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Sakramente - Vorlesungsgliederung WS 97/98

Der sakramentale Umgang mit Ängsten und Hoffnungen

Józef Niewiadomski

Gliederung der Vorlesung im WS 1997/98

0. Prolegomena

Der sakramentale Umgang mit Ängsten und Hoffnungen

Warum dieser Titel?

Wegen der notwendigen Korrespondenz zwischen der Alltagserfahrung und der Doktrin;

der ernüchternde Befund: der steigenden Zahl der Publikationen zum Thema: "Sakramententheologie" korrespondiert heutzutage die zunehmende Bedeutungslosigkeit der sakramentalen Vollzüge

  • "zugespitzte" sinnstiftende Erzählung:

eine Werktagsmesse im Kontext der medial strukturierten Trivialkultur :

diese medial strukturierte Trivialkultur verändert:

<<die Logik der traditionellen Identifikationsprozesse im Kontext der liturgischen Handlung

<< die Normativität des Sakramentes für den Alltag

Struktur der Vorlesung:

Drei konzentrische Kreise

I. Proseminar zur dogmatischen Sakramentenlehre:

"Der sakramentale Umgang mit Ängsten und Hoffnungen" im Kontext einer methodologischen Metapher (dogmengeschichtlicher Teil)

II. Ängste und Hoffnungen der Menschen im Horizont ihrer Geschichte mit dem emphatischen Gott (biblischer Teil: zeichenhafte Präsenz Gottes versus Versuchung zur religiöser Unmittelbarkeit)

III. Systematische Mosaiksteine:

Konturen sakramentstheologischer Vorstellungskraft

Präludium

Ausgangspunkt des dogm. Denkens

1. früher: - Axiomatik der "Denzinger-Theologie":

Kompendium an Dogmen, Sentenzen

- Querhinweise zur Bibel, zu den Kirchenvätern, scholastischen Autoren

- Abgrenzung zu den Gegnern

- Trennung zwischen der "dogmatischen Wahrheit" und pastoralen Tatsachen als Grundregel:

Dogmatik reflektiert die Grundsätze, Pastoraltheologie bemüht sich um die kontextuelle Anwendung

2. Situation nach dem Vatikanum II: Gaudium et spes//

- Notwendigkeit einer neuen dogmatischen Kultur

- Identifizierung mit den Menschen von Heute/Emphatie:

primärer ekklesialer Grundvollzug >> weil Empathie Gottes mit den Menschen

- Jahrelange Fokussierung des theol. Denkens nach dem Konzil auf die biblischen und pastoralen Fächer (Dogmatik diente vielen als Negativfolie)

- Verlust des Gespürs für die Notwendigkeit des systematischen Rahmens in der Theologie

3. "Mein Selbstverständnis"

  • Ausgangspunkt:

- unsere gegenwärtige Welt:

liberale Kultur der Gegenwart, durch Markt und Medien strukturiert

- der "versteckte" religiöse Anspruch:

extra mercatum nulla vita/salus;

extra media nulla salus

- sakramentstheologische Relevanz

der Werbung, der Bilder des elektronischen Zeitalters (Videoclips, Cyberspace) und der wechselnden Partykulturen (gegenwärtig: Technokultur)

>> Versuchung zur religiösen Unmittelbarkeit

- Spannung zwischen der liberalen Kultur und dem kirchlich vermittelten "Gott")

  • Jüdisch-christliche Tradition (biblische und dogmatische Kultur) als Maßstab zur Würdigung und Kritik der liberalen Kultur

>>Bekenntnis:

-Lange vor dem Markt und seinen Mechanismen und auch vor der medial strukturierten Welt ist "Gott" gewesen und er wird auch nach ihnen sein;

- seine Präsenz in der Welt kann nur zeichenhaft sein; deswegen ist die "religiöse Unmittelbarkeit" ein ambivalentes Phänomen

  • Fragmentarische Präsenz der jüdisch-christlichen Tradition in unserer Öffentlichkeit;

- Aufgabe der Systematik (Dogmatik):

die Fragmente aufzugreifen und einzubinden in den "Strom" der jüdisch-christlichen Tradition

- deswegen auch die narrativ-reflektierende Methode (sinnstiftende Erzählung + Reflexion im Kontext des "dramatischen Modells" - zur wissenschaftstheoretischen Begründung und Einordnung vgl. R. Schwager, J. Niewiadomski u.a., Dramatische Theoloige als Forschungsprogramm. In: ZKTh 118 (1996) v.a. 323-341.

Prüfungsliteratur: eines der neuesten Handbücher; das absolute Minimum: Handbuch der Dogmatik. Hg. von Th. Scheider. Bd. 2; 188-225; 306-334 plus lehramtliche Texte

I. Basiswissen

Sakramententheologie im Kontext einer methodologischen Metapher - oder ein thematisch orientierter Ausflug in das dogmatische Proseminar

sinnstiftende Erzählung: Metapher der Wüstenwanderung am Ende des 20. Jh.s:

Autobahnbild und seine Logik

1 Funktion und Grenzen der normativen dogmatischen Aussagen:

- Anzeige der Grenzen für den Weg, auf dem das Leben möglich ist

- Hauptversuchungen der akademischen Theologie:

"Leitplankenpflege" und "Leitplankendemontage" im Hinblick auf historisches Wissen

- Die Lehre der "leeren" Autobahn

- Plausibilitäten der durch Markt und Medien//Werbung strukturierten "Alltagsautobahn" in der bürgerlichen Kultur

  • Erwartung der Leistung im Alltag// Hoffnung auf ein problemloses Ende
  • Das Leben als letzte Gelegenheit>> Leistungs- und Erlebnisstreß >> -Beschleunigung desselben durch das elektronische Zeitalter
  • Rechts- und Anspruchskultur
  • Diffuse Religiösität unserer Kultur: Erwartung einer "unmittelbaren" Erfüllung von Hoffnungen und Beseitigung von Ängsten

- Neue Formen des liturgischen Geschehens (vgl. das Begräbnis von Prinzessin Diana)

- kulturpolitische Instrumentalisierung der kirchlichen Sakramententheologie

(der pastorale Alltag aus dem Blickwinkel der liberalen Medien):

Sakramente sind Analgetika für Fromme, oder auch ältere Menschen, die mit den Plausibilitäten dieser Alltagskultur nicht zurechtkommen;

die Nichtfrommen und die Jüngeren leben aus der Faszination der "religiösen Unmittelbarkeit" dieser Gesellschaft.

Doch: was ist das: ein Sakrament?

