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Alpine Nachhaltigkeit auf Hütten: Projekt erfolgreich abgeschlossen – Universität Innsbruck
Taschachhaus in den Ötztaler Alpen
Taschachhaus in den Ötztaler Alpen: Das Taschachhaus ist eine saisonal bewirtschaftete Alpenvereinshütte der Sektion München. Sie ist eine von fünf Hütten, die im Projekt ANAH eingehend untersucht wurden. Das Taschachhaus stand bereits in einer Pilot-Studie von 2018 bis 2020 im Mittelpunkt des Interesses.

Al­pine Nach­hal­tig­keit auf Hüt­ten: Pro­jekt er­folg­reich ab­ge­schlos­sen

Die Sektion München des Deutschen Alpenvereins e. V. und das Institut für Geographie der Universität Innsbruck haben ihr insgesamt knapp zweieinhalb Jahre dauerndes Projekt „Alpine Nachhaltigkeit auf Hütten – ANAH“ erfolgreich abgeschlossen.

In dem Projekt wurden erstmals die Zusammenhänge verschiedener Faktoren der Bewirtschaftung alpiner Stützpunkte wissenschaftlich mit Methoden zur Messung der Indikatoren untersucht. Die Humangeographin Jutta Kister leitet das Projekt an der Universität Innsbruck. Die Ergebnisse wurden heute im Rahmen eines Pressegesprächs in München präsentiert. ANAH wird durch das EU-Programm INTERREG Bayern – Österreich gefördert. Untersucht wurden die Münchner Sektionshütten Albert-Link-Hütte (Spitzing), Höllentalangerhütte, Reintalangerhütte (beide Wetterstein), Taschachhaus (Pitztal) und Watzmannhaus (Nationalpark Berchtesgaden). Die ursprünglich ebenfalls beteiligte Franz-Senn-Hütte (Stubai) der Innsbrucker ÖAV-Sektion konnte aufgrund eines größeren Murenabgangs in Hüttennähe nicht in die finalen Untersuchungen eingebunden werden. Mit dem Projekt ANAH wurden erstmals die Zusammenhänge verschiedener Faktoren der Bewirtschaftung alpiner Stützpunkte im bayerischen und im Tiroler Alpenraum wissenschaftlich nach Aspekten der Nachhaltigkeit im Spannungsfeld zwischen Bergsport und Naturraum untersucht. ANAH wurde als integratives Nachhaltigkeitskonzept, das Gebäudeinfrastruktur, Hüttenbetrieb und Bergsportler*innen unter ökologischer, ökonomischer und sozialer Dimension untersucht, durchgeführt.

Leitfaden mit Anreizen für Hütten

Die Ergebnisse werden ab Mitte 2022 in Form eines Leitfadens insbesondere Alpenvereinshütten – aber auch anderen Gastronomie- und Herbergsbetrieben – Anreize, Ideen und Handlungsempfehlungen für einen nachhaltigeren Betrieb geben. Durch ANAH konnte ein klares Bild gewonnen werden, wo und wie künftige Maßnahmen ansetzen müssen, wie Jutta Kister, ANAH-Projektleiterin am Institut für Geographie der Universität Innsbruck, erklärt: „Wichtige Erkenntnisse aus den Erhebungen auf den ausgewählten Hütten sind einerseits, dass das erarbeitete Set an Indikatoren vor Ort anwendbar ist und andererseits, zu sehen, an welchen Themenfeldern auf den Hütten bereits intensiv gearbeitet wird und welche Themen noch zu wenig berücksichtigt werden.“ Auch Martin Coy, Leiter der Arbeitsgruppe für Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsforschung am Institut für Geographie betont die Bedeutung vor allem auch der praktischen Umsetzbarkeit: „Für unser Institut hat nicht nur das Thema Nachhaltigkeit einen sehr hohen Stellenwert, vor allem ist es uns ein großes Anliegen, mit Praxispartnern zusammenzuarbeiten. Insofern ist das Projekt ANAH in Kooperation mit der Sektion München und natürlich auch mit den Hüttenbetreiberinnen und -betreibern ein wichtiges Projekt, das wiederum verdeutlicht hat, dass Wissenschaft-Praxis-Dialoge für beide Seiten vorteilhaft sind und uns einen guten Weg in die Zukunft weisen können.“ Die Ergebnisse dieses Projekts können daher generell für Hütten im Alpenraum von Interesse sein und wertvollte Anreize liefern: „Den Aufenthalt in den Bergen so nachhaltig wie möglich zu gestalten, dafür liefern wir das Handwerkszeug. Und zwar für alle Bergsporttreibenden, den Hüttenpächterinnen und -pächtern, allen Sektionen des Deutschen Alpenvereins sowie allen weiteren interessierten Akteuren“, sagt Roman Ossner, ANAH-Projektleiter bei der Sektion München des Deutschen Alpenvereins. Thomas Urban, Geschäftsführer der Sektion München, sieht ähnliches Potenzial: „Die Ergebnisse werden allen Sektionen des DAV zu Gute kommen. Sie werden des Weiteren in die derzeit in Umsetzung befindlichen verschiedenen Nachhaltigkeits- und Klimastrategien des DAV-Bundesverbandes einfließen. Als größte Sektion des DAV werden wir damit unserer Rolle gerecht und treiben den Fortschritt in Bezug auf eine nachhaltige Bewirtschaftung von Alpenvereinshütten maßgeblich voran.“
 

Umfassender Blick auf Hüttenbewirtschaftung

Im Rahmen von ANAH wurde ein eigenes Nachhaltigkeits-Monitoring-System entwickelt, das insgesamt 16 ökologische, ökonomische und soziale Ziele messbar macht. Mithilfe von sechs verschiedenen Messmethoden konnten so über 150 konkrete Maßnahmen definiert und beschrieben werden, aus denen detaillierte Aufgaben hergeleitet wurden.

Beispiele:

  • Im Bereich der Gebäudeinfrastruktur sind dies etwa die Umstellung zu einer vollständig autarken Energieversorgung, die Umstellung der Beleuchtung auf dimmbare Leuchtkörper, die dauerhafte Deaktivierung von Außenbeleuchtung außerhalb der Nutzungszeiten oder die Installation von Durchlaufbegrenzern bei Wasserhähnen und Duschen.
  • Vergleichbare Aufgaben sind im Bereich des Hüttenbetriebs beispielsweise die CO2-Reduzierung beim Lebensmitteltransport durch den Wechsel auf regionale Versorger, der Bildung von Einkaufsgemeinschaften mit benachbarten Betrieben, den Einkauf in größeren Mengen oder eine Vermeidung nicht-saisonaler Früchte und Gemüsesorten. Ein weiterer Ansatz ist die Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien bei der Lebensmittelbeschaffung, also beispielsweise Fleisch aus extensiver Haltung und dem verstärktem Angebot vegetarischer und veganer Speisen. Auch die Schaffung sinnvoller Lager- und Transportkapazitäten sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen sorgen für verstärkte Nachhaltigkeit.
  • Bergsportler*innen, die Alpenvereinshütten aufsuchen, können in erster Linie im Bereich der Mobilität Emissionen einsparen. Anreize können gesetzt werden, etwa durch Rabatte auf die Übernachtungspreise bei öffentlicher Anreise, dem Verleih von Bergsportausrüstung auf den Hütten, organisierten Gruppentouren mit öffentlicher Anreise, verbesserter ÖPNV-Kommunikation oder der Etablierung von Mitfahrbörsen über den DAV.

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