Vor wenigen Wochen jährte sich zum 100sten Male der Todestag von Ludwig von Hörmann. Er war von 1882 bis 1902 Direktor der Universitätsbibliothek, aber auch als Autor mit überwiegend volkskundlichen Inhalten aktiv.
Die „Tirolensie des Monats“ rückt, passend zum Frühlingsbeginn, sein 1889 erschienenes Werk „Die Jahreszeiten in den Alpen“ in den Vordergrund. Hörmann skizziert in diesem Buch ausführlich und detailliert den Jahreslauf in den Bergen, das bäuerliche Leben am Hof und auf der Alm, begleitet von allerhand Bräuchen und oft merkwürdigen Gepflogenheiten.
Lostage, Bauernregeln und religiöse Riten sind immer wieder im Alltag präsent, gegessen und getrunken werden Erdäpfel, Germnudeln, Nocken, Knödel, Strauben und Krapfen, Salat, süße oder gestockte Milch, Wasser und Schnaps, so manches Sprichwort fällt („Er ißt wie ein Drescher“) und die Funktion des Filzhutes als Trinkbecher war damals durchaus selbstverständlich.
Aus den Schilderungen dringt immer wieder der Respekt, zuweilen auch die Angst der damaligen Bevölkerung vor den Naturgewalten im Gebirge durch, und wenn von Sagengestalten wie die Saligen, Hexen, Nörggelen oder dem „Wilden Mann“ die Rede ist, verweben sich „Sennerlatein“, Glaube und Aberglaube rasch miteinander. Nicht ganz zufällig wird nach einem anstrengenden Tag auf der Alm im Licht eines brennenden Kienspans das eine oder andere Schaurige zum Besten gegeben.
„…und erzählt seine heutigen Erlebnisse, mitunter auch Unglücks- und Geistergeschichten, die sich beim herrschenden Halbdunkel ganz besonders gruslich ausnehmen.“
Hörmanns Buch ist nicht nur aus historisch-volkskundlicher Sicht interessant - es gleicht einer Zeitmaschine, die über 130 Jahre nach Erscheinen eine faszinierende Reise in eine vertraute und doch fremde, oftmals raue Welt ermöglicht...
Christian Kössler, ULB Tirol
Die Jahreszeiten in den Alpen : Bilder aus dem Natur- und Volksleben mit besonderer Berücksichtigung Tirols
Ludwig Hörmann von Hörbach
190 Seiten
Innsbruck, 1889: Verlag der Wagner'schen Universitäts-Buchandlung
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