Sakrament: kein genuin biblischer Begriff

Traditionelle (dogmen- und theologiegeschichlich Strukturierte Annäherung):

Sakrament ein theologischer Begriff ("Leitplanke"), der (immer wieder neu) die Grenzen des kirchlichen "Weges" innerhalb einer unbegrenzten Vielfalt der biblischen Auslegungen auf dem Hintegrund der (faktisch ausgetragenen, oder aber verdrängten) Konflikte markiert

2. Etymologische Querellen mit zweierlei Begriffskulturen

sacramentum als Übersetzung für mysterion (in den afrikanischen Bibelübersetzungen)

Mysterion

im Griechischen: kultischer Begriff

- Inhalt des Kultes und das Kultgeschehen selbst

- mysterion wird nicht durch akademische Belehrung, sondern durch Erfahrung mitgeteilt

auf dem Hintergrund der Herausforderung durch Gnosis und Mysterienkulte: Apologeten>> die wahren Mysterien: Inhalte des christl. Glaubens

bibl. Sprachgebrauch:

Apokalyptik: Endereignisse

NT: Synoptiker - Mysterion des Reiches Gottes

Paulus: Christusmysterion// der göttliche Ratschluß (Eph 3,4; Kol 4,3)

sacramentum: (von sacrare: jemanden, oder etwas zu weihen)

Eid im Zivilprozeß

Fahneneid beim Militär auf Gefolgschaft (möglicherweise mit einer Signierung versehen)

Geldsume, die im Prozeß als Kaution hinterlegt wird

Tertullian (mysterion=sacramentum)

  • das Geheimnis des messianischen Heils Gottes: sacramentum voluntatis suae >>

die gesamte alttestamentliche (verhüllte) Vorbereitung des Heils in Christus: sacramentum (adv. Marc II,27) //

Personen; Gegenstände, aber auch Kultriten (selbst die heidnischen und gnostischen Kulte) sind sacramenta; schlußendlich auch Taufe und Eucharistie

  • Fahneneid : Öffentlichkeitscharakter der Sakramente >> Folgen für die Taufe und die Auffassung der christlichen Existenz (vgl. die Acta Maximiliani)
  • Sacramenta und die kirchliche Disziplin nach außen und nach innen:

- kirchliche sacramenta gegen die Mysterienkulte

- ethische (sozialethische) Komponente

- Rigorismus: vgl. den Streit der Afrikaner gegen die "Römer" im Kontext der Frage nach der Wiederholbarkeit der Buße: Rigoristen: Cyprian und Tertullian für die einmalige Buße (mit den strengen Bußauflagen für den Rest des Lebens);

Folge davon: Verschiebung der Buße auf das Sterbebett (die Lehre der leeren Autobahn!)>> lehramtliche Entscheidungen gegen Montanismus über die Unbegrenztheit der Vollmacht, was die Häufigkeit der Wiederholung der Buße betrifft.

3. Augustinus (354-430)

auf dem Hintergrund der neuplatonischen Ontologie und Bildlehre:

sacramentum, id est sacrum signum (sacrae rei signum)>> elementum et verbum (das Wort als entscheidendes Zeichen - Sakrament: sichtbares Wort)

auf dem Hintergrund der donatistischen Herausforderung (de baptismo):

- sacramentum: signum Christi>> "Christus tauft" (das Zeichen muß von der Sache her verstanden werden und nicht umgekehrt!)

- wenn aber sacramentum außerhalb der sichtbaren Kirche? - wo liegt der Unterschied zum sacramentum innerhalb der Kirche >>auf dem Weg zu einer differenzierten Darstellung der Wirkung der Sakramente (Gnade/Charakter)

systematisch: sakramentales Handeln >> ein Handeln, dessen Rationalität sich nicht in sich selber erschöpft; es verweist auf die unsichtbare Gnade; ist in den Bereich auch der sichtbaren Kirchlichkeit eingebettet wenn auch nicht auf diese beschränkt.

4. Frühscholastik:

auf dem Weg zu einem normativen kirchlichen Sakramentenbegriff (Verschiebung der Perspektive: Unterscheidungsmerkmal unter den kirchlichen Praktiken)

auf dem Hintergrund des germanischen Denkens: Hugo von St. Victor (+1141):

sacramentum est corporale vel materiale elementum

das die Gnade repräsentiert, darstellt und auch (wie ein Gefäß die Medizin für die Kranken) enthält:

- aufgrund der Fähigkeit des sinnenhaften Gegenstandes, Übersinnliches zu repräsentieren:

- aufgrund der Einsetzung durch Christus stellen sie die Gnade dar (biblischer Aspekt als Unterscheidungsmerkmal unter verschiedenen kirchlichen Zeichen und Praktiken)

- aufgrund der vom Priester vollzogenen Heiligung enthalten sie die Gnade

Petrus Lombardus (+1160)

- sacramentum: Zeichen der Gnade; Form der Gnade, Ursache der Gnade

- Konzentration der Diskussion auf die Frage nach der Zahl der Sakramente (7)

5. Hochscholastik:

Thomas (vgl. Konzil von Florenz 1439: DH 1310-1327; NR 501-504)

  • Systematisierung der Sakramentenlehre durch 4-causae-Lehre

innere Ursachen:

Form>> Worte

Materie: im entfernten Sinn: Element

Im nächstliegenden Sinn: Handlung

äußere Ursachen:

Wirkursache: principalis: Christus

Instrumentalis: Spender

Zielursache: Gnade/Charakter

  • Integration der Heilsgeschichte.

Signum:

rememorativum >> weist auf die Vergangenheit (Kreuz Christi) hin

demostrativum >> stellt die Gegenwart (Gnade) dar

prognosticum >> weist auf die Zukunft hin (Herrlichkeit)

6. Sakramente als Ursache der Gnade

Summa Halensis (franziskanische Theologie nach 1235):

dispositive Wirksamkeit der Sakramente : Sakramente bewirken eine gewisse Disposition zur Gnade in der Seele: ornatus animae)

: wo diese Disposition da ist, dort gibt Gott die Gnade (Bonaventura: Vertragstheorie: Nicht sakramentale Kraft, sondern Versprechen Gottes stellt den Grund der Gnade/ Sakramente: Bedingungen der Gnade).

Thomas (+1274)

physische Kausalität

:Sakramente - Ursachen der Gnade, sind Werkzeuge (causae instrumentalis) in der Hand Gottes

: Gnade : virtus fluens im Instrument (s.th. III, 63.2)

7. Reformatorische Herausforderung:

sakramentaler Umgang mit Ängsten und Hoffnungen dem Umgang mit dem Wort Gottes untergeordnet - weil

:die Gefahr der Infragestellung der Souveränität Gottes und

:der Magie

Luther: Sakramente sind

kultische Handlungen

von Christus eingesetzt

Gnadenverheißung kraft des Wortes

Zwingli: Sakramente Erinnerungszeichen an Christus

Calvin: Zeichen für Prädestinierte

8. Das Konzil von Trient (Grundlage für die katholische Systematik der nachfolgender Zeit)

8.1 Einsetzung (institutio) als differentia specifica:

DH 1601/NR 506: alle sieben von Christus

(theol. Hintegrund: das Werk des Dioniysius Pseudoaeropagita)

theol. Positionen (in der Tradition):

  • Augustinus: Sakramente aus der "Seite Christi"
  • Alexander von Hales: Einsetzung im Kontext des hylemorphischen Denkens (5 von Christus eingesetzt)
  • Petrus Lombardus: Unterscheidung zwischen sacramentum tantum (bloß das Zeichen, das Jesus gab) und res sacramenti (österliches Geschehen>> Gnade): deswegen sind die Sakramente nicht nur Nachahmung dessen, was der irdische Jesus tat)
  • Thomas: Christus setzte alle 7 ein, überließ die Bekanntgabe den Aposteln
  • Bonaventura: Firmung und Krankensalbung von den Aposteln
  • Luther: Taufe, Eucharistie, (Buße)
  • seit dem 17.Jh. (Morin): Christus setzte Sakramente in genere ein: nur eine allg. Festlegung der Materie und Form
  • seit Pius XII.: Nicht Hylemorphismus, sondern der "Wille Christi" als Ansatzpunkt für die Fragestellung
  • Rahner: Sakramente von Christus eingesetzt, weil und insofern die Kirche von ihm kommt (Sakramente als Grundvollzüge der Kirche)

8.2 Die Zahl: als Frage der Identifikation mit der Kirche:

DH 1601/ NR 506: sieben: nicht mehr und nicht weniger

: gegen Luther

: gegen die traditionellen Bestimmungen

  • "Vater" der Lehre: Petrus Lonbardus
  • erste "Dogmatisierung" bereits in Lyon (1274): DH 860
  • Konvenienzgründe

8.3 Rangordnung:

  • Unterschied zu den Sakramenten des AT (DH 1602/ NR 507)
  • DH: 1603/ NR 508: nicht gleich: sacramenta maiora (Kirchenbildend: Taufe, Eucharistie), sacramenta minora

8.4 Heilsnotwendigkeit/ Wirksamkeit:

8.4.1: das Heil (nur) durch Sakramente, oder das Verlangen nach ihnen; nicht allein sola fide gegen Luther (DH 1604/NR 509)

vgl. die Heilsnotwendigkeit der Taufe (sakramentale Taufe, Begierdetaufe, Bluttaufe...)

