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Severin Hornung – Universität Innsbruck

Seve­rin Hor­nung

Angewandte psychologie

Severin Hornung

Institut für psychologie

Angewandte psychologie mit Schwerpunkt sozial-ökologische Verantwortung und Nachhaltigkeit in Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft

seit 01.01.2024

Leben

Geboren und aufgewachsen in München, absolvierte Severin Hornung, nach gymnasialem Schulbesuch, Abitur und Grundwehrdienst, zunächst ein Diplomstudium des Wirtschaftsingenieurwesens an der dortigen Fachhochschule mit praktischen Einsätzen und Schwerpunktsetzung im Produktionsprozess und Personalmanagement internationaler Industrieunternehmen. Im Rahmen eines sozialwissenschaftlichen Aufbaustudiums an der Technischen Universität München wurde er während eines Auslandssemesters an der Graduate School of Industrial Administration der Carnegie Mellon University in Pittsburgh unter Betreuung von Prof. Dr. Denise M. Rousseau in die Organisationsforschung eingeführt. Nach dem mit Auszeichnung bestandenen Masterabschluss begann er am Lehrstuhl für psychologie der Technischen Universität München unter Leitung von Prof. Dr. André Büssing († 2003) seinen wissenschaftlichen Werdegang. Im Jahr 2005 erfolgte die Promotion (summa cum laude) zum Dr. phil. unter Betreuung von Prof. Dr. Dr. h.c. Winfried Hacker und Zweitprüfung durch Prof. Dr. Dr. h.c. Lutz von Rosenstiel († 2013). Die anschließende Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Technischen Universität München wurde begleitet von regelmäßigen ausgedehnten Forschungsaufenthalten an der Carnegie Mellon University und Kooperationsprojekten mit der dortigen Mentorin.

Nach einem zweimonatigen Nachwuchsstipendium (Early Career Fellowship) am renommierten Institute of Work Psychology der University of Sheffield (Leitung: Prof. Sharon K. Parker) folgte eine mehrjährige Tätigkeit als Assistenzprofessor im Arbeitsbereich „Organizational Behavior and Human Resource Management“ an der Business School der Hong Kong Polytechnic University (2009-2013). Nach seiner Rückkehr forschte Severin Hornung im Rahmen von Drittmittelprojekten am Institut und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie, unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Jürgen Glaser, erstmals am Institut für psychologie der Universität Innsbruck.

Es folgte ein weiterer mehrjähriger Auslandsaufenthalt (2017-2019) in den USA als Postdoktoraler Forschungsstipendiat (Postdoctoral Research Fellow) am Heinz College of Information Systems and Public Policy der Carnegie Mellon University. Gleichzeitig habilitierte er sich an der Universität Innsbruck, von der ihm 2017 die Lehrbefugnis (venia docendi) für psychologie erteilt wurde. Nach anschließender Rückkehr nach Innsbruck erfolgte (ab 2019) die Beschäftigung als Privatdozent am Fachbereich für Angewandte psychologie I unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang G. Weber. Am 01.01.2024 trat Severin Hornung dessen Nachfolge auf der neu gewidmeten Professur für Angewandte psychologie mit Schwerpunkt sozial-ökologische Verantwortung und Nachhaltigkeit in Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft an.

Forschung

Die von Severin Hornung gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen auf nationaler und internationaler Ebene verfolgte Forschung steht in der Tradition einer dezidiert humanistischen Strömung innerhalb der Angewandten psychologie, insbesondere der Arbeits- und Organisationspsychologie. Diese bezieht sich unter anderem auf die im deutschen Sprachraum entwickelte Handlungsregulationstheorie sowie andere Ansätze der Humanisierung und Demokratisierung des Arbeitslebens, wie etwa die Human Relations Bewegung und die soziotechnische Systemgestaltung. Übergreifendes Ziel dieser Forschung ist die Schaffung von geeigneten Bedingungen zur Förderung der physischen und psychischen Gesundheit, des umfassenden Wohlbefindens und der beruflichen und persönlichen Entwicklung von Menschen im Kontext von Erwerbsarbeit.

