Text: Julian Bitsche
Das Institut für Zeitgeschichte ist seit nun 40 Jahren für seine wissenschaftliche Tätigkeit bekannt. In diesem Beitrag geht es aber um etwas anderes, um Einblicke in das, was als das „Privatleben“ des Instituts bezeichnet werden könnte. Auf der Suche nach solchen Aspekten habe ich mich schriftlich an Institutsangehörige gewandt und das Ergebnis sind drei ausgewählte, lustige Anekdoten.
Der Tassenkrimi – Das Verbrechen in der Kaffeeküche
Im Jahr 2018, als Sylvia Eller ihre Arbeitsstelle im Sekretariat des Instituts antrat, durchzog der Duft von Kaffee die Gänge. Eller begann ihre Karriere am Institut mit einer Prise Unschuld – und einem Verstoß gegen den Tassenkodex. Die (Wiederholungs-)Tat fand in der Kaffeeküche des Instituts, dem Sekretariat, statt. Jeden frühen Morgen, mit der „finsteren“ Absicht des Kaffeegenusses, begab sie sich zum Fundus der Tassen und griff zum bevorzugten Modell. Eine Tasse, die jedoch eines anderen Lieblingstasse war – nämlich des damaligen Institutsleiters, Professor Dirk Rupnow. Eines Tages, als Sylvia Eller gerade ihren Kaffee im unwissentlich entführten Behälter genoss, öffnete sich die Tür und der Professor betrat den Raum. Dirk Rupnow starrte auf die Tasse in der Hand der neuen Sekretärin und verkündete mit einem Anflug von Amüsement: „Ah, jetzt weiß ich, wo meine Tasse immer ist!“ Sylvia Eller erinnert sich, dass sie in diesem Moment am liebsten im Boden versunken wäre. In der Welt der Institute, mit all ihren ungeschriebenen Gesetzen, sind die Regeln für neu Dazugekommene oft undurchsichtig und da ist so ein kleiner Fauxpas auf dem Gebiet der Kaffeetassenpolitik schnell passiert. Heute ist das „Objekt der Begierde“ nicht mehr auffindbar. Und Sylvia besitzt mittlerweile eine eigene Tasse, die sie hütet wie ihren Augapfel (sie hat dazugelernt). Die Kaffeemaschine, wo man sich zu kleinen Pausen und zum niederschwelligen Austausch zusammenfindet, und genauso das Koffein sind weiterhin unverzichtbare Begleiter des Alltags am Institut.
„Ping-Pong-Plausch“ oder: Der Versuch, die Fitness am Institut zu verbessern
Schon länger unternahmen der mittlerweile promovierte Doktorand Marcel Amoser und seine Mitstreiter:innen den Versuch, die Institutsfitness aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Anmeldungen zum Innsbrucker Firmenlauf oder Institutswandertage einschließlich ambitionierter Vorbereitungen führten jedoch stets zu Ausfällen und erfreuten sich keineswegs allgemeiner Beliebtheit.
Dann kam Corona und mit dem pandemiebedingten Bewegungsmangel allerlei Wehwehchen. Als passionierter Tischtennisspieler hatte Marcel Amoser die rettende Idee, eine kleine Tischtennisplatte anzuschaffen (die Normgröße hätte nur in einen Seminarraum gepasst). Sylvia Eller, seine Bürokollegin, war sofort dabei und beteiligte sich auch an den Kosten. Über einen namhaften Online-Händler wurde der Tisch geordert, die Schläger brachte Eller von zuhause mit. Die Reaktionen der Institutsmitglieder waren überraschend positiv, vielleicht auch, weil die Initiative keinen offiziellen, ja ohnehin nicht vorhandenen Dienstweg benötigte – dank der Institutsleiterin Ingrid Böhler, die zwar selber nicht spielt, aber die Idee lustig fand. Bald schwirrte die Nachricht vom gelieferten Tisch durch die Gänge. Neben dem Duo Sylvia Eller und Assistenzprofessor Eric Burton testeten bald auch andere den Miniaturtisch. Gespielt wird kurz, aber für die Arbeit durch eine erfrischende Dosis an Bewegung, „Denkpause“ inbegriffen, neuen Schwung geholt. Duelle mit Bällen, die öfter die Tischgrenzen sprengen als im Spiel zu bleiben, lehren alle Beteiligten außerdem auch eine Prise Contenance.
Die Anschaffung des Tischtennistisches blieb jedoch nicht die einzige Initiative zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Institutssekretärin Brigitte Haidler startete Yoga-Sessions in der Mittagspause – eine Option für alle, die die Schläger nicht so flink schwingen.

Bunte Hüte und Clownsnasen: Das Faschingstreiben am Institut
Einige Mitglieder des Instituts hatten schon immer eine Schwäche für das kreative Spiel mit Kostümen. Die Liebe zum Verkleiden veranlasste sie 2017, das Ausrichten einer Faschingsfeier in die Tat umzusetzen. Um sicherzustellen, dass wirklich niemand eine Ausrede hatte, wurde für einen Fundus an Last-Minute-Verkleidungsmöglichkeiten gesorgt. Lustige Hüte, Clownsnasen und vieles mehr gab es da zur freien Entnahme. Die Feier entpuppte sich als institutsübergreifendes geselliges Highlight. Fast alle, die im 6. und 7. Stock des Geiwi-Turms bei der Arbeit waren, kamen auf einen Sprung vorbei.
Die mündliche Überlieferung weiß zu berichten, dass es schon früher manchmal kleine Faschingsfeiern im unterrichtsfreien Februar inklusive Verkleidungen gab – aber noch keine Smartphones und so blieben sie leider undokumentiert. Mag der Fasching auch keine richtige Tradition am Institut haben, ist es vielleicht doch nur eine Frage der Zeit, bis dort wieder einmal Faschingsnarren und -närrinnen gesichtet werden.
Das 40-jährige Jubiläum des Instituts der Zeitgeschichte ist nicht nur Anlass für einen Rückblick auf wissenschaftliche Erfolge, sondern auch auf die menschlichen Seiten des Arbeitslebens. Der Tassenkrimi, die sportlichen Initiativen und die Faschingsfeiern sind Zeugnisse dafür, dass hier nicht nur Geschichte erforscht, sondern auch gelebt, gelacht und miteinander etwas unternommen wird.