Entwicklungsplan 2025-2030
5. Universitätsentwicklung 2025–2027
5.6 Diversität
Bezug zum gesamtösterreichischen Entwicklungsplan (GUEP):
- Systemziel 1: Weiterentwicklung und Stärkung des Hochschulsystems
- Systemziel 2: Stärkung der universitären Forschung
- Systemziel 3: Verbesserung der Qualität und Effizienz der universitären Lehre
- Systemziel 4: Förderung des wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchses sowie der Gleichstellung und der sozialen Inklusion
5.6.1 Bewusstseinsbildung und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren
Die Universität Innsbruck versteht sich als diversitätsbewusste, inklusive und partizipative Forschungs- und Bildungseinrichtung und begreift dies als Qualitätsmerkmal. Grundlage für die praktische Umsetzung von Diversitätszielen ist ein Ansatz, in dem Intersektionalität – die Überschneidung und Gleichzeitigkeit verschiedener Formen von Diskriminierung – als Analyseinstrument in Bezug auf potenziell behindernde sowie ausschließende Strukturen, Prozesse und Kulturen an der Universität angewandt wird. Das bedeutet, dass die Verwirklichung einer chancengleichen, diskriminierungsfreien Universität der stetigen Selbstreflexion und bewussten Weiterentwicklung der Organisation bedarf. Nur so gelingt es, der Vielzahl der sich aus individuellen und sozialen Rahmenbedingungen ergebenden Bedürfnisse aller (potenziellen) Universitätsangehörigen gerecht zu werden.
Förderung einer universitätsinternen pluralen Kultur
Eine Kerndimension der Diversität an unserer Universität ist die Gleichstellung der Geschlechter. Die etablierten und erfolgreichen Programme in diesem Bereich, insbesondere zur Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses, sollen bedarfsgerecht fortgeführt und weiterentwickelt werden. Gender-Mainstreaming ist gelebter Teil der Universitätskultur. Die Einbeziehung der Geschlechterperspektive als Querschnittsmaterie in die strategischen Ziele und in die Ressourcenverteilung ist notwendige Folge dieses Selbstverständnisses.
Eine intensive Vernetzung von etwa 50 Personen aus Wissenschaft und Verwaltung fand im Zuge der Entwicklung der Diversitätsstrategie 2021 statt. Dieser breit angelegte partizipative Prozess förderte den universitätsinternen Dialog und etablierte dauerhafte Netzwerke. Die seit 2019 bestehende Organisationseinheit Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) bündelt Forschungsaktivitäten im Bereich Gender Studies und dient als Schnittstelle verschiedener Fachdisziplinen, um innovative inter- und multidisziplinäre Forschung zu etablieren. Die Fächerbreite der Universität Innsbruck ermöglicht es, Geschlechterverhältnisse und Diversität unter verschiedenen Blickwinkeln zu erforschen. Außerdem wird das interfakultäre Masterstudium Gender, Kultur und Sozialer Wandel wissenschaftlich durch das CGI betreut.
Schwerpunktsetzung auf Geschlechtervielfalt und soziale Dimension
Eine Stärke der Universität liegt im Bereich der Geschlechtergleichstellung, Geschlechterforschung und Inklusion. Im Rahmen der verschiedenen Diversitätsdimensionen legt die Universität Innsbruck einen Schwerpunkt auf die soziale Dimension und Geschlechtervielfalt und entwickelt diese weiter. Politische Grundlage für dieses Engagement sind die Schlussfolgerungen des Rates der Europäischen Union zur sozialen Dimension 2013 und das Kommuniqué der „Bologna“-Ministerinnen- und -Ministerkonferenz 2015. Darin einigten sich die Staaten darauf, nationale Strategien zur Verbesserung der sozialen Dimension in der Hochschulbildung zu entwickeln, die in Österreich Eingang in den gesamtösterreichischen Universitätsentwicklungsplan 2016–2021 und 2022–2027, insbesondere in die Systemziele 3 und 7 fand.
Bewusstseinsbildung nach innen und außen
Gender- und Diversitätskompetenz ist die Fähigkeit, mit unserer diversen Gesellschaft systematisch und reflektiert umgehen zu können. Sie ist für die Aufgabenerfüllung innerhalb der Universität in verschiedenen Kontexten relevant. Deshalb schafft die Universität in diesem Bereich Angebote: Bewusstseinsbildende Schulungen in Hinblick auf Dimensionen der Diversität wurden bereits im Bereich der Lehre, in Fortbildungen der personalentwicklung (speziell für Führungskräfte und Lehrende sowie ein Basismodul für alle Interessierte), aber auch in der Grundausbildung für das allgemeine Personal gesetzt und werden weitergeführt.
Ihrer Bedeutung entsprechend sind die Themen Diversität und Chancengleichheit im Ressort der Rektorin verankert und werden in allen Vizerektoraten im Sinne eines Mainstreaming bei Planungen und Vorhaben (mit)berücksichtigt. Konzeptionell, koordinativ und in der Umsetzung wird das Rektorat dabei von der Steuerungsgruppe Diversitätsmanagement, in der die im Themenfeld aktiven inneruniversitären Akteurinnen und Akteuren vernetzt sind, und von zahlreichen Verwaltungseinrichtungen unterstützt.