>> vgl. die Logik vom Vatikanum II: LG 16: DH 4140

8.4.2: Sakramente sind nicht nur dazu, den Glauben zu "nähren" (DH 1605/NR 510)

(vgl. dazu: das Anliegen der Reformatoren:

Sakramente stellen Gottes Antwort auf die Schwäche des Menschen dar; sind Anpassung an die menschliche Schwäche (Melanchton) >> in der idealen Welt würden die Menschen Gott aufgrund des Wortes allein vertrauen; die gefallene Natur macht die Zeichen notwendig um den Glauben zu stärken;

analog dazu erst Vatikanum II; Sacrosantum Concilium 33, DH 4033: der Glaube wird genährt und der Herz der Gläubigen zu Gott hin erweckt, auf daß sie ihm vernunftgemäßen Gehorsam leisten und Seine Gnade reichlich empfangen können.

8.4.3: Sakramente enthalten Gnade, die sie bezeichnen: DH 1606/NR 511:

zuerst gegen Luthers "Gnadenverheißung": vgl. De captivitate Babylonica Ecclesiae (1520)

8.4.4: sie teilen die Gnade allen mit, die kein Hindernis setzen (DH 1606f/NR 511f:

- gegen Calvins Einschränkung auf die Prädestinierte

- Gültigkeitsbedingung seitens des Empfängers

8.4.5: sie wirken kraft des vollzogenen Ritus: ex opere operato: DH 1608/NR 513

theologische Tradition dahinter:

  • Donatistenstreit: die Frage nach der persönlichen Heiligkeit des Priesters, der die Sakramente verwaltet

donatistische Position: die Verräter dürfen die Sakramente nicht verwalten (sie beriefen sich teilweise auf Cyprian und seine Auffassung, außerhalb der Kirche existieren keine wahren Sakramente/ die Taufe der Häretiker sei ungültig).

Augustinus: der Handelnde: Christus selber; Unterschied zwischen der "Taufe" und dem "Recht zum Taufen"

  • Innocent III.: Die Verdienste oder Schwächen des Priesters sind für die Sakramente ohne Folgen:

Unterscheidung zwischen: opus operans: dem "Tun der Sache": das "unrein sein mag" (ex opere operantis - aufgrund des Werkes dessen, der wirkt) und

opus operatum: dem, "was getan wird": das immer rein ist (ex opere operato: aufgrund des Werkes, das bewirkt wird)

  • Entscheidungen gegen Wyclif (DH 1154/NR 499), Hus: DH 1262/NR 500)
  • Gültigkeitsbedingung seitens des Spenders:

- Absicht, das zu tun, was die Kirche tut (DH 1611/NR 516);

- auch im Stand der Todsünde bringt der Spender das Sakrament zustande (DH 1612/NR 517)

8.4.6: Konkretisierung am Beispiel der Buße

(sakramentstheologische Veränderungen im Hinblick auf die Frage nach der Wirksamkeit und Heilsnotwendigkeit einer bestimmten Bußform)

  • Exkommunikationsbuße in der alten Kirche: Stärkung der Solidarität der Glaubenden untereinander unter den schwierigen Umständen; im Kontext der "öffentlichen Sünden (Abfall vom Glauben/Totschlag/ Ehebruch) öffentliche Kirchenbuße als Vorbedingung der Vergebung und der Wiedereinführung in die Kirche.
  • Umgang mit Ängsten in der "privaten Beichte" im irisch-angelsächsischen Bereich als Frömmigkeitsübung: Beichte als Mönchspraxis (wiederholte Absolution in einfacher Form an jedem Tag) seit dem 6. Jh.s; Einführung der Bußbücher; Durchsetzung der Praxis seit dem 8 Jh.s
  • Die theologische Problematik der Absolution (Heilsnotwendigkeit/Wirksamkeit):

Alte Kirche: Buße als Vorbedingung der Rekonziliation

Ostkirche: fürbittende Absolutionsformel

Westen (bis ins 13, Jh, hinein): Überzeugung: die Reue allein bewirke die Vergebung; Absolution ein bestätigendes Zeichen

Duns Scotus: Unterscheidung zwischen der

vollkommenen Reue (aus Liebe zu Gott) und der

genügenden Reue (attritio) aus egoistischen Gründen (z.B. Angst vor der Hölle)

These:

Bei der genügenden Reue bewirkt die Absolution die Eingießung der Gnade; damit: der eigenständige Wert der Absolution

pastorale Voraussetzung:

der Mensch sei zur vollkommenen Reue kaum fähig; deshalb muß er absolviert werden (Heilsnotwendigkeit und Wirksamkeit der Beichte)

von daher:

Absolution: ein richterliches Urteil (indikativische Form: "ich spreche dich los")

der Osten kennt nur die deprekative Form (ein Gebet über den Sünder)

  • Reformation (Luther)

- Buße: ein lebenslanger Vorgang

- im Glauben an das Evangelium gibt es absolutio peccatorum

- Sündenbekenntnis als Frömmigkeitsübung (auch von Luther) mit dem Zuspruch der Vergebung gut; aber keine Absolution

- Bestreitung der Absolutionsvollmacht des Priesters

- Attritio: Heuchelei

  • Trient:

- Buße ein vom Christus eingesetzter Sakrament (DH 1701/NR 660)

- Unterschied zu Taufe (DH 1702/NR 661)

- Kirchliche Vollmacht Sünden zu vergeben (DH 1703/NR 662)

- Absolution ein richterlicher Akt ( DH 1709/NR 668)

- Spender: ex opere operato

- Empfänger:

:Reue (im Grunde unvollkommene) sei ein wahrer und nutzbringender Schmerz (DH 1705/NR 664)

:Sündenbekenntnis: die schweren Sünden sind zu beichten: DH 1707/NR 667 (seit dem 4. Lateranum jährich- positives kirchliches Recht)

:Genugtuung

  • zwar bleibt die Krankensalbung auch ein Sündentilgendes Sakrament, doch bleibt der (normale) Empfang des Sakramentes an die Beichte gebunden

Im Kontext der tridentischen Sakramententheologie war somit die Beichte die einzig legitime (weil auch wirksame) Umgangsform mit den menschlichen Ängsten und Hoffnungen, die sich im Kontext der Frage nach der Schuld stellen.

  • Die (nur halb geglückte) Erneuerung des Bußsakramentes nach dem II. Vatikanischem Konzil

- neues theologisches Verständnis:

Lumen Gentium 11 (DH 4128): Versöhnung mit Gott

Versöhnung mit der Kirche

- Zusammenbruch einer bestimmten Beichtpraxis

- Ordo paenitentia (1974)

neue Lossprechungsformel: :heilsgeschichtliche Einbindung; :ministerium ecclesiae;

:indikativische Lossprechung: zwar soll der juridische Akt zurück- und der pastoral-theol. hervortreten, der eigenständige theol. Wert der Absolution bleibt aber unklar!

