Der sport ist ein Sozialsystem, das angesichts seiner auf den Körper und die Steigerung körperlicher Leistungen ausgerichteten generalisierten Handlungsorientierung einen besonderen Resonanzboden für die soziale Konstruktion von Geschlecht darstellt. Die Handlungsorientierung prädisponiert die Aktualisierung traditioneller Geschlechterdifferenzierung, zumal die Körper und unterschiedliche Leistungsfähigkeit der sportler und sportlerinnen quasi als eine visuelle Empirie der natürlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern erscheinen. Der Vortrag wird exemplarisch einige Prozesse und institutionelle Arrangements der Konstruktion von Geschlecht aufzeigen und darüber hinaus auf die Rolle der sportberichterstattung eingehen, die ebenso an der Stabilisierung der heteronormativen Geschlechterordnung beteiligt ist.
Prof. Dr. Ilse Hartmann-Tews ist Professorin für Soziologie und sportsoziologie an der Deutschen sporthochschule Köln und dort Leiterin des Instituts für Soziologie und Geschlechterforschung.
Nach der Promotion in Soziologie an der Universität zu Köln (UzK) habilitierte sie an der Deutschen sporthochschule Köln (DSHS) zu der Thematik des Strukturwandels von sportsystemen und der Realisierung der Europäischen Charta ‚sport für für Alle‘. 1997 erhielt sie den Ruf auf die Professur für ‚Frauenforschung im sport‘, SS 2012 war sie Aigner-Rollet Gastprofessorin an der Karl-Franzens-Universität in Graz.
Schwerpunkte in der Forschung sind Analysen zur medialen Konstruktion von Geschlecht in der sportberichterstattung, zur geschlechtsbezogenen somatischen Kulturen im Kontext von sport und Alter(n), zu den Rahmenbedingungen sexualisierter Gewalt im sport und zu der Situation von LSBTI* Personen im sport.