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Scharer Matthias: Sponsionsrede
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Sponsionsrede

Autor:Scharer Matthias
Veröffentlichung:
Kategoriefak
Abstrakt:
Publiziert in:Sponsionsrede Prof. Scharer vom 15.5.2004
Datum:2004-05-17

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Sehr verehrte Festgäste,

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 liebe Kolleginnen und Kollegen,

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der sehr überschaubare Kreis von AbsolventInnen des Doktorats- und Magisterstudiums der Theologie bei der heutigen Feier gibt keinen realistischen Einblick in die tatsächlichen Studienabschlüsse an unserer Fakultät. Wir haben an der Theologie über 30% Studierende aus anderen Kontinenten. Trotz Werbung für die feierliche Promotion/Sponsion gibt es ein verständliches Bedürfnis, nach dem erfolgreichen Abschluss der Studien möglichst schnell nach hause zurück zu kehren; auch dürfte sich eine Reihe von Studierenden zu kurzfristig für die heutige Feier angemeldet haben. So sind wir ein kleiner, aber feiner Kreis.

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Gerade in Krisenzeiten – und als eine solche betrachte ich die momentane Umstellungszeit der Universität auf ein neues Universitätsgesetz – wird kritischer als sonst nach dem Sinn und der Bedeutung von universitären Einrichtungen gefragt. Dies betrifft auch die Theologische Fakultät, die nicht einfach gesichert und unveränderbar dasteht, sondern die in ihrer Bedeutung - und in ihrem gesellschaftlichen Nutzen - neu angefragt ist. Dabei verdeckt eine Universitätsreform, bei der es vor allem um strukturelle Veränderung geht, nur allzu sehr die Einsicht, dass das Lehr- und Forschungsgeschehen und der ganze Universitätsbetrieb von Menschen getragen sind, die mehr oder minder miteinander kooperieren. Zu diesen Subjekten der Universität, die nicht einfach zu Kunden eines vorgegebenen Lehrbetriebes degradiert werden dürfen, sondern die handelnd und gestaltend am Lehr- und Forschungsgeschehen unserer Fakultät beteiligt sind, haben Sie liebe AbsolventInnen über mehrere Jahre gehört.

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Nicht zuletzt Ihre Abschlussarbeiten, ihre Dissertation bzw. ihre Diplomarbeiten zeigen etwas von dem, was Theologie heute leistet.

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So macht Herr Mag. Markus Schwaigkofler in seiner religionspädagogischen Dissertation die Kommunikation zwischen kirchlichen Amtsträgern und sogenannten Laien anlässlich von Taufgesprächen zum Gegenstand seiner Untersuchung. Die Studie widmet diesem Begegnungsszenario eingehende empirische und theologische Aufmerksamkeit. In formaler Hinsicht eröffnet die Arbeit von Markus Schwaigkofler einen kreativen und konfliktreichen Auseinandersetzungsprozess mit den Eigenarten theologischen Erkennens; sie reflektiert in einer Zeit mangelnder gesellschaftlicher Plausibilität wissenschaftlicher Theologie den durchlaufenen theologischen Erkenntnisprozess in einem offen geführten Dialog mit der Leserin/mit dem Leser ständig mit. Die Arbeit wurde vom Tübinger Dogmatiker Bernd Jochen Hilberath und von mir beurteilt.

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Um eine Kommunikation an der Grenze geht es in der pastoraltheologischen Diplomarbeit von Dr. Judith Heizer bei Prof. Weber. „Ist Gott auf Urlaub?“, fragt sie provokant angesichts der Situation Krebskranker. Ausgehend von der Beschreibung der psychosozialen Situation Krebskranker rückt die Frage nach dem „Warum“ in den Mittelpunkt. Weitab von rezeptartigen Antworten greift Judith Heizer die Fragen der betroffenen Menschen selbst behutsam auf, an deren Horizont die Frage nach Gott unweigerlich aufbricht.

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Hier die Situation Krebskranker heute und dort die Gestalt des heilenden Jesus im Neuen Testament. Frau Rebecca Rofner stellt in ihrer Diplomarbeit bei Prof. Hasitschka das heilende Handeln Jesu an Frauen in das Zentrum. „Die Heilungen schildern Jesus als einen Handelnden, der mit den Menschen in Beziehung tritt“, schreibt die Autorin. „Das Heil, das ihnen geschenkt wird, umfasst alle Dimensionen ihres Lebens, es berührt die Menschen tief in ihrem Inneren. Die Heilungen weisen auf das anbrechende Reich Gottes hin“. Auf diesem Hintergrund werden die beiden Perikopen aus dem Lukasevangelium von der blutflüssigen Frau (Lk 8,42c-48) und von der gekrümmten Frau (Lk 13,10-17) genau untersucht.

