Nadine Jasmin Ortner
Von der Freude, abzuschließen
(13.09.2023)
Nadine Ortner bringt gerne Dinge zu Ende. Das war schon in ihrem Molekular-biologie-Studium so, für das die gebürtige Kärntnerin aus ihrem Heimatort Ossiach nach Wien gezogen war – von einer 860-Seelen-Gemeinde in die „große Stadt“, wie sie sagt. Und eigentlich auch schon viel früher. Als Kind war sie begeisterte Turnerin, später spielte sie in einem Volleyball-Team. „Ich habe immer alles so lange gemacht, bis ich Resultate gesehen habe“, beschreibt sie. „Da bekomme ich mein Dopamin. Wenn die erste Hürde genommen, die erste Medaille gewonnen oder der erste Beleg da ist, dass ich das kann, was ich mir vorgenommen habe, suche ich mir etwas Neues.“
Das trieb sie auch im Studium an. „Es gibt nichts Schöneres, als vor einem Berg von Daten zu sitzen, mich durchzuwühlen und zu sehen, wie daraus ein kohärentes Bild entsteht.“ Heute sieht sie das ein wenig differenzierter. Die langen Nächte und durchgearbeiteten Wochenenden gehören mittlerweile größtenteils der Vergangenheit an. „Da hat sich zum Glück einiges geändert. Egal wie viel Spaß es macht, es braucht eine gesunde Balance. Das versuche ich heute auch meinen Studenten und Studentinnen beizubringen.“
Natur-Suche
Nach ihrem Studium brauchte die Molekularbiologin, wie könnte es anders sein, etwas Neues: „Auf Dauer war Wien nichts, so ganz weit weg von Wald, Wasser und Gebirge“, sagt sie. Dementsprechend kam ihr eine Stelle im PhD Programm in der Abteilung für Pharmakologie und Toxikologie in Innsbruck gerade recht. „Ich habe ganz klar wieder mehr Natur gebraucht, und da war Innsbruck eigentlich perfekt.“ Nach einem kurzen Bewerbungskrimi fand sie hier ihre Traum-Stelle, wie sie selbst sagt.
Die Anziehungskraft der Natur ist allerdings weiter ungebrochen. Und so hat Ortner gemeinsam mit ihrem Partner, ihrer mittlerweile eineinhalbjährigen Tochter und ihren zwei Katzen – beides pandemiebedingte Familien-Ergänzungen – Innsbruck schon wieder den Rücken gekehrt. Zumindest ein wenig. „Wir sind seither zwei Mal umgezogen, immer etwas weiter weg aus der Stadt. Jetzt wohnen wir in Leithen in Seefeld – nahe genug bei der Uni und trotzdem mitten im Grünen.“ Und hier fühlt sie sich am wohlsten – beim Wandern, auf dem einen oder anderen Klettersteig oder beim Schwimmen und Surfen.
Die Welt verstehen
„Draußen zu sein ist einfach cool“, meint Ortner begeistert. „Und das Tolle ist: Man ist umgeben von Wissenschaft. Pflanzen, Tiere, Ökosysteme, Chemie und Physik greifen ineinander und werden sichtbar.“ Dieses „Forschertum“ gewinnt mit dem Älter werden ihrer Tochter noch einmal an Qualität. „Es ist wunderbar, die Welt noch einmal durch die Augen eines Kindes zu entdecken. Ich freue mich auch schon auf die ersten, vor allem technischen Lego-Sets, die damals in meiner Kindheit für Mädchen noch eher unüblich waren.“
Aber auch in den eigenen vier Wänden hat Ortners Neugierde kaum ein Ende: Sie liest pro Woche mindestens ein Buch, meistens eher zwei oder auch drei. In ihren Bücherregalen findet sich eine bunte Mischung von Sachbüchern, aber ebenso viele Psychothriller und so manches True-Crime-Werk. Auch hier sind es die zugrunde liegenden Zusammenhänge und Mechanismen, die es ihr angetan haben: „Zu verstehen, warum Menschen das tun, was sie tun, ist absolut faszinierend.“
Bunt macht glücklich
Ergänzt werden die wohligen Leseabende mit Kind und Katzen durch Basteleien. Egal ob Häkeln, altmodische Fotoalben oder Origami: Ortner hat schon vieles ausprobiert und freut sich jedes Mal, etwas Neues gelernt und vor allem mit einem neuen Projekt abgeschlossen zu haben. Nur mit einem wird sie wohl niemals fertig werden: „Meine Tätowierungen werden mein ganzes Leben lang mehr werden und wachsen“, ist sie sich sicher. „Solange ich Menschen treffe und Dinge erlebe, werde ich die in Tattoos verewigen – wie eine Landkarte, auf der ich mein eigenes Wachstum verfolgen kann.“
(Autor: Daniel Feichtner)
Steckbrief
Name
Nadine Jasmin Ortner
Funktion
Universitätsassistentin am Institut für Pharmazie, Abteilung für Pharmakologie und Toxikologie
An der Uni seit
2012
Wohnort
Leithen (Reith bei Seefeld)
Herkunft
Ossiach, Kärnten