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Klimawandel: Perspektiven des Winter- und Berg<strong>sport</strong>s – Universität Innsbruck
Zwei Skifahrer sitzen im Sessellift

Mehr Niederschlag, weniger Schnee: Die Klimaerwärmung kürzt die Wintersaisonen im sporttourismus.

Kli­ma­wan­del: Per­spek­ti­ven des Win­ter- und Bergs­ports

In einem neuen Positionspapier weisen die Klima- und sportwissenschaftler:innen des Forums „Klima.sport.Schnee“ auf die deutlich schnellere Erhitzung des Alpenraums hin und zeigen die daraus resultierenden Herausforderungen im Winter- und Bergsport auf.

Der Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel gehören weltweit zu den größten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen. Das Expert:innenforum „Klima.sport.Schnee“, dem 14 Forschungseinheiten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz angehören, analysiert die Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung in den Alpen mit einem Hauptaugenmerk auf die Perspektiven des Winter- und Bergsports.

In regelmäßigen Tagungen werden Forschungsergebnisse der 14 Institutionen zusammengetragen und diskutiert. Alle drei Jahre erscheint ein Positionspapier, das als Basis für eine sachliche Diskussion dient, damit für Natur, Mensch und Wirtschaft langfristig optimale Maßnahmen getroffen werden können.

Kürzlich erschien das dritte Positionspapier, in das die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung eingearbeitet wurden und in dem der Themenbereich des Wintersports auch auf den Bergsport im Sommer erweitert wurde.

Ulrich Strasser und Erwin Rottler vom Institut für Geographie an der Universität Innsbruck waren wesentlich an der Erstellung des gemeinsamen Basiswerks beteiligt.

Erwärmung im D-A-CH-Raum deutlich höher

Während im globalen Mittel derzeit von einem Temperaturanstieg von 1,5 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit gesprochen wird, ist die Erwärmung im Alpenraum deutlich höher: Bis Ende 2024 betrug die mittlere Erwärmung in Deutschland 2,5 °C, in Österreich 3,1 °C und in der Schweiz 2,9 °C.

Die Fachleute des Expert:innenforums „Klima.sport.Schnee“ sind sich in ihrer Erwartung einig, dass bei der Fortführung der aktuellen Klimapolitik die Jahresmitteltemperatur im D-A-CH-Raum um mindestens weitere 2 °C steigen wird. Nur durch tiefgreifende Maßnahmen zur Emissionsreduktion kann dieser Wert unterschritten werden. Jede weitere Emission heizt das Klima weiter an.

Kurzfristig (von Jahr zu Jahr) und mittelfristig (20 bis 30 Jahre) kann die langfristige Erwärmung von der natürlichen Variabilität überlagert sowie abgeschwächt oder verstärkt werden.

Wintersport: Mehr Niederschlag, weniger Schnee

Die menschengemachte Erwärmung wirkt sich deutlich auf den Winter aus. Die für den Schneesport geeignete natürliche Schneedecke geht langfristig besonders in tiefen und mittleren Lagen bis etwa 1.500 Meter Seehöhe weiter zurück. Damit ändern sich auch die meteorologischen Rahmenbedingungen für die technische Schneeerzeugung: Die potenziellen Beschneiungszeiten werden kürzer, und der Wasser- sowie Energiebedarf nimmt zu.

Beim Winterniederschlag ist die natürliche Variabilität besonders hoch, und vielerorts lassen sich bisher keine klaren Trends beobachten. In den aktuellen Klimaszenarien zeigen sich allerdings robuste Signale hinsichtlich einer Erhöhung der Winterniederschläge im Alpenraum und der Intensivierung kurzzeitiger Niederschlagsextreme. Doch selbst in mittleren bis hohen Lagen ist mit einem Rückgang des Schneefalls zu rechnen, da Niederschlag aufgrund der höheren Temperaturen vermehrt als Regen statt als Schnee fällt.

Sommersport: Längere Saisonen, mehr Hitzebelastung

In den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst trägt der Klimawandel zu einer Saisonverlängerung vieler Outdooraktivitäten bei. Gleichzeitig steigt jedoch im Sommer die Belastung durch die steigenden Temperaturen.

Was den Regen betrifft, gibt es zwei Entwicklungen: „Klimaszenarien zeigen für den Alpenraum eine Tendenz zu geringeren Niederschlagsmengen über das gesamte Sommerhalbjahr gesehen. In Verbindung mit den erhöhten Verdunstungsraten infolge steigender Temperaturen führt das zu einer Intensivierung sommerlicher Trockenheitsepisoden“, erklärt Klimaforscher Marc Olefs von der GeoSphere Austria. „Gleichzeitig ist aber zu erwarten, dass sich kleinräumige und kurzzeitige Starkniederschläge im Sommerhalbjahr weiterhin verstärken und in ihrer Häufigkeit zunehmen. Dies kann unter anderem zu einer Häufung weiterer alpiner Naturgefahren wie Murenabgängen und Hangrutschungen führen, die die alpinen Wegenetze und sonstige Infrastruktur betreffen.“

Verantwortung für nachfolgende Generationen

Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung des Winter- und Schneesports empfehlen die Fachleute, sich von kurzfristigen Denkweisen zu lösen und Nachhaltigkeit, den Klimaschutz sowie die Resilienzsteigerung auf allen Ebenen zu fördern: Die gesamte Branche – Seilbahnbetreiber, sporttouristische Unternehmen, Winter- und Bergsportverbände, sportartikelindustrie, sportfachhandel und Destinationen mit ihren Gästen – ist deshalb angehalten, sich aktiv an der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung „Klimawandel“ mit entsprechenden Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen und zur Anpassung an die Folgewirkungen zu beteiligen.
„Insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist im Sinne der Zukunftsfähigkeit von entscheidender Bedeutung. Es bedarf integrativer Netzwerke und Informationssysteme sowie eines systematischen Wissenstransfers zur Unterstützung einer sachlich fundierten öffentlichen Debatte“, betont Ulrich Strasser.

Mehr Informationen: Positionspapier "Perspektiven des Winter- und Bergsports im Zeichen des globalen Klimawandels"

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