EINSCHLUSS DER AUSGESCHLOSSENEN: Exegetische Forschung zur Erlösung des ausländischen Eunuchen in den Büchern Jesaja und der Apostelgeschichte.
Die Vision des Propheten Jesaja, Fremde und Eunuchen einzubeziehen und zu ehren (Jes 56,1-8), erscheint revolutionär und radikal. Obwohl die Erfüllung oder Aufnahme dieser prophetischen Vision im Alten Testament nicht verzeichnet ist, berichtet die Apostelgeschichte von der Taufe und bedingungslosen Aufnahme eines äthiopischen Eunuchen in die Gemeinschaft der Gläubigen (Apg 8,26-40). Diese Forschung zielt darauf ab, eine detaillierte exegetische Studie dieser beiden Texte durchzuführen und relevante hermeneutische Verbindungen zwischen ihnen zu finden. Unter Verwendung der Sozialen Identitätstheorie wird die Studie untersuchen, wie die prophetische Vision Jesajas und die prophetische Handlung in der Apostelgeschichte zu entscheidenden, identitätsprägenden Momenten in der Geschichte Israels und des Christentums stattfanden.
Die Forschung wird ergründen, was dazu führte, dass Dritter Jesaja und die frühen Christen inklusiv wurden und warum Jesajas Orakel nur eine Vision blieb, während die Taufe des äthiopischen Eunuchen den Beginn einer universalen Religion markierte.
Forschungsanliegen
Erforschung der linguistischen und metaphorischen Nuancen des Textes des Dritten Jesaja im historischen und religiösen Kontext, um dessen Bedeutung zu entschlüsseln.
Untersuchung der Bedeutung von ethnischer und geschlechtlicher Inklusion in der ausgewählten Passage aus lukas-Apostelgeschichte und ihrer weiterreichenden Implikationen.
Herstellung einer hermeneutischen Verbindung zwischen den beiden Texten und Erklärung derselben durch die Linse der Sozialen Identitätstheorie.
Methode
Inter- und intratextuelle Ansätze werden verwendet, um den alttestamentlichen Text unter Berücksichtigung historisch-kritischer Fragestellungen zu analysieren, während narrative kritische Ansätze zur Untersuchung des neutestamentlichen Textes herangezogen werden. Die sozialpsychologische Theorie der Sozialen Identitätstheorie wird genutzt, um eine Brücke zwischen den beiden Texten zu schlagen.
Forschungsfragen
Wie stellt die inklusive Vision des Dritten Jesaja für Fremde und Eunuchen die religiösen und gesellschaftlichen Normen der Ausgrenzung in der antiken judäischen Gesellschaft in Frage, wie sie in Deuteronomium und Esra-Nehemia dargestellt werden?
Wie trägt die narrative Funktion von Apostelgeschichte 8,26-40 im weiteren Kontext des lukas-Apostelgeschichte-Korpus zu ihrer Interpretation hinsichtlich der inklusiven Natur der frühen Kirche bei?
Wie kann die Social Identity Theory (Theorie der sozialen Identität) helfen, den möglichen Grund zu erklären, warum der Prophet Jesaja und die frühen Christen inklusiv wurden, während ihre Zeitgenossen ethnisch exklusiv blieben?
Literatur
Berges, Ulrich. Jesaja: Der Prophet und das Buch. BG 22. Berlin: Evangelische Verlagsansta, 2018.
Blenkinsopp, Joseph. Isaiah 56–66: A New Translation with Introduction and Commentary. AB 19B. New York: Doubleday, 2003.
Byrskog, Samuel, Hakola, Raimo & Jokiranta, Jutta (eds.). Social Memory and Social Identity in the Study of Early Judaism and Early Christianity. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2016.
Hulster, Izaak J. de. Iconographic Exegesis and Third Isaiah. FAT 2/36. Tübingen: Mohr Siebeck, 2009.
Keener, Craig S. Acts: An Exegetical Commentary. Vol.1. Grand Rapids: Baker Academic, 2012.
Kuecker, Aaron. The Spirit and the ‘Other’: Social Identity, Ethnicity, and Intergroup Reconciliation in Luke-Acts. London, UK: T&T Clark International, 2011.