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Maibaum – Universität Innsbruck

Der Maibaum


Um den Maibaum, der am ersten Mai aufgestellt wird, spielen sich verschiedenste Bräuche ab. Dazu gehören die Maibaumbeschaffung aus dem Wald, seine Entrindung, das Schmücken, Aufstellen und Bewachen, aber auch die sportlich-spielerische Entwendung des Maibaums einer Nachbargemeinde und die Feier seiner Auslösung mit Freibier durch die Besitzer. Neben bemalten Maistangen, deren Wipfel naturbelassen, bekränzt oder mit einer Krone ausgezeichnet sind, gibt es, besonders im Gebiet südlich von München, Maibäume mit Figurenschmuck, der Häuser, Kirchen, Handwerkszeuge, Tanzpaare oder religiöse Motive abbildet und seitlich am Stamm befestigt wird.

Maibaum in Sillian / Pustertal (Osttirol) Photo: Berger Karl

Maibaum in Sillian / Pustertal (Osttirol)
Photo: Berger Karl

Nachweisbar sind solche Maibäume erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts, während die glatte Maistange, die ja oft auch im Wettkampf noch erklettert werden muß, schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts belegt ist. Noch älter ist der Brauch, einen eingewurzelten Baum zum Zeichen der Tanzfreiheit zu schmücken, und ihn zum Austragungsmittelpunkt für Spiele und Tänze zu erwählen. Regelmäßige, termingebundene Maibaumbräuche kamen später infolge des 30-jährigen Krieges auf. In jener Zeit stellten die Soldaten am ersten Mai Ehrenbäume für Offiziere, Fürsten oder hohe Gemeindevertreter auf, wofür Maibier ausgeschenkt und andere Vergünstigungen gewährt wurden.

Während der Maibaum bei den Predigern der Gegenreformation freundliche Anerkennung fand, stieß er bei den evangelischen Theologen und Aufklärerfürsten auf Ablehnung. Verschärfte Forstbestimmungen brachten den Brauch vielerorts zum Erliegen. Nach einem erneuten Aufschwung im 19. Jahrhundert wurde der Maibaum nach dem Ende des ersten Weltkrieges zur Modeerscheinung und erlebte seine weiteste Verbreitung mit der Propaganda der Nationalsozialisten, die den Maibaum zum Sinnbild der erwachenden Natur erklärten.


Für Tirol gelten folgende Besonderheiten: nach dem zweiten Weltkrieg kam der Brauch, der wohl noch an die Herrschaft der Nationalsozialisten erinnerte, zum Erliegen und starb in den 60-er Jahren völlig aus. Erst Mitte der 70-er Jahre wurde er wiederaufgenommen und wird seitdem regelmäßig gepflegt. Belebt wurde der Brauch in vielen Orten – wie etwa Aurach, Jochberg und Kitzbühel – durch die Landjugend, in St. Johann hingegen durch den Fremdenverkehrs-
verband. Hier weist der Maibaum auch ein anderes Aussehen auf, als in anderen Teilen Tirols: er ist zwar auch ganz von der Rinde befreit, besitzt aber keinen Wipfel und kein Reisiggewinde. Dafür zieren ihn verschieden große Kränze und ein Trachtenpärchen, wie es in Bayern üblich ist.

 


Literatur:

Küster, Jürgen: Wörterbuch der Feste und Bräuche im Jahreslauf. Wien 1985. - Burgstaller, Wolfram: Der Maibaum in Österreich. In: Österreichischer Volkskundeatlas. Kommentar 3. Lieferung (1968), Bl. 48, 49 und 50.

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