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Und was ist mit all diesen theologischen Einsichten in der praktischen Bildungsarbeit anzufangen? „Qualitätssicherung im Unternehmen Kirche. Exemplarisch aufgezeigt am Katholischen Bildungswerk der Diözese Bozen-Brixen“ ist der Titel der Diplomarbeit von Mag.phil. Claudia Santer wiederum in meinem Fach, der Katechetik/Religionspädagogik. Frau Santer war jahrelang Leiterin des genannten Bildungswerkes, das als erstes mit dem EFQM (European Foundation for Quality Management) ausgezeichnet wurde. Auf dem Hintergrund eines kompetenten Umgangs mit Qualitätsmanagement im Bildungsbereich stellt sich Claudia Santer der herausfordernden Frage nach einer theologischen Kriteriologie für Qualität und Qualitätsmanagement.

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Die Frage von Claudia Santer nach der Qualitätssicherung baut mir eine gute Brücke zu meinen Abschlussgedanken. Sie gründen auf einigen Erfahrungen während eines zweimonatigen Forschungsaufenthaltes in Amerika, aus dem ich in dieser Woche zurück gekommen bin. Angesichts der bei uns laufenden Universitätsreform habe ich Augen und Ohren daraufhin offen gehalten, was es aus dem amerikanischen Lehr- und Forschungsbetrieb zu lernen gibt. Stellt doch das amerikanische Universitätssystem für viele – nicht zuletzt für die AutorInnen des neuen Universitätsgesetzes – ein geheimes oder auch ausdrücklich angesprochenes Vorbild dar.

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Wenn man etwas von Amerika lernen kann, dann ist es die hohe Identifikation der AbsolventInnen mit ihrer Universität bzw. mit ihrer Fakultät. Und es kann auch Ihnen nicht gleichgültig sein, wohin sich Ihre Universität bzw. die Ihrer Verwandten, Bekannten oder Freunde entwickelt:

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Auf dem Hintergrund der Debatte um Studiengebühren erinnere ich an die Tatsache, dass amerikanische Universitäten durchschnittlich $ 30.000/Jahr (bei einem breit ausgefächerten Stipendiensystem) einheben. Es ist mit großer Aufmerksamkeit darauf zu achten, dass die Studienmöglichkeiten für alle dazu Qualifizierten nicht nur offiziell, sondern auch tatsächlich erhalten bleiben. Studien über den tatsächlichen Universitätszugang aus allen Bevölkerungskreisen müssten in die Evaluierungsverfahren von Universitäten einbezogen werden. In diesem Zusammenhang steht auch das soziale und medizinische Versorgungssystem für alle.

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Auf dem Hintergrund eines fast Tag und Nacht - auch Samstag und Sonntag - laufenden Servicebetriebes an amerikanischen Universitäten dürfen bei allem Anreiz für Leistung die grundsätzlichen menschlichen Bedürfnisse nach Ruhe und Erholung für alle, wie sie nicht zuletzt in einer der ältesten menschlichen Weisungen, dem Sabbatgebot, festgeschrieben sind, nicht untergehen.

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Auf dem Hintergrund des amerikanischen Bakkalaureatssystems, das in der Regel unser Maturaniveau erst einholt, ist das österreichische Schulsystem mit seiner breitgefächerten Qualifikation von den Universitäten dankbar anzuerkennen. Viele Lehrerinnen und Lehrer leisten an den Schulen gute Arbeit. Die Universitäten sollen daher die Schulen nicht zu ersetzen versuchen und ihr offenes Lehrveranstaltungs- und Prüfungsangebot nicht durch eine unnötige Verschulung minimieren. Die Freiheit der Studiengestaltung ist ein hohes Bildungsgut.

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Wenn Sie heute Ihre Universität bzw. Ihre Fakultät verlassen, dann sollten Sie sich dessen bewusst sein, dass die Zeiten, in denen diese Einrichtungen selbstverständlich und unverrückbar Bestand hatten, vorbei sind. Nicht zuletzt die Zentrierung auf monokratische Leitungsorgane und auf überprüfbare Leistungsvereinbarungen sollten nach dem Willen des Gesetzgebers die Qualität der Hohen Schulen heben und sie in ihrer Organisation - den Aufgaben von Lehre und Forschung entsprechend – beweglicher und das heißt disponierbarer machen. Umso dringlicher wird es in Zukunft sein, dass die Diskussion darüber, was Universitäten zu leisten haben und von welchen – nicht zuletzt sozialen und allgemein menschlichen - Kriterien auszugehen ist, von möglichst vielen Menschen geführt wird. Nur eine kritische Öffentlichkeit, die nicht zuletzt von Ihnen, liebe AbsolventInnen, und von Ihren Verwandten und Freunden getragen wird, kann eine sachgerechte und menschliche Forschungs- und Studieneinrichtung gewährleisten.

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Nehmen Sie aus der heutigen Feier neben der Freude am Erfolg und der Dankbarkeit gegenüber allen, die dazu beigetragen haben, Ihren Eltern, Partnern, Freunden… auch die kritische Sorge um die Zukunft Ihrer Fakultät und Universität mit.

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