Richard Strohal, 1888 in Mährisch-Schönberg als Sohn eines k.k. Offiziers geboren, studierte nach der Matura am Franziskanergymnasium Hall in Tirol ab 1907 an den Universitäten Wien, Göttingen und Innsbruck Philosophie, Mathematik und Physik.
1924 bei Franz Hillebrand und Alfred Kastil mit einer Arbeit über „die Grundbegriffe der reinen Geometrie in ihrem Verhältnis zur Anschauung“ für Philosophie habilitiert, erhielt Strohal 1930 auf Kastils Initiative ein Extraordinariat für Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Pädagogik. Strohal war auch von Alfred Kastils humanistisch politischem Verhalten geprägt: Schon 1920 hatte sich Kastil der antisemitischen Hetze deutschnationaler und katholischer Innsbrucker Studenten gegen Karl Kraus widersetzt. 1933 war Kastil als die absolute Ausnahme unter der Innsbrucker Professorenschaft aus Protest gegen nationalsozialistische Strömungen an Österreichs Universitäten in den vorzeitigen Ruhestand getreten.
Im April 1938 wurde Strohal vom NS-Regime amtsenthoben. Die Gestapo meldete am 15. Juli 1938 für Strohal bedrohlich:
„In der Innsbrucker Theaterangelegenheit gegen den Juden Heller, ehemaliger Direktor des Innsbrucker Stadttheaters, trat er als Freund und Beschützer dieses Juden auf. Als Mitglied des Bauausschusses des Innsbrucker Gemeindetages, bevorzugte er bei Bauausschreibungen, Baumeister, welche streng vaterländisch eingestellt waren und der Heimatwehr angehörten. Weiters war er in verschiedenen Organisationen der Vaterländischen Front tätig, so unter anderem in den O[stmärkische] S[turm] S[charen], Sachwalterschaft der Universität und im Amte für Leibesübungen. Strohal äußerte sich stets in abfälliger Weise gegen die NSDAP, belegte den Führer mit den übelsten Schimpfnamen und betrieb eine Hetz- und Greuelpropaganda gegen Deutschland.“
Strohal wurde nach der Befreiung 1945 reaktiviert, er fungierte für jeweils eine Amtsperiode als Dekan der Philosophischen Fakultät sowie als Rektor.
Mit Strohal wurden in der philosophischen Fachgruppe die Dozenten Hans Windischer (1909-1975, ab 1956 Professor für Geschichte der Philosophie und Systematische Philosophie an der Universität Innsbruck), Simon Moser (1901-1988, ab 1952 Professor für Philosophie an der Technischen Universität Karlsruhe) und Hubert Rohracher (1903-1972, später Ordinarius für Philosophie und psychologie an der Universität Wien) als „politisch nicht tragbar“ im Verlauf des Sommersemester 1938 entlassen.
Literatur
Wolfgang Brezinka, Pädagogik in Österreich II. Die Geschichte des Faches an den Universitäten vom 18. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Pädagogik an den Universitäten Prag, Graz und Innsbruck, Wien 2003.
(Text: Universitätsarchiv)