Am heutigen großen Ehrungstag an der Uni Innsbruck im Rahmen der Festwoche „350 Jahre Universität Innsbruck“ fanden sich zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, darunter Landesrat Bernhard Tilg und Bürgermeister Georg Willi, Vertreterinnen und Vertreter von Justiz, Religionsgemeinschaften sowie zahlreiche Partneruniversitäten und Hochschulen aus Österreich und dem nahen Ausland in der Aula der Uni Innsbruck ein, um am traditionellen Dies Academicus teilzunehmen. „Wir dürfen zurückblicken auf ein erfolgreiches Jubiläumsjahr mit zahlreichen gelungenen Veranstaltungen und Projekten. Dazu zählt auch dieser Dies Academicus, der mit der Festwoche den Höhepunkt unserer 350-Jahr-Feier darstellt“, sagte der Rektor. „Im Namen des Rektorenteams darf ich mich an dieser Stelle bei unseren mehr als 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, die dieses Jahr mit ihrem Engagement und ihrem Einsatz zu etwas ganz Besonderem machen“, schloss Rektor Tilmann Märk.
Seit dem Jahr 1848 ist der Große Ehrungstag ein fester Bestandteil des akademischen Jahres an der Universität Innsbruck. Heute wurde dieser Tag zum achten Mal als Dies Academicus begangen.
Die Geehrten sind:
Ehrendoktorat der Leopold-Franzens-Universität
- Dr. h. c. Anita Lasker Wallfisch MBE, London
Anita Lasker-Wallfisch (*1925 in Breslau) ist Musikerin und Künstlerin von internationaler Bedeutung. Als Zeitzeugin und Überlebende des Holocaust ist sie eine wichtige Stimme gegen das Vergessen, für kulturellen Austausch und Verständigung sowie für Offenheit und Toleranz. 1943 wurde Anita Lasker-Wallfisch als Strafgefangene nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Als Cellistin war sie dort Mitglied des von Alma Rosé, Tochter des langjährigen Konzertmeisters der Wiener Philharmoniker Arnold Rosé und Nichte des Komponisten Gustav Mahler, geleiteten Frauenorchesters. Im Oktober 1944 wurde sie in das KZ Bergen-Belsen verlegt. Nach der Befreiung ging Lasker-Wallfisch nach London, wo sie 1948 das legendäre English Chamber Orchestra mitbegründete. Ihre Überlebensgeschichte hat sie unter dem Titel „Inherit the Truth“ veröffentlicht. Das Ehrendoktorat der Universität Innsbruck gilt ihrem unermüdlichen Engagement für das Brücken-Bauen und das Miteinander-Sprechen und ist gerade im Jubiläumsjahr, in dem sich die Universität zu einer offensiven und vorbehaltlosen Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit bekennt, ein wichtiges Signal.
Ehrendoktorat der Politikwissenschaft
- Bundespräsident a.D. Dr. Heinz Fischer, Wien
Heinz Fischer (*1938 in Wien) war von 2004 bis 2016 Bundespräsident der Repbulik Österreich. Davor bekleidete der langjährige Politiker eine Vielzahl an politischen Funktionen, darunter Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, SPÖ-Klubobmann im Nationalrat, Präsident und vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten zuletzt Zweiter Präsident des Nationalrats. Zuletzt hielt er in Innsbruck sehr gut besuchte Vorlesungen zum politischen System Österreichs (Wintersemester 2016/17 und 2017/18). Der Universität Innsbruck allgemein und der Politikwissenschaft im Besonderen ist Heinz Fischer seit langem eng verbunden: Hier habilitierte er sich 1978 und wurde 1994 zum Universitätsprofessor ernannt. Bereits in Zeiten, in denen es in Östereich noch keine institutionalisierte Politikwissenschaft gab, hat Heinz Fischer für Akzeptanz und Aufbau der Disziplin wichtige Schritte gesetzt. Er hat sich Zeit seines Lebens für die Interessen der Universitäten und der Wissenschaft eingesetzt. Aus diesen Gründen verleiht ihm die Universität Innsbruck heute ein Ehrendoktorat.
