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Nachlese - Vortragsreihe Herbst 2023 – Universität Innsbruck

Nachlese
Vortragsreihe Herbst 2023
Forschungsgebundene Exkursionen in der Lehre am Archiv für Bau.Kunst.Geschichte

 

Im Herbst findet in Zusammenarbeit mit AIANI (Austria-Israel Academic Network Innsbruck) im Archiv für Bau.Kunst.Geschichte eine Vortragsreihe zu forschungsgebundenen Exkursionen in der Lehre statt:

Mitglieder und Lehrbeauftragte am Archiv blicken zurück auf ihre Exkursionen der vergangenen Semester. In der Nachlese greifen sie unterschiedliche Themen auf: die heterogenen Lebensläufe der zwischen 1933-1941 nach Palästina exilierten Künstler, die Entwicklung von Ornament und Form zwischen Werkbund und Bauhaus sowie die Architektur im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien von der Moderne bis zum sozialistischen Wohnungsbau. Die Vorträge reflektieren die Bandbreite der Forschung und Lehre am Archiv.

 

Picture Alliance, Traditionslose Novität: die Allenby Street in Tel Aviv im Jahr 1936.

9. NOVEMBER 2023, 18:30
ZUFLUCHT IM GELOBTEN LAND
Buchpräsentation Israel-Exkursion 2018
Ita Heinze-Greenberg

23. NOVEMBER 2023, 18:30
VOM ORNAMENT ZUR FORM
"Vom Werkbund zum Bauhaus" Exkursion 2023
Christoph Hölz

30. NOVEMBER 2023, 18:30
VON ZAGREBS MODERNE ZU BELGRADS RADIKALEN RÄNDERN
Balkan Exkursion 2023
Hilde Strobl

VERANSTALTUNGSORT:
Archiv für Bau.Kunst.Geschichte
Lois Welzenbacher Platz 1, Etage 6
6020 Innsbruck

Informationen zur Vortragsreihe zum Herunterladen:
Flyer und Poster

BUCHVORSTELLUNG
Zuflucht im Gelobten Land. Deutsch-jüdische Künstler, Architekten und Schriftsteller in Palästina/Israel
In Palästina/Israel wurden sie mit leicht spöttischem Unterton «Jeckes» genannt. Das stand für übertriebene Gründlichkeit, preussische Korrektheit, ausgeprägte Pünktlichkeit und eine gewisse zur Schau getragene Überheblichkeit gegenüber levantinischen Gepflogenheiten. Auch wenn durch Religion oder Zionismus dem «Land der Verheißung» eine Sonderstellung unter den möglichen Exilorten zukam, so bedeutete Palästina für die zwischen 1933 und 1941 einwandernden 60.000 aus Nazi-Deutschland geflüchteten Juden eine «Heimkehr ins Unbekannte». Sie galten als Paradebeispiele assimilierten Judentums, die sich in ihrem Geburtsland Deutschland «zu hause» gefühlt und sich oft als «deutscher als die Deutschen» verhalten hatten. Ihre Eingliederung in das neue Umfeld wurde als schwierig angesehen. Für manche unter ihnen blieb das orientalische Land in der Tat ein lebenslanges Exil, einige wenige wanderten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder zurück nach Deutschland. Für viele Immigranten jedoch wurde Israel zur (zweiten) Heimat. Ihr Beitrag zur israelischen Kultur und Wissenschaft sollte sich als ebenso unverkennbar wie bedeutsam erweisen.

Das vor wenigen Monaten erschienene Sachbuch konzentriert sich auf ein spezifisches Berufssegment der deutsch-jüdischen Einwanderung nach Palästina: auf die ArchitektInnen, KünstlerInnen und SchriftstellerInnen. In ihrem kreativen Handeln nahmen sie – proaktiv oder reflexiv – Bezug auf ihre Umgebung. Wie unter einem Brennglas offenbaren sich hier besonders eindringlich unterschiedliche, mitunter auch ambivalente Befindlichkeiten zwischen Exil und Heimat, zwischen Resonanz und Distanz. Allein der Vergleich zwischen Schriftstellern und Architekten steckt zwei polare Erfahrungen ab, die sich für den im Judentum symbolhaften Gegensatz von Buch und haus manifestieren. Schriftsteller sind in der Muttersprache beheimatet, Architekten im Aufbau neuer Lebenswelten.

Zur Person: Prof.em. Dr. Ita Heinze-Greenberg, Dissertation über Erich Mendelsohns Bauten und Projekte im Britischen Mandatsgebiet Palästina; zwischen 1984 und 1997 Forschungs- und Lehrtätigkeit am Technion in Haifa und an der Bezalel Academy in Jerusalem; bis 2020 als Titularprofessorin für die Architekturgeschichte der Moderne am Institut gta der ETH Zürich tätig.

Zum Buch: erschienen bei der wbg: Zuflucht im Gelobten Land. Deutsch-jüdische Künstler, Architekten und Schriftsteller in Palästina/Israel (2023).

wbg, Buchcover Zuflucht im Gelobten Land, 2023.

VORTRAG
Vom Ornament zur Form - Vom Werkbund zum Bauhaus

Mit dem Jugendstil und der Reformarchitektur um 1900 wurde der Historismus überwunden. Das freie Ornament spielte dabei eine wichtige Funktion. Seine dekorative Wirkung wurde indes bald durch eine funktionale erweitert. Zunehmend wurde das Ornament aus der Konstruktion entwickelt. Diese Versachlichung und Verwissenschaftlichung des Ornaments wich innerhalb weniger Jahre der Form ohne Ornament. Seither wird der Kult einer angeblich „schnörkellosen Architektur“ zelebriert. Dieser Entwicklung widmet sich der Vortrag mit Beispielen herausragender Bauten und Objekten der angewandten Künste.

 

VORTRAG
Von Zagrebs Moderne zu Belgrads radikalen Rändern

Die Bauten im Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens sind Zeugnisse des Wechsels der politischen Systeme und zugleich der jeweiligen kulturellen Anbindung. So zeigt sich die klassische Moderne im heutigen Kroatien nach dem Ende der Donaumonarchie und in der Zeit des Königreichs Jugoslawiens noch immer stark mit der Wiener Architekturschule verbunden. Nicht nur, dass Peter Behrens oder Hugo Ehrlich in Zagreb tätig sind, auch die kroatischen Architekten bauen ganze Siedlungen in der Tradition von Adolf Loos oder Hans Poelzig.

Der Blick nach Belgrad fokussiert den sozialistischen Wohnungsbau der Zeit Titos. Bis 1980 wurde Novi Beograd kontinuierlich weiter entwickelt und es entstanden gigantische "Beton-Burgen" zwischen Utopie und Le Corbusier-Zitat. 

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