Forschungsgruppe Game Studies
Vor mehr als 35 Jahren veröffentlichte Mary Ann Buckles ihre Dissertation “Interactive Fiction: The Computer Storygame ‘Adventure’” im Bereich der germanistischen Literaturwissenschaft an der University of California San Diego, die gemeinhin als erste Veröffentlichung der Game Studies gilt. Seither durchlief das Feld viele Entwicklungen, die von der Gründung nationaler und internationaler Gesellschaften und der Etablierung ebensolcher Journals über prägende disziplinäre Diskurse und die Organisation von Konferenzen bis hin zu Institutionalisierungen in Form von Instituten und Studiengängen reichen. Die Game Studies wuchsen dabei Hand in Hand mit dem wirtschaftlichen Wachstum analoger und digitaler Spiele, die mittlerweile das weltweit wichtigste und umsatzstärkste (Unterhaltungs-)Medium darstellen und fast jeden Lebensbereich durchdringen. Sie sind technisches Produkt, alltägliches Kulturgut, psycho-soziales Phänomen oder wirtschaftlicher Faktor. Um dieser Diversität gerecht zu werden und Spiele ganzheitlich in den Blick zu nehmen, haben sich die Game Studies als genuin inter- und transdisziplinäres Feld entwickelt. Es integriert nicht nur geistes- und kulturwissenschaftliche Fächer wie Literatur-, Medien-, Bild- und Geschichtswissenschaften, sondern auch Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie die psychologie. So ermöglichen die Game Studies wie kaum ein anderes Feld einen Blick über die Fächergrenzen hinweg und tragen zu einem gegenseitigen Verständnis verschiedenster methodischer Zugänge bei.
Diese Entwicklungen rund um das Feld der Game Studies betreffen auch die Universität Innsbruck, an der sich nicht nur immer mehr Student:innen, sondern auch Forscher:innen für den interdisziplinäre Forschungsbereich interessieren, was sich nicht zuletzt an den steigenden Zahlen an betreuten Abschlussarbeiten und akademischen Aktivitäten innerhalb des Feldes zeigt. Im Wintersemester 2021/22 haben sich Forscher:innen an der Universität Innsbruck, die ihren jeweiligen Fachbereichen an einschlägigen Themen der Game Studies arbeiten, daher zusammengetan, um die vorhandene Expertise und Kompetenzen an der Universität zu sammeln und gemeinsame, interdisziplinäre und -fakultäre Kooperationen zu realisieren.
Die Forschungsgruppe “Game Studies” an der Universität Innsbruck soll nun den interdisziplinären und -fakultären wissenschaftlichen Austausch weiter fördern und so zu einer Theoriebildung sowie Methodenreflexion und -schärfung innerhalb des hier bislang noch allzu diffusen Feldes beitragen. Dabei ergeben sich Kooperationsmöglichkeiten zwischen Instituten und Fakultäten, die sonst kaum Berührungspunkte haben; so beteiligen sich an diese Forschungsgruppe Vertreter:innen der Fakultät für Bildungswissenschaften, der Fakultät für psychologie und Sportwissenschaft, der Fakultät für Mathematik, Informatik und Physik, der philologisch-kulturwissenschaftlichen, der philosophisch-historischen, sowie der katholisch-theologischen Fakultät. Die Forschungsgruppe ist ganz ihrem interdisziplinären Charakter auch zwischen den Forschungsschwerpunkten "Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte" und "Digital Science Center" organisatorisch eingebettet.