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PULS+: EU-Zuschlag für Projekt zu Schulumbau – Universität Innsbruck
Ingrid Handle und Eric Sidoroff
„Das System Klassenzimmer hinterfragen“: Eric Sidoroff (Institut für Gestaltung) und Ingrid Handle (Landesschulinspektorin) präsentierten im Rahmen eines Pressegesprächs ihre Pläne im Projekt „PULS+“.

PULS+: EU-Zuschlag für Projekt zu Schulumbau

Das Institut für Gestaltung der Universität Innsbruck und die Architekturabteilung der Kunstuniversität Linz haben gemeinsam mit dem Landesschulrat Tirol und europ. Partnern den Zuschlag für rund 330.000 Euro im Rahmen des Programms erasmus+ der EU erhalten. VertreterInnen aus Theorie und Praxis arbeiten in diesem Projekt gemeinsam an Ideen zur Gestaltung von Lernräumen der Zukunft.

„Im Zentrum des Projekts PULS+ steht die Pilotphase einer ein- bis zweijährigen universitären Fortbildung für schulische Profilbildung und Bauberatung in Österreich, Deutschland, Südtirol und der Schweiz“, so der Gesamtleiter des Projektes, PD Dr. Eric Sidoroff von der Universität Innsbruck. „Raum verstehen wir als ein dynamisches System, das unterschiedlich wahrgenommen und beschrieben wird. Und diese unterschiedlichen Wirklichkeiten der einzelnen beteiligten Personen sind dann auch miteinander zu verhandeln. Die Menschen müssen Lehr- und Lernräume in einer Weise benutzen können, die für sie Bedeutung hat“, so Sidoroff weiter.
Prof. Dr. Michael Zinner von der Kunstuniversität Linz, der eine tragende Rolle in der Führung des Projektes innehat, ergänzt: „Das Besondere daran ist einerseits die Konzentration auf Sanierung und Umbau, die den Großteil des anstehenden Bauvolumens ausmachen. Und damit stehen andererseits Prozessverständnis und Verfahrensfragen im Zusammenhang, weil sich beim Umbau von Schulen bestehende Schulkollegien beteiligen.“
Zielgruppe dieses Vorhabens – und damit eingeladen zur Teilnahme an der Fortbildung – sind Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung, Forschung und Wirtschaft, die in den Bereichen Architektur, Pädagogik, Schulentwicklung und Verwaltungswissenschaft tätig sind.
Seit 24. Oktober 2017 ist die Website www.pulsnetz.org online. Vormerkungen bei Interesse am Thema oder an der Ausbildung sind ab sofort möglich. Definitive Details und verbindliche Anmeldungen sind ab Dezember 2017 möglich. Kursbeginn ist von 10.-13. Mai 2018 in der Abtei Frauenwörth am Chiemsee (D).

Steigender Bedarf

In den kommenden Jahren werden in Europa voraussichtlich mehr als hundert Milliarden Euro für Schul- und Bildungsbauten ausgegeben. Allein in den deutschsprachigen Ländern rechnet man derzeit mit Investitionen von mehr als 67 Milliarden Euro bis 2030. Obwohl immer mehr Fachleute wahrnehmen, welche bedeutende Rolle der Raum in der Pädagogik einnimmt, kommt dieses Thema weder in Architekturstudien noch in den Fortbildungsangeboten der Architekturkammern und/oder des öffentlichen Dienstes in angemessener, strukturierter Weise vor. Auch gibt es aktuell europaweit keine nachhaltige, universitäre transdisziplinäre oder anwendungsorientierte Schulbauweiterbildung in den Fachrichtungen Architektur, Pädagogik und Verwaltungswissenschaften.
„Zukunftsfähige Bildungsbauten des 21. Jahrhundert brauchen reale und digitale Lernräume, die auf robuste und einfache Weise flexibel sind und in denen die Pädagogik die Architektur mitgestaltet. Für eine solche Zusammenarbeit fehlt allen Akteuren – den Verwaltungen, den Architekturbüros und den Schulen – bisher das Knowhow“, ist der Projektleiter überzeugt. Dieser Umstand soll sich nun ändern, wie auch Ingrid Handle, Landesschulinspektorin für Pflichtschulen im Primarbereich, Sonderpädagogik und Inklusion des Landesschulrates Tirol, betont: „Die inklusive Schule lebt sehr von offenen Lern- und Begegnungsräumen ohne Barrieren. Für Kinder und Jugendliche ergeben sich darin Möglichkeiten, sich als selbstbestimmte und eigenverantwortliche Lernerinnen und Lerner wahrzunehmen und somit ihr Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten und ihr Handeln zu stärken.“

Zusammenarbeit auf allen Ebenen

Das Forschungsprojekt PULS+ ist konzipiert als multiprofessionelles Pilotprojekt im gesamten deutschsprachigen Raum. Es bietet ein Aus- und Weiterbildungsprogramm, das sich an pädagogischer und architektonischer Praxis orientiert. An den Universitäten treffen dabei Fachleute aus der Architektur, des kommunalen Gebäudemanagements und der Schulentwicklung als professionelle Lerngemeinschaft aufeinander. Masterstudierende der Architektur und Pädagogik sind miteingebunden. So verbinden sich höhere Bildung, Forschung, Wirtschaft und Verwaltung zu einem Wissens- und Erfahrungsfeld. „Die ‚gute Praxis‘ der Bildungsformate in diesem Projekt beginnt und endet mit je einer Akademie, die der Reflexion, der Lernarchitektur und den persönlichen Lernzielen gewidmet sind“, so die Organisationsentwicklerin und Psychotherapeutin Rosa Strasser aus Wien. Der Kurs selbst besteht aus den drei Modulen Lernen, Raum und Entwickeln und praxisbezogenen Aktivitäten wie Exkursionen, Hospitationen und Reallabor-Workshops. Der Universitätskurs qualifiziert mit abschließenden Zertifikaten zur Moderation, Begleitung und Beratung von schulischer Profil- und Lernraum-Entwicklung.
Eine als Open Educational Ressource (OER) aufgebaute Internet-Plattform wird als digitaler Lernraum verfügbar gehalten und so eine zentrale Rolle als Wissensspeicher spielen. Auch ein damit verknüpfter Schulbau-Atlas in Form einer interaktiven Datenbank wird in einer Testversion aufgebaut. „Diese Datenbank wird Best-Practice-Beispiele als Ganzes und in besonderen Aspekten darstellen und vergleichbar machen“, so Architektin Ursula Spannberger von der Uni Innsbruck, die dieses Projekt verantwortet. Mit den Veranstaltungen, den Publikationen und den digitalen Tools sollen international relevante Entscheidungsgrundlagen für alle im Schulumbau Verantwortlichen geschaffen werden. Hoheitliche Veraltung wie etwa der Landesschulrat Tirol und/oder Stakeholder wie beispielsweise der österreichische Städtebund können zukünftige Sponsoren, Partner, aber auch Mitveranstalter bzw. Mit-Träger dieser Aktivitäten und/oder Einrichtungen werden.

Das Projekt PULS+ dient der Kooperation von Universitäten, Hochschulen, Akademien, regionalen Schulverwaltungen und Schulen. Insgesamt soll die Entwicklung bzw. Verzahnung von Theorie und Praxis, von Architektur und Pädagogik als auch von Verwaltung, Wirtschaft und Schulen erreicht werden. Daher sind einerseits Studierende und Lehrende in Hochschulen sowie andererseits Fachleute aus Behörden, Architekturbüros und Schulen angesprochen bzw. adressiert.

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