EhrensenatorInnen
- Andrea Berghofer und Ing. Günther Berghofer, Schwaz
Andrea Berghofer, seit 1999 Geschäftsführerin des international tätigen Unternehmens ADLER-Werk Lackfabrik in Schwaz, und Günther Berghofer, langjähriger Geschäftsführer und seit 2007 Vorsitzender des Aufsichtsrates des Unternehmens, fördern seit über 15 Jahren die Zusammenarbeit ihres Unternehmens mit der Universität Innsbruck. Dieses Engagement führte zu zahlreichen Kooperationen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eng mit dem Tiroler Erfolgsunternehmen in innovativen Projekten zusammengearbeitet haben. 2018 entschlossen sich Andrea und Günther Berghofer die Kooperation ihres Unternehmens mit der Universität Innsbruck durch die Einrichtung einer Stiftungsprofessur für „Chemieingenieurwesen und Materialprozesstechnik“ zu intensivieren. Bis 2023 wird das Familienunternehmen rund zwei Millionen Euro in die Kooperation mit der Fakultät für Chemie und Pharmazie investieren und ermöglichte so die Einrichtung eines neuen Instituts sowie eines neuen ingenieurwissenschaftlichen Masterstudiums, das in Westösterreich einzigartig ist. Aufgrund ihres großen Engagements, das wesentlich zur Entwicklung der Universität beigetragen hat, werden Andrea und Günther Berghofer, die auch Gründungsmitglieder des Förderkreises 1669 der Universität Innsbruck sind, zu Ehrensenatorin und Ehrensenator der Universität Innsbruck ernannt. - Prof. Dr. Michael Popp, Neumarkt/Deutschland
Seit 1989 führt der habilitierte Pharmazeut Michael Popp (*1959) das von seinem Großvater gegründete Unternehmen mit Stammsitz in der Oberpfalz: Bionorica ist mittlerweile einer der führenden Hersteller pflanzlicher Arzneimittel weltweit. An der Universität Innsbruck hält der Honorarprofessor seit 1999 Vorlesungen für Analytische Phytochemie und Pharmazeutische biologie. Mit dem von ihm und dem Land Tirol finanzierten Michael-Popp-Forschungsinstitut für die Entwicklung neuer pflanzlicher Wirkstoffe wird die Pharmakognosie an der Uni Innsbruck weiter gestärkt. Die Verleihung erfolgt in Würdigung seiner Zusammenarbeit und Unterstützung der Universität Innsbruck, insbesondere seines Engagements zur Gründung des Michael-Popp-Forschungsinstituts und den Ausbau der Forschungstochter von Bionorica in Innsbruck, welche zu einem wichtigen Kooperationspartner der Universität geworden ist.
Ehrenbürger
- Generalmajor Mag. Herbert Bauer, Innsbruck
Herbert Bauer (*1955) ist seit 2006 Militärkommandant von Tirol. Er konzipiert, organisiert und leitet seit 2005 in Kooperation mit der Lehrgangsleitung des Masterprogramms Peace Studies die sogenannten Native Challenges. Dabei handelt es sich um militärische Übungswochen, in denen zivile UN-Missionen in schwierigen Einsatzgebieten simuliert werden. Die Native Challenges stellen einen besonderen Teil der Innsbrucker Peace Studies dar und machen sie einzigartig. Dank der Unterstützung von Generalmajor Bauer sind von der Stellung des militärischen Fachpersonals und des Einsatzgeländes bis hin zu Unterkunft und Verpflegung alle Leistungen für die Universität kostenlos. Für seine Verdienste erhält er die Ehrenbürgerschaft der Universität Innsbruck - Dr. h.c. Friedrich Pfäfflin, Marbach/Deutschland
Friedrich Pfäfflin (*1935) war langjähriger Leiter der Museumsabteilung des Schiller-Nationalmuseums in Marbach am Neckar (Deutschland) und zudem als Verleger, Autor und Herausgeber über Jahrzehnte im literatur- und kulturwissenschaftlichen Bereich tätig. Er sammelte nahezu sein ganzes Arbeitsleben lang Materialien rund um den Schriftsteller und "Fackel"-Herausgeber Karl Kraus und scheute dabei weder Kosten noch Mühen. Seine äußerst umfang- und raritätenreiche Sammlung, die u.a. eigenhändige Manuskripte und seltene Bilddokumente beinhaltet, übergab er Ende 2018 dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck. Diesem ist er durch eine lange währende Zusammenarbeit verbunden. Für seine Verdienste erhält er die Ehrenbürgerschaft der Universität Innsbruck.
Ehrenzeichen
-
Ass.-Prof. Dr. Margaret F. Davidson, Innsbruck
Margaret Davidson (*1952) ist seit 1989 maßgeblich an der Entwicklung und Verwaltung von Auslandsstudienprogrammen an der University of New Orleans (UNO) beteiligt und dabei sowohl im administrativen als auch im didaktischen Bereich engagiert. Margaret Davidson ist eine prägende Persönlichkeit und aktive Mitgestalterin der Universitäts- und Städtepartnerschaft Innsbrucks mit der University of New Orleans und der City of New Orleans. Für ihren jahrzehntelangen Einsatz für die bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und den USA wird Frau Davidson mit dem Ehrenzeichen der Universität Innsbruck ausgezeichnet. - Mag. Dr. Monika Jarosch, Innsbruck
Die Politikwissenschaftlerin und Juristin Monika Jarosch (*1940) ist assoziiertes Mitglied der Forschungsplattform Geschlechterforschung der Universität Innsbruck und Lehrbeauftrage an mehreren österreichischen Universitäten, darunter auch die Universität Innsbruck. Ihre Arbeit zeichnet sich durch hohes zivilgesellschaftliches Engagement aus. Bereits 1991 begann ihr Wirken im Verein Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft, ein österreichischer Verein zur Förderung der Frauenrechte. Seit 2000 ist die dessen Obfrau und Herausgeberin des feministischen Periodikums „AEP-Informationen“. Aufgrund ihrer vielfältigen Verdienste wird Frau Jarosch mit dem Ehrenzeichen der Universität Innsbruck ausgezeichnet.