Außerdem gibt es eine Reihe von Veranstaltungen – von Einzelveranstaltungen über spezifische Vortragsreihen bis hin zu der 2023 zum zweiten Mal stattfindenden „Woche der Vielfalt“. Diese Veranstaltungen wirken in die Universität und in die Gesellschaft hinein und regen den Dialog zwischen Expertinnen und Experten im Bereich der Diversität und den Bürgerinnen und Bürgern an.
5.6.2 Personal
Zielgruppenspezifische Maßnahmen werden durch einen dimensionenübergreifenden, intersektionellen Ansatz nicht ausgeschlossen. Sie kommen weiter zum Einsatz, orientiert an den jeweils zu beachtenden (verfassungs)rechtlichen Rahmenbedingungen. Zentrales Anliegen ist die Förderung der Einbettung des Themas Diversität in exzellente Forschung und Lehre, die die Vielfalt und Komplexität der heutigen Gesellschaften bewusst einbezieht. Der Erhalt und der Ausbau der universitären Stärken in Gleichstellung, Frauenförderung, Gender-Mainstreaming und Inklusion sind dabei ebenso leitendes Ziel.
Vielfalt als Qualitätskriterium etablieren
Das Ziel einer vielfältigen Personalstruktur verfolgt die Universität durch Chancengleichheit in einer Personalpolitik, die auf Transparenz und ständige Reflexion bzw. Evaluierung ihrer Diversitätsgerechtigkeit (Stichwort „unconscious bias“) basiert. Bewusstseinsbildende Maßnahmen (Gender- und Diversitätskompetenz) und verbesserte Kommunikation zur Erreichung aller relevanten Zielgruppen sollen die Begleitung von Berufungs- und Besetzungsverfahren durch den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AKG) im Hinblick auf Diskriminierungsfreiheit und Beachtung des Frauenförderungsgebotes ergänzen.
Inklusion leben
Im Bereich Inklusion dienen Fördermaßnahmen, Sensibilisierungsmaßnahmen und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit der Bewusstseinsbildung, der Unterstützung von Studierenden und der Förderung der Beschäftigung von Personen mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung. Mehrfache Auszeichnungen mit dem Diversitätsmanagementpreis „Diversitas“ zeigen, dass sich die Universität Innsbruck hier auf einem erfolgreichen Weg befindet, der fortgesetzt wird.
Förderung von Maßnahmen für ein verstärkt diversitätsgerechtes Recruiting
Siehe Kapitel 5.4.2 Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
5.6.3 Zielgruppe: Studierende
Im Sinne eines ganzheitlichen und inklusiven Verständnisses sollen sowohl die Studierenden als auch die Absolventinnen und Absolventen möglichst die Zusammensetzung der Gesellschaft widerspiegeln.
Förderung einer diversen Studierendenschaft
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Bildungsentscheidungen in Österreich, insbesondere am Übergang von Primar- zu Sekundarstufe, relativ früh getroffen werden. Um ihre Angebote für Personen(gruppen) sichtbar, zugänglich und nutzbar zu machen, geht die Universität Innsbruck aktiv auf spezifische Zielgruppen zu und engagiert sich verstärkt für eine Positionierung in der Gesellschaft als inklusive und diversitätsbewusste, partizipative Forschungs- und Bildungseinrichtung. Eine breite Teilhabe, die die Heterogenität der Gesellschaft abbildet, wird einerseits angestrebt, erfordert aber andererseits auch spezifische Kompetenzen. Neben einer Verstärkung der bereits bestehenden Maßnahmen, um unterrepräsentierten Gruppen von Studierenden im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten den Zugang zur Universität zu erleichtern, ist es erforderlich, die Anstrengungen zur Erhöhung der Gender- und Diversitätskompetenz in der Lehre und die Zusammenarbeit mit Schulen, Bildungsdirektionen etc. fortzuführen.
Fokussierung auf die soziale Dimension und Geschlechtervielfalt
Diversität spiegelt sich zunehmend in den Inhalten von Forschung und Lehre wider. Die faktisch zunehmende Heterogenität und Diversität der Studierenden wird als Stärke wahrgenommen und soll im Sinne von Potenzialen (im Unterschied zu einem Defizitansatz) mit Fokus auf studierendenzentriertes Lehren und Lernen gefördert werden. Das breite Angebot der Universität Innsbruck dazu soll für Studierende aller Disziplinen, auch im Sinne einer Bewusstseinsbildung, zur Verfügung gestellt werden. Der Auf- und Ausbau des Buddy-/Mentoring-Systems kann hier unterstützend wirken, um eine bessere Orientierung für Studierende zu bieten sowie Angebote und Möglichkeiten sichtbarer zu machen (siehe Kapitel 5.1.1 Aktionsfeld: Interaktion Lehrende – Studierende). Maßnahmen zur qualitätsgesicherten Durchlässigkeit, Validierung und Anerkennung sowie zur Förderung der (strukturellen) Studierbarkeit und Flexibilisierung von Curricula stehen dabei ebenso im Fokus.