ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Wolfgang Burgstaller
Wolfgang Burgstallers Erscheinen im Sein wird für das Jahr 1957 in Innsbruck berichtet. Aufgewachsen ist Wolfgang Burgstaller in Wörgl, und er maturierte am Jesuitenkolleg Stella Matutina in Feldkirch. Schon als Gymnasiast war Wolfgang Burgstaller von der biologie fasziniert, Biochemie und Molekularbiologie zogen ihn besonders an.
Während des biologiestudiums an der Universität Innsbruck wurde Wolfgang Burgstaller durch Meinhard Moser mit der Mykologie vertraut gemacht. Seine Dissertation zum Thema Penicillin V – Acylase aus Cylindrocarpon tonkinse (in Zusammenarbeit mit der Biochemie Kundl) beendete Wolfgang Burgstaller 1985 mit einer Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae. Biohydrometallurgie war sein nächstes wissenschaftliches Betätigungsfeld, vor dreißig Jahren höchst innovativ, heute im Lichte der Rohstoffknappheit wieder in aller Munde. Die Säureproduktion von Penicillium simplicissimum hatte es ihm angetan und begleitete seine wissenschaftliche Tätigkeit über die nächsten Jahrzehnte. Während andere mit Grundlagenforschung beginnen, und später in der angewandten Forschung landen, war es bei Wolfgang Burgstaller umgekehrt. Er wollte wissen, was die Mikroorganismen antrieb, ihre Energie aus Redoxreaktionen mit Metallen zu gewinnen, und wie der Transport durch die Membranen funktioniert. Die Mykologie in Innsbruck sieht er heute in guter Entwicklung, sodass er fest daran glaubt, dass eine interuniversitäre Studienrichtung Mykologie hier bei uns in Innsbruck eines Tages eingerichtet werden wird - es wäre in Europa die einzige derartige Schule.
Als Vater dreier Töchter war Wolfgang Burgstaller stets stark an Bildungsthemen interessiert und wollte seinen Kindern etwas anderes als die Regelschule bieten. So lag es nahe, dass er zum Mitbegründer der Heinrich-Jakoby-Schule in Telfs wurde, deren aristotelischer Leitgedanke es ist, dass ein Mensch nur in der Muße, also in Abwesenheit von Stress und Bewertung, wirklich kreativ sein kann. Dies vermag Wolfgang Burgstaller vor allem in seiner Rolle als Chorsänger bei den Innstimmen zu verwirklichen.
Auf die Frage, ob er den Ruhestand nun genieße, meinte Wolfgang Burgstaller, dass das Genießen schwieriger sei als gedacht. Seine Neigung zur Philosophie lässt ihn Unruhe spüren, auch hier ist sein steter Wunsch, tiefer in das Verstehen einzudringen. Auch rückblickend betont er, dass für ihn in seiner wissenschaftlichen Arbeit immer zwei Punkte wichtig waren, Erstens, das „Verstehen“ (und nicht die Zahl der Publikationen, die Summe der Impactpunkte oder die Höhe der eingeworbenen Drittmittel) und Zweitens, dass für ihn immer der Mensch und der respektvolle Umgang mit Menschen im Vordergrund stand (und nicht Machtkämpfe, Beurteilungen und Noten). Und ein Drittes ist sicher auch seine Ansicht, oft mit seinem Freund, dem Mykologen Reinhold „Bodo“ Pöder diskutiert, dass der sogenannte „Wissenschaftsbetrieb“ in seiner derzeitigen Ausprägung eine eklatante Fehlentwicklung sei, deren Mängel und nachteilige Konsequenzen immer deutlicher sichtbar würden. So gehörten die fortgesetzten Gespräche mit Bodo und auch mit seinem jahrzehntelangen Freund und Bürokollegen H. Otto Strasser über „Gott und die Welt“ – und wohl auch die Pilze - zum Kern seiner wissenschaftlichen Arbeit, wie er selber meinte. Nun hat Wolfgang Burgstaller hoffentlich die Muße, sich seinen Büchern, derzeit „Systems Biology: Philosophical Foundations“ zu widmen, in dem es auch um die Säureausscheidung von Pilzen gehen soll, und ob diese singulär oder multifaktoriell bestimmt ist. So wie die Entscheidung, in den Ruhestand zu treten.