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Die Ursprünge der Amazon-Ökonomie – Universität Innsbruck
Kathleen Thelen mit Esther Blanco und den drei Dekan:innen vor einer Pressewand

Gastvortragende Kathleen Thelen mit der EPoS-Vertreterin Esther Blanco und den drei Dekan:innen Annette Ostendorf, Franz Eder und Markus Walzl.

Die Ursprünge der Ama­zon-Öko­no­mie

Vergangene Woche fand im Hörsaal 1 der Sowi die zweite Böhm-Bawerk-Vorlesung dieses Jahres statt. Politikwissenschaftlerin Kathleen Thelen vom MIT referierte über den amerikanischen Einzelhandelskapitalismus und die Ursprünge der Amazon-Ökonomie, die sie bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgte.

Die von Christian Smekal 1980 ins Leben gerufene Böhm-Bawerk-Vorlesung ist ein jährlicher Höhepunkt an den sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten – und den hab es heuer gleich zweimal. Anfang Mai referierte der renommierte US-Rechtswissenschaftler Cass Sunstein in der Aula der Sowi über den Einsatz von Algorithmen in der Gesellschaft. Vergangene Woche folgte nun die US-amerikanische Politikwissenschaftlerin Kathleen Thelen vom MIT in Boston. Sie ist auch Mitglied des Kölner Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung. Ähnlich wie Sunstein zählt sie zu den meistzitierten Wissenschaftler:innen ihres Faches.

Nach der Begrüßung durch Bernhard Fügenschuh, Vizerektor für Lehre und Studierende, und einführenden Worten der stellvertretenden Leiterin des Forschungsschwerpunkts EPoS, Esther Blanco, und der Dekanin der Fakultät für Betriebswirtschaft, Annette Ostendorf, führte Kathleen Thelen die Zuhörer:innen in die Welt des Shopping. In ihrem Vortrag verfolgte Kathleen Thelen die Ursprünge der Amazon-Ökonomie bis ins späte 19. Jahrhundert zurück, als große Einzelhändler aus der freizügigen Regulierung durch den Staat Kapital schlugen. Sie analysierte außerdem drei Phasen, die im Aufstieg der Amazon-Ökonomie, wie wir ihn heute kennen, gipfelten: der Aufbau eines Massenmarktes im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert; die Politisierung des Konsums und die Explosion der Einzelhandelsketten in den 1920er Jahren; und der Triumph der preiswerten Discount-Einzelhändler, die nach dem Zweiten Weltkrieg Verbraucher mit niedrigem Einkommen bedienten.

Reformer und Wegbereiter

Die traditionsreiche Vorlesungsreihe ist Eugen von Böhm-Bawerk gewidmet. Dieser wurde nach seiner Habilitation in Wien an die Universität Innsbruck berufen, wo er bis 1889 lehrte. Hier entstanden auch seine wichtigsten wissenschaftlichen Werke, die kapitaltheoretischen Untersuchungen. Sie machten ihn innerhalb kürzester Zeit als Nationalökonomen weit über die Monarchie hinaus berühmt. Darin entwickelte er erstmals eine intertemporale Werttheorie, auf deren Grundlage er wesentliche Beiträge zur modernen Kapital- und Zinstheorie schuf. Böhm-Bawerk gilt heute als Wegbereiter der modernen Wirtschaftstheorie und Mitbegründer der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Er starb 1914 unerwartet während eines Ferienaufenthaltes in Tirol.

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