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Niewiadomski Jozef: Die Zeit der Gnade
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Die Zeit der Gnade
(Eine Predigt zum Abschluss des Studienjahres 2004)

Autor:Niewiadomski Jozef
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:Predigt (in der Kapuzinerkirche) bei der Eucharistie zum Auftakt des Arkadenhoffests am 16. Juni
Datum:2004-06-23

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Man soll doch bei der Planung von Events Rücksicht nehmen auf den liturgischen kalender- Den ausgesprochenen Regenpatron, den Heiligen, der zur Zeit der Trockenheit angerufen wird mit fröhlichem Treiben unter den Arkaden ehren zu wollen und auf das gute Wetter zu hoffen, das grenzt schon fast an Tollkühnheit. Allerdings lernt man an dieser Fakultät, dass nicht das Staunen über die Naturphänomene den ersten Zugang zur Frage nach der religiösen Erfahrung des Menschen bilden, sondern die Dramatik des menschlichen Zusammenlebens. Und in diesem Kontext kann der “Gesegnete”, - der Benno -, der “Bärenstarke” durchaus eine Leitfigur sein, an der wir so etwas wie eine festliche Bilanz ziehen: in Zeiten wie diesen. Und warum dies?

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Wenn es einen Begriff gibt, der seine und unsere Zeit charakterisiert, so ist es der Begriff: “Reform”. Investitutstreit und gregorianische Reform stecken den äußeren Rahmen seines Lebens und Wirkens ab. Die nähere Beschreibung des Streites und der Reform, die unser aller Existenz einrahmen, erspare ich uns. Sind sie doch uns allen sattsam bekannt. Unsicherheit und Angst falsche Prioritäten zu setzen, ja die bittere Erfahrung auf den Falschen gesetzt zu haben, deswegen auch unvermeidliche Konsequenzen zu erleiden: all das bleib dem Heiligen nicht erspart. Nicht nur, dass er zwei Mal abgesetzt wurde und für mehrere Jahre ins Gefängnis wanderte. Als Bischof der Kirche erlag er gar der Versuchung sich an die Seite des Kaisers zu stellen, dem Bischof von Rom Gehorsam zu verweigern - sich also im Nimbus eines “Protestierers” zu sonnen. Um schließlich einzusehen, dass es der falsche Weg war. Und es fehlte ihm nicht an Mut, diesen Schritt zu knorrigeren, sich an die Seites des Papstes zu schlagen, damit auch dem kulturellen Trend entgegen zusteuern. Dass die Reformation Jahrhunderte später sein Grab aufgebrochen hat, seine Gebeine gar in die Elbe werfen wollte, dass Luther wider den “neuen Abgott und alten Teufel” gewettet hat, das soll uns heute nicht zu antiökumenischen Ressentiments verleiten. Wohl aber soll uns das Gedenken an den hl. Benno darauf sensibilisieren, dass christliche Wahrheit immer etwas zu tun hat mit dramatischer Auseinandersetzung.

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Der im Februar dieses Jahres verstorbene Dekan Raymund Schwager hat sicher seine Freude an diesem Tagespatron für das diesjährige Arkadenfest. Hat er doch wie kaum ein anderer an unserer Fakultät den Mut zur Konfrontation mit den Trends der zeit gehabt. Wie der Benno hat er in Wirren der Reformen hin und wieder auf das falsche Pferd gesetzt, zeigte aber auch den Mut zur Korrektur seiner Schritte.

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Solche Plankorrekturen wurden ja in diesem Studienjahr uns allen ständig abverlangt. So wird auch dieses Arkadenfest nicht - wie irgendwann einmal geplant - ein Fest der Fakultät werden bei dem wir uns vom UOG 93 verabschieden und den geplagten Amtsträgern in dieser überlangen Amtsperiode für ihre Arbeit danken. Raymund ist gestorben, Matthias ist weiterhin im Amt, Gerhard und andere Kollegen wurden gebeten weiter zu machen, wenn auch mit “virtuellen” Gremien. Die neue Uni, die immer deutlicher auch ihre Krallen zeigt, kommt ja in langsamen Schritten auf uns zu.

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Wir feiern Eucharistie, den Tod und die Auferweckung Christi, die große Danksagung. Das uns dabei treffende Wort Gottes (2 Kor 6,1-10) erinnert uns daran, dass diese unsere Zeit, trotz aller Krallen, die wir zu spüren bekommen, die Zeit der Gnade ist. Trotz oder gerade wegen der Unruhen, Bedrängnis und Angst. Trotz oder gerade wegen der last der Arbeit, der durchwachten Nächte, der Schmähungen und übler nachrede. Es ist die Zeit der Gnade!

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Es ist aber auch die Zeit der Gnade wegen all dem Lob, das uns gerechterweise zukommt. Und dieses Lob hat der Prediger kraft seines Amtes zu verkünden. Er hat daran zu erinnern, dass unsere Fakultätsgemeinschaft sich in diesem Jahr bewährt hat... im alltäglichen Zeugnis für die Wahrheit. Wir haben dieses Zeugnis abgelegt, wo wir konnten: ein jeder und eine jede an dem Platz, wo sie, wo er gerade geraten ist. Studierende, MitarbeiterInnen in der Administration und Verwaltung, Kolleginnen und Kollegen in Lehre und Forschung. Dem hl. Benno nicht unähnlich vielleicht gerade dort, wo er auf die falschen Pferde gesetzt hat. Doch ist die Eucharistiefeier eine dramatische Feier. Eine Feier in der nichts künstlich ausgebügelt und schon gar nichts vertuscht wird. Vielmehr wird das Unvollkommene und das Gebrochene in Verbindung gebracht zum Mysterium des Todes Christi.

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Liebe Schwestern und Brüder. Bringen wir unseren Dank füreinander, aber auch unsere Enttäuschung aneinander zusammen mit Brot und Wein in diese Feier hinein! Auf dass die Gnade der Verwandlung uns zuteil werde. Das, was uns gelungen ist, soll umso mehr leuchten. Das, was daneben gegangen ist und sich krumm zeigt, soll gerade werden. Nur als Verwandelte - stückweise Verwandelte - können wir im Irrsal und Wirrsal der Umbrüche einen Standpunkt beziehen und zugleich auch Gelassenheit zeigen. Beides haben wir heute nötig. So wollen wir füreinander beten und anschließend beim Arkadenfest miteinander feiern. Wir wollen einander Dankbarkeit zeigen für dieses Studienjahr, das langsam zu Ende geht. Und dies tun wir, indem wir miteinander essen und trinken und...

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