Formen der Buße:

:Einzelbeichte

:Bußfeier + Einzelbeichte

:öffentliche Bußfeier ohne Einzelbeichte (nur in den Ausnahmefällen) >>

unklar bleibt, ob dies rechtliche, pastorale oder dogmatische Vorgaben sind.

8.5 Der sakramentale "Sonderweg": "Sonderautobahn"

  • innerhalb des kirchlichen Weges
  • innerhalb des kulturellen Geschehens

(vgl. Gnadentheologie und die Problematik der "Zwei-Stock-Werke Theologie": Natur verlangt nicht nach Gnade, schließt diese aber auch nicht aus und ist der Gnade gegenüber indifferent und neutral)

9. Vatikanum II (1962-1965)

9.1 Rückgriff auf die biblisch-patristische Tradition

  • Ansatz beim "Mysterion": Offenbarung >> Jesus>>Kirche:

Kirche als Sakrament der Selbstmitteilung Gottes

SC 5f (DH 4005f): Christi Menschheit war in der Einheit mit der Person des Wortes das Werkzeug unseres Heiles; aus der Seite Christi ist das wunderbare Sakrament der ganzen Kirche hervorgegangen

LG 1 (DH 4101): Kirche (in Christus): Sakrament (Zeichen und Werkzeug)

für die Vereinigung mit Gott und die Einheit der ganzen Menschheit

LG 8 (DH 4118): Analogie zwischen Inkarnation und Kirche

LG 48 (DH 4168):

- durch den Hl. Geist ist die Kirche "allgemeines Sakrament des Heiles"/ "allumfassendes Heilssakrament" (universale salutis sacramentum);

- als pilgernde Kirche gehört sie mit ihren Sakramenten und Einrichtungen dieser Weltzeit an

  • Folge: wenn alles im kirchlichen Vollzug auf das Heil ausgerichtet ist, welchen besonderen Stellenwert haben Sakramente?

9.2 SC 10 (DH 4010) Liturgie (Eucharistie): Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens

9.3 Aufnahme von Grundzügen der traditionellen Lehre und stückweise Transformation derselben: LG 11 (DH 4127f)

  • Vollzug des Wesens der Kirche

durch die Sakramente

und tugendhaftes Leben

  • Die Bedeutung der Sakramente in der Kirche durch die Aufschlüsselung der einzelnen Sakramente:

Taufe: Eingliederung in die Kirche/Bestellung zum christlichen Zeugnis

Firmung: vollkommenere Verbundenheit mit der Kirche

Eucharistie: Quelle und Höhepunkt; Teilhabe am Opfer (Darbringung des Opferlammes und Selbstopfer); Einheit der Kirche

Buße: Verzeihung für die Beleidigungen Gott gegenüber und Versöhnung mit der Kirche

Krankensalbung: Gebet der Kirche für die Kranken zur Aufrichtung und Rettung

Weihe: Bestellung zum Hirtendienst (durch Wort und Gnade); vgl. LG 10: sacra potestas zur Leitung der Gemeinde

Ehe: Darstellung der Einheit Christi mit der Kirche; gegenseitige Förderung zur Heiligkeit durch eheliches Leben und die Kinderannahme

  • Sakramentalien als Nachahmung der Sakramente (Wirkungen geistlicher Art; sie bereiten die Menschen, die eigentliche Wirkung der Sakramente aufzunehmen, das Leben wird durch sie in verschiedenen Gegebenheiten geheiligt): SC 60 .

10. Der sakramentale Umgang mit Ängsten und Hoffnungen in der Tradition (selbstverständliche kulturelle Voraussetzungen >> deren Transformation durch das sakramentalen Geschehen>> die kirchliche Praxis)

10.1 Alte Kirche

10.2 Mittelalter (Hugo v. St. Victor)

10.3 Reformation und nachreformatorisches Zeitalter

10.4 Vatikanum II und danach

II. Konturen einer "Dramatischen Sakramententheologie"

Ängste und Hoffnungen der Menschen im Horizont ihrer Geschichte mit dem emphatischen Gott (biblischer Teil: sakramentale Präsenz Gottes versus Versuchung zur religiösen Unmittelbarkeit)

0. Die Frage nach dem theoretischen Rahmen für die Reflexion des "sakramentalen Umgangs" mit Ängsten und Hoffnungen in der biblischen Tradition

0.1 Theorie des kommunikativen Handelns im Kontext der Frage nach der Bedeutung der Gemeinschaft für die Erfahrung des Heils

z.B.: im Anschluß an die Ansätze von A: Ganoczy unter der Berücksichtigung der Theorieansätze von K.-O. Apel und J. Habermas: H.O. Meuffels, Kommunikative Sakramententheologie. Freiburg 1995

0.2 Radikalste Infragestellung der Theorie des kommunikativen Handelns:

  • "Rhetorik der Gegenwart" müsse an "ihren Technologien" abgelesen werden, nicht aber "an ihren Diskursen": vgl. N. Bolz, Chaos und Simulation. München 1992, 7
  • Nach dem Schiffbruch der politischen Utopien setzt unsere Kultur auf Ästhetik: vgl. N. Bolz, Die Sinngesellschaft. Düsseldorf 1997,232:

"Design verschafft und ist selbst Orientierung. Deshalb hat Design niemals ein Sinnproblem, sondern ist seine Lösung." (P. Virilio spricht vom "Nihilismus des beginnenden kybernetischen Zeitalters)

  • Zugespitzt formuliert: Anstatt der "Erlösung durch Gesellschaft": nun Selbsterlösung durch Self-Fashioning; der Alltag der Postmoderne (incl.. des Marktes) ist von den "Neuen Medien" geprägt: diese beantworten die Frage nach dem Sinn indem sie den Sinn gestalten.

0.3 Konsequenzen für die Sakramententheologie >> Neue Dimension der Versuchung zur Selbsterlösung: "Heilsnotwendigkeit" der Neuen Medien für den Menschen der Zukunft?

Vgl. zum Folgenden: J. Niewiadomski, Extra media nulla salus. Zum Anspruch der Medienkultur. In: ThPQ 143 (1995) 227-233.

  • Postmoderne Vorstellungskraft vergleichbar mit den alten paganischen Glaubenssystemen:

mitten im Chaos wird eine Gemeinschaft durch konstante Bilder ("Celebrities" als Götterstatuen) geschaffen

  • Bilderflut >> rituelle Wiederholungen: Beseitigung einer reflektierenden Distanz/ Gefühl der "religiösen Unmittelbarkeit"
  • Analogie zwischen der postmodernen Ästhetik und der Vision Friedrich Nietsches ("Wille zur Macht" § 569: Schöpfung als Logisierung des Weltchaos):

der Mensch als (ritueller) Bändiger des Chaos

0.4 Neuentdeckung der Bedeutung der Riten in unserer Gegenwart

>> vgl. "selbst": Publik-Forum Extra (November 1997) : Geborgenheit im Chaos - Der Hunger nach Ritualen

Was zeigt sich darin?

