Allgemeine Psychologie
seit 01.09.2022
Leben
Was lässt uns denken und fühlen, und wie bedingen Gedanke und Gefühl unser Handeln? Um diesen Fragen nachzugehen, studierte Annett Schirmer von 1995 bis 1999 an der Universität Leipzig Psychologie und promovierte anschließend am dortigen Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften. Im Verlauf Ihrer Forschungsarbeit beschäftigte sich Annett Schirmer mit der Verhaltensmessung und erlernte den Umgang mit neurowissenschaftlichen Verfahren wie der Elektroenzophalografie und der funktionellen Magnetresonanztomographie. Im Jahr 2004 zog sie in die USA und trat an der University of Georgia ihre erste Professur an. 2006 wechselte sie an die National University of Singapore und 2017 an die Chinese University of Hong Kong. Neben verschiedensten Verwaltungstätigkeiten auf Abteilungs- und Fakultätsebene, hat sich Annett Schirmer mit der Lehrentwicklung beschäftigt. Sie schrieb ein Lehrbuch über die Emotionen, das 2014 bei Sage Publishing erschienen ist, und erhielt mehrere Lehrauszeichnungen. Des weiteren publizierte Annett Schirmer über 60 Forschungsbeiträge in einschlägigen internationalen Zeitschriften und wurde schon mehrfach für Ihre Forschung geehrt. Als Mitherausgeber der Zeitschriften The British Journal of Psychology und social, Cognitive, and Affective Neuroscience hat Annett Schirmer die Forschung in Ihrer Disziplin entscheidend mitbestimmt. Seit September 2022 leitet sie die Abteilung für Allgemeine Psychologie II: Emotion und Motivation an der Universität Innsbruck.
Forschung
Seit Ihrer Promotion beschäftigt sich Annett Schirmer mit den Emotionen im nonverbalen Verhalten. Erste wissenschaftliche Arbeiten zeigten, wie stimmliche Emotionen die Sprachverarbeitung beeinflussen. Wenn Stimmklang und Wortbedeutung übereinstimmen, dann reduziert das die Belastung für das Gehirn. Des weiteren reguliert der stimmliche Ausdruck die emotionale Wortbedeutung. Worte, die wir mit einer positiven Stimme erfahren, empfinden wir später als positiver und Worte, die wir mit einer negativen Stimme erfahren, empfinden wir später als negativer. In weiteren Jahren entwickelte Annett Schirmer einen zusätzlichen Forschungsschwerpunkt zur zwischenmenschlichen Berührung. Hier interessiert sie sich besonders für eine Reizfaser, die vielleicht speziell für die Verarbeitung solcher Berührung entstanden ist. Hautkontakt, der die Aktivierung dieser Faser maximiert, wird als angenehmer und menschlicher wahrgenommen, als anderer Hautkontakt, er rekrutiert privilegierte Verarbeitungsmechanismen im Gehirn und scheint wichtig für die Stressregulation und das allgemeine Wohlbefinden zu sein. Des weiteren hat dieser Hautkontakt spannende Effekte auf soziale Verarbeitungsmechanismen im Gehirn, in dem er diese kurz- und langfristig auf Interaktionspartner abstimmt. Da unser Berührungssystem hoch komplex ist, wird der Effekt einer Faserart jedoch von anderen Faserarten beeinflusst. Wie das passiert und mit welchem Resultat ist noch unklar. Man weiß auch noch nicht, wann und wie verschiedene Fasertypen im alltäglichen Kontakt stimuliert werden und wie sich solcher Kontakt auf die Verarbeitung von zwischenmenschlicher Berührung auswirkt. Muss unser Gehirn erst lernen, welche Art von Berührung gut für uns ist? Diesen und anderen Fragen widmet sich Annett Schirmer als nächstes in Innsbruck.