„Die Folgen und Auswirkungen der Klimakrise erreichen uns in beinahe allen Lebensbereichen. Hitzeperioden belasten unsere Gesundheit, Extremwetter-Ereignisse verursachen enorme wirtschaftliche Schäden und großes Leid für die betroffenen Menschen. Mit dem Sachstandsbericht erhalten wir eine fundierte Analyse darüber und mit welchen Folgen wir in Zukunft zu rechnen haben. Das unterstützt in der Vorbereitung und so können wir die richtigen Schritte zur Anpassung setzen“, betont Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Die jüngsten Berichte des Weltklimarates IPCC haben deutlich gemacht: Die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels sind bereits heute auf allen Kontinenten deutlich spürbar und reichen von der Zunahme von Extremereignissen über Dürre oder Gletscherschmelze bis hin zum Meeresspiegelanstieg. Der Alpenraum war und ist massiv von den Folgen der Klimaerwärmung betroffen. Aber was bedeuten die Daten des Weltklimarates auf nationalstaatlicher Ebene? Welche konkreten Folgen wird der Klimawandel für Österreich haben und wie kann ihnen begegnet werden? Diesen Fragen werden sich in den kommenden drei Jahren mehr als 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Österreich widmen. Sie werden in einem gemeinsamen Großprojekt den 2. Sachstandsbericht zum Klimawandel in Österreich (APCC Assessment Report on Climate Change in Austria, AAR2) erstellen. Die Autor*innen fanden sich von 6. bis 7. Juli zu einem ersten großen Arbeitstreffen an der Universität Innsbruck ein. In einem Pressegespräch informierten die vier Co-Chairs und Leiter*innen des AAR2 Margreth Keiler (Universität Innsbruck und ÖAW), Daniel Huppmann und Keywan Riahi (beide Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse IIASA), Harald Rieder (Universität für Bodenkultur BOKU) sowie Gernot Wörther vom Klima- und Energiefonds über Struktur und Ziele des Berichts, der 2025 fertiggestellt werden wird.
Anpassungsmöglichkeiten aufzeigen, Wissenslücken schließen
Die Auswirkungen des Klimawandels sind längst in allen Bereichen und quer durch die Gesellschaft zu finden, wie etwa in der Land- und Forstwirtschaft, im Gesundheitssystem, in Fragen der Mobilität, im Tourismus oder in Bezug auf Ökosystemleistungen. Die Autor*innen des österreichischen Sachstandsberichts streben in diesem Sinne eine wissenschaftliche Erhebung und Bewertung der bisherigen, aktuellen und potenziellen künftigen Auswirkungen des Klimawandels in Österreich an und fokussieren dabei sowohl auf nationale als auch auf regionale Begebenheiten. Ein wesentliches Anliegen ist den ausgewiesenen Expert*innen aus unterschiedlichsten Disziplinen das Aufzeigen von Handlungsoptionen: Ein maßgeblicher Teil des Berichtes wird sich daher der Quantifizierung von Anpassungspotentialen als auch den Maßnahmen zur raschen Senkung der Treibhausgas-Emissionen widmen. Dazu werden die Autor*innen in den verschiedenen Phasen der Projekterstellung neben der wissenschaftlichen Begutachtung mit unterschiedlichen Teilen der Zivilgesellschaft, Interessensvertretungen oder politischen Entscheidungsträger*innen in Austausch treten und Rückmeldungen einholen.
