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Universität kam mit Exoskeletten nach Reutte – Universität Innsbruck
Vier Personen stehen vor einem Rollup. Die beiden Personen links und rechts tragen ein Exoskelett.

Anhand praktischer Beispiele aus dem industriellen Kontext und Einblicken in die universitäre Lehre zeigten Lennart Ralfs und Oliver Ott, dass der Einsatz von physischen Assistenzsystemen nicht nur technisches Know-how, sondern auch interdisziplinäres Denken erfordert. V.l.: Wolfgang Winkler (WK Reutte), Oliver Ott, Sara Matt (Transferstelle) und Lennart Ralfs. 

Uni­ver­si­tät kam mit Exoske­let­ten nach Reutte

Wie können körperliche Belastungen reduziert werden, die den Menschen als zentralen Akteur im industriellen Kontext stärken? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Veranstaltung „uni goes reutte“ am 5. Juni 2025 im Festsaal der Wirtschaftskammer Reutte. Lennart Ralfs und Oliver Ott, beide Forscher am Institut für Mechatronik, stellten die Potenziale und Grenzen industrieller Exoskelette vor.

Die beiden Wissenschaftler aus der Forschungsgruppe Fertigungstechnik machten in ihrem interaktiven Vortrag „Exoskelette – Mensch, Maschine, Miteinander?“ deutlich, dass die Entwicklung von Exoskeletten ein Spannungsfeld zwischen technischer Machbarkeit und individuellen Anforderungen darstellt. Während die Nachfrage nach solchen Systemen stetig wächst und entsprechend mehr Varianten auf den Markt kommen, erfordert jedoch jeder Anwendungsbereich spezifische technische Lösungen.

Diese Notwendigkeit zur individuellen Anpassung führt zu komplexen Entwicklungsprozessen, die sich in entsprechend aufwendigen Systemen niederschlagen können. Die Vielzahl der Einflussfaktoren – von biomechanischen Gegebenheiten über Arbeitsplatzanforderungen bis hin zu ergonomischen Aspekten – macht eine universelle Lösung herausfordernd.

Lehre mit gesellschaftlichem Mehrwert

Den zweiten Schwerpunkt setzten die beiden Vortragenden auf die forschungsgeleitete Lehre. Die neueste Forschung fließt hier direkt in die Ausbildung junger Wissenschaftler:innen ein. In der interdisziplinären Lehrveranstaltung INNklusion arbeiten Studierende aller Fakultäten gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen an individuell angepassten Assistenzlösungen. Dieser Ansatz fördert nicht nur technisches Verständnis, sondern auch Sensibilisierung für diese Thematik, Empathie und gesellschaftliches Engagement – ein Perspektivwechsel, der über reine Technikdemonstration hinausgeht.

Technologie zum Anziehen und Anfassen

Besonderes Interesse weckte der praktische Teil der Veranstaltung zum Abschluss: Teilnehmende – darunter Vertreter:innen regionaler Unternehmen, Bürger:innen aus dem Bezirk und Schüler:innen der HTL Reutte und des IKA hatten die Möglichkeit, verschiedene Exoskelette und in der Lehrveranstaltung entwickelte Assistenzlösungen ausgiebig selbst zu testen. Systeme zur Unterstützung bei Überkopfarbeiten, zur Entlastung der Lendenwirbelsäule oder zum dynamischen Sitzen boten Raum für unmittelbare Erfahrungen. Zwei in die Lehrveranstaltung INNklusion eingebundene Studierende demonstrierten weiters einige speziell für Behinderte entwickelte Assistenzlösungen z.B. ein Haarband zum Binden der Haare mit einem Arm oder eine Hilfe zum Schnüren von Turnschuhen. Die Reaktionen der Teilnehmer:innen spiegelten sowohl Begeisterung als auch kritisches Interesse wider: Themen wie Tragekomfort, Alltagstauglichkeit und Integration in bestehende Abläufe standen im Mittelpunkt der Diskussionen.

Eine Person trägt ein Exoskelett auf dem sie sich niedersetzen kann, im Hintergrund Zuschauer.

In Reutte konnten die Besucher:innen Exoskelette und Assistenzlösungen ausprobieren.

Regionale Relevanz und Ausblick

Für das Außerfern und die Region Reutte mit ihren zahlreichen Wirtschaftsbetrieben bieten Exoskelette konkrete Potenziale – etwa zur ergonomischen Gestaltung körperlich fordernder Arbeitsplätze oder zur Unterstützung älterer Beschäftigter. Die Forscher machten jedoch deutlich: Technische Systeme allein reichen nicht aus. Erfolgreiche Implementierung erfordert auch Schulung, Anpassung organisatorischer Abläufe und eine sorgfältige Einbettung in bestehende Sicherheitskonzepte.

Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll: Exoskelette sind keine Ersatztechnologien, sondern physische Assistenzsysteme, die den Menschen stärken. Sie markieren den Wandel hin zu einer menschengerechten Industrie und eröffnen neue Wege in der Verbindung von Technik, Arbeit und Gesellschaft.

Die nächste Veranstaltung der von der Transferstelle gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Reutte in Kooperation mit der Tiroler Tageszeitung konzipierten und organisierten Reihe uni goes reutte widmet sich am 23. Oktober 2025 dem Thema „Klimarisiken und Anpassungsmaßnahmen im Tourismus“.

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