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Spannender als die EM: Mehrfach ionisierte Fußbälle – Universität Innsbruck
Zwei Blasen vor dunklem Hintergrund mit angedeuteten Fussbaldmolekülen und den Beschriftungen 3+ und 2+

Innsbrucker Physiker:innen haben Teilchen aus zwei C60-Molekülen doppelt und dreifach positiv geladen.

Span­nen­der als die EM: Mehr­fach ioni­sierte Fuß­bälle

Teilchen mit der gleichen Ladung stoßen sich ab. Einem Team um die Elise-Richter-Stipendiatin Elisabeth Gruber vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik gelang es nun erstmals, sogenannte C60-Dimere doppelt und dreifach positiv zu laden. Dadurch konnten sie diese Teilchen gegen die Coulomb-Abstoßung stabilisieren. Erreicht haben sie dies mithilfe von suprafluiden Helium-Nanotröpfchen und einem sequentiellen Ionisationsschema.

C60, dessen Entdeckung 1996 mit dem Nobelpreis gewürdigt wurde, ist ein Molekül, bei dem 60 Kohlenstoffatome wie auf einem Fußball angeordnet sind. Diese Struktur macht das Molekül so stabil, dass es sogar den harschen Bedingungen im Weltall standhält. Die Forscher am Institut für Ionenphysik untersuchten C60-Dimere – Moleküle aus zwei Fullereneinheiten – und entdeckten, dass diese nicht nur eine, sondern auch zwei und sogar drei Ladungen tragen können und dabei über lange Zeit stabil bleiben.

Erreicht haben die Forscher:innen am Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik dies durch eine besondere experimentelle Technik, die eine präzise Abfolge von Ionisierung und Clusterbildung in der Umgebung kalter Helium-Nanotröpfchen erlaubt. In ihrem Versuchsaufbau produzieren die Wissenschaftler:innen zunächst superfluide Helium-Nanotröpfchen, indem sie verdichtetes Heliumgas durch eine mikrometerkleine Düse in ein Vakuum expandieren lassen. Dabei kühlt das Helium ab und Millionen von Heliumatome verbinden sich zu winzigen Tröpfchen mit einer Temperatur von 0,37 K, also etwa -273° C. Diese Tröpfchen werden dann durch Stöße mit schnellen Elektronen ionisiert.

Vier Personen stehen um einen experimentellen Aufbau

Das erfolgreiche Team mit Lisa Ganner, Stefan Bergmeister, Milan Ončák und Elise-Richter-Stipendiatin Elisabeth Gruber (v.l.) am Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik.

Innerhalb dieser geladenen Tröpfchen verbinden sich die C60-Moleküle zu größeren Teilchen, unter anderem C60-Dimeren, und können eine elektrische Ladung mit den Heliumtröpfchen austauschen. „Wir wollten sehen, ob die Dimere einer höheren Ladung standhalten. Dafür benötigten wir eine zweite Ionisationsquelle“, erklärt die PhD-Studentin und Erstautorin Lisa Ganner. Deshalb wurden die Tröpfchen nochmals mit Elektronen beschossen, was zu einer weiteren Anregung und Ionisation der eingebetteten Teilchen führte. So konnten die Physiker:innen erstmals stabile doppelt und dreifach geladene C60-Dimere messen.

„Die kontrollierte Abfolge von Ionisation und Clusterbildung in der Umgebung kalter Helium-Nanotröpfchen ermöglichen erst das Stabilisieren dieser hochgeladenen Ionen“, erläutert der theoretische Physiker Milan Ončák. Aufgrund der extrem niedrigen Temperatur und der hohen Wärmeleitfähigkeit in den Tröpfchen wird überschüssige Energie sofort abtransportiert, sodass die geladenen C60-Dimere stabil bleiben.

„Die Ergebnisse eröffnen neue Forschungsmöglichkeiten, um zu untersuchen, wie der Ionisierungszustand die Bildung und Polymerisation von Molekülen sowie deren Stabilität und Eigenschaften beeinflusst“, so Elisabeth Gruber. „In allen bisherigen Experimenten sind mehrfachgeladene Fullerendimere immer in zwei geladene Einheiten zerfallen. Ein sequentieller Ionisierungsprozess kann auch im Weltall stattfinden wodurch mehrfachgeladene Fullerenkomplexe in interstellaren Wolken vorkommen sollten.“

Die Forschung wurde durch den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF finanziert und die Ergebnisse kürzlich im Fachjournal Physical Review Letters publiziert.

Publikation: Formation of Doubly and Triply Charged Fullerene Dimers in Superfluid Helium Nanodroplets by Lisa Ganner, Stefan Bergmeister, Lucas Lorenz, Milan Ončák, Paul Scheier, Elisabeth Gruber, Phys. Rev. Lett. 133, 023001 (2024). DOI: 10.1103/PhysRevLett.133.023001

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