IVB-Preis für Ideen zur nachhaltigen Entwicklung verliehen
Der mit je 3.000 Euro dotierte Innovationspreis der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) geht in diesem Jahr an die Biologin Andrea Ganthaler, den Umwelttechniker Robert Sitzenfrei und den Chemiker Christof Strabler. Sie wurden heute an der Universität Innsbruck für ihre außergewöhnlichen Forschungsleistungen ausgezeichnet.
„Bei den prämierten Forschungsarbeiten geht es um Nachhaltigkeit, Lebensqualität und Umweltschutz – Ziele, denen sich auch die IVB verschrieben haben. Mit dem Preis wollen wir junge Wissenschaftler der Universität unterstützen, die mit konkreten Arbeiten zu dieser Zielausrichtung einen wichtigen Beitrag leisten“, erklärte der Geschäftsführer der IVB, DI Martin Baltes, bei der Preisverleihung.
Prof. Sabine Schindler, Vizerektor für Forschung der Universität Innsbruck, bedankte sich bei den Innsbrucker Verkehrsbetrieben für diese Unterstützung: „Diese Auszeichnungen sind eine wichtige Anerkennung und bedeuten einen enormen Motivationsschub für junge Forscherinnen und Forscher. Das Engagement von Partner wie der IVB ist deshalb besonders wertvoll für die Universität.“
Die Preisträger/innen:
„Medizin“ für Bäume
Tirols Bergwälder erfüllen wichtige ökologische und sozioökonomische Aufgaben. Angesichts des Klimawandels bedarf es neuer Ansätze, um die Gesundheit dieser Wälder auch in Zukunft wahren zu können. Andrea Ganthaler, MSc untersucht den Fichtennadelblasenrost. Dieser Rostpilz befällt Fichten und führt zu Gelbfärbung und Abwurf der Nadeln und schränkt somit Photosynthese und Wachstum ein. Die Pilzerkrankung bringt nicht nur Einbußen im Holzertrag mit sich, sondern gefährdet auch die Schutzfunktion der Wälder vor Lawinen, Erdrutschen und Steinschlag. In der nun prämierten Arbeit stellt die junge Forscherin einen möglichen Ansatz zur Eindämmung der Baumerkrankung vor. Dabei wurden in ganz Tirol Fichten identifiziert, die sich durch eine natürliche Resistenz gegen den Parasit auszeichnen. Dieser Fichten wurden über Stecklingsbewurzelung gezielt vermehrt. Mithilfe dieser vielversprechenden Methode soll künftig resistentes Pflanzenmaterial zur Aufforstung von Hochlagen zur Verfügung gestellt werden.
Die Südtirolerin Andrea Ganthaler studierte in Innsbruck biologie und absolvierte das Masterstudium Botanik an der Universität Innsbruck. Derzeit forscht sie als Doktorandin am Institut für Botanik und am Zentrum für Klimawandelanpassung alpS.
Sichere Wasserversorgung
Versorgung mit sauberem Wasser und Entsorgung von Abwässern werden in modernen Gesellschaften als selbstverständlich erachtet. Die dafür notwendigen Strukturen sind traditioneller Weise in Form von Rohrnetzwerken zentral organisiert. Mit neuen Herausforderungen wie dem Klimawandel, starken Veränderungen der Bevölkerungsstruktur und Wasserknappheit werden neue nachhaltige Ansätze für die Wasserinfrastruktur notwendig. Dabei wird vermehrt auf flexible und adaptive Lösungen gesetzt. DI Dr. Robert Sitzenfrei hat untersucht, in wie weit es sinnvoll ist, solche Anlagen in bestehende zentral organisierte Systeme zu integrieren. Mit Hilfe von 80 virtuellen Fallstudien entwickelte er ein einfaches, empirisches Modell zur Prognose der Leistungsfähigkeit von Wasserinfrastrukturen, mit dem die Auswirkungen von Veränderungen untersucht werden können.
Der in Zell am See geborene Robert Sitzenfrei hat in Innsbruck Bauingenieurwesen studiert. 2010 schloss er das Doktoratsstudium der technischen Wissenschaften ab und forscht seither als Universitätsassistent am Arbeitsbereich Umwelttechnik der Universität Innsbruck.
Sonnenenergie effizienter nützen
Künstliche Photosynthese nutzt Lichtenergie, um molekularen Wasserstoff zu erzeugen, der als klimaneutraler Brennstoff verwendet wird. Die größten Vorteile gegenüber anderen Techniken der erneuerbaren Energien liegen im leichteren Transport und in der verlustärmeren Speicherung des Wasserstoffs. Mag. Christof Strabler wurde für zwei Arbeiten ausgezeichnet, die geeignete Moleküle für dieses Verfahren beschreiben. Das Hauptaugenmerk der ersten Arbeit liegt im Austausch von seltenen Metallen im Chromophorensystem durch das sehr häufig vorkommende Metall Kupfer. In der zweiten Arbeit konnte ein Komplex synthetisiert werden, in dem zwei Chromophorenzentren und ein katalytisches Zentrum chemisch verbunden sind. Dieser Komplex ermöglicht eine schnellere Reaktion.
Der gebürtige Vorarlberger Christof Mathias Strabler hat an der Universität Innsbruck mit Auszeichnung Chemie studiert. Seine Doktorarbeit absolviert er zurzeit im Rahmen des FFG-Projekts „Solarer Wasserstoff“ mit finanzieller Unterstützung der Firmen Verbund AG und Swarovski KG am Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie in der Arbeitsgruppe von Prof. Peter Brüggeller.
Im Jahr 2009 schrieb die Universität Innsbruck in Kooperation mit den Innsbrucker Verkehrsbetrieben (IVB) zum ersten Mal einen IVB-Forschungspreis zum Thema Öffentlicher Personennahverkehr aus. Im Vorjahr wurde das Themenspektrum erweitert und auf die nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Technik, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt ausgedehnt. Prämiert wird herausragende Forschung, deren Anwendungsrelevanz auch gesellschaftlich bedeutsam und ökologisch verträglich ist.