Audio-Mitschnitt des Pressegesprächs:
Stellungnahmen aus dem Pressegespräch
Margreth Keiler, Institut für Geographie der Universität Innsbruck und ÖAW, Projektleiterin und APCC Co-Chair: „Nur wenige Nationalstaaten erstellen einen eigenen Klimabericht. Österreich nimmt mit dieser nationalen Analyse eine internationale Vorreiterrolle ein. Das übergeordnete Ziel des Berichts ist eine österreichspezifische Synthese der wissenschaftlichen Erkenntnisse mit nationalen und internationalen Daten zu erstellen. Es wird in diesem Kontext aber auch darum gehen, Wissenslücken zu definieren. Daraus erwarte ich mir über diesen Bericht hinaus einen generellen Booster für die Klimaforschung in Österreich, denn diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist bisher einzigartig.“
Harald Rieder, Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkultur Wien, APCC Co-Chair: „Der Sachstandsbericht wird vergangene und aktuelle Auswirkungen des Klimawandels in Österreich sowie den Wissensstand zu Konsequenzen bei Verfehlung der Pariser Klimaziele erheben. Er widmet sich jedoch nicht nur den Klimafolgen in verschiedenen Wirtschafts- und Lebensbereichen. Der Bericht wird auch zeigen, welchen Beitrag Sektoren sowohl individuell als auch im Verbund auf dem Weg zur Klimaneutralität leisten können und welche sozioökonomischen Effekte damit verbunden sind. Der AAR2 erarbeitet somit ganz wesentliche Handlungsoptionen, die erlauben, durch gezielte Transformation die Klimaziele zu erreichen.”
Keywan Riahi, APCC Co-Chair und Direktor des Energy, Climate and Environment Programs am IIASA: „Ein wichtiger Beitrag des Berichtes wird es sein eine wissenschaftlich fundierte Basis zu schaffen und die möglichen Vermeidungs-Pfade für ein klimaneutrales Österreich zu erarbeiten. Der AAR2 wird es daher ermöglichen die von der Politik gesetzten Klima-Maßnahmen wissenschaftlich zu bewerten und wichtige Anpassungs- und Vermeidungsoptionen aufzuzeigen“.
Daniel Huppmann, Koordinator des Forschungsbereichs Scenario Services & Scientific Software am IIASA: „Die Auswirkungen der Klimakrise sind dem Großteil der Bevölkerung bereits bewusst und der gerade abgeschlossene Klimarat der Bürgerinnen und Bürger hat gezeigt, dass viele Menschen bereit für die notwendigen Veränderungen sind. Es ist jetzt die Aufgabe der Wissenschaft, im Dialog mit Zivilgesellschaft und politischen Entscheidungsträger*innen die Synergien und möglichen Zielkonflikte der verschiedenen Maßnahmen herauszuarbeiten, um damit eine evidenz-basierte Klimapolitik zu unterstützen.“
Gernot Wörther, Programm-Manager beim Klima- und Energiefonds: „Durch unsere enge Zusammenarbeit mit Gemeinden und Regionen wissen wir: Die Folgen des Klimawandels sind in den Regionen stark zu spüren, aber die finanziellen Mittel sind begrenzt. Investitionen und Entscheidungen müssen daher auf der Basis fundierter Fakten getätigt werden. Wir werden die Ergebnisse des Berichtes– wie schon 2014 – in unsere Förderprogramme einfließen lassen und können so punktgenaue Unterstützung anbieten.“
Hintergrundinformationen
Projekttitel: APCC Assessment Report on Climate Change in Austria (AAR2)
Laufzeit: 01.02.2022-30.06.2025
In Anlehnung an das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde im Zuge der Erstellung des ersten umfangreichen österreichischen Sachstandsberichts Klimawandel 2014 (AAR14) das Austrian Panel on Climate Change (APCC) im Climate Change Centre Austria (CCCA) eingerichtet. Unter dessen Dach tragen renommierte Wissenschaftler*innen der österreichischen Klimaforschungsgemeinschaft in regelmäßigen Abständen den aktuellen Stand der Forschung zum Klimawandel in Österreich zusammen. Der 2. Österreichische Sachstandsbericht Klimawandel wird vom Klima- und Energiefonds, dotiert aus den Mitteln des Klimaschutzministeriums, finanziert.
Website des APCC: https://ccca.ac.at/apcc
Links zu den beteiligten Institutionen: