Die beiden Teile der in Innsbruck verfassten und nun ausgezeichneten Arbeit von lukas Wein – er arbeitet jetzt als Post-Doc an der UCLA in Kalifornien und war bei der Preisverleihung von dort zugeschaltet – tragen den gemeinsamen Titel „C–H-Oxidationen ermöglichen die Totalsynthese von ent-Trachylobanen und Computerchemie als leistungsstarkes Werkzeug für mechanistische Untersuchungen“. Terpenoide sind eine große Klasse von Naturstoffen mit vielfältigen Strukturen und interessanten biologischen Eigenschaften. Zu dieser Klasse gehören auch die Trachylobane, die beispielsweise in verschiedenen Sonnenblumenarten vorkommen. Sie weisen ein komplexes Kohlenstoffgerüst sowie unterschiedliche Funktionalisierungen mit Sauerstoff auf. Im ersten Teil der Arbeit hat Wein verschiedene Trachylobane durch eine relativ neue Strategie, die Zweiphasensynthese, hergestellt. Diese ist der Natur nachempfunden und beinhaltet den Aufbau des Kohlenstoffgrundgerüsts in der ersten Phase und selektive Oxidationen (den Einbau der funktionellen Sauerstoffeinheiten) in der zweiten Phase. Wenn neuartige chemische Reaktionen im Labor entdeckt werden, ist nicht immer sofort klar, welcher Mechanismus zur Bildung der Produkte führt. Oft sind mehrere Szenarien denkbar und gezielt entwickelte Kontrollexperimente werden durchgeführt, um den relevanten Mechanismus zu entschlüsseln. Ein weiteres, sehr wertvolles Werkzeug, um komplexe Reaktionswege zu dechiffrieren, stellt die Computerchemie dar. Dabei errechnet man mithilfe von Computerprogrammen, die auf quantenmechanischen Modellen basieren, den energetischen Reaktionsverlauf und kann somit den wahrscheinlichsten Mechanismus identifizieren. Im zweiten Teil der Arbeit wurden zwei neuartige Reaktionsmechanismen auf diese Art entschlüsselt.
Das Stifterpaar
Die Sponsoren des Preises, Dr. Christine und Professor Dr. Georg Sosnovsky, FRSC, haben in den ersten Nachkriegsjahren an der Universität Innsbruck das Chemie-Studium absolviert. Die berufliche Laufbahn führte das Ehepaar Sosnovsky zunächst nach Australien und später in die USA, wo es einen Großteil seines Berufslebens verbracht hat. Dr. Christine Sosnovsky war acht Jahre als Senior Scientist am Tribophysics Institute in Melbourne tätig mit Untersuchungen der chemischen und physikalischen Eigenschaften von Kristallgitter-Oberflächen sowie deren katalytischen Auswirkung auf den Verlauf chemischer Reaktionen. Zudem lehrte sie an der Universität Melbourne. Anschließend forschte sie als Senior Scientist in den USA am Illinois Institute of Technology sowie am Illinois Gas Institute und hielt Vorlesungen als Associate Professor. Außerdem war sie Beraterin bei der Stadtverwaltung von Chicago und bei der US-amerikanischen Organisation für Umweltschutz. Sie verstarb 2008.
Georg Sosnovsky wirkte seit 1967 als Professor an der University of Wisconsin in Milwaukee und ist Emeritus und Adjunct Professor an dieser Universität. Seine vielfältigen industriellen und akademischen Forschungstätigkeiten erstrecken sich vornehmlich auf Methoden der synthetischen Organischen Chemie und auf die Synthese biologisch aktiver Substanzen. Auf dem Gebiet der Medizinischen Chemie befasste er sich mit Synthesen und in-vivo-Auswertungen von chemotherapeutisch aktiven Antikrebs-Substanzen sowie von Kontrastmitteln für die Magnetische Resonanz-Diagnostik. Anlässlich ihres „Goldenen Doktorjubiläums“ kamen Dr. Christine und Professor Dr. Georg Sosnovsky 50 Jahre nach ihrer Promotion wieder nach Innsbruck und stifteten im Jahr 1999 den nach ihnen benannten Preis. Dieser Preis wird seither jährlich verliehen und zeichnet eine hervorragende Dissertation aus dem Fach Chemie an der Universität Innsbruck aus. Georg Sosnovsky ist im Frühjahr 2018 im Alter von 97 Jahren verstorben.