begründet sein muss. Voraussetzung dafür ist jedoch, zunächst ein wenig Ordnung in die oft unübersichtliche Rede vom philosophischen „Naturalismus“ zu bringen.

Ebenbild Gottes sein bedeutet auch DialogpartnerIn Gottes sein. Doch, kann das sein? Und wenn ja, wie? Wie können der große Gott und der kleine Mensch miteinander in Dialog und Partnerschaft treten? Was kann Dialog und Partnerschaft hier bedeuten – für Gott und für die Menschen? Es ist „Gnade“ Gottes, die beides ermöglicht. Was meint dieses etwas altertümliche Wort genauer und was bedeutet eine solche Beziehung zu Gott für den Dialog und das Zusammenleben zwischen uns Menschen, ja letztlich für unser Personsein, unser Gott-Ebenbild-Sein, selbst?
Ich möchte zuerst versuchen, anhand einiger „alter“ Überlegungen von K. Rahner dafür „neue“ Antworten zu formulieren, die für unser Selbstverständnis im Umgang mit Gott und den Menschen hilfreich sein könnten, und dann diese mit den TeilnehmerInnen diskutieren.

Die christliche Religion nimmt den Menschen als ein Wesen von Leidenschaften wahr. Darin sieht sie seine Abgründe, aber auch seine höchsten Möglichkeiten. Demgemäß weist sie den Menschen einen Weg der Befreiung nicht VON ihren Leidenschaften, sondern IN ihren Leidenschaften. Die Beiträge zeigen auf, wie der Mensch von Begierden getrieben und zum Begehren der Liebe berufen ist. Dabei werden zentrale Themen der christlichen Anthropologie, von Erbsünde, Gnade und Erlösung aufgegriffen und in Bezug zu aktuellen und existentiellen Fragen gebracht, wie sie gerade in den modernen Gesellschaftswissenschaften immer wieder aufbrechen. Im Bemühen, Sprengkraft und Gefahrenpotential menschlicher Leidenschaftlichkeit zu zähmen, wird die humane Natur im sozialphilosophischen Denken nicht selten auf einen Teilaspekt reduziert: auf ein animalisches Triebwesen oder auf ein emotional kastriertes Vernunftwesen. Beide Alternativen sind der aufgezeigten christlichen Anthropologie fremd. Die Leidenschaft für den Herrn ist etwas, was den Gläubigen auszeichnet, dennoch oder gerade deshalb ist er nicht Sklave seiner Affekte. Wird das ernst genommen, ergeben sich daraus wichtige Konsequenzen für das gesellschaftliche Leben.

Kirchliches Recht hat, wie jedes Recht, mit dem menschlichen Handeln zu tun. Die Deutung menschlichen Handelns erfolgt vom Blickwinkel eines bestimmten Menschenbildes aus. In dem Beitrag wird daher versucht, das Menschenbild zu erheben, das der kirchlichen Rechtsordnung und seinen einzelnen Bestimmungen gestaltgebend zu Grunde liegt. Es geht dabei vor allem um das Verständnis des Menschen als „christifidelis“, als gläubiges Mitglied der Kirche. Als solches steht der Mensch im Spannungsfeld der eigenverantwortlichen Mitarbeit an der Sendung der Kirche und den verbindlichen Ansprüchen der kirchlichen Gemeinschaft und ihrer Ordnung, insbesondere vorgelegt durch die kirchlichen Amtsträger. Dieses Spannungsverhältnis soll in dem Beitrag näher beleuchtet werden.

Konflikte gehören nicht gerade zum Standardrepertoire theologischer Forschung. Wenn sich WissenschaftlerInnen mit Konflikten beschäftigen, so meist im Rahmen der Soziologie, der Politikwissenschaft, der psychologie u.ä. Jedoch: Dürfen wir als ChristInnen, in deren Tradition sich an zentralster Stelle Konfliktgeschichten finden (Auszug Israels aus Ägypten; der tödliche Konflikt Jesu mit den jüdischen Autoritäten seiner Zeit), das Feld der Konfliktforschung allein den Humanwissenschaften überlassen? Wie verändert der Glaube an einen Konflikte provozierenden und versöhnenden Gott unser Verständnis von und unser Handeln in Konflikten? Wie kann ein theologischer Zugang unsere Kompetenz im Umgang mit unseren alltäglichen Konflikten in Schule und Pfarre fördern?

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