Antiaufklärerische Wende,

Ergänzung zum rationalen Weltbild,

oder ein Hinweis auf die Korrektur der abstrakten Entgegensetzung von

Aufklärung und Glaube

Logos und Mythos

Mythos und Ritus

0.5 Die Bedeutung der Theorie von R. Girard für die modernen Kommunikationstheorien und Religionswissenschaften:

  • Umkehrung der gängigen Zuordnung von Ritus - Mythos - Logos
  • Ritus: kontrollierte Wiederholung des Gründungsmordes

(rituelle Bändigung des Chaos: gesellschafts- und gemeinschafts- konstituierende Kraft des Ritus)

  • Mythos: "verschleiernde" Nacherzählung aus der Sicht der Überlebenden (damit der Ritus funktioniert)
  • "Logos" im Dienste des Mythos...
  • Offenbarung/ Inkarnation... und deren gemeinschaftsstiftende Präsenz in der Geschichte

Der fundamentale kulturtheoretische Unterschied nicht zwischen Riten - Mythen und der Vernunft, sondern zwischen

>> jenen Riten, Mythen/Bildern, rationalen Argumentationsfiguren, die zur Ausgrenzung von Opfer dienen, oder diese Ausgrenzung verschleiern und glorifizieren und

>> jenen Riten, Mythen/Bildern und rationalen Argumentationsfiguren, die auf eine Integration hin ausgerichtet sind.

0.6 Der systematische Rahmen der "Dramatischen Theologie" für die Rekonstruktion des sakramentalen Umgangs mit Ängsten und Hoffnungen im Kontext der biblischen Tradition

  • Ausgangspunkt: Vatikanum II: Kirche als Sakrament (LG 1) in dieser Welt; Eucharistie als Höhepunkt und Quelle des kirchlichen Lebens (LG 11)
  • Welt: "theatrum historiae generis humani" (GS 2)
  • Emphatisches Vertrauen der Postmoderne: der "Besetzungszettel" des Welttheaters ermöglicht eine unbegrenzte Vielfalt von Rollen, die nach Belieben vom Individuum ausgewählt werden: Synkretistismus, Bastelmentalität, Bricolage als Kennzeichen des modernen Self-Fashioning
  • Kontrasterfahrung in der Gegenwart: Zunehmend mehr Menschen definieren sich als Opfer: sie machen die Erfahrung, daß ihnen Rollen aufgedrängt werden.
  • Anschuldigungsmentalität als Universalrezept zur Bewältigung dieser Kontrasterfahrung

Demgegenüber:

  • Sakramentales Geschehen der Kirche:

:rituelle (im weitesten Sinn des Wortes) Vergegenwärtigung der Heilsgeschichte

>>Fortsetzung der "zugespitzten" sinnstiftenden Erzählung (vom Beginn der Vorlesung):

eine Werktagsmesse im Kontext der medial strukturierten Trivialkultur

: aufgrund der freien Übernahme von Rollen (Rolle>Maske>Prosopon>Person), auch jener, die den Menschen aufgedrängt werden;

: aufgrund der Hoffnung auf Transformation (Wandlung aufgrund der im Drama stattfindenden Rollenveränderung).

1."Besetzungzettel" des sakramentalen dramatischen Geschehens:

1.0 Prolog:

Ritus und profundior et universalior appetitio versus sakraments- theologische Transformation der primären menschlichen Bedürfnisse

  • sinnstiftende Erzählungen zu den Rollen, die für die Lebenslust der biblischen (Patriarchen-) Tradition stehen
  • erster systematischer Ertrag:

wenn die Erfahrung der "profundior et universalior appetitio" als primäre Gnadenerfahrung zu deuten ist,

so hat die kommunikative (rituelle) Gestaltung der primären Lebensvollzüge eine fundamentale sakramentstheol. Relevanz: Im miteinander essen, trinken, schlafen... wird die "Unaufdringliche Präsenz Gottes", seine "bedingungslose" Zuwendung zu den Menschen von diesen

angenommen (Kontrastbild: Befriedigung der Triebe, oder aber: Isolieren, Verhungern, Verdursten lassen)

  • Das Faszinierende Geheimnis der sakramentalen Präsenz Gottes:

- Vielfalt, Widersprüchlichkeit der Rollen (Masken, Prosopa, Personen) in den Patriarchentraditionen - synkretistische Züge des Gottesbildes (Analogie zum modernen synkretistischen Trend bei der Frage nach der Identität); in jeder Lebenssituation (den spontan anmutenden und den routinemäßigen) kann der (unaufdriglich und anonym) im menschlichen Leben gestaltannehmende Gott sakramental verdeutlicht werden

- "Lust", Ausgelassenheit und Freude an der Gemeinschaft von Menschen >> "Sehnsucht" nach Symbiose mit allem Lebendigen in allen Lebenssituationen >> anthropologische Basis für die "Rollenbesetzung" im sakramentalen Geschehen

- deswegen ist die Verbindung der Eucharistie mit anderen Sakramenten und Sakramentalien prinzipiell sinnvoll (die "letzten normativen Bilder" des sakramentalen Geschehens: "Mahl für alle Völker" usw..)

1.1 "Dramatische Sakramententheologie" 1 Akt

Ritus als Vollzug/Besiegelung der Abgrenzung und Trennung und die Frage nach unserer Rolle (Maske, Prosopon, Person)

  • sinnstiftende Geschichten:

- Das mysterium tremendum et fascinosum des Anti-Exodus-Mythos (vgl. Josephus Flavius, Contra Apionem): die religiöse Notwendigkeit vom Ausschluß des Fremden (Götter, die dieses Opfer verlangen>> Versöhnung der Menschen auf Kosten von Dritten)

- Das mysterium tremendum et fascionosum des "Befreiungsgottes" am Sinai (Ex 32): profundior et universalior appetitio und der Tanz ums "goldene Kalb"; Ausschluß und blutige Opfer unter den Befreiten: Befreite als Rollenträger>> Opfer, die zu Tätern werden...

  • theoretischer Hintergrund (die Grundsatzfrage nach der sozialen Funktion der religiösen Riten):

vgl. W. Burkert, homo religiosus als homo necans;

M. Eliade, Das Heilige und das Profane - göttliches Wesen, das sich in illo tempore töten läßt, damit Leben möglich wird; jedes Fest enthält die Neigung zur Orgie in seiner Struktur; Auflösung und Widerherstellung des illud tempus im Ritus;

A. Jensen, Die getötete Gottheit: alle Riten sind aus einer zentralen Idee abzuleiten, nämlich der von einer getöteten Gottheit, die durch ihren Tod die heutige Seinsordnung in die Welt setzt;

E. Drewermann, Der Krieg und das Christentum: Eucharistie - Ritualisierung der menschlichen Aggressivität: Mythos von der getöteten Gottheit: "Gott essen"

R. Girard, Das Heilige und die Gewalt: Realer Ursprung des Religiösen>> die "nach außen hin" abgeleitete Gewalt stellt die Ordnung der Gemeinschaft her: sakralisierte Gewalt> die Verbindung der Sexualität, der Naturerfahrungen und der Erfahrung der Endlichkeit mit der "sakralisierten Gewalt".

  • alttestamentliche Transformation der archaischen religiösen Opfer.

