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Guggenberger Wilhelm: Wenn Gott in die Welt kommen will
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Wenn Gott in die Welt kommen will
(Predigt zum 4. Adventsonntag 2011 (Lk 1,26-38))

Autor:Guggenberger Wilhelm
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2012-01-03

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

1
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Wenn Gott in die Welt kommen will, klopft er nicht an.

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Gabriel, die Kraft Gottes, steht plötzlich mitten im Raum, ganz selbstverständlich, wenn auch überraschend. Warum auch sollte Gott anklopfen, ist er doch eigentlich in dem Seinen. „In sein Eigentum kam Gott“, sagt Johannes. Wer klopft schon an, wenn er das eigene Haus betritt. Uns aber erschreckt dieser Satz, dass Gott nicht anklopft, wenn er in die Welt kommen will, so wie der Engel Maria erschreckt, bei seinem Eintritt in ihr Haus, in ihr Leben. Denn wir vergessen immer wieder, wessen Haus es ist, das wir bewohnen und fühlen uns als Herren und Besitzer. So sehr fühlen wir uns als Herren, dass wir meinen, wir dürften diese Welt zugrunde richten.

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Wenn Gott in die Welt kommen will, macht er den Menschen nicht nieder, er macht ihn groß.

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Das kann einen schon ratlos machen, wenn einer sagt: „Sei  gegrüßt du Begnadete!“ so wenig, wie Gottes Eintritt erwartet wurde, so unerwartbar, so überraschend ist ein Gruß. Später wird Maria sagen: „Der Mächtige hat Großes an mir getan.“ So Großes, dass nicht mehr nur der Engel, sondern alle Völker sie preisen werden. Gott tritt in sein Haus ein, in dem er nicht erwartet wurde und zeichnet dessen Bewohner aus, mit einer Würde, die den Atem nimmt. Uns? Nein nicht uns; Maria. Nicht uns? Eine junge Frau aus der Kleinstadt in der Provinz, deren Vorfahren einmal wichtig waren – früher. Jetzt will sie aber einen Handwerker heiraten und ein ganz normales Leben führen. Das ist doch zumindest eine von uns, eine wie wir, die da so empor gehoben wird.

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Wenn Gott in die Welt kommen will, durchkreuzt er viele Konzepte.

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Nicht nur, dass dieser Engel eintritt, ohne anzuklopfen, er fällt geradezu mit der Tür ins Haus. Kein Vorgeplänkel, kein Small Talk: „Du wirst empfangen und einen Sohn gebären!“ Da wird mit einem Satz ein ganzes Lebenskonzept auf den Kopf gestellt. Die Macht Gottes ist eben nicht nur ins Haus getreten, sondern wirklich ins Leben. Eine Zumutung! Maria wird zugemutet, dass nun alles anders laufen wird, Josef wird es zugemutet. Den mächtigen und Etablierten wird zugemutet mit einem neuen Herrscher konfrontiert zu sein, mit einer neuen Art der Herrschaft. Da wird Vieles umgekrempelt und das Unterste zuoberst gekehrt, wie es im Magnifikat heißt. Die Niedrigen werden erhöht, die Mächtigen vom Thron gestürzt, die Hungrigen reich beschenkt, während die Reichen leer ausgehen. Gottes Pläne mit der Welt, in die er kommen will, sind offenkundig andere als unsere. Diese Pläne werden uns zugemutet, wenn er kommt. Bequem ist das nicht unbedingt. Bequem ist das nicht für jeden, dennoch aber zugemutet. Auch zugetraut!?

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Wenn Gott in die Welt kommen will, bleibt er seinen Versprechen treu.

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Das angekündigte Kind wird auf dem Thron Davids sitzen. Das Haus, das dem David versprochen wurde, ein Königsgeschlecht, das Bestand haben soll bis in Ewigkeit, es soll nun endlich errichtet werden. Gott durchkreuzt unsere Pläne, aber er verwirklicht die seinen. Nur tut er das eben auf seine Art. Der neue König wird nicht dort zu finden sein, wo menschliche Gelehrsamkeit und Weltläufigkeit es vermuten. Da werden die Experten des Gottesvolkes erst penibel nachforschen müssen, bis es ihnen gelingt dahinter zu steigen, was eigentlich gemeint war mit diesem Versprechen Gottes an den König David. Und trotzdem; bei genauerem Zusehen bleibt Gott seinen Versprechen treu.

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Wenn Gott in die Welt kommen will, verschließt er sich nicht menschlichen Zweifeln.

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„Wie soll das geschehen, da ich mit keinem Mann zusammen bin?“ Einfach mag Maria ja gewesen sein, vielleicht auch nicht ganz frei von Einfalt; aber deswegen noch lange nicht auf den Kopf gefallen. Die Vernunft ist uns Menschen gegeben, vom Schöpfer gegeben, um unser Leben zu meistern. Da soll uns keiner im Namen Gottes irgendwelchen Humbug einreden. Fromm sein heißt nicht den Sinn für die Realität, den Sinn fürs Praktische zu verlieren. Also, wie soll das gehen mit Gottes Plänen? Der Engel erklärt, er liefert eine Begründung und nennt einen analogen Fall. Gott reagiert auf unsere Zweifel, er antwortet auf unsere Fragen. Nur sich selbst wegerklären kann er in seinen Antworten nicht. Die Kraft des Höchsten ist es. Sie ist der Grund dafür, dass gehen wird, was doch eigentlich gar nicht geht.

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Wenn Gott in die Welt kommen will, macht er Unmögliches möglich.

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Da ist so Vieles, das nicht geht. Da sind so viele Sachzwänge, so viele Barrieren, die das Leben ersticken. Und doch kann sich, da wo kein Weg hinführt, plötzlich eine Lösung auftun, wenn Gott in diese Welt kommt.

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Wenn Gott in die Welt kommen will, wartet er auf unsere Zustimmung.

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„Mir geschehe, wie du gesagt hast.“ Ein Ja zu Unmöglichem, ein Ja zu durchkreuzten Plänen. Maria traut der Zumutung, die ihr zugetraut wird. Gottes Kraft trat ein ohne anzuklopfen, aber sie wird nicht bleiben, wo ihr kein Platz angeboten wird.

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Wird da nicht Widersprüchliches gesagt über das Kommen Gottes?

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Ohne Anklopfen tritt er ein, aber er unterwirft sich unserer Zustimmung. Er macht den Menschen nicht nieder, aber durchkreuzt seine Pläne. Überraschend ist sein Kommen, aber doch seinen Versprechen gemäß. Er verschließt sich nicht menschlichen Zweifeln und kündigt doch Unmögliches an.

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Kann das sein: Gott im Widerspruch? Wie könnte es anders sein, wenn das Größte ins Kleinste kommt, wenn die Allmacht sich ohnmächtig macht, wenn Gott Mensch wird.

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Wenn Gott in die Welt kommen will, werden unsere Horizonte geweitet; so weit, dass auch scheinbar Widersprüchliches darin Platz finden kann. Wenn Gott in die Welt kommen wird, könnte es sein, dass sich Unerhörtes ereignet.

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