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Panel 7: Online (Public) History – Universität Innsbruck
Panel 7

Panel 7: Online (Public) History

Florian Ambach, Hanna Messner, Alexander Renner, Michelle Weiskopf

Panel 7: Online (Public) History: Geschichtsaneignungen in der digitalen Öffentlichkeit

Donnerstag, 16. April 2020, 15.30 bis 17.00 Uhr, Virtueller Konferenzraum 1
Chair: Andrea Brait (Innsbruck)

Barbara Derler (Graz): Digital Visual History zwischen Fachwissenschaft und Geschichtsdidaktik

Benedikt Kapferer (Innsbruck): „Influencers of Memory“. YouTube als Medium der Geschichts- und Erinnerungskultur

Eva Pfanzelter (Innsbruck): „Hashtag-Memory“: verlinkte Geschichtsdarstellungen und Inszenierungen des Holocaust

Abstracts

 

Kommentare

Eine Demokratisierung des Wissens durch Open Access-Archive?

Im Rahmen des siebten Panels „Online (Public) History: Geschichtsaneignungen in der digitalen Öffentlichkeit“ des 13. und zugleich 1. Virtuellen Österreichischen Zeitgeschichtetags 2020 wurden verschiedene Fragestellungen hinsichtlich der Chancen und Risiken digitaler Vermittlungsangebote von Geschichte beleuchtet. Das Panel wurde von Andrea Brait (Universität Innsbruck) moderiert sowie von Barbara Derler (Universität Graz) mit ihrem Vortrag Digital Visual History zwischen Fachwissenschaft und Geschichtsdidaktik eröffnet. Benedikt Kapferer (Universität Innsbruck) widmete sich dem Thema „Influencers of Memory“. YouTube als Medium der Geschichts- und Erinnerungskultur. Das Panel wurde durch den Beitrag von Eva Pfanzelter (Universität Innsbruck) mit dem Titel „Hashtag-Memory“. Verlinkte Geschichtsdarstellungen und Inszenierungen des Holocaust beendet.

Barbara Derler stellte in ihrem Beitrag die Potentiale von visuellen Archiven am Beispiel des „Visuellen Archivs Südöstliches Europa“ (VASE) für Fachwissenschaft und Geschichtsdidaktik vor. VASE ist das erste virtuelle Bilderprogramm, welches über die Creative-Commons-Lizenz der digitalen Öffentlichkeit freien Zugang zu über 5.000 Bildobjekten bietet. Die Verknüpfung der Bilder mit Metadaten erlaubt eine kriteriengeleitete Suche im visuellen Archiv, einzelne Bilder konnten zusätzlich georeferenziert werden. VASE wurde an der Universität Graz entwickelt und erhielt durch die Kooperation mit 36 Museen und neun privaten Förder*innen vielfältiges Bildmaterial, welches durch den freien Zugang für die gesamte interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

VASE bietet einen großen Fundus an Bildmaterial aus dem ehemaligen Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, Albanien und Österreich und liefert damit die Quellen für unterschiedliche Forschungsprojekte. Das ausgesprochene Ziel war es, eine virtuelle Forschungsumgebung zu schaffen und dadurch eine internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit von Forscher*innen zu ermöglichen – insbesondere für visuelle Studien eine wichtige Voraussetzung.

Derler betonte die Vorteile von VASE für die didaktische Vermittlung: Freie und kostenlose Zugänglichkeit, die Unmittelbarkeit und Erfahrbarkeit der Quellen durch detaillierte Metadaten und leicht zu bedienenden Zooming-Tools sowie die graphische Qualität der Abbildungen. Das zur Verfügung gestellte Bildmaterial eignet sich hervorragend für vergleichende Bildanalysen etwa zu den Themen Geschlechterrollen, soziale Hierarchien, Wandel von Familienformen, Ethnizität, Migration, Religion, Inklusion und Exklusion. Gleichzeitig können durch die Arbeit mit VASE die didaktischen Prinzipien der Problemorientierung und der Wissenschaftsorientierung Anwendung in den Klassenzimmern finden.

Meiner Meinung nach bergen digitale Archive ein großes Potential sowohl für die Fachwissenschaft als auch für die Geschichtsdidaktik. Mit der Veröffentlichung von historischen Quellen im Internet kann ein bedeutender Beitrag in Richtung Demokratisierung des Wissens gemacht werden. Gleichzeitig regen digitale Archive auch zur interdisziplinären Zusammenarbeit an – auch Hobbyhistoriker*innen erhalten Zugang zu fachlichen Diskussionen und können durch ihre Expertise in einem schmalen Segment den ein oder anderen entscheidenden Beitrag zum Schließen einer Forschungslücke beitragen.