- Spiritualisierung der Opfer vom veränderten Gottesbegriff her

- Ethisierung der Opfer in der prophetischen Botschaft

- Nicht Rituelle Wiederholung/ Nachahmung der mythischen Urzeit, sondern Anamnese des geschichtlichen Handelns Gottes (Historisierung des Ritus)

- Tendenz zur Orgie versus sakrale Reinheit

- Ethik versus Ritus? >> Kritik an Menschenopfern; Infragestellung des blutigen Ritus: Nicht Opfer will ich, sondern gerechtigkeit (blutige Opfer bewirken nicht das, was sie versprechen)

  • Zweiter systematischer Ertrag:

Durch die Faszination des Erfolgreichen (des Starken und Siegreichen) werden die primären menschlichen Bedürfnisse immer neu transformiert (der Lebensraum wird immer durch die "erfolgreiche" Kultur definiert). In der geschichtlichen Veränderung und dem kulturellen Reichtum hält sich eine (rituelle) Konstante durch: Ausgrenzung von Dritten. Die Gewalt, mit der die Dritten ausgeschlossen (geopfert) werden, erscheint als göttliche Gewalt: der Ausschluß ist damit kein Ausschluß mehr; als theologische Notwendigkeit bleibt er der Inbegriff des göttlichen mysterium tremendum et fascinosum (das nur noch die Anbetung zuläßt). Dies legt die Vermutung nahe, "Gott" wäre nur ein Spiegelbild der Ängste und Hoffnungen der Sieger, die im Kult immer wieder neu ihre Masken/Rollen/Prosopa "aufsetzen" und sich rituell über ihren Platz im Welttheater vergewissern. Die neuzeitliche "Abschaffung des Göttlichen" verändert kaum etwas an dieser Grundkonstellation

(vgl. z.B. Auslegung des 1. Gebotes durch M. Luther: Gott ist für dich das, was dich "unbedingt" fasziniert und die Logik der NIKE-Werbung)

1.2 "Dramatische Sakramententheologie" 2. Akt

Ritus als Sprachrohr der Opfer: Masken/Prosopa/Personen der Opfer im rituellen Geschehen

  • Das Verschwinden der "Person" des Opfers im funktionierenden rituellen Geschehen
  • sinnstiftende Geschichten:

- Gott der Exulanten und sein mysterium fascinosum et tremendum

- die klassischen griechischen Tragödien

  • "Opfererfahrung" als Grundvoraussetzung für die Thematisierung der Opferrolle

- "Rationalisierungen" der Erfahrung (im theologischen Kontext: vgl. die Theologie der Deutoronomisten)

- Rituelle Sprache der Gebärden, der Klage, des Fluches>> Schrei des Opfers nach seinem Gott: (Katharsis durch die Tragödie)

- subversive Kraft der prophetischen rituellen Zeichen (neuzeitliche Demonstrationskultur und ihr ritueller Charakter; Radikalisierungen derselben: vgl. die "Selbstverbrennungen")

- Ritus als Sprache der Hoffnung auf die "Wiederherstellung"

(zur Mehrdeutigkeit des rituellen Geschehens vgl. N. Kazantzakis, Griechische Passion)

  • dritter systematischer Ertrag:

Die Erfahrung des Exils und die mit ihr verbundenen Transformationen der religiösen Tradition thematisieren (weltgeschichtlich analog zur griechischen Tragödie) den Topos der Opfer; sie werfen die Frage nach dem Gott des Opfers auf, problematisieren zuerst das rituelle Geschehen, beseitigen dieses aber keineswegs. Im Gegenteil: Der Ritus wird zum Sprachrohr des Opfers; die relative Eindeutigkeit und Geschlossenheit des rituellen Geschehens, seine "reinigende" Wirkung, verstärken die Vermutungen der Projektion: "Gott" wäre demnach ein Spiegelbild der Ängste und Hoffnungen der Opfer, die im Kult immer wieder neu ihre Masken/Rollen/Prosopa "aufsetzen" und sich rituell über ihren Platz im Welttheater vergewissern können.

1.3 "Dramatische Sakramententheologie" 3. Akt

Ritus als "Sprachrohr Gottes": Masken, Prosopa, göttliche Personen im Kontext des rituellen Geschehens und deren menschliche Träger

  • sinnstiftende Geschichten:

- Mehrdeutigkeit der Ijobsgeschichte

: vox populi vox dei (Geschick Ijobs als signum demonstrativum des göttlichen Willens, gerade im Hinblick auf Ijobs körperliche/seelische Leiden) versusSchrei Ijobs

: rituelle demonstratio der Eindeutigkeit "göttlicher Beziehung" zum Leidenden und Verfolgten durch Abgrenzung, Isolation (gar Verfolgung) vom Leidenden (weil das Leiden verschuldet sei) versus Infragestellung dieser Eindeutigkeit durch den Schrei des Leidenden (Protest nur aufgrund der Unerträglichkeit des Leidens oder auch ein signum prognosticum aufgrund einer anderen Gotteserfahrung >> Vorwegnahme eines Gottes, der seine Gottheit gerade dadurch offenbart, daß er sich dem Leidenden zuwendet und diesen auch in die menschliche Gemeinschaft integriert << auf diesem Hintergrund: vgl. jesuanische Praxis der Schuldvergebung und Krankenheilung als privilegierte Zeichen der Gegenwart Gottes; Mt 25: Besuch bei Kranken als Gerichtskriterium, ja: Identifizierung Jesu mit den Kranken und Verfolgten

- Mehrdeutigkeit anderer Passionsgeschichten (vgl. v.a. Jeremia mit seiner Selbstverfluchung)

: Zeugnis einer radikalen Abwesenheit versus Antizipation eines neuen göttlichen Prosopon (Inspirationskraft eines Gottes, der von der vox populi unterschieden ist, aber nicht ganz jenseits derselben wahrgenommen werden kann)

- Mehrdeutigkeit der rituellen Gebetstexte: vgl. "Kranken- und Verfolgungs- (Isolations-) psalmen (6,22,26,28,32,28,49,51,69,88,102)

:Artikulation der "Abwesenheit Gottes oder der Erfahrung des "Zornes Gottes" (Antwort auf die Sünde des Menschen), subjektive Schulderfahrung als Ursache der Betrübtheit versus Erfahrung der Rettung durch Gott durch seine Güte, aber Zerstörung der Feinde

- Das Geschick des Gottesknechtes und dessen sakramentstheologische Relevanz

: rituelle Mehrdeutigkeit des Geschehens (eindeutig ist nur die Tatsache, daß der Knecht der Inbegriff des Opfers ist: physisches Leiden, psychisches Leiden, Verfolgung im Namen Gottes, gewaltsamer Tod, Grabstätte bei den "Ruchlosen")

: Unterschiedliche Wahrnehmung göttlicher Rolle/Maske (Prosopon - Person) seitens der Beteiligten >> vgl. v.a. Jes 53,4f.

- die Vorrangigkeit einer positiven Gotteserfahrung beim Gottesknecht: die Inspirationskraft seines Gottes ist ihm die Kraftquelle auch in der Passion; "Ergebnis" der göttlichen Zuwendung zum Knecht: Transformation der Passion (der Knecht wird leben; sein Leiden bleibt nicht unsinnig, sondern wird aufgrund göttlichen Handelns "fruchtbar" für andere >> die Problematik der Sühne/ des stellvertretenden Erleidens.

- Die Transformation der Gotteserfahrung bei den Verfolgern aufgrund der Haltung des Gottesknechtes >> Umkehr (im Kontext der Erfahrung von vox populi vox dei: "wir meinten, er sei von Gott geschlagen"); Schuldfähigkeit (unsere Schuld lag auf ihn - wir waren es!)

  • vierter systematischer Ertrag:

Der Ritus als Offenbarungsmodus Gottes bleibt in seiner Natur ambivalent; die Rückführung der Verschiedenheit von Masken/Prosopa (Personen) Gottes auf die Ängste und Hoffnungen verschiedener Rollenträger (Sieger und Opfer) gibt zwar eine Auskunft über "den Besetzungszettel" des rituellen Geschehens wieder, vermag aber die Transformationsprozesse nicht zu erklären. Ohne die Glaubenseinsicht in die transformierende Kraft des lebendigen Gottes in den Situationen des Leidens und der Verfolgung (Vollendung der universalior et profundior appetitio durch die Sackgassen des Leidens und der Ausgrenzung) kann das "sakramentale dramatische Geschehen" von den "heidnischen Ritualen" (auch der medial strukturierten Gegenwart) nicht unterschieden werden.

