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Liama Olivier Bonianga – Universität Innsbruck

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Die Frage nach dem Träger sozialer Tatsachen: John Searle, Margaret Gilbert und das Konzept "ubuntu"

Ich stimme John Searle zu, dass soziale Gruppen und andere institutionelle Tatsachen wie Geld, Ehe, Fußball, Regierung, Kirche, Markt usw. aufgrund der kollektiven Zustimmung und Akzeptanz von Menschen existieren. Soziale Tatsachen sind also Wesenheiten, die über ihre physische Struktur hinaus einen bestimmten Status erlangen und bestimmte Funktionen erfüllen. Das Schwinden der sozialen Akzeptanz führt zum Zusammenbruch der Institutionen. Im Zentrum meiner kritischen Auseinandersetzung mit Searles Theorie der sozialen Realität steht seine These, dass die kollektive Akzeptanz der institutionellen Tatsachen auf der Zustimmung der einzelnen Individuen basiert. In meiner Kritik an dieser These stütze ich mich auf Margaret Gilberts Ansatz, wonach soziale Tatsachen eher von einem pluralen Subjekt getragen werden. Dabei zeige ich auf, dass das Konzept “ubuntu” geeignet sein könnte, den auch bei Margaret Gilbert verbleibenden Individualismus zu überwinden.

Gilbert und Searle

Forschungsanliegen

Meine Forschung hat ein allgemeines Ziel und spezifische Ziele.  Das allgemeine Ziel dieser Studie ist es, die Entstehung und die Struktur der sozialen Realität bei John Searle und Margaret Gilbert zu vergleichen.

Dieses allgemeine Ziel wird in die folgenden spezifischen Ziele untergliedert:

  •  John Searles Konzept der kollektiven Intentionalität und Margaret Gilberts Theorie des pluralistischen Subjekts darzustellen;
  • die Rolle der Sprache bei der Schaffung sozialer Tatsachen zu verstehen;
  •  eine konstruktive Kritik an der Sozialontologie von John Searle zu üben;
  • den kollektivistischen Ansatz von John Searle mit der Theorie des pluralen Subjekts von Margaret Gilbert und mit dem afrikanischen Konzept "ubuntu" zu konfrontieren.

Forschungsfragen

  • Wie entstehen soziale Gruppen und andere institutionelle Gegebenheiten?
  • Wie ist ihre Struktur?
  • Ist eine soziale Gruppe eine Summe von Individuen oder eher eine Einheit mit einem eigenen spezifischen Status, der sich von den Individuen unterscheidet, aus denen sie sich zusammensetzt?

Forschungsmethoden

Um diese Fragen zu beantworten, führe ich eine vergleichende und kritische Studie von drei philosophischen Modellen durch: John Searles Modell der kollektiven Intentionalität und Margaret Gilberts Theorie des pluralen Subjekts. Ich beziehe auch das Ubuntu-Modell in die Debatte mit ein.

Literatur

Gilbert, Margaret. Marcher ensemble. Essai sur les fondements des phénomènes collectifs. Paris: PUF. 2003.

Gilbert, Margaret. Joint Commitment: How we make the social world. Oxford: Oxford University Press. 2015.

Ngomane, Mungi. I am because you are. Ubuntu: 14 südafrikanische Lektionen für ein Leben in Verbundenheit. München: Kailash. 2019.

Samajiku Lufunda, Kaumba. Comprendre Ubuntu. R.P. Placide Tempels et Mgr Desmond Tutu sur une étoile d'araignées. Paris: L'Harmattan. 2020.

Searle,  John. La construction de la réalité sociale. Paris: Gallimard.1998. 

Searle,  John. Making the social world. The structure of human civilization. Oxford: Oxford University Press. 2010. 

Betreuer: ao. Univ.-Prof. Dr. Josef Quitterer

Institut für Christliche Philosophie

Doktorand: Olivier Bonianga Liama

Olivier.Bonianga-Liama(at)student.uibk.ac.at

 
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