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Guggenberger Wilhelm: Politwillkür gegen die Jesuitenuniversität UCA in Nicaragua
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Politwillkür gegen die Jesuitenuniversität UCA in Nicaragua

Autor:Guggenberger Wilhelm
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2023-08-25

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Mit Entsetzen mussten wir die Nachricht zur Kenntnis nehmen, dass am 15. August dieses Jahres die Regierung Ortega in Nicaragua die vom Jesuitenorden geführte Universidad Centroamericana (UCA) gleichsam im Handstreich geschlossen hat. Alle Güter der Universität wurden vom Staat konfisziert, der Betrieb eingestellt. Als offizieller Grund für diese Aktion wurde von den zuständigen Stellen genannt, dass die Universität ein Zentrum des Terrorismus sei und das Vertrauen des Nicaraguanischen Volkes verraten habe. Die Universität, die zentralamerikanische Jesuitenprovinz und der Generalobere des Ordens Arturo Sosa weisen diese Vorwürfe auf das Entschiedenste zurück. Die seit 63 Jahren bestehende und hohes internationales Ansehen genießende Universität war vielmehr bereits seit 2018 in den Fokus der Kritik des Ortega-regimes geraten, weil sie sich schützend vor Personen stellte, die gegen die Politik der sandinistischen Regierung protestiert hatten. Die Proteste vom April 2018 wurden gewaltsam niedergeschlagen. Seither, so die zentralamerikanische Provinz der Gesellschaft Jesu, gab es eine Serie unrechtmäßiger Angriffe auf Bildungs- und Sozialeinrichtungen und auf die Nicaraguanische Zivilgesellschaft, wodurch ein Klima der Gewalt und Unsicherheit entstanden sei.

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Daniel Ortega regiert Nicaragua seit 2006 ohne Unterbrechung und in zunehmend diktatorischem Stil. An der Universität Innsbruck rufen die Vorgänge im mittelamerikanischen Land die Erinnerung an das Jahr 1989 wach, als zwei unserer Absolventen, Professoren an der UCA in El Salvador gemeinsam mit sechs anderen Personen wegen ihres Einsatzes für gerechtigkeit, Friede und Versöhnung von Mitgliedern der Salvadorianischen Armee brutal ermordet wurden. Ignacio Ellacuria SJ, für den ein Heiligsprechungsverfahren eingeleitet werden soll, und Segundo Montes SJ wurde auf dem Christoph-Probst-Platz vor dem Universitätshauptgebäude ein Denkmal gesetzt.

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Die nun zu beklagenden Vorfälle zeigen, dass es auch 34 Jahre später noch höchst riskant ist, in Mittelamerika die Sache der gerechtigkeit und der Wahrheit zu verteidigen und das Recht zu denken und auf eine offene, demokratische und freie Bildung zu fördern, wie es der General des Jesuitenordens, Sosa, ausdrückte. Massive politische Verfolgung ist offenbar der Preis, der für die Mission des Ordens zu bezahlen ist, zu der die Aufrechterhaltung qualitätsvoller Bildung und die Verteidigung der Rechte von Benachteiligten gehören.

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Mit Stolz weiß sich die Katholische Fakultät der Universität Innsbruck mit einer Ordensgemeinschaft verbunden, die das Evangelium in solch beeindruckender und mutiger Weise bezeugt, indem sie sich auf die Seite der Schwachen gegen politisches Unrecht stellt. Das Engagement der MitarbeiterInnen der Universidad Centroamericana kann uns nur Vorbild dafür sein, was es bedeutet, unbestechliche Wissenschaft im Dienst des Lebens zu betreiben. Es ist zu hoffen, dass auch die Politik in unserem Land in schärfster Weise gegen Rechtsbrüche, wie sie sich nun ereignet haben protestiert, im Sinn der Menschenrechte und im Sinn der Freiheit der Wissenschaft. Zugleich sollten uns die Vorfälle in Managua eine Warnung dafür sein, wohin es führen kann, wenn damit begonnen wird, gewaltfreien Protest als Terror zu verunglimpfen.

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