1.4. Epilog

Rolle, Maske/Prosopon - Person Jesu Christi im dramatischen Geschehen

  • Christologisches Bekenntnis: Verdichtung und Versöhnung der vielfältigenn (widersrpüchlichen) prosopa des dramatischen Geschehens in einer Person und einer Lebensgeschichte

- Problem: Ist diese Rolle (Maske/Prosopon) nur eine neben den anderen (sowohl im quantitativen Sinn: eine von vielen, als auch im qualitativen Sinn: die Superrolle, die als Modell im sakramentalen Geschehen der Kirche "ergriffen" werden kann)?

  • Rituelle Nachahmung der Rolle Jesu Christi versus sakramentale Teilhabe an seiner Person >> - sinnstiftende Geschichten: "Viridiana" von L. Bunuel versus "Bad Lieutenant" von A. Ferrara

2. "Logik" des sakramentalen dramatischen Geschehens

  • Ähnlichkeit und Unterschied des sakramentalen Geschehens zum rituellen Drama der Postmoderne

- Ähnlichkeit: Vielfalt und Widersprüchlichkeit der Rollen (die gewählt werden können, oder in die man hineingedrängt wird)

- Unterschied: Weder ein Nebeneinander, noch eine Reduktion aufeinander, sondern eine Anordnung gemäß einer inhaltlich geprägten Logik (signum rememorativum: Anamnese)

  • Wandlung aufgrund der Rollenveränderung im sakramentalen Geschehen

- "Katastrophe" des Konzeptes in dem die Kirche als Moralanstalt und der Prediger als der Inbegriff des erhobenen Zeigefingers begriffen werden (vgl. Chr. Wolf, Medea 129: "Es ist doch lächerlich, anzunehmen, Menschen würden dadurch gebessert, daß man ihnen die Wahrheit über sie sagt".

- Strukturierung und Veränderung des menschlichen Verhaltens aufgrund der "aneignenden Mimesis": "Besetzen, "Ergreifen" von Rollen, Mustern und Haltungen

- Konfikthaftigkeit der aneignenden Mimesis: rituelle Lösung der Konflikte - mechanische Transformation des mimetisch strukturierten Strebens >> "heidnische Logik" des rituellen Geschehens: Prolog + die ersten zwei Akte >> der Ritus bleibt in seiner gesellschaftskonstituierenden Kraft grundsätzlich verfügbar (wenn auch nicht 100%-ig steuerbar), deswegen hat er eine stabilisierende Funktion: vgl. die Markt und Medienreligion

- Wandlung aufgrund der Transformation der aufgedrängten Opferrolle in die Haltung der Proexistenz (die aufgrund der freien Identifizierung Gottes mit dem Opfer möglich wurde)

  • Noch einmal: die Logik des Epilogs, oder der Sinn des patristischen Satzes: die Sakramente der Kirche sind die Frucht des Kreuzesgeschehens

Das Kreuzesgeschehen fokussiert das rituelle Geschehen (mit ihrer Vielfalt und Widersprüchlichkeit an Rollen) auf die zentrale Frage nach der im rituellen Geschehen stattfindenden Wandlung >> Ritus und Sakrament:

vgl. die Mysterientheologie von Odo Casel: Sakramente >> rituelle Nachahmung des Sterbens Christi, das uns Anteil gibt an Gott analog zu den heidnischen Mysterienreligionen: Christus wird uns gegenwärtig in einem mysterienhaften Abbild des Geschehens.

Warum?

- gegen den modernen Subjektivismus in der Deutung des Offenbarungsgeschehens; zum Inhalt der Offenbarung gehört auch eine bestimmte geistige Form

- Hellenistische Form und die Mysterienerfahrung: im Kultmysterium werden durch die gottesdienstlichen Handlungen des ganzheitlichen Menschen göttliche Taten und Wirklichkeiten unter Symbol und Ritus gegenwärtig gesetzt

- Providentielle Fügung: Gott benutzte die Formen der hellenistischen Kultur

- Im Anschluß an Röm 6,5: rituelle Nachahmung des Sterbens Christi in der Taufe (hinabsteigen des Menschen in das Taufbecken und das Untertauchen)

- "Die Messe ist die Schlachtung des Heilands, die sich in seinen Gliedern vollendet" (Das christliche Opferverständnis)

- Kritik an und Würdigung der Position Casels im Anschluß an die Unterscheidung der Riten in II. 05 und II. 1.3

Das Kreuzesgeschehen ist in der Sakramententheologie unter der doppelten Perspektive zu sehen:

als ein Teil des gesellschaftlichen Mechanismus (der auch unsere Öffentlichkeit strukturiert) und in dem wir uns auch als Rollenträger (im Sinn von II. 1.1 und II. 1.2) entdecken können;

und (von der Perspektive der Auferweckung gesehen) als ein konsequent durch den Tod hindurch durchgetragenes pro-existentes Handeln Jesu. Weil die Auferweckung Jesu diese Konsequenz erst möglich macht (die Schuldvergebung durch den Auferweckten ist die Vollendung dieses proexistenten Handelns), ist diese zweite Perspektive letztlich nur dem Glauben zugänglich (mysterium fascinosum). Von dieser Perspektive betrachtet, verwandelt sich das rituelle Geschehen mit seiner Vielfalt an Rollen (Masken/Prosopa/Personen) und in das dramatische Sakramentale Geschehen der Kirche.

  • Schuldfähigkeit als erste Folge der sakramentalen Wandlung:

das sakramentale Geschehen zeigt unsere Geschichte (Rollenübernahmen, Verweigern und Aufdrängen von Rollen) als eine Geschichte unseres Gegnersein aber auch als die Geschichte des Erleidens dieses Gegnerseins durch Christus und den durch diesen Tod hindurch bewirkter Versöhnung.

  • Eucharistiefeier: Quelle und Höhepunkt des sakramentalen Geschehens der Kirche

Struktur der Eucharistiefeier: Versammlung um den Ausgestoßenen>> Memoria der Ausstoßung (Schuldbekenntnis), Versöhnung durch den Auferweckten>> neue Gemeinschaft (nicht jenseits des Teufelskreises vom Ausschluß und Opfer), sondern eine die durch diese hindurch möglich wurde.

  • Vorordnung der sakramentalen Wirklichkeit vor dem ethischen Bemühen:

>> Motivation und kritisches Korrektiv:

vgl. Johannes Paul II,

- Sollicitudo rei socialis 48: "Durch die Eucharistie ... vereinigt uns so der Herr mit sich selbst und untereinander mit einem stärkeren Band als jede rein natürliche Einigung und, so geeint, sendet er uns in die ganze Welt..."

- Centesimus annus 25 (Einschätzung des Jahres 1989).

>> Entlastung: Sakramentale Vergegenwärtigung des Geschehens "arbeitet" der Anmaßung entgegen, dies zu wiederholen, was Christus getan hat.

