Künstliche Intelligenz (KI) als digitale Infrastruktur ruft Frage nach ihrer Produktionsweise auf. Wer stellt scheinbar unsichtbare Techniken her? Auf welchen materiellen Begebenheiten fußen sie? Wer bezahlt für ihren Einsatz?
In diesem Vortrag möchte ich diesen Fragen aus eine behinderten Perspektive nachgehen. Meine These dabei lautet, dass Behinderung eine Möglichkeitsbedingung von KI ist. Dabei reichen diese Verwurzelungen zu den Anfängen der Wissenschaftsdisziplinen bis in die Gegenwart. Bereits Donna Haraway verwies in den 80iger Jahren auf die nicht zu trennende Geschichte von Behinderung im 20. Jahrhundert und die neuaufkommenden Informationstechnologien.
Behinderung, so die These, ist dabei immer die Grenze von KI, etwas was sowohl das Scheitern dieser Technologie, als auch ihre vermeintlichen Erfolge als transhumanes Artefakt symbolisiert. Einerseits ist Behinderung der Moment, den KI versucht zu überkommen, die scheinbare menschliche Schwäche, das Imperfekte, anderseits ist Behinderung innerhalb des Produktionsfeldes KI eine der lukrativsten Schnittstellen von Mensch und Technologie, wie smarte Prothesen oder verhaltensregulierende Apps für neuroqueere Menschen.
Aus dieser Ambivalenz ergeben sich sowohl Momente der Unterdrückung als auch subversives Potential. So ermöglichen Schnittstellen immer auch das Hacken dieser vorweg. Die Möglichkeit zu einer anderen Welt bildet dabei den kritischen Fluchtpunkt für Überlegungen hinsichtlich alternativer Designs und Politiken digitaler Infrastrukturen.
Kurzbiographie
Katharina Klappheck M.A. ist behinderte Politikwissenschaftler*in.
They beschäftigt sich mit Behinderung, Queernes und KI, sowie Design als Politik.
Katharina Klappheck arbeitet hierzu unter anderem an der Technischen Universität Dresden und dem deutschen Bundestag.
Momentan ist Katharina Klappheck Head of Feminist Internet Policy am Gunda Werner Institut der Heinrich Böll Stiftung.
Kommentar: Katta Spiel, Research Unit for Human Computer Interaction, Technische Universität Wien
Katta Spiel ist derzeit FWF Hertha-Firnberg Post-Doc an der HCI Group der Technischen Universität Wien, mit dem Projekt “Exceptional Norms: Marginalised Bodies in Interaction Design”.
Im Rahmen der Dissertation hat Katta die Erfahrungen autistischer Kinder in technologischen Zusammenhängen untersucht und ein Konzept für Partizipative Evaluation entwickelt.
Katta verfügt über eine Grundausbildung in Medienkultur (B.A.), Mediensystemen (B.Sc.) sowie einen master in Computer Science and Media (M.Sc.) welche an der Bauhaus Universität Weimar absolviert wurden und hat das Doktorat im Bereich Mensch Maschine Interaktion 2018 an der TU Wien abgeschlossen.
Katta beschäftigt sich mit marginalisierten Perspektiven auf Technologie um kritisches Design und Technologiegestaltung zu informieren. Diese Arbeit spielt sich an der Schnittstelle von Informatik, Design und Kritischer Theorie ab. Dabei bezieht sich Katta auf Methoden des (Kritischen) Partizipativen Designs sowie Action Research. Kollaborationen mit neurodivergenten und/oder nicht-binären Personen haben dabei schon Erkundungen von neuwertigen Potentialen für Design, methodischen Entwicklungen in der Mensch-Maschine Interaktion sowie innovativen technologischen Artefakten geführt.
"Gender & Digitalisierung": Digitale Transformationen aus Perspektive der interdisziplinären Geschlechterforschung
Innsbrucker Gender Lectures 2022/23
Kurzvideos "Gender & Digitalisierung"
Kurzvideos und Illustrationen in Kooperation mit dem Institut für Theorie und Zukunft des Rechts - gefördert durch den Förderkreis 1669 - erstellt das Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Kurzvideos zu den diesjährigen Innsbrucker Gender Lectures.