(Florian Ambach)

 

Geschichte im Netz. Über die Nutzung digitaler Archive im Geschichtsunterricht

Online Archive mit Open Access können einen wertvollen Beitrag zur Vermittlung von Geschichte leisten. Dies strich Barbara Derler in ihrem Vortrag „Digital Visual History zwischen Fachwissenschaft und Geschichtsdidaktik“ heraus, den sie im Rahmen des Panel 7 des 13. bzw. 1. Virtuellen Österreichischen Zeitgeschichtetags 2020 hielt. In diesem Panel mit dem Thema „Online (Public) History: Geschichtsaneignungen in der digitalen Öffentlichkeit“ sprachen neben Derler auch Benedikt Kapferer und Eva Pfanzelter über neuartige Phänomene der digitalen Vermittlung von Geschichte.

Derler lieferte ein anschauliches Bild davon, wie mit dem virtuellen Bildarchiv zum südöstlichen Europa – genannt VASE – im Geschichtsunterricht gearbeitet werden kann. Dieses Archiv beinhaltet nicht nur über 5.000 Bildobjekte wie Reklamen und illustrierte Postkarten aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens, sondern auch Fotografien, die in Österreich nie Einzug in die Geschichtsbücher gefunden haben. Zusätzlich verschafft es auch einem interessierten, nicht fachkundigen Publikum mittels Open Access einen Zugang zu Archivmaterial in hoher Qualität. Weiters sind die Bilder mit Kontextinformationen und Metadaten versehen und können gezoomt werden. Dadurch werden sie für Nutzerinnen und Nutzer des Archivs besonders erfahrbar gemacht.

Eine Arbeit mit Quellen und digitalen Archiven dieser Art eignet sich hervorragend für den Einsatz im Geschichtsunterricht. Die didaktischen Prinzipien und Basiskonzepte, die dabei angesprochen werden, sind mannigfaltig und auch der Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz darf nicht außer Acht gelassen werden.

Derler sieht den Mehrwert bei einer Arbeit mit Bildobjekten aus dem VASE vor allem im Erlernen einer konstruktiven, kritischen Haltung gegenüber Bildmedien. Durch den Open Access des Archivs wird es Schülerinnen und Schülern zusätzlich ermöglicht, eigenständig zu arbeiten, wodurch sie ihre Eigenverantwortlichkeit schulen und sich selbst als Subjekt im Lernprozess begreifen. Außerdem stellt die Arbeit mit einem digitalen Archiv für Schülerinnen und Schüler eine willkommene Abwechslung zum gewöhnlichen Unterricht dar, was einen positiven Einfluss auf ihre Motivation haben kann.

Zukünftige Lehrpersonen wie ich wissen oft nur wenig über die vielfältigen Möglichkeiten und Projekte, die renommierte Institutionen anbieten und im Unterricht eingesetzt werden können. Umso erfreulicher ist es, im Rahmen des Österreichischen Zeitgeschichtetags diese kennenlernen und in diesem Bereich dazulernen zu dürfen.

(Hanna Messner)

 

Geschichte und Geschichtspartizipation im digitalen Zeitalter

Das Thema von Panel 7 „Online (Public) History: Geschichtsaneignung in der digitalen Öffentlichkeit“ hätte in Anbetracht der Durchführung des diesjährigen 13. Österreichischen Zeitgeschichtetages als gänzlich virtuelle Tagung wohl nicht besser passen können. Alle drei Vorträge befassten sich im Kern nämlich mit Geschichte im virtuellen Raum: Barbara Derler von der Universität Graz referierte in ihrem Vortrag „Digital Visual History zwischen Fachwissenschaft und Geschichtsdidaktik“ über das VASE-Archiv (Visual Archive Southeastern Europe), das erste virtuelle Bildarchiv über das südöstliche Europa. Benedikt Kapferer von der Universität Innsbruck befasste sich in den Ausführungen seines Vortrages „‘Influencers of Memory‘. YouTube als Medium der Geschichts- und Erinnerungskultur“ mit Geschichtsrepräsentationen auf der Videoplattform YouTube. Eva Pfanzelter, ebenfalls von der Universität Innsbruck, sprach in ihrem Vortrag „‘Hashtag-Memory‘: verlinkte Geschichtsdarstellungen und Inszenierungen des Holocaust“ über soziale Netzwerke als Orte der Erinnerung an den Holocaust. Insbesondere Plattformen wie Twitter und Instagram würden, so Pfanzelter, (zukünftig) mitbestimmend für die Erinnerung an diesen sein.