III. Konturen sakramentstheologischer Vorstellungskraft:

Systematische Mosaiksteine (erster Entwurf, durch eigene Phantasie und Lektüre eines systematischen Handbuchs zu ergänzen)

1. Systematische Impulse aus dem II. Teil

1.1 Verdichtung des sakramentalen Geschehens der Kirche in konkreten Lebenssituationen in den "einzelnen" Sakramenten: (ritueller Vorgang im engeren Sinn des Wortes als Verdichtung des ganzen Dramas in einem Augenblick)

1.2 Einzelne Sakramente sind primär nicht als "Dinge" zu fassen (vgl. Hugo von St. Victor: corporale vel materiale elementum), sondern als rituelle Kommunikationsgeschehen zwischen Menschen, Menschen und Gott, in denen es weniger um Spender und Empfänger geht, als vielmehr um Beteiligte (Rollenträger);

1.3 Logik des sakr. Geschehens: "bewußte" Übernahme von Rollen zur Wandlung der "aufgezwungenen Rolle":

- Geburt als "Aufdrängung der Lebensrolle" im rituellen Geschehens des "Leben- und Sterbenmüssens" >> Taufe als sakramentales Geschehen: Übernahme der Lebensrolle im sakramentalen Geschehen der Kirche (sakramentale Teilhabe am Geschick Jesu Christi incl. seines Todes und seiner Auferweckung>> Teilhabe am Priestertum Jesu Christi)

- Krisen der Grenzsituationen im Verlauf des Lebensprozesses und deren Bedeutung im rituellen Geschehen des "Lebens- und Sterbemüssens":

: Grenzsituation als Verdichtung des konfliktuellen Lebensprozesses

: Typische Grenzsituationen:

Pubertätskrisen: Bedeutung der Firmung (vgl. die kulturelle Zunahme der Gewaltriten in der Pubertät)

Krankheit: Bedeutung der Krankensalbung

Übergang zur einer neuen Lebensform: Bedeutung vom Ehesakrament (Ordo)

Sterben: Krankensalbung oder ein Sterbesakrament

...... moderne kulturelle Krisen und deren sakramentale Transformation

: "profundior et universalior appetitio"; deren intersubjektive Gestaltung durch Ausschluß von Menschen (und deren Integration) und die daraus resultierenden fundamentalen "strukturellen Krisen":

>> Ausschluß, Anschuldigung, Projektionen, Schuldverdrängung (und die in solchen Vorgängen aufgezwungene Rolle: Unschuldsträger): Bußsakrament und Schulderfahrung (Schuldfähigkeit aufgrund der Schuldvergebung) vgl. Gnadentheologie: Gnade und Schuld

>> "Gegeneinander Essen, Trinken": Isolation, Selbstisolation: Eucharistie: miteinander essen und trinken (vgl. II. Prolog)

Taufe: Transformation der Lebensrolle

1.4 Bedingungen der Möglichkeit der sakramentalen Wandlung

- Leiblichkeit der Kommunikationspartner im rituellen Geschehen

: gnostische Versuchung der gegenwärtigen Markt und Medienreligion (Werbung: rituelle Verdichtung der Religion des Kapitalismus; Cyberspace als quasisakramentaler Rahmen) >> strukturelle Leibfeindlichkeit

: sakramentales Geschehen und dessen leibliche Dimension: konkrete Leiblichkeit (determiniert durch Alter) >> geradezu eine conditio sine qua non für die Konstitution der Rolle im Geschehen (Gesundheit, Krankheit, Älterungsprozeß, Hunger, Durst, konkrete Sexualität);

der Auferweckte Christus als Kommunikationspartner im sakramentalen Geschehen und seine Leiblichkeit

- Intersubjektivität: rituelle (und damit auch sakramentale) Wandlung erfordert eine Gemeinschaft >>

: einzelne Sakramente: nicht isolierte Kommunikationsvorgänge sondern Handlungen der ganzen Kirche (in denen der Einzelne an seinen "Ort des Dramas" gestellt wird);

die normativen "Grenzen" der ganzen Kirche: communio sanctorum -- Kommunikation durch den Tod hindurch (Anrufung und Fürbitte der Heiligen v.a. der Märtyrer, die durch den "gewaltsamen Ausschluß" aus ihrem irdischen Leben und ihre Martyriumshaltung das sakramentale Geschehen der Kirche verdichten)

Logik der Intersubjektivität (vgl. in der Gnadenlehre: Logik der Proexistenz): Logik des universale concretum>> Ausweitung der Perspektive: von den Erfahrungen des "Hohen Liedes" (Erfahrungen der einzelnen "Patriarchen) bis hin zur Erfahrung (und der Theologie) des Gottesknechtes (Einheit von Monotheismus, Schöpfungsglauben, Erlösung und eschatologische Vollendung) >>> Folge davon: die systematische Funktion des Ehesakramentes.

: Ordo und dessen Eigenart im Kontext des sakramentalen Geschehens >> die Gnade der Weihe ist nicht eine auf das Individuum "zugeschnittene" Gnade >> Ordo im Dienste der kirchlichen Einheit (gerade im Kontext der fundamentalen sakramentalen Vollzüge, in denen es um eine bewußte Transformation des - auf Ausschluß hin tendierenden - rituellen Geschehens geht: Buße und Eucharistie, Krankensalbung, im fundamentalen Sinn auch Taufe))

- Kontinuität: Wandlung setzt die Logik einer Geschichte voraus

: postmoderne Versuchung der Auflösung der Geschichte und die daraus neu resultierende Gefahr der magischen Verstümmelung des sakramentalen Geschehens

: Kontinuität aufgrund des Handelns des auferweckten Christus (Kontinuität durch die Brüche hindurch, ja: durch den fundamentalsten Bruch der menschlichen Erfahrung: den Tod), des kirchlichen Handelns und des Handelns von betroffenen Menschen, die nicht beliebig aus der Geschichte "aussteigen" können (Bedeutung der Lehre vom Sakramentalen Charakter der Taufe, Firmung und des Ordo)

- Dimension der Gnade: Wandlung innerhalb des sakramentalen Geschehens nicht aufgrund des ethischen Bemühens des Einzelnen, sondern aufgrund des Handelns des Auferweckten und der kirchlichen Gemeinschaft an ihm

- Eschatologische Dimension: Hoffnung auf den immer noch größeren Gott, der im Kontext der sich potenzierenden Unheilserfahrungen, das Negative zu wandeln vermag >> eschatologische Grenze der sakramentstheologischen Vorstellungskraft: das Mahl aller Völker auf Zion und die Hochzeit des Lammes

2. Kirchenrechtliche Grenzen der sakramentstheologischen Vorstellungskraft CIC Buch IV Teil I (Can 840-1165): Grundsatzlinien:

Can 840: Sakramente: Handlungen Christi und der Kirche;

Can 841: die Sakramente sind für die ganze Kirche dieselben (deswegen auch die Bedeutung einer "amtlichen" Regelung der sakramentalen Vollzüge inckl. der Gestaltung des Ritus vgl. Can 846);

Can 844: die geistlichen Amtsträger dürfen die Sakramente nicht verweigern, denen die darum bitten (die Frage der Disposition ist eine logisch nachgeordnete Frage);

Can 848: Sakramente sind nicht nach der Logik des Marktes zu feiern! (Markt und Medienreligion versus kirchliche Sakramentenpraxis)

3. Entgrenzung der kirchenrechtlichen Grenzen im konkreten seelsorgerlichen Drama

1. Primat der Praxis in der Gestaltung der sakramentstheologischen Vorstellungskraft in der Geschichte der Kirche

2. Neuralgische Punkte in der Gegenwart: Auseinandersetzung um die Gestalt des Ordo: dogmatischer Streit, oder ein Streit um die Frage des Priesterbildes;

"Blindheit" der Sakramententheologie für die moderne Arbeitsgesellschaft u.a.

 

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