Frühe Forschungsprojekte widmeten sich der Mitarbeiter:innenbeteiligung im Rahmen von partizipativen organisationalen Veränderungsprozessen im Krankenhaus, der Einführung von Telearbeit in der öffentlichen Verwaltung und der Förderung von Interaktionsarbeit und Emotionsregulation in personenbezogenen Dienstleistungen. Zentrale Themen waren psychologisch relevante Arbeitsmerkmale, insbesondere Tätigkeitsspielräume oder Autonomie, die Bewältigung von Stressoren und Leistungsanforderungen, Mitarbeiter:innengesundheit sowie die Qualität der psychologischen Beschäftigungsbeziehung. Später wurde die strukturalistische Perspektive der Arbeits- und Organisationsgestaltung mit aus dem angloamerikanischen Raum stammenden Konstrukten der individuellen Aushandlungen mit Vorgesetzten und der proaktiven Selbstausgestaltung von Arbeit integriert und zum Konzept der „Mitarbeiterorientierten Flexibilisierung“ ausgearbeitet. Nennenswert ist dabei eine langjährige Kooperation mit der Arbeitsgruppe „Angewandte Medizin und psychologie in der Arbeit“ (AMPA) an der Ludwig-Maximilians-Universität München, aus der kürzlich eine einschlägige Buchpublikation hervorgegangen ist (Arbeit und Gesundheit. Angewandte psychologie für die Arbeitsmedizin; Pabst Verlag, 2023).

Aufbauend auf der Forschung zur Mitarbeiterorientierten Flexibilisierung wurde eine theoretisch-empirisch Abgrenzung und Kritik von Tendenzen der Präkarisierung und Polarisierung in zunehmend flexibilisierten Beschäftigungsverhältnissen entwickelt, die Anschlussfähigkeit zur internationalen und interdisziplinären Forschung zur neoliberalen Transformation von Arbeit und gesellschaftlichen Institutionen aufweist. Die Entwicklung dieser Perspektive war auf internationaler Ebene verbunden mit der Mitbegründung des Netzwerks „The Future of Work and Organizational Psychology“ (FoWOP) im Rahmen von geförderten Veranstaltungen der „European Association of Work and Organizational Psychology“ (EAWOP). Auf lokaler Ebene wurde – zusammen mit Dr. Christine Unterrainer, PD Dr. Thomas Höge und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang G. Weber – die in das Netzwerk eingebettete Arbeitsgruppe „Innsbruck Group on Critical Research in Work and Organizational Psychology” (I-CROP) gegründet. Diese Forschungsgruppe ist an zahlreichen Projekten und Aktivitäten beteiligt, die darauf abzielen, kritische und radikal-humanistische Perspektiven in der angewandten psychologischen Forschung zu fördern.

Hervorzuheben sind die Organisation einer einschlägigen internationalen Konferenz in Innsbruck im Jahr 2022, die Mitherausgabe eines Sonderhefts der Zeitschrift „Applied Psychology“ im Jahr 2023, sowie regelmäßige Kleingruppentreffen, das nächste im Sommer 2024 in Mailand zum Thema soziale Ungleichheit und ökologische Nachhaltigkeit. An der Universität Innsbruck ist die Arbeitsgruppe in den Forschungsschwerpunkt „Economy, Politics & Society (EPoS)“ und das Forschungszentrum „Gesundheit und Prävention über die Lebensspanne“ eingebunden. Severin Hornung war wiederholt Gastherausgeber und ist im wissenschaftlichen Beirat des Innsbrucker Journals „psychologie des Alltagshandelns / Psychology of Everyday Activity“ (Herausgeber: Univ.-Prof. Dr. Pierre Sachse). Er ist Mitglied des Editorial Review Boards der Zeitschrift „Human Relations“ sowie Teil des Herausgeberkollektivs für das „Handbook of Critical Work and Organizational Psychology“, welches 2025/26 bei Edward Elgar erscheinen wird.

Ein derzeit im Aufbau befindlicher Arbeitsschwerpunkt erweitert die Forschungslinie zu Organisationaler Demokratie (ODEM), für die der Fachbereich international renommiert ist, um ökologische Nachhaltigkeitsstrukturen und deren Auswirkungen auf umweltbezogene Handlungsbereitschaften. Wie sein Vorgänger, setzt sich Severin Hornung für sozial-ökologische Themen nicht nur in Forschung und Lehre, sondern auch im Rahmen der „Third Mission“ für gesellschaftliche Transformation ein. Zu nennen ist hier beispielsweise das Engagement in der Gruppe „Scientists for Future“ (S4F), die an der Universität Innsbruck aktiv und auf vielen Ebenen vertreten ist.

Die Innsbrucker Gruppe ist besonders daran interessiert, mit all jenen in Kontakt zu treten, deren Forschung darauf ausgerichtet ist, zu einer epistemologisch kritischen und dialektischen Perspektive auf aktuelle Problemstellungen sozial-ökologischer Nachhaltigkeit und Verantwortung in Arbeit, Organisationen und Gesellschaft beizutragen. Zu den Kernanliegen einer solchen Perspektive zählt es, ökologische, soziale und psychologische Krisenpotentiale entfesselter neoliberaler Ökonomie aufzuzeigen und inhaltsleere Signifikanten interessengeleiteter Rhetorik zu überwinden, welche allzu oft, auch in der sozialwissenschaftlichen Forschung, unreflektiert reproduziert werden.

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