Ein Aspekt, welchen alle drei Vorträge gleichermaßen beinhalteten, ist die Frage, wie Geschichte im sogenannten digitalen Zeitalter vermittelt und zugänglich gemacht werden kann. Egal ob das virtuelle VASE oder Plattformen wie TouTube, Twitter und Instagram, alle stellen einen möglichen Zugang zu historischen Inhalten für ein breites Publikum dar. Im Gegensatz zu traditionellen (Print-)Medien bieten diese den Vorteil, dass aktive Partizipation der Konsument*innen und Nutzer*innen ermöglicht wird: Die „Community“ des VASE kann an das Archiv herantreten und Zusatzinformationen zu einzelnen Bildern einbringen. Zuseher*innen auf YouTube werden von den Videoschaffenden eingeladen, in der Kommentarfunktion der Plattform zu diskutieren und so aktiv am inhaltlichen Diskurs über Geschichte teilzunehmen. Nutzer*innen sozialer Medien können mit ihren Beiträgen die Erinnerung an historische Ereignisse aktiv mitgestalten und in der Folge die globale Erinnerungskultur beeinflussen. Auch die damit einhergehenden Gefahren vor Kommerzialisierung, Verfälschung und Revision der Geschichte wurden thematisiert. Vor allem Benedikt Kapferer plädierte an dieser Stelle dafür, die genannten Plattformen nicht pauschal zu verurteilen, sondern auch die jeweiligen Vorteile mitzudenken.

Besonders für Geschichtestudierende stellen die Themen der Vorträge äußerst spannende potentielle Forschungsfelder dar. Eva Pfanzelter wies in ihrem Vortrag darauf hin, dass es der Historikerzunft im Bereich der „neuen Medien“ noch an Kompetenzen fehlen würde. Es liegt unter anderem an werdenden Historiker*innen, gegenwärtige Lücken in der historischen und didaktischen Forschung zu füllen und hier neue Impulse einzubringen. Es gilt, die Forschung auch in diese Bereiche noch weiter zu öffnen.

(Alexander Renner)

 

Beim 13. bzw. 1. Virtuellen Österreichischen Zeitgeschichtetag 2020 lautete der Titel von Panel 7 „Online (Public) History: Geschichtsaneignungen in der digitalen Öffentlichkeit“, das von Andrea Brait moderiert wurde. Der erste Vortrag zu „Digital Visual History zwischen Fachwissenschaft und Geschichtsdidaktik“ wurde von Barbara Derler (Universität Graz) gehalten. Anschließend referierte Benedikt Kapferer (Universität Innsbruck) über „,Influencers of Memory‘. YouTube als Medium der Geschichts- und Erinnerungskultur“, und der dritte und letzte Vortrag war „,Hashtag-Memory‘: verlinkte Geschichtsdarstellungen und Inszenierungen des Holocaust“ von Eva Pfanzelter, der stellvertretenden Institutsleiterin des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck.

Vor allem als angehende Lehrperson sind diese Themenkomplexe äußerst relevant, da die Vermittlung von digitalen Medien im Unterricht immer wichtiger wird. Das liegt zum einen daran, dass das Angebot von digitalen Medien immer größer wird, und zum anderen, dass auch Influencer einen Einfluss auf ihre digitale Community ausüben, indem sie ihre Meinung öffentlich kundtun und dadurch eine immer größer werdende Reichweite erlangen. Deshalb ist es fundamental, die Inhalte der digitalen Medien und auch die Influencer kritisch zu hinterfragen; demzufolge sollten diese Themen auch im Unterricht behandelt werden, weil die Schüler*innen in ihrer Freizeit häufig digitale Medien konsumieren und mit diesen kommunizieren. Auf den Punkt gebracht hat dies Benedikt Kapferer in seinem Vortrag, als er YouTube als Leitmedium für junge Menschen bezeichnete. Dass YouTube auch als Medium für politische Diskussionen verwendet werden kann, zeigte Benedikt Kapferer anhand des Beispiels „Rezo“, der im Jahr 2019 mit seinem Video „Die Zerstörung der CSU“ eine breite gesellschaftliche Debatte über die Diskussionskultur in sozialen Netzwerken ausgelöst hat. Zudem erwähnte er, dass YouTube auch als digitaler Kulturort fungieren kann und fragte daraufhin nach der Bedeutung für die Geschichtskultur. Darüber hinaus kann YouTube auch als Informationsquelle konsumiert werden, als Beispiel kann Mirko Drotschmann (MrWissen2go), der bei den User*innen sehr beliebt ist, genannt werden.

Ich teile Benedikt Kapferers Meinung, dass nicht nur mit kulturpessimistischen Diskursen auf die sich verändernde Medienlandschaft eingegangen werden soll und schließe mich seiner Auffassung an, dass im Zuge einer aktualisierten Medienpädagogik die Fragen in der digitalen Welt und um ebenjene behandelt werden sollen – sowohl im universitären als auch im schulischen Kontext. 

(Michelle Weiskopf)

 

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