This is a cache of https://www.uibk.ac.at/archive/public-relations/presse/texte/2006/maerz_06/presseaussendung_60-2006.html. It is a snapshot of the page at 2024-05-21T23:25:17.579+0200.
Presseaussendung 60/2006 – Universität Innsbruck

John ren Chen wird 70: Ein Mann mit Herz und Verstand

 

„Ich habe das gar nicht verdient“. Mit diesen Worten bedankte sich Altdekan Prof. John-ren Chen bei seinen Festrednern anlässlich seines 70. Geburtstages. Neben den Laudatoren Rektor Manfried Gantner, Dekan Dieter Lukesch und LH Herwig van Staa war auch der Nobelpreisträger von 1994, Professor Reinhard Selten, in der Aula der SOWI-Fakultäten der LFU Innsbruck zugegen.

 

Die große Aula war bis zum letzten Platz gefüllt, als Prof. Chen mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen eintrat. KollegInnen, Studierende und andere Interessierte ließen es sich nicht entgehen, den beliebten Altdekan und seinen einstigen akademischen Ziehvater Professor Reinhard Selten aus nächster Nähe zu erleben. Der Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften versetzte mit seinem Festvortrag über die „Entstehung einfacher Sprachen in einem experimentellen Koordinationsspiel“ seine Zuhörerschaft ins Staunen. Der interdisziplinäre Ansatz begeisterte nicht nur die WirtschaftswissenschaftlerInnen, sondern auch die anwesenden Linguisten.

 

Ein Vorbild in vielen Belangen

In einem waren sich alle Laudatoren einig: Chen ist nicht nur ein großer Wirtschaftswissenschaftler, sondern vor allem ein herausragender Mensch. Rektor Gantner, den eine persönliche Freundschaft mit Chen verbindet, betonte: „Du darfst mit Recht als Vorbild gelten in akademischer und gesellschaftspolitischer Sicht, aber auch, was Deine Haltung der Familie, Deinem Heimatland und Deinem Gastland gegenüber angeht.“ Rektor Gantner machte weiters eindrücklich klar, unter welch gefährlichen Umständen Chen neben seiner akademischen Tätigkeit stets den Freiheitskampf Taiwans unterstützte. LH van Staa würdigte vor allem die Charakterfestigkeit des Jubilars: „Er ist jemand, der sagt, was er denkt und tut, was er sagt.“

 

Bescheidenheit und eine kleine List

Altdekan Chen war so viel Lob gar nicht recht, genauso wie er schon eine Feier an sich für übertrieben hielt. „Ich danke für die viele Unterstützung in meiner akademischen Laufbahn, aber ich habe das alles nicht verdient“, meinte Chen bescheiden, der maßgebend für die Umstrukturierung, den Neubau und die Förderung der SOWI durch Drittmittel verantwortlich war. Zu einem Festakt überzeugen konnten ihn seine ehemaligen KollegInnen von der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik nur durch die Einladung seines akademischen Ziehvaters und Freundes Prof. Reinhard Selten. „Außerdem kommen auch die Kinder, die nun schon seit längerem im Ausland leben, zu so einem Anlass nach Hause“, gesteht Chen lächelnd einen weiteren Grund ein.

 

Zur Person John-ren Chen:

John-ren Chen wurde am 27. März 1936 in Yun-Lin, Taiwan, geboren. Nach Abschluss des Wirtschaftsstudiums an der National Chengchi University (Taipei) kam er 1963 für das Doktoratsstudium an die Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt a.M. und arbeitete dort ab 1965 als Assistent von Prof. Sauermann. 1969 folgte er Prof. Selten an die Freie Universität Berlin und später nach Bielefeld, wo er 1976 habilitierte.

 

1980 nahm er einen Ruf an die LFU Innsbruck an. Hier wirkte er bis zur Emeritierung im Jahr 2004 als ordentlicher Professor für Wirtschaftstheorie und Ökonometrie. Von 1999 bis 2004 erwarb er sich als letzter Dekan der SOWI-Fakultät nicht nur durch die erfolgreiche Umstrukturierung der Fakultät große Verdienste, sondern auch durch die Akquirierung neuer Lehrstühle sowie die Gründung des Centre for the Study of International Institutions (CSI).

 

Prof. Chen hat maßgebliche Beiträge auf zahlreichen Forschungsgebieten geleistet, darunter vor allem theoretische und empirische Beiträge zur Entwicklungs- und Ressourcenökonomik, zur Makroökonomik, sowie zur Kreditinformationswirtschaft. In jüngerer Zeit beschäftigt er sich intensiv mit Problemen der Globalisierung und der Rolle der Internationalen Institutionen.

 

Zur Person Reinhard Selten:

Prof. Selten gilt als einer der ganz großen Pioniere der Spieltheorie und als einer der Begründer der experimentellen Wirtschaftsforschung.

Für seine grundlegende Analyse des Gleichgewichts in nicht-kooperativer Spieltheorie wurde Prof. Selten 1994 gemeinsam mit John Harsanyi und John Nash mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet (John Nash wurde später durch den Film „A beautiful mind" auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt).

 

Selten vertritt einen interdisziplinären Forschungsansatz und arbeitet unter anderem mit Mathematikern, Psychologen, Soziologen und v. a. Biologen zusammen. Er wurde mehrfach mit Ehrendoktoraten ausgezeichnet, darunter auch im Jahr 2000 von der LFU Innsbruck.

 

 

Rückfragehinweis:

 

Manuela Rainalter

Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice

Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

 

Tel.: 0512 / 507 – 2593

        0664 / 812 50 34

Fax: 0512 / 507 – 2814

E-Mail: manuela.rainalter@uibk.ac.at